#21 20 Jahre L-mobile mit Günter Löchner

Podcast Industrie 4.0 | Der Expertentalk für den Mittelstand

In Folge #21 unserer Videoshow sprechen wir mit Günter Löchner, Gründer und Geschäftsführer der L-mobile, über das 20-jährige Firmenjubiläum der L-mobile.

Günter gibt Einblicke in die Anfänge der L-mobile, warum er den Namen so gewählt hat und wie die Technikwelt damals aussah.

Außerdem sprechen wir über spannende Kundenprojekte, warum Günter Gründer werden musste und warum die L-mobile bis heute inhabergeführt ist. Natürlich dürfen auch das Team und ein Ausblick auf die nächsten Jahre nicht fehlen.

Das Transkript zur Podcast-Folge: 20 Jahre L-mobile

ANDREA SPIEGEL: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Industrie 4.0, der Experten-Talk für den Mittelstand. Heute haben wir eine etwas besondere Folge für euch vorbereitet, da wir im Juni 2021 unseren 20. Geburtstag bei L-mobile feiern. L-mobile wurde im Juni 2001 gegründet, und das ist für uns natürlich ein Grund zum Feiern. Wir möchten diese Gelegenheit nutzen, um euch L-mobile in unserem Podcast näher vorzustellen. Wer sind wir? Woher kommen wir? Und was ist in den letzten 20 Jahren alles passiert? Dafür habe ich einen ganz besonderen Gast eingeladen, jemanden, der L-mobile besser kennt als jeder andere: Gründer und Geschäftsführer Günter Löchner. Günter, schön, dass du heute wieder bei uns bist.

GÜNTER LÖCHNER: Hallo.

ANDREA SPIEGEL: Wie immer möchte ich darauf hinweisen, dass diese Folge auch als Podcast auf Spotify, iTunes und anderen Plattformen verfügbar ist. Nutzt also gerne die Gelegenheit.

ANDREA SPIEGEL: Günter, zu Beginn würde mich interessieren, warum bist du Unternehmer geworden?

GÜNTER LÖCHNER: Ich bin Unternehmer geworden, weil ich etwas unternehmen wollte.

ANDREA SPIEGEL: Aber wäre es nicht einfacher gewesen, Arbeitnehmer zu sein, anstatt an der Spitze eines Unternehmens zu stehen?

GÜNTER LÖCHNER: Ja, das stimmt. Als Arbeitnehmer wäre es einfacher gewesen. Aber mein Leben und meine Bedürfnisse waren schon immer geprägt von dem Wunsch, Dinge zu gestalten. Als Arbeitnehmer fühlte ich mich oft eingeschränkt und hatte wenig Freiheit. Ich bin ein Pionier. Ich ergreife neue Herausforderungen und möchte sie gestalten. In der Rolle eines Unternehmers oder Führungskraft habe ich mehr Möglichkeiten, aktiv zu handeln. Ich war bereits lange Zeit in Führungspositionen, bevor ich den endgültigen Schritt in die Selbstständigkeit gewagt habe.

ANDREA SPIEGEL: Gibt es ein Vorbild, das dich inspiriert oder antreibt?

GÜNTER LÖCHNER: Ja, es gibt eine schnelle Antwort: Reinhold Würth. Er hat alleine angefangen und am Ende ein Unternehmen mit über 70.000 Mitarbeitern und mehr als 400 Tochterunternehmen aufgebaut. Das beeindruckt mich sehr. Es gibt viele Beispiele, von denen ich lerne. Ich arbeite viel mit Menschen zusammen, die ihre eigenen Unternehmen leiten, darunter auch große Mittelständler und Hidden Champions. Ich schaue mir selektiv Dinge von ihnen ab, um mein eigenes Unternehmen aufzubauen.

ANDREA SPIEGEL: Du hast im Jahr 2001 die Entscheidung getroffen, dein eigenes Unternehmen zu gründen, etwas Eigenes aufzubauen, und du hast diesem Unternehmen den Namen L-mobile gegeben. Warum hast du dich für diesen Namen entschieden?

