#92 Automatisierte Produktionsplanung mit Jens Malso

Podcast Industrie 4.0 | Der Expertentalk für den Mittelstand

Planung ist die halbe Miete – das gilt auch in der Produktion. Und gerade, wenn viele verschiedene Maschinen, Arbeitsprozesse und Mitarbeitende koordiniert werden müssen, um eine optimale Auslastung zu garantieren wird es schnell sehr komplex.

Eine Lösung: Eine automatisierte Produktionsplanungs-Software, oder kurz: APS.

Du denkst über ein Produktionsplanungstool nach? Wir geben dir “4 Gründe für die Einführung eines APS-Systems” in unserem kostenlosen Whitepaper.

Und dafür haben wir uns einen absoluten Profi eingeladen – Jens Malso, Geschäftsführer der L-mobile Systeme, hat dank jahrelanger Erfahrung einen ganz besonderen Blick auf das Ganze. Er erklärt uns, welche Parameter so ein System berücksichtigen kann und welche Daten überhaupt nötig sind, um so eine Software zur Höchstform auflaufen zu lassen.

Das Transkript zur Podcast-Folge: Automatisierte Produktionsplanung

ANDREA SPIEGEL: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Industrie 4.0, der Experten-Talk für den Mittelstand.
Heute geht es darum Advanced Planning and Scheduling oder auch kurz APS zu verstehen. Das ist heute unser Thema. Wir wollen das so weit wie möglich schaffen, je nachdem, wie viel Zeit uns dieser Podcast gibt. Ich würde nicht großartig drum herumreden.
Bei mir ist Jens Malso, er ist Geschäftsführer der L-mobile Systeme in Bonn. Schön, dass du da bist.

JENS MALSO: Danke für die Einladung.

ANDREA SPIEGEL: Wie immer an dieser Stelle: Die Folge gibt es auch wieder bei YouTube als Video zu sehen. Schaut da gerne auch mal vorbei.

ANDREA SPIEGEL: Jens, du hast dich schon hundertmal vorgestellt, auch in der letzten Folge. Heute hast du wieder die Chance etwas Neues zu erzählen, oder wieder genau das Gleiche. Was genau machst du bei der Systeme oder was macht die Systeme eigentlich?

JENS MALSO: Die Systeme ist die kleinere Version der Solutions und befindet sich räumlich in einem anderen Bundesland. Aber ansonsten sind wir ein Gebilde. Unsere Spezialisierung ist die Fertigung. Das liegt ein bisschen daran, dass ich gedanklich buchstäblich aus diesem Bereich komme. Ich habe eine tiefe Verbindung zu Fertigungsprozessen und dieser Maschinentechnologie.

ANDREA SPIEGEL: Bist du einfach so geboren, oder?

JENS MALSO: Nein, meine Anfänge waren ganz anders. Meine Anfänge lagen eher bei der Kostenrechnung. Ich war Spezialist für Materialfluss und Kostenrechnung. Aber irgendwie hat es sich ergeben, dass ich von dort aus mehr in Richtung Fertigung und die Anbindung von Maschinenaggregaten in Verbindung mit Software gekommen bin. Genau das ist heute ein bisschen unser Alleinstellungsmerkmal. Das heißt nicht, dass wir keine Warehouse-Projekte machen, aber die Fertigung nimmt bei uns doch einen großen Raum ein.

ANDREA SPIEGEL: Euer Fokus liegt also einfach woanders?

JENS MALSO: Ja.

ANDREA SPIEGEL: Du bist als Geschäftsführer dafür zuständig, dass der Laden läuft?

JENS MALSO: Ja, in gewisser Weise. Wie sagt man so schön: Ich eröffne die Meetings, bestelle das Essen und ich rufe dann sehr oft das Buffet aus. Das ist im Wesentlichen das, was ich da mache.

ANDREA SPIEGEL: Die wesentlichen und wichtigen Dinge.

JENS MALSO: Ja genau.

ANDREA SPIEGEL: Jens, du weißt, es gibt immer eine kleine Frage vorab. Ich habe mir etwas Schönes für dich einfallen lassen. Und zwar: Was ist Pope Dope und was hast du damit zu tun?

