ANDREA SPIEGEL: Ich glaube, noch spannender ist die Frage: Wenn ich mich dann für digitales Marketing entschieden habe – also lassen wir heute bewusst das ganze Thema Print ein bisschen außen vor, es spielt zwar immer eine kleine Rolle, aber bei uns jetzt beispielsweise keine große –, welche Werkzeuge würdest du aus deiner Perspektive empfehlen? Du hast ja schon gesagt, dass du viel Online-Marketing machst, auch Translation-Management. Also gerade alles, was dein Team so abdeckt: Was sind wichtige Werkzeuge und Tools, mit denen ihr arbeitet und die für digitales Marketing super wichtig sind?
JAN KREHER: Okay, ich sage mal, der Werkzeugkoffer für digitales Marketing ist groß. Es geht natürlich von bis. Ich würde auch hier wieder mit den Grundlagen anfangen. Brauchen wir gar nicht lang drum herumreden: die Website. Und da möchte ich Unternehmen einfach mal mit auf den Weg geben: Legt wirklich großen Wert auf eure Website. Die Website ist der Dreh- und Angelpunkt von fast allen Online-Marketing-Maßnahmen. Egal, ob ich jetzt eine Meta-Ad schalten möchte, ob ich eine Google-Ad schalte, SEO mache oder Newsletter-Marketing betreibe – am Ende muss das immer irgendwo hinführen.
ANDREA SPIEGEL: Die Leute müssen ja irgendwo hinkommen, oder?
JAN KREHER: Genau, irgendwo müssen die Leute hin. Und irgendwo muss die Konversion passieren. Natürlich gibt es auch Funnel-Tools und Co., aber in der Regel läuft das alles auf einen Funnel hinaus, der auf der Website stattfindet – sei es ein Kontaktformular, das ausgefüllt werden soll, ein Whitepaper, das heruntergeladen werden soll, oder Ähnliches.
Deshalb ist die Website wirklich das allerwichtigste Tool, mit dem jedes Unternehmen starten sollte. Und hier sollte man auch wirklich Fokus drauflegen. Es reicht nicht, sie einmal zu erstellen und dann fertig. Sie darf gerne auch leben und besser werden. Das ist grundlegend das, worauf Digital-Marketing aufbaut.
Bei der Website geht es natürlich auch um SEO-Optimierung, SEA-Optimierung, einzelne Landingpages und vieles mehr. Da könnte ich wahrscheinlich zehn Folgen drüber machen – aber das lassen wir heute mal. Gehen wir zum nächsten Punkt: Das ganze Thema SEO und Performance-Marketing.
Wenn ich meine Website habe oder mein Ziel definiert habe, wo ich die Leute haben möchte und wo der Traffic hin soll, den ich generiere, dann muss ich mir im zweiten Schritt überlegen: Wo kommt dieser Traffic her? Denn nur mit der Website allein ist der Traffic ja noch lange nicht da. Das heißt, wie bekomme ich die Leute auf meine Website? Es gibt verschiedene Quellen. Das beginnt vielleicht mit Google-Ads, also Search Engine Advertising, oder SEO, der organischen Optimierung der Website. Ich kann Videos auf YouTube erstellen, Social-Media-Content veröffentlichen – da kannst du vielleicht auch gleich noch etwas dazu sagen –, oder ich nutze E-Mail-Marketing. Es gibt viele Quellen, Traffic einzusammeln und zielgerichtet auf die Website zu lenken.
ANDREA SPIEGEL: Da sind wir dann vielleicht noch einmal bei dem Wort, das du gerade genannt hast: Funnel. Es gibt den großen Marketing-Funnel, der wie ein Trichter funktioniert. Wenn man das googelt, findet man direkt Visualisierungen davon. Oben wird viel eingesammelt, damit unten das Richtige herauskommt.
Das ist genau dieses Thema: möglichst viel einsammeln, damit am Ende genug Konversionen entstehen.
JAN KREHER: Exakt, genau. Und wenn man dieses ganze Thema aufsetzt, sollte man sich auch Gedanken machen: Was sind meine Ziele? Viele Unternehmen erstellen sich eine Website, einfach um eine Website zu haben. Das ist auch in einem bestimmten Stadium okay. Aber wenn Marketing einen höheren Stellenwert einnehmen soll und man wirklich Kundenanfragen generieren möchte, um das Unternehmen zuverlässig zu versorgen, dann muss man sich Gedanken machen: Wie viele Kundenanfragen brauche ich? Wie sollen diese aussehen?