GÜNTER LÖCHNER: Die Wahl des Namens L-mobile war strategisch durchdacht. Ich hatte von Anfang an eine große Vision, und ich wusste, dass dieses Unternehmen langfristig erfolgreich sein sollte. Daher war es wichtig, einen Namen zu wählen, der auch in fünf oder zehn Jahren noch relevant und gut wahrgenommen werden würde. Außerdem wollte ich von Anfang an ein internationales Unternehmen schaffen, und der Name musste daher international verständlich und einsetzbar sein. Ich habe viele Namen in Betracht gezogen und schließlich den Buchstaben “L” gewählt.

Ich hatte auch die Idee, den Namen mit meiner langjährigen Erfahrung im Bereich Logistik zu verknüpfen, da ich in diesem Bereich sehr aktiv war. Ein anderer möglicher Ansatz war die Betonung der Mobilität, da in dieser Zeit mobile Endgeräte, WLAN und grafische Oberflächen im Aufwind waren. Mobilität war ein aufkommender Trend, der sehr gut zu unserem flexiblen und mobil ausgerichteten Ansatz passte.

Der Name “L-mobile” entstand also aus einer Kombination dieser Überlegungen und passte perfekt zu unserer Vision und dem, was wir tun. Außerdem gab es damals ein bedeutendes Unternehmen namens T-Mobile, mit dem wir sogar eine Partnerschaft eingegangen sind. Ich wusste, wie wichtig es ist, eine Marke zu schützen, daher habe ich frühzeitig ein Patent für den Namen “L-mobile” angemeldet und es erfolgreich verteidigt, als es zu einem Konflikt mit T-Mobile kam.

ANDREA SPIEGEL: Das klingt nach einer interessanten Geschichte. Kannst du mehr dazu erzählen?

GÜNTER LÖCHNER: Natürlich. Ich war Partner von T-Mobile und hatte eine Vereinbarung mit ihnen, um gemeinsam im Bereich Mobilität voranzukommen. Allerdings wusste ich, wie wichtig es ist, meine Marke zu schützen. Daher habe ich frühzeitig ein Patent für “L-mobile” angemeldet, sowohl national als auch europaweit. Eines Tages erhielt ich die Nachricht, dass T-Mobile mich aufforderte, meinen Markennamen aufzugeben, da er ihrer Meinung nach problematisch war. Ich war alarmiert und hatte bereits das Patent in der Hand.

Ich wurde gewarnt, dass T-Mobile kommen würde, um meine Marke zu beanstanden und dass ich innerhalb von 14 Tagen alle meine Materialien entfernen sollte. Ich habe ihnen dann meine Urkunde gezeigt und gesagt, dass es offensichtlich ein Missverständnis geben müsse. Ich habe nie wieder von ihnen gehört, und das Problem war gelöst. Es war wichtig, meine Marke zu verteidigen, und ich habe aus früheren Erfahrungen gelernt, wie kostspielig es sein kann, in Markenstreitigkeiten verwickelt zu sein. Daher schützen wir unsere Marke “L-mobile” aktiv und achten darauf, sie kontinuierlich weiterzuentwickeln.

ANDREA SPIEGEL: Wenn wir einen Blick auf das Jahr 2001 werfen, hast du bereits erwähnt, dass du in Richtung Mobilität, mobile Lösungen und mobile Prozesse gehen wolltest. Wie sah damals die technische Landschaft aus? Wir wissen alle, dass es vor 20 Jahren noch keine Smartphones gab, aber wie waren die technischen Gegebenheiten damals?

GÜNTER LÖCHNER: Zu dieser Zeit kam ich aus der Welt der Großrechner und hatte mich in den 90er Jahren in die PC-Welt gewagt. Mobilität, wie wir sie heute verstehen, war damals jedoch noch nicht realisierbar. Die Mobiltelefone von damals waren noch per Kabel verbunden, und das war sozusagen der Grad der Mobilität. Doch um die Jahrtausendwende, um das Jahr 2000 herum, tauchten viele neue Technologien auf. WLAN war eine neue Entwicklung, grafische Oberflächen wurden immer gebräuchlicher, und die ersten drahtlosen Datenverbindungen, damals als GPS bekannt, entstanden. Ich erkannte das Potenzial dieser Technologien und sah die Möglichkeit, in Zukunft mobile Anwendungen zu entwickeln, wenn diese Technologien erst einmal stabil laufen würden.

