#26 Personalentwicklung 4.0 mit Dennis Kuhlmann

Podcast Industrie 4.0 | Der Expertentalk für den Mittelstand

Mitarbeiter:innen fit machen für die Digitalisierung – wie das geht, erklärt Dennis Kuhlmann, Learning & Development Manager bei L-mobile, in Folge #26 unserer Videoshow.

Wir haben schon oft darüber gesprochen: Digitalisierungsprojekte können nur erfolgreich sein, wenn alle Kolleg:innen an einem Strang ziehen. Doch wie befähige ich sie dazu? In dieser Folge stellen wir uns daher folgende Fragen:

Welche Rolle spielt Personalentwicklung in KMUs? Wie kann eine digitale Personalentwicklung aussehen? Kann Personalentwicklung helfen, Mitarbeiter:innen langfristig zu binden? Wie kann digitales Onboarding funktionieren? Welche sozialen Kompetenzen benötigen wir im Zuge der Digitalisierung? E-Learning interaktiv – wie kann digitales Lernen das Teamgefühl erhalten?

Dennis gibt zum Abschluss noch Tipps, wie der Transformationsprozess der Personalentwicklung in Zeiten von Industrie 4.0 und Digitalisierung gelingen kann.

Das Transkript zur Podcast-Folge: Personalentwicklung 4.0

ANDREA SPIEGEL: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Industrie 4.0, der Experten-Talk für den Mittelstand. Heute werden wir gemeinsam ein etwas ungewöhnliches Digitalisierungsthema behandeln, nämlich Personalentwicklung – oder besser gesagt, Personalentwicklung 4.0. Wie bereits in den vorherigen Folgen betont, ist es wichtig, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Digitalisierungsprojekte einzustimmen, um diese erfolgreich umzusetzen. Doch wie macht man das konkret? Wie bereitet man die Belegschaft optimal auf die Digitalisierung vor? Über diese Themen spreche ich heute mit meinem Gast, Dennis Kuhlmann, der bei uns bei der L-mobile als Learning und Development Manager tätig ist. Dennis, ich freue mich sehr, dass du heute hier bist.

DENNIS KUHLMANN: Danke, Andrea. Ich freue mich ebenfalls, hier zu sein.

ANDREA SPIEGEL: Wir sind gespannt auf unser Gespräch. An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Folge auch als Podcast auf Plattformen wie Spotify, iTunes und anderen verfügbar ist. Ihr könnt gerne dort reinhören. Dennis, bevor wir beginnen, möchten vielleicht nicht alle da draußen dich oder deine Arbeit als Learning und Development Manager kennen. Könntest du uns kurz erzählen, wer du bist und was deine Aufgaben in dieser Position bei uns sind?

DENNIS KUHLMANN: Natürlich, Andrea. Ich bin seit Dezember 2019 als Learning und Development Manager bei der L-mobile tätig. Um es kurz zu beschreiben: Mein Hauptziel ist es, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeden Tag ein Stückchen besser zu machen. Das bedeutet, ich kümmere mich vor allem darum, wie wir unsere Teams in ihren jeweiligen Fachgebieten noch besser schulen können. Das betrifft unsere Projektmanager, unser Vertriebsteam und unsere Softwareentwickler, um nur einige Bereiche zu nennen. Ich versuche sicherzustellen, dass sie die notwendigen fachlichen Qualifikationen und Fähigkeiten erwerben oder weiterentwickeln können.

ANDREA SPIEGEL: Perfekt.

ANDREA SPIEGEL: Welche Rolle spielt deiner Meinung nach, Dennis, in Bezug auf deine bisherige Entwicklung und berufliche Laufbahn, die du in verschiedenen Bereichen, einschließlich Personalentwicklung, durchlaufen hast? Wie schätzt du die Bedeutung dieses Themas in deutschen kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs) ein?

DENNIS KUHLMANN: Genau, bevor ich zu L-mobile kam, war ich als Personalentwicklungsberater tätig. Das bedeutet, ich war auf der anderen Seite und habe andere Unternehmen in Fragen der Personalentwicklung beraten. Daher habe ich einen Einblick in diese Thematik und muss sagen, es variiert erheblich, es ist äußerst vielfältig. In einigen Fällen ist die Personalentwicklung immer noch auf Geschäftsführungsebene angesiedelt und wird möglicherweise aufgrund der Vielzahl der Aufgaben, die Geschäftsführer zu bewältigen haben, nicht angemessen gewichtet.