JENS MALSO: Ich habe einen alten Freund, dessen Name ist Christian Papst, also auf Englisch Christian Pope. Wir haben, immer in sehr kleinen Mengen, Bier für unsere Freunde gemacht. Wir haben es dann immer getrunken, aber es war immer zu wenig. Also haben wir ein bisschen mehr gemacht und noch ein bisschen mehr. Irgendwann ist es mir dann buchstäblich zu bunt geworden und ich habe gesagt, jetzt hören wir auf mit diesem „immer zu wenig“ und machen es einmal richtig. So haben wir die Brauerei Pope Dope gegründet. Jetzt brauen wir in Serie und man kann es im Trinkgut und so weiter kaufen.

ANDREA SPIEGEL: Also bei euch da oben in der Ecke rund um Köln.

JENS MALSO: Ja, genau. Wir sind einer dieser winzigen, regionalen Brauereien und das ist Pope Dope.

ANDREA SPIEGEL: Sehr gut, cool. Vielen Dank. Ich dachte, das müssen wir auch mit reinbringen, dass unsere Geschäftsführer hier auch noch kleine Side-Hustles haben. Günter mit seinen Bienen, du mit deinem Pope Dope. Das fand ich cool.

ANDREA SPIEGEL: Sehr gut, dann wird es jetzt Zeit für den Ernst des Lebens oder den Ernst der produzierenden Unternehmen, nämlich das Thema Produktionsplanung. Ich habe schon gesagt, wir wollen jetzt nicht so viel darüber reden, ob Planung wichtig ist und wie und was. Das haben wir alles schon besprochen oder auch in anderen Folgen. Was mich wirklich interessieren würde, ist erstmal deine ganz grundsätzliche Meinung: Ist ein APS-System, also ein Advanced Planning and Scheduling System, einfach eine gute Idee für die Unternehmen? Oder würdest du sagen, es kommt darauf an? Wenn ja, worauf kommt es an?

JENS MALSO: Wir hatten das schon in einer anderen Folge besprochen. Es mag tatsächlich Firmen geben, die das nicht nutzen können, also sie können kein Potenzial daraus bilden, weil ihre Fertigung es nicht braucht.

Aber in dem anderen Fall, wo die Probleme in der ständigen Neubewertung liegen: Was mache ich und in welcher Reihenfolge mache ich das, um ein möglichst gutes Ergebnis zu liefern? Da ist ein APS unerlässlich.

Ich habe über die Jahre das Gefühl bekommen, dass der APS im Wesentlichen zwei Funktionen erfüllt. Die erste ist die offensichtliche Funktion, nämlich die Automatisierung der Feinplanung. Aber die zweite Funktion, und mindestens genauso wichtige Hälfte des Ganzen ist, dass sich das Unternehmen, die Menschen darin, der Unternehmer, ihrer eigenen Prozesse bewusster werden. Denn wenn ich nie den Anlass habe, zu hinterfragen, ob das, was ich tue, in der Form, wie ich es tue, sinnvoll ist, dann verschenke ich das eigene Potenzial.

Das hat nicht so sehr mit der konkreten Anforderung zu tun, zu planen, sondern eher damit, dass ich mir vorstelle, was ich tun muss, um das automatisieren zu können. Dabei mache ich mir Gedanken darüber, ob die Fertigung, wie sie gerade ist, wirklich so sein muss oder ob man sie vielleicht auch anders gestalten könnte.

ANDREA SPIEGEL: Das wollte ich gerade sagen. Das heißt, wir haben eigentlich zwei Themenbereiche: Einmal den, mit dem sich die Menschen beschäftigen müssen, und auf der anderen Seite das System an sich. Ich möchte das System später auf jeden Fall auch im Fokus haben. Gibt es denn noch Tipps von deiner Seite, welche sich die Leute, die sich mit den Themen „APS“ oder „Produktionsplanung aut    omatisieren und Digitalisierung“ beschäftigen, auf jeden Fall anschauen sollten? Worauf sollten sie achten? Welche Dinge sollten sie unbedingt anschauen?

JENS MALSO: Die automatisierte Planung hat bestimmte Randbedingungen. Das ultimative Ziel des Ganzen ist es, den Termin, den ich dem Kunden gegeben habe, einzuhalten. Man könnte also sagen: „Sei nicht zu spät.“ Das ist das ultimative Ziel der ganzen Übung.

Dann gibt es die verschiedenen, nennen wir sie mal, einschränkenden Faktoren. Das sind Material, Verfügbarkeit von Maschinen, Menschen und Werkzeugen. Also all diese Engpässe, die man haben kann und die auf den eigentlichen Prozess einwirken.