In dieser Hinsicht waren wir sehr früh dran. Die ersten zwei Jahre waren jedoch von erheblicher Instabilität geprägt, da diese Technologien noch nicht zuverlässig funktionierten. Wir mussten viel investieren und Nachforschungen anstellen, da die Basistechnologie noch nicht ausgereift war. Letztendlich führte diese Herausforderung dazu, dass wir uns frühzeitig mit diesen Technologien auseinandersetzten und in der Lage waren, entsprechende Lösungen zu entwickeln.

ANDREA SPIEGEL: Warum hast du dich für die Software entschieden? Was hat dich daran fasziniert? Du hättest auch den Hardware-Bereich wählen können.

GÜNTER LÖCHNER: Ich war mein ganzes Leben lang in der Softwareentwicklung tätig. Obwohl ich handwerklich auch begabt war und andere Wege hätte einschlagen können, lag mein umfangreiches Wissen und meine Erfahrung im Bereich Software. Während meiner beruflichen Laufbahn hätte ich mich vielleicht auch in Richtung Hardwareentwicklung entwickeln können, aber mein Herz schlug definitiv für die Software. Schließlich hatte ich bereits 20 Jahre Erfahrung in diesem Bereich gesammelt. In meinem Alter schien es sinnvoller, auf diesem bestehenden Wissen aufzubauen, anstatt von vorn zu beginnen und in einem neuen Bereich zu starten.

ANDREA SPIEGEL: Wenn ein Kind dich heute fragen würde, Günter, was macht ihr eigentlich bei L-mobile, was würdest du ihm antworten?

GÜNTER LÖCHNER: In gewisser Weise ist es recht einfach zu erklären. Viele kleine Kinder haben bereits Tablets zum Spielen und Lernen, und sie wissen, was eine App ist. Sie sind praktisch von Geburt an mit Touchpads und ähnlichen Technologien vertraut. Bei L-mobile entwickeln wir Programme und Software, die auf diesen Endgeräten laufen. Alles andere wäre für Kinder sehr abstrakt. Unsere Software ermöglicht es Menschen an verschiedenen Orten, die tausende Kilometer voneinander entfernt sein können, zusammenzuarbeiten. Was einer tut, kann der andere sehen. Für Kinder ist das bereits verständlich, da sie in der Welt der Informationstechnologie, mit Smartphones, Tablets, Apps und dem Internet aufwachsen. Für sie ist das normaler als für Erwachsene.

ANDREA SPIEGEL: Was war denn das erste Produkt von L-mobile, mit dem ihr gestartet seid? Wahrscheinlich war das nicht das, was wir heute hier in unseren Hallen haben, wenn wir so durch die Gegend laufen.

GÜNTER LÖCHNER: Tatsächlich war es dem schon recht ähnlich. Ich kam ja aus der ERP-Welt und hatte in verschiedenen Sektoren das Potenzial erkannt, in denen wir tätig werden konnten. Dies betraf insbesondere Bereiche wie Logistik, Lagerwirtschaft und Produktion. In diesen Bereichen haben die Mitarbeiter das Problem, dass sie mobil sein müssen und keine Computerkabel dabei haben, um sich zu verbinden. Es war sinnvoll, Anwendungen für diese Art der Mobilität zu entwickeln. Ebenso im Außendienst, wo Verkäufer und Servicetechniker unterwegs sind. Hier sah ich schon immer einen erheblichen Vorteil und Mehrwert, wenn sie mobil mit der Zentrale verbunden sind.

Ich war mir jedoch nicht sicher, auf welches Gebiet ich mich konzentrieren sollte. Sollte ich mich auf eine Sache beschränken oder beides tun? Viele Leute rieten mir, mich zu fokussieren und nicht alles auf einmal zu versuchen. Aber ich entschied mich von Anfang an, vier Produkte zu entwickeln. Und bis heute sind sie unser Kerngeschäft. Diese Strategie hat sich in den letzten 20 Jahren bewährt. Wir haben unsere Produkte inhaltlich erheblich verbessert und sind weiterhin innovativ. Im Grunde genommen bieten wir alle vier Produkte immer noch an. Sie haben sich sogar besser entwickelt, als ich erwartet hatte.