In anderen Unternehmen, einschließlich KMUs, ist die Personalentwicklung bereits sehr gut aufgestellt. Sie verfügen über eigene Personalentwickler, die sich mit voller Hingabe um diese Aufgabe kümmern können. Sie entwickeln Konzepte und setzen diese um, um sicherzustellen, dass sich das Personal im Einklang mit der Unternehmensstrategie weiterentwickelt.

ANDREA SPIEGEL: Du hast bereits erwähnt, dass du deine Kollegen jeden Tag ein Stückchen besser machst. Ist das eine generelle Beschreibung, die du auch für Personalentwicklung im Allgemeinen verwenden würdest, oder gibt es noch weitere Aspekte, die du hinzufügen würdest?

DENNIS KUHLMANN: Natürlich gibt es noch weitere Aspekte. Es geht hauptsächlich darum, wie man fachlichen und methodischen Input erhält und die eigenen Kompetenzen verbessert, ebenso wie die Kompetenzen der Mitarbeiter. Personalentwicklung hat auch einen strategischen Einfluss auf das Unternehmen. Das bedeutet, wenn ich die Unternehmensziele kenne, kann ich diese auf die Personalentwicklung herunterbrechen und sogar die Ziele der Personalentwicklung entsprechend gestalten. Auf diese Weise können die Mitarbeiter in diese Ziele integriert werden. Insgesamt geht es darum, die kontinuierliche Weiterentwicklung und Schulung der Mitarbeiter zu fördern. Die Ausbildung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Kurz gesagt, es geht darum, dass Unternehmen und Mitarbeiter gemeinsam wachsen.

ANDREA SPIEGEL: Verstehe. Geht es bei diesem Thema ausschließlich um fachliche Fähigkeiten oder spielen auch die oft hochgelobten Soft Skills eine Rolle? Könntest du genauer erläutern, was darunter zu verstehen ist und ob sie ebenfalls wichtig sind?

DENNIS KUHLMANN: Ich denke, beides ist äußerst wichtig. Ohne das entsprechende Fachwissen können die meisten Menschen ihren Job nicht wie erforderlich ausführen. Doch auch Soft Skills waren schon immer von Bedeutung und stehen derzeit besonders im Fokus, da hast du recht. Dazu gehören Fähigkeiten in der Personalführung, wie Mitarbeiterführung und LeadershipKommunikationsfähigkeitenProblemlösungskompetenzen und ähnliche Fähigkeiten sind ebenfalls relevant. Es geht darum, wie man sich nicht nur fachlich ausdrücken kann, sondern auch Persönlichkeit und Einfluss mit einbringt, um Informationen verständlicher zu vermitteln, sei es für Kunden oder Kollegen.

ANDREA SPIEGEL: Viele denken wahrscheinlich, dass die Mitarbeiter automatisch lernen, wie die Digitalisierung ihres Unternehmens funktioniert, besonders wenn Geld in die Digitalisierung von Lager und anderen Bereichen investiert wird. Ist es so einfach, oder ist Personalentwicklung ein eigenständiger Bereich? Funktioniert es im Zusammenspiel oder ist Personalentwicklung notwendig? Reicht das aus?

DENNIS KUHLMANN: Es wäre schön, wenn es so einfach wäre, wie die Bedienung eines iPhones. Aber die Realität ist komplexer. Die fachliche Seite der Personalentwicklung kann jedoch wichtige Bausteine liefern, um die Mitarbeiter in diesem Prozess zu unterstützen, Ängste abzubauen und ihnen die Schritte und das erforderliche Wissen aufzuzeigen. Dies kann durch verschiedene Mittel erfolgen, wie zum Beispiel Lernvideos, die von Mitarbeitern im Lager angesehen werden können, sei es am Laptop oder Tablet, idealerweise sogar während der Fahrt zur Arbeit, sofern dies sicher ist. Die Personalentwicklung sollte die Mitarbeiter abholen und sie durch den Prozess führen, um sicherzustellen, dass sie sich am neuen Arbeitsplatz wohl und motiviert fühlen.

ANDREA SPIEGEL: Das bedeutet, als Unternehmen sollte ich idealerweise meine HR- und Personalentwicklungsabteilung von Anfang an in ein Digitalisierungsprojekt einbinden, richtig?

