ANDREA SPIEGEL: Kannst du uns da vielleicht mal so einen kleinen Einblick geben, sozusagen ein Bild vor meinem inneren Auge entstehen lassen, wie sieht so dein Arbeitsalltag aus und an welchen Stellen unterscheidet der sich vielleicht von meinem klassischen Büroalltag, also wo hast du schon so nachhaltige Themen für dich implementiert?
PHILIPP DAMM: Genau, da würde ich einmal ein Stückchen ausholen. Letztlich verwende ich Hardware, viele andere verwenden natürlich auch Hardware. In meinem Fall ist es ein Mobiltelefon und ein Notebook, und dort ist natürlich auch Rechenleistung drauf. Ich bin ein großer Fan davon, wenn man Rechenleistung hat, sollte man sie auch nutzen, weil die größte Erkenntnis, die wir aus unseren Analysen hatten, ist, dass der größte Block an Emissionen von CPUs kommt, die laufen, ohne verwendet zu werden. Das kann ein Internetblock sein, den keiner liest, für den aber 20 Leute die Kapazität vorgehalten wird, dass ihn 20 Leute gleichzeitig lesen könnten. Es können aber auch ganz andere Dinge sein, Computer, die einfach nur laufen, während Besprechungen und Meetings und auf dem Tisch stehen. Deswegen, zum Thema Nachhaltigkeit: Man sollte, wenn man etwas aktiv hat (und Smartphones sind ja in der Regel die ganze Zeit an), die Funktionen nutzen, vor allem, wenn sie keinen großen Energiebedarf haben.
Interessant ist, was man mit Software machen kann, und ich glaube, da sind alle Menschen ein Stück weit gleich. Ich zumindest habe keine Lust, mich mit organisatorischen und verwaltenden Themen auseinanderzusetzen. Ich möchte mich auf das fokussieren, worauf ich Lust habe, sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Umfeld, und da kann Technik unterstützen. Natürlich beginnt der Tag morgens mit einem Wecker, aber dann geht es weiter. Ich habe meinen täglichen Bericht, eine Übersicht, was ansteht, eine Art digitales Sekretariat.
ANDREA SPIEGEL: Das gibt dir dann einen Überblick über deine Termine, zum Beispiel.
PHILIPP DAMM: Genau, da sind die Termine drin, aber auch ganz spannend: Ich bekomme auch eine Übersicht über meine Aktivitäten und To-Dos aus meinen E-Mails. Mein E-Mail-Postfach erkennt von allein, in welchen E-Mails sich noch To-Dos verbergen. Wenn ich sie noch nicht beantwortet habe oder nur eine Dankesantwort geschickt habe, geht mein Postfach davon aus, dass ich dieses To-Do noch nicht erledigt habe. Ich bin dankbar, wenn ich an offene Punkte erinnert werde, da es halt doch immer mal wieder etwas verloren geht. Wenn ich das morgens kurz checke, weiß ich, dass ich meistens noch Zeit habe, dann kann ich meine Morgenroutine durchführen. Und irgendwann steht der erste Termin an. Was ich gar nicht gut kann, ist Multitasking. Ich werde schnell abgelenkt und möchte selbst nicht abgelenkt werden. Deshalb bin ich froh, dass ich Workflows auf meinem Smartphone nutzen kann, die automatisch in den Nichtstören-Modus gehen, den ich für mich konfiguriert habe. Wenn ich einen Termin im Kalender habe, bekomme ich keine Mitteilungen über Kurznachrichtendienste oder Sonstiges. Natürlich kann man auch einzelne priorisieren.
ANDREA SPIEGEL: Wenn die Nachricht von der Mama kommt zum Beispiel, die muss immer durch.
PHILIPP DAMM: Kann man natürlich beliebig für sich selbst einstellen. Natürlich muss man den Einstellungsaufwand einmal machen und sich damit auseinandersetzen.
Man kann am Smartphone relativ frei Workflows programmieren, auch echte Routinen. Also wenn dann die Nachricht von der Mama kommt, kann man eine standardisierte Antwort zurücksenden, ohne sich darum kümmern zu müssen.
ANDREA SPIEGEL: Ja, perfekt.