Dann gibt es das dritte, was man hat: die Optimierungspotenziale. Also, was kann ich durch den Planungsprozess nutzbar machen. Kann ich durch die Verteilung von Aufträgen auf andere Maschinen mit möglicherweise äquivalenter Leistung Vorteile erzielen? Vielleicht ist die Maschine langsamer, aber sie ist verfügbar. Ich kann dann zwei Aufträge gleichzeitig bearbeiten, wobei einer vielleicht ein bisschen langsamer ist, aber ich kann sie gleichzeitig ausführen. Diese verschiedenen Potenziale kann ich heben, und ich muss mir in dem Rahmen, den ich habe – also den Störgrößen und Einflüssen – überlegen, welche Potenziale ich überhaupt nutzen oder nutzbar machen kann.

Ganz am Ende, das ist fast immer so, brauche ich mehr Daten. Meistens mehr Daten, als ich habe.

ANDREA SPIEGEL: Mehr Daten und auch bessere Daten oder erst einmal viele?

JENS MALSO: Viele. Die Tendenz, wenn Menschen planen, ist folgende: Ich bin nicht in der Lage, unglaublich viele Details im Blick zu behalten, weil ich eben nur ein Mensch bin. Selbst wenn ich Hilfsmittel wie Excel habe oder etwas anderes, das ist völlig gleich, versuche ich immer, die Anzahl meiner Daten zu vermindern, damit ich in der Lage bin, den Überblick zu behalten.

Jetzt passiert etwas: Ich versuche plötzlich, Dinge zusammenzufassen. Ich fasse die Zykluszeit mit der Rüstzeit zusammen, packe sie in eine Zahl und tue so, als wäre das dasselbe. Ein Beispiel von vielen. Am Ende kann ich damit vielleicht so lala planen, aber damit kann man nicht automatisiert planen.

Plötzlich bin ich gezwungen, die beiden Werte wieder auseinanderzunehmen. Leider habe ich vergessen, wie groß die eine Zahl und wie groß die andere war. Das führt dazu, dass sich der Prozess weg von der menschlichen Sicht auf die Planung hin zur maschinellen Sicht auf die Zahlen bewegt. Dieser Schritt ist dann schmerzhaft. Plötzlich gibt es Abrechnungssysteme gegenüber den Leuten, und man hat das Controlling und so weiter. Diese haben sich bereits auf diese Art von Zahlen eingeschossen. Jetzt will ich das ändern. Das hat ärgerlicherweise Einfluss auf buchstäblich alles.

Es geht also nicht nur darum, an dem einen Arbeitsplatz eine Veränderung zu schaffen. Plötzlich ufert das durch das ganze Unternehmen aus. Das ist ein recht schmerzhafter Prozess.

ANDREA SPIEGEL: Aber der gehört auch vielleicht dazu.

JENS MALSO: Ultimativ passiert das. Ich finde das auch nicht schlecht. Ich habe nicht mehr die Not, denn dem Rechner ist es egal, ob es zehn oder hundert Zahlen sind. Es dauert vielleicht ein bisschen länger, aber das ist es auch.

ANDREA SPIEGEL: Wahrscheinlich auch nicht mehr so viel.

ANDREA SPIEGEL: Lassen wir den Teil erstmal so stehen und konzentrieren uns heute in der Folge ein bisschen stärker auf das ganze System dahinter. Also, wie ein APS eigentlich funktioniert. Was kann der denn eigentlich? Oder was sollte er können?

JENS MALSO: Der APS abstrahiert all diese Daten. Er überführt dieses ganze Gebilde der verschiedenen…

ANDREA SPIEGEL: Also Daten aus dem ERP-System und Daten von Maschinen?

JENS MALSO: Ja, aus den Maschinen würde ich sagen weniger, aber auf jeden Fall aus dem ERP. Da gibt es sehr prominente Dinge: Maschinen, Werkzeuge, Rüstmatrix, Schichtpläne, Personal, Skillmatrix, Personalschichtpläne. All diese Dinge und jedes einzelne sind in sich schon komplex. Die Kombination daraus ist unfassbar komplex.