DENNIS KUHLMANN: Im Idealfall, ja.

ANDREA SPIEGEL: Viele denken vielleicht, dass Mitarbeiter automatisch lernen, wenn sie in ein Digitalisierungsprojekt involviert sind. Früher gab es Schulungen mit einem Trainer im Raum, aber heute gibt es andere Ansätze. Wie sieht das heute aus? Welche Tools und Möglichkeiten stehen zur Verfügung und wie profitiert das Unternehmen davon?

DENNIS KUHLMANN: Zunächst einmal spart man erheblich Kosten und Zeit. Bei L-mobile nutzen wir beispielsweise Video-basierte Schulungen, die von Fachexperten erstellt werden. Wir entwickeln gemeinsam ein Storyboard und erstellen dann Schulungsvideos, die präzise die Probleme und deren Lösungen erklären. Dies ist ein Beispiel für digitale Personalentwicklung. Es spart nicht nur Reisekosten und Seminargebühren, sondern ermöglicht es den Mitarbeitern auch, Schulungen flexibel anzusehen, sei es im Lager oder sogar unterwegs zur ArbeitWebinare sind ebenfalls eine Möglichkeit.

Natürlich möchte ich nicht behaupten, dass Präsenzschulungen komplett abgeschafft werden sollten. Sie haben definitiv ihre Berechtigung und nicht alles kann online oder durch Webinare abgedeckt werden. Insgesamt bietet die digitale Personalentwicklung jedoch die Möglichkeit, das Lernen durch verschiedene Mittel wie E-LearningVideo-basierte Schulungen und Gamification zu unterstützen und einen erheblichen Einfluss auf die Belegschaft zu haben.

ANDREA SPIEGELGamification bedeutet spielerisches Lernen, zum Beispiel durch Quizfragen oder Denkaufgaben, die mit den Seminarinhalten zusammenhängen?

DENNIS KUHLMANN: Genau, du kannst da Quiz machen. Du kannst aber auch so als kleine Learning Nuggets beispielsweise, du hast morgens ein, zwei Stunden Webinar gehabt und dann machst du abends auf dem Heimweg vielleicht nochmal, also wieder in der Bahn natürlich, hast du nochmal so einen Reminder, das heißt, dann ploppt deine App auf und dann musst du vielleicht irgendwie so Sachen zuordnen oder hast du kleine Denkaufgaben, die zu dem Seminarinhalten vom Morgen passen.

ANDREA SPIEGEL: Dass man einfach nochmal so einen Recap hat.

DENNIS KUHLMANN: Genau, dass man sich das einfach nochmal ins Gedächtnis spielt, weil es gibt ja diese Lernkurve, die ja zeigt, dass du eigentlich nach einem Tag über 50 Prozent von dem, was du gelernt hast, schon wieder vergessen hast. Und damit kann man dann mit solchen Learning Nuggets, mit solchen Gamifications kann man dann schon auch gucken, dass das Gelernte schon länger im Kopf bleibt und sich dadurch auch eher verfestigt.

ANDREA SPIEGEL: Es unterstützt den Lernprozess. In Bezug auf Orts- und Zeitunabhängigkeit, du hast erwähnt, dass Video-basierte Schulungen und E-Learning flexibel sind, das heißt, Mitarbeiter können lernen, wann es für sie am besten passt, anstatt an festgelegten Seminarterminen teilzunehmen.

DENNIS KUHLMANN: Definitiv. Und du hast auch die Möglichkeit durch so ein E-Learning vielleicht auch eine Präsenzveranstaltung, nicht komplett, aber ein Stück weit auch nochmal zeitlich anders darzustellen. Also Präsenzveranstaltungen, da hast du acht Stunden, von den acht Stunden werden dann tatsächlich vielleicht irgendwie fünf bis sechs Stunden tatsächlich auch Input geliefert und das Ganze runtergebrochen auf ein E-Learning sind dann vielleicht noch zwei Stunden, in denen Input geliefert wird.

Also hier hast du auch wieder eine Zeitersparnis und je nach Betriebsvereinbarung oder wie auch das Unternehmen aufgestellt ist, könnte man seinen Kollegen oder seinen Mitarbeitern dann natürlich auch sagen, hey, mach das doch vielleicht auch wieder auf dem Weg nach Hause, kann man anbieten oder nimm dir dann die eine Stunde Zeit, am nächsten Tag machst du dann weiter. Also da kannst du es auch selbst ein Stück weit einteilen, wie dann tatsächlich auch gelernt werden soll und darf.

