ANDREA SPIEGEL: Jetzt hast du da einen spannenden Aspekt gebracht, nämlich das Thema digitales Lernen. Normalerweise kennt man das von früher, man kommt ins Unternehmen, da wird man persönlich begrüßt, dann sitzt man vielleicht drei Tage neben einem am Laptop und lernt einmal alle Prozesse kennen. Heute wird man, durch die digitalen Möglichkeiten, ein Stück weit befähigt, sich viele Dinge selbst anzueignen, auch aus dem Homeoffice, aus einem anderen Standort oder aus einem anderen Land. Worauf kommt es dann bei diesem digitalen Lernpfad an? Was muss da drin sein? Wie muss der gestaltet sein, damit es auch Spaß macht? Ich kann mir vorstellen, wir sitzen tendenziell wahrscheinlich alle zu viel am Laptop. Da würde man sich eher wünschen, dass man vielleicht auch einen persönlichen Austausch hat. Aber wie kann man das so aufregend gestalten, dass es dann trotzdem auch vielleicht Spaß macht oder man sich zumindest gern damit beschäftigt?
DENNIS KUHLMANN: Genau, letztlich wird es mit unserem Lernpfad ungefähr zehn bis zwölf Module enthalten. Das heißt, wir können nicht in jedem Modul 100 Videos anbieten. Da werden die Leute vor dem Laptop oder vor dem Bildschirm einschlafen. Das wollen wir natürlich nicht. Wir wollen sie bei Laune halten. Das haben wir auch gesagt, dass wir eine Onboarding-Journey daraus machen wollen. Das heißt, angefangen, wie ist das Unternehmen? Wie ist das Unternehmen aufgebaut? Wie sieht das Unternehmen überhaupt aus. Wir haben da inzwischen tolle Möglichkeiten von der Marketingseite mit Drohnenflügen über das Unternehmen hinweg zu fliegen und wirklich tolles Videomaterial zu bekommen,
sodass die Leute überhaupt einen Blick dafür bekommen, okay, was ist das? Wie sieht es da aus?
Dann ist ganz wichtig, dieser persönliche Kontakt, den versuchen wir tatsächlich auch auf Video-Ebene darzustellen, indem wir sagen, unser Management soll sich mal vorstellen und ein bisschen erklären, warum seid ihr hier? Welche Funktionen habt ihr?
Dann geht es weiter in die einzelnen Punkte, die ich vorhin schon ein bisschen genannt hatte. Dann wird es vielleicht hier und da wieder ein bisschen trockener. Das sind dann Schulungsvideos oder auch E-Learnings, die eher textbasiert sind oder vielleicht auch nur was zum Anhören. Da auch schon eine gewisse Methodenvielfalt mit reinzubringen.
ANDREA SPIEGEL: Einen Medienmix zu machen.
DENNIS KUHLMANN: Genau. Den kannst du nicht immer ganz spannend halten. Manche Dinge müssen getan werden. Es müssen manche Dinge getan werden, so ist das Ganze. Was wir trotzdem festgestellt haben, ist, der soziale Austausch darf niemals fehlen. Da sind dann wieder in Tunesien beispielsweise die Kollegen, die Führungskräfte angehalten. Trotzdem die Leute mit reinzuholen, auch da nochmal sozial zu integrieren. Ich war letztes Jahr da und habe wenig Bedenken, dass das nicht funktionieren könnte, muss ich ganz ehrlich sagen. Da ist sowieso ein relativ großer Austausch vorhanden. Man freut sich, wenn neue Mitarbeiter auch dazukommen und unterstützen.
ANDREA SPIEGEL: Das heißt, ein Medienmix ist aber, wenn du jetzt einen digitalen Lernpfad hast, Kategorie nice to have oder Kategorie must have? Könnte ich auch, wie du sagst, alles einfach mit Videos oder mit Text machen?
DENNIS KUHLMANN: Medienmix ist absolutes must have. Wir versuchen, wenn wir jetzt normale E-Learnings machen, immer einen Medienmix herzustellen. Das heißt, es sollte nie langweilig werden. Wir haben ein tolles Autorentool, mit dem wir viele Möglichkeiten haben, auch didaktisch die Leute so ein bisschen durch diese Schulung durch zu guiden. Sei es dann wieder textbasiert. Wir haben Bilder zum Anklicken. Wir haben verschiedene andere kleinere Sachen, wie zum Beispiel Akkordeon, was man aufmachen kann, Grafiken, auf die man draufklicken kann.
ANDREA SPIEGEL: Karten, die sich drehen, wenn man sich die richtige Antwort überlegt hat.
DENNIS KUHLMANN: Sowas genau. Dann das Ganze nochmal unterfüttert mit bestimmten oder verschiedenen Videos. Das macht es für den Lernenden tatsächlich sehr angenehm und spannend. Man möchte dranbleiben, man möchte schauen, was passiert als nächstes. Es sollte auch alles nicht zu lang sein. Ich brauche keine Schulung anzubieten, die eine Dreiviertelstunde bis Stunde geht, sondern es sollte leicht verdaulich sein. Gerade am Anfang, wo sowieso viel auf einen einprasselt, sollte man sich wohldosiert diese Schulung letztlich nebenher anschauen.
Vielleicht an der Stelle noch wichtig, weil wir auch gesagt haben, der soziale Austausch ist sehr wichtig, auch Rückfragen zu stellen. Das ist natürlich nicht möglich, wenn ich nur vor dem Bildschirm sitze, mir Schulungen anschaue, Schulung nach Schulung nach Schulung, kann ich meine Fragen nicht loswerden. Da dann die Aufforderung zu sagen, hey, steh auf, geh zu deinem Vorgesetzten, geh zu deinem neuen Kollegen und frag.
ANDREA SPIEGEL: Oder ruf ihn an per Teams.
DENNIS KUHLMANN: Am besten geh noch hin.
ANDREA SPIEGEL: Wenn man sich sieht vor Ort.
DENNIS KUHLMANN: Wenn man sich vor Ort sieht, klar, ist nicht immer gegeben. Aber suche den Kontakt.
ANDREA SPIEGEL: Wenn wir uns jetzt das Thema International nochmal genauer anschauen, würde mich vor allem das Thema Sprache interessieren. Weil es natürlich immer wieder die Frage ist, und ich glaube, die Diskussion war hier auch schon mal ein bisschen am Wabern, deswegen würde mich deine Meinung da interessieren, wenn es international sein soll, macht man dann immer jeweils in der Ländersprache oder in der landesspezifischen Sprache die Inhalte oder sagt man, okay, dann gibt es Englisch für alle? Wenn man sagt, das ist die Unternehmenssprache.
DENNIS KUHLMANN: Wir haben uns dafür entschieden, dass wir sagen Englisch für alle. Wir haben aber trotzdem in den letzten Jahren auch viel Content erstellt, der auf Deutsch vorhanden ist. Den würde ich jetzt auch hier in Deutschland zumindest so anbieten. Trotzdem aber immer mit dem Versuch, dazu auch ein englisches Äquivalent anzubieten. Zukünftig werden wir aber 90 Prozent unserer Schulungen letztlich nur noch auf Englisch erstellen, weil wir diesen Austausch brauchen, wir brauchen diese einheitliche Sprache. Wir müssen sicherstellen, dass unsere Inhalte in all unseren verschiedenen Standorten auch verstanden werden können.