Jetzt werden all diese Dinge in abstrahierte Objekte überführt und diese werden dann gegeneinander geführt. Daraus ergibt sich im besten Fall immer ein ausführbarer Plan. Der muss einem nicht gefallen. Der APS führt im einfachsten Fall eine heuristische Betrachtung durch und sagt: „Wie könnte ich die hintereinander anordnen in einer optimalen Weise?“

ANDREA SPIEGEL: So dass jeder Auftrag fertig wird, wann er fertig sein muss, oder?

JENS MALSO: Das ist genau der Haken an der Sache. Es wird nicht jeder Auftrag fertig. Es gibt Aufträge, die fallen hinten über.

Es gibt drei Arten von Aufträgen:

  1. Aufträge, die sind „on time“
  2. Aufträge, die sind „nicht on time“
  3. Aufträge, die gehen überhaupt nicht

Diese drei Kategorien gibt es. Die erste ist die, die wir wollen, die zweite ist die, die wir ertragen müssen, und die dritte ist die, die wir fixen müssen. Die dritte Kategorie hat nicht genug Kapazität, Material und Personen mit den richtigen Skills und so weiter. Die müssen wir fixen.

Jetzt wird auch direkt klar, dass ich nicht die Planung fixen kann, denn das, was ich da bekomme, ist schon das Optimum. Man kann an dem Optimum nichts verbessern. Es wird nicht besser. Egal, was ich ändere, es wird schlechter. Jetzt muss ich an den Daten drehen. Ich muss Termine ändern, ich muss mehr Material bestellen, ich muss Leute einstellen, was auch immer.

ANDREA SPIEGEL: Maschinen oder was du brauchst.

JENS MALSO: Maschinen sind schon ziemlich zäh. So eine Maschine zu beschaffen dauert.

ANDREA SPIEGEL: Nein, rein theoretisch: Wenn ich merke, ich habe immer an einer Maschine den Engpass, weil ich nur eine Maschine habe, die einen bestimmten Skill durchführen kann.

JENS MALSO: Genau, dann kann ich überlegen, eine zweite zu beschaffen. Ich könnte auch eine vierte Schicht einführen oder was auch immer.

Es gibt viele Stellschrauben, aber eines ist klar: Es ist nicht die Planung, die man ändert. Es ist buchstäblich das Gefüge, das man ändert, welches man dann plant.

ANDREA SPIEGEL: Aber brauche ich dafür dann überhaupt ein Planungstool, wenn es nur das Gefüge ist?

JENS MALSO: Die Schwierigkeit liegt darin, das Optimum zu erreichen. Wir reden von 5.000, 6.000, 7.000 Iterationen. Das heißt, wir nehmen das Gebilde, rechnen es durch und bewerten: Ist das das Optimum? Dann rechnen wir es nochmal durch und arbeiten uns iterativ an ein lokales Minimum heran.

Das an sich ist schon schwer. Allein schon daran zu erkennen, dass die Planung in Excel und die menschliche Planung mit Menschen dazu führt, dass Leute nach etwas Besserem suchen. Das ist für mich schon der Beweis, dass das nicht optimal funktioniert.

ANDREA SPIEGEL: Jetzt hast du gerade gesagt, es gibt verschiedene Parameter, die man in so einer Planung berücksichtigen kann. Zum Beispiel Schichtpläne, Maschinen – im Sinne von, welche Maschine kann was überhaupt machen – Skills und so weiter. Wie viele von diesen Parametern sollte man in so einem System mindestens drin haben? Oder sagst du, man sollte lieber nicht zu viele berücksichtigen? Oder ist es vor allem gut, wenn es wirklich detailliert ist, damit ich das bestmögliche Ergebnis bekomme? Gibt es da einen Richtwert? Oder sagst du, das ist sehr individuell, je nachdem, was die Firma überhaupt braucht?

JENS MALSO: Wenn man wirklich eine Art Baseline, also ein Fundament aufstellt, das erreicht werden muss, dann ist das der Fertigungsauftrag mit Rüst- und Einzelzeit, also das ist dann Rüst- und Zykluszeit. Dann braucht man unbedingt Schichtpläne für die Arbeitsplätze, damit ich weiß, was ich an theoretisch verfügbarer Kapazität habe.

ANDREA SPIEGEL: Kann immer noch jemand krank werden, oder?