ANDREA SPIEGEL: Du hast bereits erwähnt, dass das Gruppengefühl von Präsenzveranstaltungen nicht vollständig vernachlässigt werden sollte. Wie steht es generell um den Gemeinschaftsgedanken? Beim Lernen geht es oft darum, in Gruppen zu arbeiten, um Wissen zu festigen, zu verstehen und anzuwenden. Gibt es Tipps oder Tricks, wie ich das auch online umsetzen kann?

DENNIS KUHLMANN: Es gibt verschiedene MöglichkeitenGruppenarbeit auch online durchzuführen. Zum Beispiel können Webinare genutzt werden, bei denen mit den richtigen Tools separate Räume erstellt werden, in denen verschiedene Gruppen zusammenarbeiten und Aufgaben lösen können. Außerdem gibt es Learning Management Systeme, die es ermöglichen, Teams zu erstellen. Dort sieht man die Kollegen und durch das Absolvieren von E-Learning oder Webinaren erhalten die Teilnehmer Badges. In einer Rangliste kann man sehen, welches Team am besten abschneidet oder welcher Kollege besonders fleißig ist. Auf diese Weise kann man die Community stärker einbeziehen.

Ich glaube, dass dies nicht vollständig die Interaktion in Präsenzseminaren ersetzen kann. In Pausengesprächen ergeben sich oft neue Themen und Ideen, die den Lernprozess bereichern. Die informellen Gespräche sind auch in digitalen Lernumgebungen wichtig. Dennoch bietet die digitale Welt bereits erhebliche Möglichkeiten, die wir nutzen können.

ANDREA SPIEGEL: Würdest du sagen, dass die Einführung digitaler Personalentwicklung und die Kommunikation nach außen darüber einen Einfluss auf die Wahrnehmung des Unternehmens haben? Verändert sich die Art und Weise, wie das Unternehmen wahrgenommen wird, wenn es solche Initiativen ergreift?

DENNIS KUHLMANN: Ich glaube, wenn ein Unternehmen in der Lage ist, neue Mitarbeiter einzustellen oder auf der Suche nach neuen Mitarbeitern ist und sagen kann: “Wir haben ein umfangreiches Personalentwicklungsprogramm und ein großes Learning Management System mit einem breiten Kurskatalog, den du nutzen kannst”, dann ist das insbesondere bei jüngeren Generationen definitiv ein Vorteil. Das Thema lebenslanges Lernen ist für viele bereits selbstverständlich. Plattformen wie YouTube sind eine der größten Lernressourcen überhaupt.

ANDREA SPIEGEL: Besonders beliebt sind dabei die “How-to“-Videos. Zum Beispiel, wie man bestimmte Dinge macht, richtig?

DENNIS KUHLMANN: Genau, und das funktioniert wirklich gut. Solche Ressourcen können auch im Unternehmenskontext sinnvoll integriert werden. In Bezug auf Employer Branding hat dies sicherlich auch Auswirkungen. Es beeinflusst die Entscheidung der Menschen, ob sie sich für ein Unternehmen engagieren möchten oder nicht. Unternehmen, die die Möglichkeiten für die persönliche Weiterentwicklung bieten und die entsprechenden Tools zur Verfügung stellen, ziehen talentierte Fachkräfte an und können diese besser halten.

ANDREA SPIEGEL: In Bezug auf die Rekrutierung und Bindung von Fachkräften kann sich also ein positives Engagement in diesem Bereich definitiv auszahlen.

ANDREA SPIEGEL: Was denkst du darüber, wie digitale Personalentwicklung dazu beitragen kann, Mitarbeiter zu halten? Beeinflusst sie die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen? Oder ist es eher so, dass, wenn sich jemand einmal für ein Unternehmen entschieden hat, er auch bleibt? Oder könnten mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten ein Grund für Mitarbeiter sein, das Unternehmen zu verlassen?

DENNIS KUHLMANN: Nun, ich habe keine aktuellen Studien zur Hand, aber wenn sich jemand in einer beruflichen Sackgasse sieht, ohne Möglichkeit zur Weiterentwicklung, dann ist das oft der Zeitpunkt, an dem er über eine Veränderung nachdenkt. Die Frage ist, ob er diese Veränderung innerhalb des Unternehmens vornehmen kann oder ob er woanders suchen muss.