PHILIPP DAMM: Ja, es gibt schon ganz nützliche Dinge, die man für sich selbst einstellen kann. Zum Beispiel können bei bestimmten Nachrichten automatisch Apps geöffnet werden. Das kann zum Beispiel hilfreich sein und Zeit sparen. Gerade wenn in einem Nachrichtendienst eine Info kommt, dass man in seine E-Mails schauen soll und das Wort “Mail” oder “E-Mail” erkannt wird, öffnet sich automatisch das E-Mail-Postfach. Das sind Spielereien, die man für sich selbst entdecken muss. Aber wenn man es konsequent durchzieht und nur das nutzt, was einem die Hersteller der Hardware und Software schon mitgeben, kann man viel erreichen.
Wenn man morgens in seine E-Mails geschaut hat, kommt oft die klassische Terminfindung. Man muss sechs verschiedene Personen aus unterschiedlichen Unternehmen einen Termin finden lassen und macht drei Vorschläge per E-Mail hin und her, und am Ende passt es trotzdem nicht.
ANDREA SPIEGEL: Und irgendjemand kann immer nicht.
PHILIPP DAMM: Genau, passt es dann trotzdem nicht. Und auch da gibt es ganz tolle Add-ins, die in der Regel bereits im Standardpaket enthalten sind. Man kann einfach mit einem Meeting-Vorschlag antworten. Das Ganze ist webbasiert. Man wählt vier oder fünf Termine aus, die dann im eigenen Kalender auf Mitvorbehalt angezeigt werden und mir als Block signalisiert werden. Der Termin steht klar drin. Dann kann jeder in die Abstimmung gehen, um auszuwählen, ob er teilnehmen kann oder nicht. Man kann auch einen Termin priorisieren. Sobald alle abgestimmt haben oder der Organisator sagt, die Deadline sei erreicht, kann man das manuell auslösen, und automatisch wird die finale Einladung verschickt und alle anderen Blöcke, die mit Vorbehalt im Kalender waren, werden gelöscht. So kann man relativ einfach diesen organisatorischen Aufwand stark reduzieren und hat mehr Kapazität, um auf Projekte zu arbeiten oder in persönliche Gespräche zu gehen. Ich finde es schade, wenn man als Mensch viel Zeit mit digitalen Themen verbringen muss, anstatt sich auf die Zusammenarbeit mit anderen zu konzentrieren. Das kann noch weiter gehen. Ich finde es besonders beeindruckend, wenn man automatisiert PowerPoint-Folien erstellen lässt, indem man nur die Inhalte eingibt und die Folien sich selbst gestalten, basierend auf früheren Präsentationen. Die KI lernt aus den gestalteten Folien und passt sich an. Man muss nur noch die Präsentation anpassen und optimieren. Man muss sich auch überlegen, welchen Nutzen dies hat. Wie viel bleibt von einer vierstündigen Vorbereitung hängen? Vielleicht kann man sich ein oder zwei Folien merken, aber die Story ist entscheidend. Ich konzentriere mich lieber auf wichtige Themen und überlasse das Organisatorische anderen. So hat man gefühlt mehr Zeit. Man kann seine Effizienz steigern und sich sozial entlasten, da man weniger genervt ist und mehr Freizeit hat. Selbst Kleinigkeiten wie das Scannen von Rechnungen mit dem Handy und automatisches Verbuchen durch die KI und Software entlasten den Büroalltag. Man kann auch mit Workflows eingehende E-Mails klassifizieren, beispielsweise automatisches Sortieren in Kundenordner, wenn bestimmte Schlagworte auftauchen. Man kann sich strukturierter den Themen widmen und den Überblick behalten, insbesondere wenn viele E-Mails kommen. Man kann nach relevant und nicht relevant sortieren. Ich habe einen Ordner für E-Mails, in denen ich im CC bin. Diese lese ich in der Regel nicht, es sei denn, ich bin an dem Thema interessiert. Wenn ich weiß, dass meine Kollegin an dem Thema arbeitet, schaue ich nach, ob ich im CC bin. Dadurch schaffe ich mir Zeitfreiräume.
ANDREA SPIEGEL: Dann weißt du, wo du suchen musst.
PHILIPP DAMM: Genau, denn wenn keine Aufgabe erwartet wird, wird die E-Mail mit einem Add-in markiert und rutscht automatisch an den Anfang. So habe ich zumindest die Möglichkeit, im E-Mail-Verlauf nachzuschauen und mir selbst Zeitfreiräume zu schaffen.