JENS MALSO: Na ja, da sind noch keine Menschen drinnen. Das sind nur Maschinen. Klar, es gibt auch Dinge wie geplante Wartungen und Störfälle, aber lassen wir die außen vor. Die beiden Dinge: Ich brauche den Fertigungsauftrag und die eigene Kapazität. Damit kann man loslegen. Das haben im Grunde alle. Da steckt aber auch nicht viel drinnen. Dass man das in Abhängigkeit der Auftragsanzahl plant, bekommt man noch hin. Aber da steckt kein Potenzial drin.

Jetzt kommt das nächste, fast noch erreichbare: die Rüstmatrix. Ich bewerte jetzt die Schwierigkeit des Wechsels von einem Produkt auf ein anderes. Nehmen wir an, der Wechsel hat ein Gewicht von 100. Was hat das für ein Gewicht, wenn ich von hier nach dort wechsle? Ist dieses Gewicht kleiner oder größer? Das ist eine sehr vereinfachte Darstellung. Jetzt würde ich also versuchen, innerhalb der Beschränkung, dass ich die Termine halten will, Dinge hintereinander zu legen, die sich leichter rüsten lassen als andere. Das ist ein erstes Potenzial. Das ist schon groß, man kann viel damit machen. Denn die Menschen, die das machen, kennen sich damit aus und machen das jeden Tag. Sie versuchen lokal eine Optimierung durchzuführen. Das Problem dabei ist, dass diese durchgeführte Optimierung nur lokal ist. Die hier gut ist und dort schlecht. Das nennt man den wandernden Engpass. Das ist etwas, das kann der APS brillant. Denn er macht das völlig gefühllos und über alle. Er bewertet auch, ob die Tat, die man hier vollbringt, dort auch eine gute Tat ist.

ANDREA SPIEGEL: Das bewertet er aber im Prinzip aufgrund von Kriterien und Informationen, die man ihm vorher gegeben hat, oder?

JENS MALSO: Nee, nee.

ANDREA SPIEGEL: Wie macht er es dann?

JENS MALSO: Er ordnet, weil er Zeit hat, er rechnet einfach durch. Er nimmt die Rüstmatrix und rechnet. Dann guckt er sich die Ergebnisse an und rechnet es nochmal. Dann schaut er sich an, was besser oder schlechter ist. Er arbeitet nach dem Prinzip: Was besser funktioniert, davon mehr und was schlechter funktioniert, davon weniger.

ANDREA SPIEGEL: Also weiß er gar nicht so richtig, was richtig und falsch ist.

JENS MALSO: Aber er weiß, was schneller oder langsamer ist. Er schaut zum Beispiel am Ende, ob ich weniger Aufträge bekomme, die über den Termin hinausschießen, wenn das ein Kriterium ist. Man kann sich verschiedene Optimierungen vorstellen. Man kann sagen: Der Termin ist mir wichtig, oder mir ist wichtig, dass immer alle Maschinen laufen, oder mir ist wichtig, dass ich besonders wenige Leute brauche und so weiter. Also es gibt sehr verschiedene Kriterien, nach denen man optimiert.

Dann kommt etwas, das erstaunlich schwierig ist: Nämlich genau das – kann ich diesen Schritt auf dieser Maschine oder vielleicht auch auf dieser Maschine machen?

ANDREA SPIEGEL: Das habe ich mir im Idealfall schon vorher überlegt?

JENS MALSO: Ja, das habe ich mir überlegt. Die Schwierigkeit ist, das zu beschreiben. Klar, ich habe zwei Spritzgussautomaten, ich habe ein Werkzeug, den kann ich hier und da einbauen. Alles gut.

ANDREA SPIEGEL: Wenn die Spritzgussautomaten gleich sind.

JENS MALSO: Ja, die sind ähnlich, es gibt nur wenige Varianzen. Aber das ist auch der einfachste aller Fälle. Danach wird es deutlich schwieriger, weil es dann plötzlich ganz viele Beschränkungen gibt, die dazu führen, dass man nicht tauschen kann oder nicht tauschen möchte, aus bestimmten Gründen.

Jetzt haben wir immer noch keine Menschen im Bild. Jetzt kommen zudem noch die Menschen dazu, die eigene Schichtpläne und Fähigkeiten haben. Kann der schweißen, kann der montieren, kann der einrichten. Es gibt alle möglichen Skills, die man haben kann. Jetzt muss ich plötzlich noch die Menschen mit einbeziehen. Das hebt die ganze Sache schon auf eine sehr komplexe Ebene. Allein wenn man die Größe des Gebildes betrachtet.