Wenn es jedoch Personalentwicklungsprogramme gibt, die Mitarbeitern, die gute Leistungen erbringen und Potenzial zeigen, die Möglichkeit bieten, sich weiterzuentwickeln, sei es auf fachlicher Ebene oder als Führungskraft, und ihnen die Gelegenheit geben, an verschiedenen Projekten zu arbeiten und sich in unterschiedliche Richtungen zu entwickeln, dann kann das einen erheblichen Einfluss haben. Durch gezielte Personalentwicklung und Learning and Development kann man die Motivation der Mitarbeiter aufrechterhalten und sicherstellen, dass sie dem Unternehmen weiterhin loyal gegenüberstehen und darin bleiben möchten.

ANDREA SPIEGEL: Ich denke, aus Sicht der Mitarbeiter ist das auch eine Form der Wertschätzung, zu wissen, dass das Unternehmen daran interessiert ist, dass sie sich weiterentwickeln können. Es geht nicht nur darum, den aktuellen Job zu erledigen, sondern auch die Möglichkeit zu haben, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln.

DENNIS KUHLMANN: Ja, das ist sicherlich einer der schönsten Momente, wenn eine Führungskraft auf einen zukommt und sagt: “Ich sehe, dass du Potenzial hast, und ich möchte dich unterstützen.” Es ist ein gegenseitiger Dialog, bei dem beide Seiten zusammenarbeiten, um einen Weg nach vorne zu finden.

ANDREA SPIEGEL: Wir sprechen heute speziell über das Thema digitale Weiterbildung. Wie ist deine Erfahrung bezüglich der Akzeptanz dieser digitalen Methoden? Gibt es Unterschiede zwischen verschiedenen Altersgruppen? Die jüngere Generation ist oft offener für digitale Tools, da sie bereits während ihres Studiums oder ihrer Ausbildung damit vertraut sind. Ältere Mitarbeiter hingegen könnten skeptischer sein, da sie weniger Erfahrung mit digitalen Technologien haben. Gibt es solche Unterschiede, oder wie siehst du das?

DENNIS KUHLMANN: Es ist sicherlich nicht möglich, das pauschal zu beurteilen. Ich gebe gerne das Beispiel meiner 92-jährigen Großmutter, die seit etwa vier Jahren ein Smartphone besitzt und fleißig WhatsApp nutzt. Sie kann Nachrichten schreiben, Bilder verschicken, Anrufe tätigen und ist sogar versiert im Gebrauch von Emojis und GIFs.

ANDREA SPIEGEL: GIFs? Das ist beeindruckend.

DENNIS KUHLMANN: Ja, sie mag GIFs besonders gerne und schickt mir täglich vier bis fünf davon. Dieses Beispiel zeigt, dass selbst Menschen in fortgeschrittenem Alter offen für neue Technologien sein können, wenn sie sehen, dass ihre Enkel sie nutzen. Auf Unternehmensebene ist es ähnlich. Es gibt möglicherweise 20-Jährige, die sich gegen Social Media oder Smartphones sträuben. Gleichzeitig gibt es ältere Mitarbeiter, die sich nicht mehr für neue Technologienöffnen wollen oder keine Lust haben, E-Learning am Computer zu absolvieren. Hier liegt die Aufgabe der Personalentwicklung darin, auf diese Mitarbeiter zuzugehen, ihre Ängste zu mildern und ihnen die Vorteile digitaler Weiterbildung aufzuzeigen. Es geht nicht nur um das Lernen an sich, sondern auch darum, den Weg dorthin zu begleiten und Unterstützung zu bieten.

ANDREA SPIEGEL: Ein großes Thema, das viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer besorgt, ist die Sorge um den Verlust ihrer Arbeitsplätze durch die DigitalisierungIndustrie 4.0 und ähnliche Entwicklungen. In dieser Hinsicht wird oft betont, dass neue Kompetenzen erworben werden müssen. Welche Kompetenzen sollten dies sein, und kann die Personalentwicklung dabei unterstützen, oder müssen Mitarbeiter diese intrinsisch, also aus eigenem Antrieb, entwickeln?