Zum Beispiel dachte ich, der Markt für Lagerlogistik sei bereits gesättigt und ich käme zu spät. Das Gegenteil war der Fall. Das war viele Jahre lang unser Zugpferd und ist auch heute noch ein sehr dominantes Geschäftsfeld. Allerdings haben andere Unternehmen inzwischen nachgezogen. Wir haben uns inzwischen in allen Bereichen sehr stark diversifiziert und viele neue Innovationen entwickelt.

ANDREA SPIEGEL: Gibt es ein Produkt, bei dem du sagst, das ist mein absoluter Liebling? Oder gibt es etwas, worauf du besonders stolz bist?

GÜNTER LÖCHNER: Ich würde sagen, ich bin insgesamt stolz auf die Gesamtkomposition. Auf die Art und Weise, wie wir im Markt positioniert sind, auf unsere Innovationskraft, unsere Flexibilität, unsere Dynamik und unsere Kundenorientierung. Was mich immer motiviert, ist das Verständnis für unsere Kunden und deren Bedürfnisse. Wir erkennen, dass es Bedürfnisse gibt, die bisher nicht erfüllt werden, und wir können dazu beitragen. Das ändert sich immer wieder. Gestern haben wir beispielsweise ein völlig neues Geschäftsfeld gestartet, an dem wir seit einem Jahr arbeiten: fahrerlose Transportsysteme. Das war bisher nicht in unserem Portfolio, und es wird uns nun erheblich ergänzen. Ich habe ständig neue Ideen und Geschäftsfelder im Kopf. Am wichtigsten ist jedoch, diese Ideen in die Tat umzusetzen. Es reicht nicht aus, nur Ideen zu haben. Manchmal kann ich mich in meiner Ideenflut verlieren, aber dann halte ich mich selbst in Schach und setze mir klare Ziele. Am Ende zählen nur die Ideen, die erfolgreich umgesetzt werden. Alle anderen Ideen, die auf dem Spielfeld herumrollen oder die Kilometer, die zurückgelegt werden, sind unbedeutend.

ANDREA SPIEGEL: Okay. L-mobile ist ja bis heute ein inhabergeführtes Unternehmen. Warum ist das so? Warum hast du dich nicht für schnelleres Wachstum mit Investoren oder ähnlichem entschieden?

GÜNTER LÖCHNER: Das war meine bewusste Entscheidung. Lebenserfahrungen haben mich stark geprägt. Ich strebte immer nach vorne, nach oben, und übernahm früh Verantwortung. In den 90er-Jahren wurde ich in die Geschäftsführung aufgenommen und später Vorstand. Ich begleitete sogar einen Börsengang und erlebte viele interessante Situationen während dieser Zeit. Doch ich erkannte, dass Analysten oft einseitig auf finanzielle Gewinne schauen und dabei wichtige Aspekte übersehen. Viele Unternehmen werden durch Investoren zu Entscheidungen gedrängt, die aus meiner Sicht langfristig nicht sinnvoll sind. Die Menschen, wie Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner, leiden oft darunter.

Deshalb traf ich bereits 2003 eine klare Entscheidung. Obwohl ich aus der Welt der Großunternehmen komme, reduzierte ich die Mitarbeiterzahl drastisch und startete quasi von vorne. Mir war klar, dass ich noch etwas Großes schaffen wollte, aber die Frage war, für wen und warum. Es reichte bereits für meinen Lebensunterhalt, aber ich wollte einen tieferen Sinn in meiner Arbeit finden. Es gab zwei Möglichkeiten: Eine Firma aufbauen, Geld verdienen und dann schnell verschwinden, wie es heute häufig der Fall ist, oder etwas Sinnvolles schaffen.

Ich entschied mich dafür, mein Lebenswerk aufzubauen, nicht nur für mich selbst, sondern für die Menschen, die mir wichtig sind. Das sind meine Mitarbeiter, Führungskräfte, Kunden und Lieferanten. Ich liebe dieses Netzwerk und frage mich, was ich langfristig für sie tun kann, auch nach meiner Zeit als Unternehmer, wenn ich das Unternehmen nicht mehr selbst führen sollte. Beispiele wie Robert Bosch, die Lebenswerke geschaffen haben, inspirieren mich. Ich traf eine klare Entscheidung und habe mich bis heute von einem Verkauf des Unternehmens distanziert. Die Erfahrungen, die ich mit dem Aufbau und Verkauf von Firmen gemacht habe, passen nicht zu meiner Vision.