ANDREA SPIEGEL: Das klingt alles etwas komplex. Das heißt, jetzt lautet die Frage: Das, was ich da vorne reinschmeiße, an Daten und Informationen, an die muss ich erstmal rankommen. Das war die eine Aufgabe. Die zweite Aufgabe ist dann, irgendwie diese Daten sinnvoll da hineinzubekommen. Wie mache ich das? Die dritte Frage wäre dann, wie gehe ich damit im weiteren Verlauf um? Also inwiefern etabliert sich die Arbeit mit diesem Tool oder verändert sich das doch ständig?

JENS MALSO: Frage eins, wie komme ich an die Daten? Das ist ein Beratungsthema. Das liegt im Projekt. Man muss diese Daten gemeinsam mit dem Kunden suchen. Im besten Fall stehen die dort, wo man sie vermutet. Im schlechtesten Fall woanders.

ANDREA SPIEGEL: Wo vermutet man die?

JENS MALSO: Im ERP.

ANDREA SPIEGEL: Ah ja, das ist gut.

JENS MALSO: Und wo findet man die?

ANDREA SPIEGEL: Bei den Leuten.

JENS MALSO: In Excel, PDF oder in einem Menschen. Das ist vermutlich die schwierigste Stelle, weil Menschen weitestgehend Schnittstellen-arm sind.

ANDREA SPIEGEL: Aber immerhin haben sie eine gute Kommunikationsschnittstelle.

JENS MALSO: Ja, genau, aber eine geringe Bandbreite.

Frage zwei, wie kriegt man die Daten da rein. Man muss diese Daten periodisch abholen.

ANDREA SPIEGEL: Was heißt das? Mach es einfach für mich.

JENS MALSO: Alle zwölf Minuten abholen.

ANDREA SPIEGEL: Ach so. Also regelmäßig und möglichst in Echtzeit.

JENS MALSO: Ja, möglichst in Echtzeit. Echtzeit ist ein dehnbarer Begriff.

ANDREA SPIEGEL: Ein bisschen zu viel, ja.

JENS MALSO: Also, wenn ich ein Frozen Horizon von drei Werktagen habe, dann ist „Echtzeit“ anders als „Echtzeit“. Das sind zwei Dinge. Wenn ich es schaffe, diese alle Viertelstunde abzuholen, dann bin ich brutal genau. Das ist gar nicht so schwer. Oder besser gesagt, wir können das gut. Da steckt viel Arbeit drinnen, weil man das für jedes ERP und jede Situation anders machen muss. Aber wir schaffen es eigentlich immer, dieses Abholen irgendwann zu automatisieren, ohne dass jemand merkt, dass das überhaupt läuft. Es ist einfach da. Alles gut.

Jetzt sind die Daten im APS. Aus meiner Sicht ist der APS eine Anwendung, die hat einen Knopf. Auf dem steht „Plan“. Daraus kommt immer ein Plan, welcher immer durchführbar ist. Also agiler geht es nicht. Es gibt immer einen Plan. Der Planungslauf ergibt ein Ergebnis und das kann ich theoretisch verwenden.

Wenn es nicht diese drei Zustände gäbe: die Aufträge, die gehen; die Aufträge, die zu spät sind und die, die gar nicht gehen. Um die muss ich mich kümmern.

ANDREA SPIEGEL: Meinst du, die gibt es am Ende auch in jeder Planung?

JENS MALSO: Unbedingt. Außer in einer theoretischen Welt, gibt es diese drei Arten von Aufträgen immer. Es gibt immer Aufträge, für die habe ich nicht genug und die kommen einfach nicht zum Zug und zwar nicht immer nur zu Lasten anderer. Manchmal würde man meinen, man hat die Wahl zwischen zwei Aufträgen. Auf die Art entscheide ich mich für diesen Auftrag und deswegen fällt der andere hinten über. Das gibt es auch. Aber die Mehrheit dieser dritten Sorte – die, die gar nicht gehen – geht einfach nicht, weil sie nicht gehen.

ANDREA SPIEGEL: Aber warum nimmt man dann den Auftrag überhaupt an?

JENS MALSO: Weil man zu dem Zeitpunkt nicht wusste, dass die nicht gehen.