Soll es ein ausgefülltes Kontaktformular sein? Reichen mir Kundendaten, die ich an den Vertrieb weitergebe? Soll es ein Whitepaper-Download sein? Oder soll es ein Kauf in einem Online-Shop sein? Es gibt eine Vielzahl an möglichen Zielen. Für uns bei L-mobile sind es beispielsweise Kundenanfragen, also aktive Anfragen von Unternehmen, die ihr Lager digitalisieren wollen. Das ist eines unserer zentralen Ziele: Leads generieren.
Deshalb sollte man eine Website erstellen, Werkzeuge auswählen, um Traffic zu generieren, und sich in diesem Rahmen überlegen: Was ist eigentlich mein Ziel?
ANDREA SPIEGEL: Das heißt, das wäre quasi dein Starter-Package?
JAN KREHER: Genau. Mein Starter-Package: eine Website, Traffic darauf generieren – und dann kann man das natürlich noch erweitern. Zum Beispiel mit einer CRM-Anbindung, um die Daten automatisch zu sammeln. Ich bin ein großer Fan davon. Warum alles in einem E-Mail-Postfach sammeln und dann an den Vertrieb weitergeben? Das geht heutzutage cooler mit automatischen CRM-Systemen. Wir nutzen dafür HubSpot, und ich bin ein großer Fan davon.
Von dort aus kann man weitermachen: On-Page-Optimierungen mit verschiedenen Tracking-Tools – Google Analytics gehört sicher dazu, es gibt aber auch andere Software –, um zu analysieren, wie sich Nutzer auf der Website verhalten. Daraus lassen sich Verbesserungen ableiten. Oder Tools, um Websites mehrsprachig zu machen, wenn das relevant ist. Von bis – das wäre mein Starter-Package. Und danach kann es immer noch weitergehen.
ANDREA SPIEGEL: Und ein Thema, das dir, wie ich weiß, sehr am Herzen liegt und eines unserer
strategischen Kernelemente ist: Content.
JAN KREHER: Content, Content, Content.
ANDREA SPIEGEL: Content, Content, Content. Auch wichtig für die Website: dass dort genug relevante Informationen stehen. Auch hier muss man sich eine Strategie überlegen: Geht man mit tiefgreifendem, umfangreichem Content? Oder eher oberflächlich? Das hängt stark von den Produkten und Zielgruppen ab. Wie würdest du das differenzieren?
JAN KREHER: Am besten beides – je nach Zielgruppe und Customer Journey. Idealerweise schafft man es, Content für alle Phasen der Journey anzubieten: von der Awareness-Phase über die Consideration bis zur Conversion – und auch für Bestandskunden. Warum nicht? Man kann ja Content machen von, bis. Sich die Customer Journey einfach mal anschauen, zu prüfen, für welche Stufen möchte ich Content machen. Mein Favourite natürlich wenn es geht für alles. Weil warum sollte man da Unterschiede machen. Und da einfach nachlegen, abarbeiten. Genau.
ANDREA SPIEGEL: Du hast vorhin Social Media angesprochen. Da will ich jetzt auch, glaube ich, gar nicht zu tief reingehen, aber ich glaube auch, dass es tatsächlich ein Thema ist, was heutzutage wirklich für viele Firmen, oder nicht für alle vielleicht, aber für viele ein Thema ist, was zumindest nicht vernachlässigen sollten.
Da findet einfach viel statt, die Generationen rücken jetzt langsam nach, sage ich mal, auch in der wir sind, in die entsprechenden Positionen, auch in den Unternehmen.
Es werden immer mehr Leute, die einfach digital auch zu Hause sind, und ich glaube, da sollte man nicht verpassen, auch bei Social Media dabei zu sein.
Auch da natürlich immer klassisch die Frage: Was will ich erreichen?, Was ist meine Zielgruppe?, Wo sind die unterwegs? Ist es eher Business-related, dann empfehlen sich natürlich eher Business-Plattformen wie Xing oder LinkedIn.