ANDREA SPIEGEL: Wenn du jetzt auf die letzten 20 Jahre zurückblickst, hast du gerade das Thema Kunden und Partner erwähnt. Gibt es da vielleicht ein Projekt, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist? Oder vielleicht eins, das du gerne jetzt hervorheben würdest? Es sind bestimmt viele.

GÜNTER LÖCHNER: Ja, insgesamt gab es wirklich sehr viele Projekte, Hunderte oder sogar noch mehr. Und sie alle haben ihre eigenen Besonderheiten. Am Anfang waren es Projekte, bei denen wir technologische Herausforderungen bewältigen mussten. Die Technologie war noch nicht stabil, und ich war beim Kunden und hatte bereits Versprechen abgegeben. Aber dann stellten wir fest, dass die Grundlagen, teilweise sogar in den Basiskomponenten, nicht stabil waren. Das hat uns manchmal in Bedrängnis gebracht, und es hat eine Weile gedauert, bis alles reibungslos lief. Aber wenn wir es schließlich geschafft haben, war es sehr befriedigend.

Dann gab es Projekte, die für uns besonders wertvoll waren, weil die Kunden aktiv an der Gestaltung teilgenommen haben. Diese Kunden gingen Partnerschaften mit uns ein und schätzten unsere Innovationskraft sowie unsere Fähigkeit, neue Lösungen voranzutreiben und völlig neue Möglichkeiten zu erschließen. Sie begleiteten uns auf diesem Weg, und es entwickelte sich eine symbiotische Beziehung. Wir brachten sie in Kontakt mit neuen Technologien, und sie fanden in uns einen verlässlichen Partner.

Schließlich schätze ich auch Kunden, die nicht immer aufregend sind, aber mit denen wir seit 15 Jahren zusammenarbeiten. Es scheint kein Ende in Sicht zu sein, und in dieser langjährigen Zusammenarbeit ist fast schon eine Art Zuneigung entstanden. In solchen Partnerschaften sind wir bereit, auch einmal etwas zu geben, ohne immer finanziell dafür belohnt zu werden. Diese Kunden erweisen uns ebenfalls Gutes, und wir schätzen diese wertvolle Partnerschaft sehr.

ANDREA SPIEGEL: Wie würdest du die aktuelle Position von L-mobile beschreiben?

GÜNTER LÖCHNER: Man könnte sagen, Unternehmen durchlaufen ähnliche Lebensphasen wie Menschen. Am Anfang sind sie wie Babys, frisch gegründet, mit einer Handelsregisternummer und grundlegenden Strukturen, wie einem E-Mail-Account. Alles ist neu und frisch, und man beginnt, nach den ersten Mitarbeitern zu suchen. Dann kommt die Kindheitsphase und die Jugendphase. Irgendwann sammelt das Unternehmen viel Erfahrung, etabliert sich im Geschäftsleben und erreicht sozusagen das Alter von 20 oder 30 Jahren. Schließlich neigen Unternehmen genauso wie Menschen dazu, am Ende ihres Lebenszyklus zu stehen. Aktuell würde ich sagen, dass L-mobile sich in einem Alter von 19 bis 24 Jahren befindet.

ANDREA SPIEGEL: Also in der Blütezeit ihres Lebens.

GÜNTER LÖCHNER: Ja, genau. Wir sind in der Blütezeit, voller Energie, und jeder möchte daran teilhaben. Wir gestalten die Zukunft aktiv. Aber wir sind nicht mehr so jung wie zu Beginn. Viele der Ideen, die in der Anfangszeit vielleicht noch recht verrückt waren und bei denen man von Anfang an sagen konnte, dass sie wahrscheinlich nicht funktionieren würden, kommen heute viel seltener vor. Wir haben heute ein gut eingespieltes Team, das eng zusammenarbeitet und sich gegenseitig respektiert. Wenn wir große Entscheidungen treffen, beraten wir uns und stellen sicher, dass alle dahinterstehen. Wir befinden uns in einer Phase, in der wir über viel Berufserfahrung verfügen und immer noch erhebliches Potenzial haben.

