ANDREA SPIEGEL: Du hast es gerade schon gesagt, du kannst die Angst vor der Sicherheitslücke so ein bisschen nehmen. Gleichzeitig ist, glaube ich, trotzdem für viele immer dieses, du hast schon Cloud gesagt, wir kennen das auch aus unserem Business, dass die Leute erst ein bisschen verhalten sind, weil sie einfach sagen, aber wenn dann da Daten sind, dann ist das vielleicht heikel, weil man kann ja die Bilder vielleicht doch entschlüsseln. Kannst du noch mal was zu dem Thema Sicherheit dieser Sicherheitstechnik sagen?
ULF HÜTHER: Also prinzipiell ist es so, es gibt nirgends so hohe Datenschutzanforderungen wie in diesem Bereich. Weil natürlich wir auch in öffentlichen Bereichen arbeiten, wo natürlich auch der Datenschutz ein ganz großes Thema ist. Prinzipiell ist es ein System in jeglicher Art ist immer nur so sicher, wie der Nutzer sein Netzwerk aufbaut. Also für unsere Software gesprochen ist es so, dass unser Kameranetzwerk isoliert ist von dem eigentlichen Recording-Netzwerk. Das bedeutet, also man kann von außen nicht auf die Recordings zugreifen. Man kann vielleicht maximal bis zu der Kamera vorgreifen, die aber wiederum eigentlich schon ihr eigenes Verschlüsselungssystem mitbringen. Auf der anderen Seite ist es natürlich das Netzwerk selbst, was der Kunde aufbaut, mittels Firewalls etc. pp., wie sicher er sich dadurch abschaltet. Im Bereich der Cloud ist es natürlich die Aufgabe des Cloud-Herstellers selbst, der natürlich bemüht ist, dass sein System so sicher ist wie möglich, damit die Daten in seiner Cloud sicher sind. Und da sprechen wir ja heute von ganz anderen Themen.
Ich denke, die Ängste kann ich insofern nehmen, weil jeder, der, wo man ein bisschen in sein privates Umfeld schaut und vielleicht auch noch so einen kleinen Home-Robot zu Hause hat, der jeden Tag für ihn seine Aufgabe erledigt und saugt, weiß, dass so ein Roboter heute nicht nur Sensoren hat, sondern meistens auch zwei, drei Kameras. Und jetzt werden viele erstaunt sein, aber je nach Hersteller senden die diese Daten ins Netzwerk und stellen die zum Beispiel Architekten zur Verfügung, um einfach intelligentere Gebäude zu planen. Weil nichts ist besser, als den ganzen Tag einen Raum zu vermessen oder mehrere Räume zu vermessen.
ANDREA SPIEGEL: Ja, und das noch nebenher sozusagen.
ULF HÜTHER: Und das noch nebenher.
ANDREA SPIEGEL: Während noch gesaugt wird, also eigentlich ideal.
ULF HÜTHER: Jetzt muss natürlich jeder die Frage stellen, wie sicher ist sein eigenes Netzwerk zu Hause?
ANDREA SPIEGEL: Ja, aber ich finde, das ist ein spannender Punkt, dass man auch sagt, okay, jeder Hersteller von Software, von Hardware, von et cetera, ist auch ein Stück weit erst mal für sein System verantwortlich. Aber ich als Unternehmen muss natürlich auch gucken, wie ist der ganze Rest aufgestellt? Also, wenn ich dann sage, ich habe die Daten bei mir im Haus, weil da sind sie sicher, ist noch nicht rein durch die Hardware, sag ich mal, geregelt, weil sie bei mir im Keller steht, sondern auch da muss man ja wieder gucken, dass man das alles absichert. Absolut.
ULF HÜTHER: Und genau diese Ängste nehmen wir ja auch dem Kunden. Deswegen sagen wir auch immer zu unseren Kunden, es ist wichtig für uns, dass alle Stakeholder mit am Tisch sind, dass wir eigentlich die Ängste und Sorgen von vornherein nehmen können. Wir zeigen das häufig auch in Use Cases dann direkt auf, also klassisch, dass man einen Piloten installiert und dann sagt, so sieht das Ganze aus. Und in 99,9 Prozent, toi, toi, toi, bekommen wir auch die Freigabe.
ANDREA SPIEGEL: Sehr gut. Wo steht denn deiner Meinung nach die deutsche Industrie aktuell bei diesem Thema Videosysteme? Also, ist es so ein bisschen wie bei der Digitalisierung? Es sind viele schon ganz weit vorne, aber ganz, ganz viele leider auch noch sehr weit hinten. Oder ist das was, wo du sagst, da ist die Industrie eigentlich schon recht aufgeweckt unterwegs?
ULF HÜTHER: Also, in dem Bereich jetzt, wo wir natürlich erst mal klassisch unterwegs sind, im Sicherheitsbereich, hinken wir manchen Ländern mit Sicherheit um teilweise fünf bis sechs Jahre hinterher. Aber das hat auch Hintergründe, dass man natürlich auch andere Datenschutzrichtlinien in anderen Ländern hat. Vielleicht mal ein Beispiel zu nennen, in Dubai am Flughafen findet man 25.000 Kameras und bei uns in Stuttgart am Flughafen hat man vielleicht fünf bis sechshundert Kameras. Das obliegt aber im Prinzip ja erst mal dem Datenschutz und das ist auch gut so. Ich denke, wo noch ein bisschen so die Hemmschwelle auch in Richtung Industrie 4.0 vorliegt, auch gegenüber anderen Ländern, ist schlicht und ergreifend, man hat Angst vor dem, was kommt. Und ich versuche das immer auch ein bisschen meinen Kunden so zu vermitteln und auch Mitarbeitern, die im Unternehmen sind. Also, der Schritt der Automatisierungstechnik, der wurde nicht heute eingeleitet, sondern der wurde schon vor hundert Jahren eingeleitet durch einen Mann, der sehr viele Autos gebaut hat, Henry Ford. Auch damals gab es sehr viele Vorbehalte gegen diese Technologien. Im Endeffekt sind solche Technologien dafür da, dass man Unternehmen performanter macht, dass man sie besser auf die digitalisierte Ebene bringt und dass man natürlich auch Geschäftsprozesse optimiert und Einblicke erhält, die man sonst nicht erhalten würde. Und das auch natürlich in Hinsicht auf internationale Wettbewerbssituationen. Und das ist, ich glaube, das ist sehr, sehr wichtig. Und es kommt langsam immer mehr und das ist auch ein ganz tolles Thema und auch freut uns alle sehr.
ANDREA SPIEGEL: Und da trägt vielleicht auch unser Podcast ein bisschen dazu bei, dass der ein oder andere da jetzt wieder sich Gedanken dazu macht. Absolut. Sehr gut.