ANDREA SPIEGEL: Ah, okay. Also man hat zum Beispiel ein langfristiges Lieferproblem von Materialien oder so etwas.

JENS MALSO: Ja. Ein Beispiel: Versuche mal ein Auto zu bauen, ohne eine Ölablassschraube.

ANDREA SPIEGEL: Schade.

JENS MALSO: Der läuft einfach immer wieder raus. Ganz blöd.

ANDREA SPIEGEL: Du Scherzkeks.

JENS MALSO: Haha, funny, nicht wahr? Die Aufgabe des Planers verändert sich jetzt. Früher musste er planen und hat versucht, so lange zu jonglieren, bis alles irgendwie passte. Jetzt reduziert sich das darauf, sich die Dinge anzusehen. Bei denen, die in der Mitte sind, die zu spät kommen, ruft er den Vertrieb an und sagt: „Ruf deinen Kunden an und sag ihm, dass es später kommt.“ Bei denen, die überhaupt nicht gehen, muss er jetzt herausfinden, warum sie nicht gehen.

ANDREA SPIEGEL: Gibt es ein Bottleneck oder?

JENS MALSO: Ist es Material? Sind es Menschen? Was ist es denn? Vielleicht ist gestern einer nicht zur Schicht gekommen, weil er krank ist. Also ruft er zum Beispiel an und versucht, einen anderen zu bekommen. Die Arbeit verändert sich ein bisschen und halbiert sich. Der Planungsteil fällt weg und dafür kommt jetzt der Teil, der am Problem arbeitet und nicht am Symptom.

ANDREA SPIEGEL: Das ist so spannend.

JENS MALSO: Nicht wahr?

ANDREA SPIEGEL: Ja, was man da alles machen kann.

ANDREA SPIEGEL: Wie findest du das? Das ist nochmal eine etwas weiter vorne liegende Frage, aber ich finde, es ist eine spannende Frage für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer: Ist das APS-System ein gutes System, um in die Digitalisierung einzusteigen? Oder würdest du sagen, man sollte lieber erst ein Warehouse-Projekt oder eine Datenerfassung von den eigenen Betriebsdaten machen und danach kann man sich um das Thema APS kümmern? Ist das eher eine gute Kombination mit einem anderen Thema? Ich habe schon rausgehört, dass es ohne ERP ,,spaßig“ wird. Aber sagen wir, dass das vielleicht schon gegeben ist. Was gibt es noch für Grundvoraussetzungen, vielleicht auch in der Infrastruktur oder in der Personalstruktur, die man haben sollte, um sich mit der Einführung eines solchen Systems überhaupt beschäftigen zu können?

JENS MALSO: Ultimativ geht es bei all diesen Dingen im Grunde nur um ein Thema: Wie wird die Fabrik, also das Unternehmen, effizienter? Wie erzeugt sie weniger Kosten und mehr Erlöse? Wie erreicht sie eine höhere Geschwindigkeit, sprich kürzere Durchlaufzeiten, kürzere Bearbeitungszeiten oder weniger Fehler? Das sind die fünf Dinge.

Das drückt sich dadurch aus, dass am Ende ein Euro mehr verdient wird. Dann war es die Maßnahme wert. Ich kann aber nicht sagen, welche Maßnahme die richtige ist. Es gibt keine korrekte Reihenfolge. Typischerweise kann man sagen: Wenn ich meine Logistik nicht in Ordnung habe, brauche ich nicht mit Fertigung anfangen. Wenn ich meine Fertigung nicht in Ordnung habe, brauche ich nicht mit APS anfangen.

Denn nehmen wir das ganz Offensichtliche: Ich habe jetzt eine tip-top Planung – wie komme ich von dieser Planung zu meinen Leuten an der Maschine? Drucke ich das aus, gebe ich ihnen einen Kugelschreiber und dann sollen sie jetzt den Auftrag annehmen? Schrecklich. Also, der APS erzeugt ein Ergebnis, das zurück ins ERP fließt. Wunderbar, aber es führt noch nicht dazu, dass sich in der Fertigung etwas ändert.

ANDREA SPIEGEL: Es führt noch nicht zur Verbesserung an sich, ja.

JENS MALSO: Ja, und die Leute erfahren überhaupt nicht von der neuen Reihenfolge. Ich plane um 11:25 Uhr neu und um 11:30 Uhr weiß der Mitarbeiter trotzdem nicht, dass jetzt nicht mehr der Auftrag dran ist, der vorher dran war, sondern ein anderer. Ganz so ist es nicht, aber bitte.

