ANDREA SPIEGEL: Viele denken vielleicht, dass Mitarbeiter automatisch lernen, wenn sie in ein Digitalisierungsprojekt involviert sind. Früher gab es Schulungen mit einem Trainer im Raum, aber heute gibt es andere Ansätze. Wie sieht das heute aus? Welche Tools und Möglichkeiten stehen zur Verfügung und wie profitiert das Unternehmen davon?
DENNIS KUHLMANN: Zunächst einmal spart man erheblich Kosten und Zeit. Bei L-mobile nutzen wir beispielsweise Video-basierte Schulungen, die von Fachexperten erstellt werden. Wir entwickeln gemeinsam ein Storyboard und erstellen dann Schulungsvideos, die präzise die Probleme und deren Lösungen erklären. Dies ist ein Beispiel für digitale Personalentwicklung. Es spart nicht nur Reisekosten und Seminargebühren, sondern ermöglicht es den Mitarbeitern auch, Schulungen flexibel anzusehen, sei es im Lager oder sogar unterwegs zur Arbeit. Webinare sind ebenfalls eine Möglichkeit.
Natürlich möchte ich nicht behaupten, dass Präsenzschulungen komplett abgeschafft werden sollten. Sie haben definitiv ihre Berechtigung und nicht alles kann online oder durch Webinare abgedeckt werden. Insgesamt bietet die digitale Personalentwicklung jedoch die Möglichkeit, das Lernen durch verschiedene Mittel wie E-Learning, Video-basierte Schulungen und Gamification zu unterstützen und einen erheblichen Einfluss auf die Belegschaft zu haben.
ANDREA SPIEGEL: Gamification bedeutet spielerisches Lernen, zum Beispiel durch Quizfragen oder Denkaufgaben, die mit den Seminarinhalten zusammenhängen?
DENNIS KUHLMANN: Genau, du kannst da Quiz machen. Du kannst aber auch so als kleine Learning Nuggets beispielsweise, du hast morgens ein, zwei Stunden Webinar gehabt und dann machst du abends auf dem Heimweg vielleicht nochmal, also wieder in der Bahn natürlich, hast du nochmal so einen Reminder, das heißt, dann ploppt deine App auf und dann musst du vielleicht irgendwie so Sachen zuordnen oder hast du kleine Denkaufgaben, die zu dem Seminarinhalten vom Morgen passen.
ANDREA SPIEGEL: Dass man einfach nochmal so einen Recap hat.
DENNIS KUHLMANN: Genau, dass man sich das einfach nochmal ins Gedächtnis spielt, weil es gibt ja diese Lernkurve, die ja zeigt, dass du eigentlich nach einem Tag über 50 Prozent von dem, was du gelernt hast, schon wieder vergessen hast. Und damit kann man dann mit solchen Learning Nuggets, mit solchen Gamifications kann man dann schon auch gucken, dass das Gelernte schon länger im Kopf bleibt und sich dadurch auch eher verfestigt.
ANDREA SPIEGEL: Es unterstützt den Lernprozess. In Bezug auf Orts- und Zeitunabhängigkeit, du hast erwähnt, dass Video-basierte Schulungen und E-Learning flexibel sind, das heißt, Mitarbeiter können lernen, wann es für sie am besten passt, anstatt an festgelegten Seminarterminen teilzunehmen.
DENNIS KUHLMANN: Definitiv. Und du hast auch die Möglichkeit durch so ein E-Learning vielleicht auch eine Präsenzveranstaltung, nicht komplett, aber ein Stück weit auch nochmal zeitlich anders darzustellen. Also Präsenzveranstaltungen, da hast du acht Stunden, von den acht Stunden werden dann tatsächlich vielleicht irgendwie fünf bis sechs Stunden tatsächlich auch Input geliefert und das Ganze runtergebrochen auf ein E-Learning sind dann vielleicht noch zwei Stunden, in denen Input geliefert wird.
Also hier hast du auch wieder eine Zeitersparnis und je nach Betriebsvereinbarung oder wie auch das Unternehmen aufgestellt ist, könnte man seinen Kollegen oder seinen Mitarbeitern dann natürlich auch sagen, hey, mach das doch vielleicht auch wieder auf dem Weg nach Hause, kann man anbieten oder nimm dir dann die eine Stunde Zeit, am nächsten Tag machst du dann weiter. Also da kannst du es auch selbst ein Stück weit einteilen, wie dann tatsächlich auch gelernt werden soll und darf.