ANDREA SPIEGEL: Du hast gerade dein Team erwähnt, deine Mannschaft. Gibt es ein besonderes Erlebnis, das dich noch speziell mit den Menschen verbindet, die hier bei dir arbeiten, die für dich arbeiten?

GÜNTER LÖCHNER: Wir haben viele Mitarbeiter, die bedingungslos hinter dem Unternehmen stehen. Sie haben sich für ihr gesamtes Berufsleben entschieden, L-mobile zur Blüte zu führen. Das Vertrauensverhältnis ist außerordentlich stark. Selbst Konflikte können auf diesem Vertrauen ruhen. Das bedeutet, wenn etwas nicht gut läuft, wir einen Fehler gemacht haben oder uns vertan haben, bleibt das Vertrauen intakt. Ich würde sagen, es ist zu 100 Prozent oder so nah an dieser Zahl, wie ich es mir überhaupt vorstellen kann. Dieses Vertrauen ist eigentlich das Kostbarste, was wir hier haben.

ANDREA SPIEGEL: Du hast bereits vor Beginn des Gesprächs angedeutet, dass es beim nächsten großen Schritt, dem sogenannten Big Thing, bei L-mobile um drei wesentliche Aspekte geht. Könntest du diese bitte näher erläutern?

GÜNTER LÖCHNER: Natürlich, gerne. Im Moment gibt es drei wichtige Schwerpunkte, an denen wir arbeiten. Erstens, ich habe am Wochenende eine E-Mail verfasst, um unser Marketing zu unterstützen. Wir arbeiten an vielen innovativen Elementen, insgesamt 22 an der Zahl. Dies ist eine gewaltige Aufgabe. Wir werden sicherlich nicht alle umsetzen können, aber wir haben so viel in der Pipeline, dass es sehr vielversprechend ist.

Zweitens, die Internationalisierung ist von großer Bedeutung. Wir sind bisher eher zögerlich in diesem Bereich aktiv gewesen. Unser primärer Markt ist der DACH-Raum, bestehend aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Aber wir haben bereits zwei strategische Märkte im Fokus, nämlich Spanien und Frankreich. Wir bereiten uns intensiv auf die Expansion in diese Länder vor. In Spanien sind wir bereits in Barcelona präsent, und für Frankreich haben wir gute Voraussetzungen, auch dank unserer Niederlassung in Tunesien. Unser Ziel ist es, L-mobile international auszubauen, vor allem in Europa. Wir betreiben zwar Geschäfte in Asien und Amerika, aber diese sind nicht strategisch, sondern eher Nebengeschäfte.

Der dritte Schwerpunkt betrifft unser Wachstum. Wir haben immer wieder Engpässe, die sich verschieben. Häufig liegt der Engpass im Vertrieb. Mal haben wir zu wenig Aufträge, dann wiederum haben wir so viele Aufträge, dass es zu Engpässen in der Abwicklung kommt. Dies führt zu deutlichen Wachstumszyklen. Die Herausforderung besteht darin, diese Zyklen zu bewältigen und erfolgreich zu sein, wenn wir innerhalb eines Jahres etwa 30 bis 50 neue Mitarbeiter einstellen, wie es derzeit der Fall ist. Wir müssen sicherstellen, dass diese neuen Mitarbeiter gut in die Gesamtorganisation integriert werden, möglichst fehlerfrei arbeiten und unsere Unternehmenskultur aufrechterhalten wird. Unsere bestehende Unternehmenskultur ist sehr wertvoll, und wir möchten sie bewahren, auch wenn viele neue Mitarbeiter hinzukommen. Dies sind die Hauptaufgaben, die vor uns liegen.

Alles andere entwickelt sich praktisch von selbst. Wir bei L-mobile sind lösungsorientiert, man könnte sogar sagen, dass das “L” in L-mobile für Lösung steht. Ein Großteil unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist äußerst lösungsorientiert. Wir betrachten ein Problem nicht als Problem an sich, sondern als eine Gelegenheit zur Entwicklung innovativer Lösungen. Wenn wir vor Herausforderungen stehen, suchen wir nach Wegen, um diese zu bewältigen. Diese Denkweise treibt uns an und macht uns Spaß.