Ist es vielleicht aber auch eher auf Mitarbeitende bezogen, möchte ich eher HR-Content sozusagen machen, also Personalmarketing oder sowas in die Richtung, dann ist mit Sicherheit auch Instagram eine Sache, oder wenn ich natürlich im B2C-Bereich unterwegs bin, dann auch Instagram oder sowas.
Also da einfach sich Gedanken machen.
JAN KREHER: Bis TikTok und Co.
ANDREA SPIEGEL: Genau, einfach überlegen: Was möchte ich erreichen?, Wen möchte ich erreichen?, und Wo sind die Leute unterwegs?, auf welchen Kanälen, und dann da entsprechend durchstarten.
Und eine gute Strategie schadet da auch nicht, Redaktionsplan ist meine große Empfehlung, sich Formate zu überlegen. Das sind so kleine Tools, sind jetzt nicht direkt Software-Tools, sage ich mal, aber das sind auf jeden Fall Dinge, die da helfen.
JAN KREHER: Ich meine, Social Media hat auch diesen charmanten Vorteil, ich komme ja aus der Welt des Performance-Marketings, sage ich mal, wo man nach einem gewissen Rahmen von Erfahrung sagen kann, okay, ich gebe so viel Geld vielleicht aus und ich bekomme so viele Kundenanfragen rein oder einen gewissen Return on Invest.
Und bei Social Media hast du halt diesen Vorteil, vor allem, wenn es ins Organische geht.
Vielleicht auch, wenn hier B2C-Marketer zuhören, das ganze Thema, man kann auch unnormal wachsen.
Also es kann sein, du machst dieses eine Content-Piece, das geht viral, und dann kannst du, obwohl du genau den gleichen Aufwand für diese eine Produktion hattest, hast du gleich überdurchschnittlich viel mehr Traffic, kannst diesen Traffic oder dieses Content-Piece dann vielleicht sogar noch mal als Werbeanzeige nutzen, um noch mehr rauszuholen.
Du hast halt einfach dieses asynchrone Wachstum. Wenn du einmal in diesem Performance-Marketing drin bist, dann ist es immer so: Okay, ich möchte mehr haben, also muss ich mehr ausgeben. Was sind meine Hebel?
ANDREA SPIEGEL: Manchmal ist Qualität vom Content oder von der Anzeige, … … manchmal ist es dann nachher einfach die Kohle.
JAN KREHER: Und bei Social Media kann das halt einfach sich voneinander loslösen, ein Content-Piece, zack, 100.000 Aufrufe, ganz anderer Traffic, nicht mit Geld aufzuwiegen im Performance-Marketing, muss man ganz klar sagen.
ANDREA SPIEGEL: Ja, auf jeden Fall, definitiv.
Ich glaube, auch noch ein wichtiges Thema, was so ein bisschen unterschwellig mitschwingt, ist auch nicht wirklich ein Werkzeug in dem Sinne, aber man kann es lernen und man kann es auch falsch machen, sage ich mal, ist das Thema Kommunikation für mich.
Sowohl intern natürlich, aber natürlich auch nach außen, also sich da auch zu überlegen, wie
will ich auftreten als Firma?
Auch für die Website finde ich wichtig, also wie wollen wir wirken?
Machen wir alles im Du, machen wir alles im Sie? Das sind ja so ganz kleine Sachen, wo man eigentlich denkt, ja, kann man so oder so machen, aber macht nachher einen entscheidenden Unterschied in der Wahrnehmung der Zielgruppe und sich da, glaube ich, vorher auch Gedanken machen.
Wenn man eh gerade was neu aufsetzt, da wirklich noch mal hinterfragen, was ist die Wirkung, die ich erzielen möchte, wie erziele ich die auch am besten und wie kommuniziere ich dann eben auch in Richtung meiner Zielgruppe.
JAN KREHER: Und durchziehen.
Also, wenn man sich einmal von Du entscheidet in irgendeiner gewissen Situation, dann auch wirklich durchziehen, damit es nachher auch halt Einfluss ist.
Also absolut, Grundlagen arbeiten und dabei bleiben.
ANDREA SPIEGEL: Man darf auch mal etwas ändern, aber nicht alle fünf Minuten; man muss auch ein bisschen dabei bleiben, das stimmt.