DENNIS KUHLMANN: Intrinsische Motivation ist immer großartig, wenn sie funktioniert. Ich denke, es hängt auch von der Branche ab, in der sich das Unternehmen befindet. In der IT-Branche sind wahrscheinlich weniger drastische Veränderungen erforderlich. In produzierenden Branchen oder in der Fertigung könnte es jedoch vorkommen, dass Arbeitsplätze gefährdet sind. Dennoch entstehen in solchen Zeiten auch neue Arbeitsplätze. Ich weiß beispielsweise, dass große Automobilhersteller in Stuttgart Umschulungsprogramme für Produktionsmitarbeiter anbieten. Ich kenne die genauen Details nicht, aber das ist in diesem Zusammenhang unwichtig.

Ich denke, es ist entscheidend, die aktuelle Situation des Unternehmens zu berücksichtigen und zu prüfen, ob die Ängste der Mitarbeiter berechtigt sind. Die Personalentwicklung kann eine Rolle dabei spielen, diese Ängste zu mildern. Insgesamt handelt es sich um einen Transformationsprozess, bei dem neue Kompetenzen aufgebaut werden müssen. Dies kann bedeuten, IT-Kenntnisse zu erwerben oder sogar Programmierung in Schulen zu lehren, um ein grundlegendes Verständnis für Technologien zu fördern.

Wir müssen unser Mindset ändern und uns erlauben, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen. In Deutschland wird oft betont, dass wir eine “Fehlerkultur” entwickeln müssen, da wir dazu neigen, Perfektion anzustreben. Wir müssen besser darin werden, miteinander zu kommunizieren. Wie bereits erwähnt, spielt die Führungskultur eine wichtige Rolle. Eine gute Führungskraft sollte nicht nur Anweisungen geben, sondern auch Mitarbeiter fördern und ihnen ermöglichen, in bestimmten Bereichen besser zu werden als sie selbst. Dies kann letztendlich dem gesamten Unternehmen zugutekommen. Zusammengefasst geht es darum, unser Mindset zu ändern und neue Kompetenzen zu entwickeln.

ANDREA SPIEGEL: Welche neuen Soft Skills würdest du in diesem Zusammenhang als besonders wichtig erachten? Zum Beispiel Kommunikationskompetenz oder gibt es noch andere Fähigkeiten, die in dieser digitalen Ära immer wichtiger werden? Welche Techniken oder Fähigkeiten könnten in diese Kategorie fallen?

DENNIS KUHLMANN: Aufgrund der laufenden digitalen Transformation und agiler Arbeitsmethoden sind agile Fähigkeiten wie Anpassungsfähigkeit von großer Bedeutung. Wir müssen uns schnell auf neue Herausforderungen einstellen können, auch wenn unsere Arbeit an sich starr ist. New Work ist ein weiteres Buzzword, und ich denke, eine der wichtigsten Kompetenzen, die wir zukünftig benötigen, ist die Fähigkeit zur Problemanalyse und -lösung.

Es ist entscheidend, Probleme zu verstehen und geeignete Lösungsstrategien zu entwickeln, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Dabei geht es nicht nur darum, über den Tellerrand hinauszublicken, sondern auch außerhalb der gewohnten Denkmuster zu denken und kreativ zu sein. Die Fähigkeit zur Problemlösung und ein offenes Denken sind daher entscheidend.

ANDREA SPIEGEL: Du hast bereits mehrmals die Rolle der Führungskräfte angesprochen und betont, dass sie eine wichtige Rolle in der digitalen Personalentwicklung und der allgemeinen Personalentwicklung spielen.

ANDREA SPIEGEL: Könntest du vielleicht zusammenfassend erklären, wie Führungskräfte in den Entwicklungsprozess ihrer Mitarbeiter einbezogen werden müssen und welche Rolle sie dabei spielen?

DENNIS KUHLMANN: Ja, ich glaube, Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Mitarbeiter. Zum einen müssen sie die Kompetenz besitzen, die Fähigkeiten und Potenziale ihrer Mitarbeiter zu erkennen. Darüber hinaus benötigen sie strategisches Verständnis, um zu wissen, in welche Richtung sie ihre Mitarbeiter entwickeln möchten.

ANDREA SPIEGEL: Und wo sie diese Mitarbeiter möglicherweise in ihrem Team benötigen?

DENNIS KUHLMANN: Genau, sie müssen herausfinden, wo die Stärken ihrer Mitarbeiter liegen und wie sie deren Schwächen in Stärken umwandeln können. Führungskräfte sollten auch im Coaching-Bereich arbeiten und ihre Mitarbeiter auf ihrem Entwicklungsweg begleiten. Es ist jedoch entscheidend, dies in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern zu tun.