ANDREA SPIEGEL: Zum Abschluss möchten wir gerne noch einen kleinen Ausblick wagen. Stell dir vor, du hättest eine Zeitmaschine und könntest dich in die nächsten 20 Jahre versetzen. Wir haben bereits 20 Jahre hinter uns, also würdest du dich die nächsten 20 Jahre in die Zukunft begeben. Was wünschst du dir für L-mobile und dein Team in dieser Zeit? Welche Entwicklungen und Erfolge würdest du gerne sehen?

GÜNTER LÖCHNER: In 20 Jahren werde ich 82 Jahre alt sein. Eines meiner Vorbilder, wie ich bereits zu Beginn erwähnte, ist Reinhold Würth, der jetzt etwa 86 Jahre alt sein dürfte. Er hat beeindruckende Leistungen erbracht und eine sehr spezifische, aber meiner Meinung nach sehr gute Unternehmenskultur etabliert. Etwas Ähnliches könnte ich mir auch für L-mobile vorstellen. Aber zunächst haben wir ein Etappenziel vor Augen. Bis Mai 2029, also in den nächsten acht Jahren, streben wir danach, weiter zu wachsen und unsere Reichweite zu erweitern. Dieses Ziel haben inzwischen alle verinnerlicht.

Früher wurden mir oft Vorwürfe gemacht, dass meine Pläne größenwahnsinnig seien, aber inzwischen ist es realisierbar. Dieses Wachstum kann sowohl organisch als auch durch Akquisitionen erfolgen. Wir müssen Niederlassungen im Ausland gründen, um dies zu erreichen. Mein Sohn hat mir auch gesagt, dass es nach dem Erreichen der 1000 noch weitergeht. Also nach den 1000 Mitarbeitern sind weitere Schritte denkbar. Ähnlich wie bei meinem Vorbild möchte ich L-mobile zu einer großen Organisation entwickeln, in der jeder seinen Platz hat und sich beteiligt fühlt. Das bedeutet, dass wir kleinere Einheiten schaffen müssen, die in sich konsistent und logisch strukturiert sind. Ich möchte jedoch keine riesige Organisation wie Siemens.

Es gibt auch weitere Faktoren zu berücksichtigen. Wir leben in einer Zeit des raschen technologischen Wandels. Aktuell kann ich etwa drei bis fünf Jahre in die Zukunft schauen, aber bereits in diesem kurzen Zeitraum verschwimmt das Bild. Es kommen Entwicklungen auf uns zu, die unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt verändern werden. Nach den nächsten acht Jahren wird es noch unübersichtlicher. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass die Werte und der Spirit, die L-mobile ausmachen, uns weiterhin leiten werden. Wir werden weiterhin Freude an der Arbeit haben und Dinge finden, die einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft und die Menschen haben.

ANDREA SPIEGEL: Ein wunderbares Schlusswort. Vielen Dank, Günter, für deine Zeit und die Einblicke in L-mobile. Auch für mich, obwohl ich schon eine Weile dabei bin, gab es noch einige neue Erkenntnisse und spannende Einblicke, die ich so noch nicht kannte. Herzlichen Dank dafür.

GÜNTER LÖCHNER: Ich danke dir, Andrea.

ANDREA SPIEGEL: Wir hoffen, dass ihr als Zuhörerinnen und Zuhörer ebenfalls einige Erkenntnisse aus dieser Folge mitnehmen konntet und dass es euch gefallen hat, mehr über L-mobile zu erfahren. Diese Folge war sicherlich anders als die üblichen, aber wir hoffen, dass sie dennoch interessant für euch war. Wenn ihr weitere Themen, Vorschläge oder Wünsche für zukünftige Folgen habt, die sich wieder stärker auf Technologie, Prozesse und Optimierung im Bereich Industrie 4.0 und Digitalisierung konzentrieren, hinterlasst bitte Kommentare oder nehmt auf andere Weise Kontakt mit uns auf. Und nun möchte ich mich noch einmal herzlich bei Günter bedanken. Bis zum nächsten Mal.

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„Die Idee bei der Multikommissionierung ist auch da, eben solche Leerfahrten, Leerwege, egal ob jemand läuft oder eben fährt, zu vermeiden.“

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