ANDREA SPIEGEL: Das klingt auf der einen Seite irgendwie logisch und einfach nachvollziehbar, auf der anderen Seite steckt doch einiges dahinter. Ich muss mir viele Fragen stellen und viele Dinge im Kopf behalten. Wenn sich jetzt jemand uns zugehört hat und denkt, dass das, was Klaus heute erzählt hat, eigentlich schon spannend klingt und er sich vorstellen könnte, auch Tags oder Transponder bei uns einzusetzen, was würdest du ihm raten? Hast du einen Tipp oder kannst du ihm vielleicht auch die Angst ein bisschen nehmen?
KLAUS DARGAHI: Also, das ist eine umfassende Frage. Ich versuche mal anzufangen. Was ich ihm erstmal mitgeben kann: Er ist kein Pionier. Die Vorstellung, dass er jetzt mit RFID anfängt und so einen Pioniercharakter hat, ist überholt. Der Zug ist abgefahren. Vor 20 Jahren hätte er damit anfangen müssen. Pionier ist er also nicht. Das gibt ihm schon ein bisschen Sicherheit, denn er ist nicht der Erste.
ANDREA SPIEGEL: Andere haben es also schon geschafft.
KLAUS DARGAHI: Aber ich glaube, dass sich momentan kein Unternehmen es leisten kann, sich nicht mit der RFID- und NFC-Technologie zu beschäftigen, um zu sehen, wie die innerbetrieblichen Prozesse durch RFID-Technologie schneller, rückverfolgbarer und kostengünstiger gemacht werden können. Es birgt einfach zu viel Potenzial. In der Regel können viele Prozesse dadurch viel schneller und kostengünstiger gemacht werden. Aber es ist eben kein leichter Prozess. Die Einführung von RFID-Technologie ist meistens eine Entscheidung auf höchster Management-Ebene. Das heißt, es kann nicht einfach eine Abteilung sagen: “Ah ja, ich mache jetzt mal nicht mehr Barcode, ich mache mal RFID.”
ANDREA SPIEGEL: Machen wir heute fünf Chips rein und so passt das ja.
KLAUS DARGAHI: Nein, das ist eine unternehmerische Entscheidung, weil man dann eben über die gesamten Prozesse in einem Unternehmen nachdenken muss, wie diese als Identifikationstechnologie eingesetzt werden können und die Infrastruktur dementsprechend aufgebaut werden muss. Das heißt, es ist ein echter Management-Prozess, ein echter Management-Prozess. Und dadurch dauern natürlich auch die Projektlaufzeiten, also wir haben Projektlaufzeiten von ein, zwei, drei Jahren. Und das bedeutet, dass sich das Unternehmen als solches dazu verpflichten muss, dies durchzuführen. Und wenn man das dann auch macht, braucht jedes Unternehmen einen starken Partner, der sie durch die Phasen eines RFID-Projektes führt. Und aus unserer Erfahrung sind vier Phasen realistisch.
Also die erste Phase ist die technische Machbarkeit. Das heißt, es wird überprüft, ob RFID-Technologie überhaupt die richtige Technologie für uns ist. Für das Produkt, das wir kennzeichnen wollen, und für unsere Abläufe. Welche Technologie ist überhaupt geeignet, welche Leseabstände, welchen Chip brauche ich? Also da wird viel auch in den Laboren gearbeitet, um zu sehen, ob RFID in unserem Umfeld überhaupt die geeignete Technologie ist.
Wenn das positiv bewertet wird, würde man in der zweiten Phase eine Kosten-Nutzen-Analyse machen. Und dazu, das ist schon sehr herausfordernd, ich glaube, das weiß L-mobile umso besser, man muss sich mit seinen eigenen Prozessen beschäftigen, man muss schauen, wie die Prozesse momentan sind. Und man muss auch eine Idee entwickeln, was sind denn meine Prozesskosten? Und dann muss man eine Idee entwickeln, wie wären die Prozesse denn dann mit RFID? Und wie wären dann die Prozesskosten? Und wie wären die Investitionen?
Um dann auch einen ROI errechnen zu können, wenn man jetzt auf diese Technologie umstellt. Also auch diese Kosten-Nutzen-Analyse ist ein ziemlich aufwendiger Prozess, den man eher nicht so gefühlsmäßig machen sollte, sondern eher REFA-mäßig. Das ist die zweite Phase.
Wenn auch die zweite Phase grundsätzlich positiv bewertet wird, würde man in eine dritte Phase gehen. Man würde sich in dem Unternehmen einen repräsentativen Prozess aussuchen und mal schauen, ob das, was man sich technisch ausgedacht hat oder auch in der Kosten-Nutzen-Analyse eruiert hat, wirklich so ist. Und würde eine Pilotinstallation machen und dann entsprechende Anpassungen und Modifikationen vornehmen.
ANDREA SPIEGEL: Probieren, testen und so weiter.
KLAUS DARGAHI: Und erst dann kommt es zu einem Rollout. Und dann muss man auch ein entsprechendes Wartungs- und Instandhaltungskonzept haben. Und man darf natürlich auch die Anbindung an das ERP-System nicht unterschätzen. Das ist gar nicht so einfach. Aber es ist ein langer Prozess. Und ich würde jedem Unternehmen empfehlen, wirklich eine leistungsstarke Firma zu nehmen, die sie durch diese Phasen und Prozesse führt. Das kann keine Firma alleine, sie nehmen dann auch andere Partner mit dazu. Aber das kann ein Unternehmen machen, entweder haben sie eigene Ressourcen dafür oder sie nehmen jemanden, der sie begleitet. Und dann kann auch wirklich der Unternehmenserfolg und das Projekterfolg sichergestellt werden.
ANDREA SPIEGEL: Da habe ich erstmal nichts mehr hinzuzufügen. Ich glaube, das gibt ein ganz gutes Bild davon, wie so etwas gelingen kann. Vielen Dank, Klaus, dass du heute da warst. Hat Spaß gemacht.
KLAUS DARGAHI: Ja, mir auch.
ANDREA SPIEGEL: Wir haben über NFC und RFID-Tags, Transponder und wie man den richtigen Tag für sein Digitalisierungsprojekt findet, gesprochen. Wenn ihr noch Fragen zu dem Thema habt oder neue Ideen aufgekommen sind, schreibt uns gerne in die Kommentare oder schickt uns eine Nachricht. Wir leiten es auch gerne an Klaus weiter, wenn etwas reinkommt. Und er beantwortet es dann im Nachgang. Ansonsten, wenn ihr Ideen für neue Folgen habt, was ihr gerne noch von uns im Podcast hören würdet, dann schreibt uns auch gerne eine Nachricht oder hinterlasst einen Kommentar. Und wir freuen uns über eine Bewertung bei iTunes, Spotify und Co. Oder natürlich auch einen Daumen nach oben bei YouTube. Vielen Dank, dass ihr da wart. Hat viel Spaß gemacht.
KLAUS DARGAHI: Vielen Dank. Es war sehr nett. Hat mir sehr viel Spaß gemacht. Und schönen Tag.
ANDREA SPIEGEL: Wir freuen uns auf euer Feedback. Genau. Macht’s gut. Bis dann.
KLAUS DARGAHI: Danke. Tschüss.