ANDREA SPIEGEL: Es ist wichtig, immer zu fragen, welche beruflichen Ziele die Mitarbeiter haben.

DENNIS KUHLMANN: Genau, wenn die Mitarbeiter beispielsweise nach links streben und die Führungskraft nach rechts, ohne vorherige Absprache, führt dies zu Missverständnissen.

ANDREA SPIEGEL: Und möglicherweise zu Konflikten.

DENNIS KUHLMANN: Genau, daher ist es entscheidend, nach der Klärung dieser Fragen die Personalentwicklung mit ins Boot zu holen. Die Führungskraft sollte sagen: “Ich möchte Mitarbeiter A in diese Richtung entwickeln. Welche Möglichkeiten und Konzepte haben wir dafür? Wie können wir diesen Weg gemeinsam gehen?”

DENNIS KUHLMANN: Ich denke, dies sind grundlegende Kompetenzen und Aufgaben, die Führungskräfte heutzutage haben. Sie sollten nicht nur ihre regulären Aufgaben erledigen, sondern auch aktiv daran arbeiten, ihr Team und ihre Mitarbeiter voranzubringen.

ANDREA SPIEGEL: Zum Abschluss könntest du vielleicht noch einmal drei bis fünf Tipps geben, für diejenigen da draußen, die entweder ihre Personalentwicklung neu aufbauen oder verbessern möchten, aber vielleicht noch niemanden haben, der sich in diesem Bereich auskennt. Wie sollten sie am besten vorgehen und worauf sollten sie unbedingt achten?

DENNIS KUHLMANN: Ganz sicher sollten sie nicht blindlings vorgehen, sondern sich zunächst überlegen, welches Ziel sie mit der Digitalisierung oder Neustrukturierung ihrer Personalentwicklung verfolgen. Klarheit über die angestrebten Ziele ist entscheidend. Dann sollten sie Mut haben, unabhängig vom Altersdurchschnitt oder der Vielfalt der Belegschaft, Dinge auszuprobieren. Und wenn Fehler auftreten, was definitiv passieren wird, sollten sie daraus lernen und überlegen, wie sie es in Zukunft besser machen können, um die Mitarbeiter besser zu unterstützen.

Ziele definierenMut haben und Fehler machen dürfen sowie daraus lernen – das sind meine Top 3 Tipps für die Herangehensweise an die Personalentwicklung.

ANDREA SPIEGEL: Für diejenigen da draußen, die immer noch skeptisch sind: Versteh ich das richtig, dass du sagen würdest, ein Unternehmen, das sich nicht mit digitaler Personalentwicklung auseinandersetzt, hat in der Zukunft eigentlich keinen Platz mehr? Sollte es nicht mehr geben.

DENNIS KUHLMANN: Ich bin wirklich fest davon überzeugt, dass es äußerst herausfordernd sein wird. Es gibt viele Tools und Softwarelösungen, die auch für kleinere Budgets einen erheblichen Einfluss haben können, wenn sie von jemandem genutzt werden, der sich in dem Bereich auskennt. Ein Gesamtpaket also.

ANDREA SPIEGEL: Das bedeutet, mutig sein, wie du bereits gesagt hast, und sich einfach darauf einlassen. Verstanden. Dennis, ich danke dir herzlich für deine Zeit heute und für die spannenden Einblicke in die Personalentwicklung in der digitalen Ära.

DENNIS KUHLMANN: Ich danke auch dir.

ANDREA SPIEGEL: Wir hoffen, dass unsere Hörerinnen und Hörer wertvolle Erkenntnisse aus dieser Folge gewinnen konnten. Wenn euch diese Episode gefallen hat, hinterlasst gerne einen Daumen nach oben oder eine Bewertung auf iTunes. Wenn ihr weitere Themenwünsche oder Vorschläge für kommende Podcast-Episoden habt, könnt ihr uns dies gerne in den Kommentaren mitteilen oder uns per Direktnachricht oder E-Mail kontaktieren. Ich möchte mich nochmals bei dir, Dennis, bedanken. Bis zum nächsten Mal. Tschüss.

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„Die Idee bei der Multikommissionierung ist auch da, eben solche Leerfahrten, Leerwege, egal ob jemand läuft oder eben fährt, zu vermeiden.“

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