ANDREA SPIEGEL: Einfach nur das Tool einzuführen reicht noch nicht, da gehört noch mehr dazu.

JENS MALSO: Genau. Wer glaubt, dass sich allein dadurch die Welt verändern lässt, irrt sich. Das ist nicht die Antwort. Die Antwort ist, dass man schrittweise auf diesen Punkt hinarbeitet und dann kann man die wirklichen Potenziale heben.

Denn allein die Vorstellung, die eigene Durchlaufzeit, um einen Tag zu verkürzen – und manche Unternehmen reden nicht von Tagen, sondern von Wochen – ist ein Riesengewinn. Stell dir vor, du könntest tatsächlich Dinge in drei Tagen liefern statt in einer Woche. Das ist ein großer Marktvorteil. Das geht aber nicht einfach so, sondern man muss dafür Anlauf nehmen.

ANDREA SPIEGEL: Ein bisschen investieren, also Zeit und vielleicht auch Geld.

JENS MALSO: Ja, aber eben auch positive Veränderungen.

ANDREA SPIEGEL: Jetzt haben wir viel darüber gesprochen, was das Tool alles kann und was man damit machen könnte, wenn man es richtig anwendet und so weiter. Man kann bestimmt noch viel mehr reinschauen. Aber mich würde es interessieren: Gibt es irgendetwas, was der APS nicht kann oder nicht können muss, was einfach nicht zu seinem Job gehört? Vielleicht etwas, das auf den ersten Blick so scheint, als könnte das APS es erledigen? Du hast schon einen Punkt angesprochen, dass man die Daten dann noch zu den Leuten oder an die Maschinen bringen muss. Das muss also auch noch erledigt werden. Das ist schon mal ein Thema.

JENS MALSO: Ja, das tut er auch, das tut er tatsächlich. Der bringt die Daten auch zurück.

ANDREA SPIEGEL: Wohin zurück?

JENS MALSO: Zuerst einmal ins ERP. Als Zweites brauche ich die Verbindung zu den Menschen, die dort arbeiten. Ich muss das System, was derjenige bedient, in der Regel ist es nicht das ERP, im besten Fall ist es L-mobile, aber grundsätzlich.

ANDREA SPIEGEL: Immer diese Schleichwerbung.

JENS MALSO: Ja, nicht wahr? Das muss auch dorthin zurück, am besten schnell. Aber das sind Details, das macht er, das ist nicht das Problem.
Was der APS nicht macht, ist Nummer eins: Alle erwarten intuitiv, dass sie eine Planung bekommen und dann an dieser Planung optimieren. Das ist einfach nicht so. Niemand kann mit der Hand ein besseres Ergebnis berechnen, als der APS schon gerechnet hat. Das ist das Optimum.

ANDREA SPIEGEL: Das hatten wir in unserer anderen Folge, glaube ich, auch schon mal.

JENS MALSO: Ja. Das ist das, was er nicht macht. Das liegt nicht daran, dass er es nicht könnte, sondern daran, dass es Quatsch ist. Ich muss an dem Gefüge arbeiten und es planen lassen. Ich kann nicht an der Planung optimieren, die wird dadurch einfach nicht besser.

Was macht er noch nicht? Der APS kann keine Daten verändern. Wenn die Daten einfach so sind, dann kann er sie nicht besser machen. Das heißt, wenn ich alles mache, richtig plane und mich dann nicht an den Plan halte, dann funktioniert es einfach nicht. Was ich damit sagen will: Der APS rechnet einen Plan, der funktioniert. Dieser funktioniert nachweislich, man kann ihn sehen.

ANDREA SPIEGEL: Solange man sich daran hält.

JENS MALSO: Genau. Ich muss mich jetzt an den Plan halten, nachdem ich ihn erstellt habe. Wenn ich das nicht mache, sondern ich mache etwas anderes, dann ist es klar, dass da nichts mehr geht. Oder besser gesagt, dann gibt es kein Potenzial. Dann lasse ich es einfach. Das ist tatsächlich etwas frustrierend, wenn man dann sieht, dass das, was da berechnet wird und eigentlich gut ist, von jemandem abgelehnt wird, der sagt: „Na ja, das weiß ich besser.“

ANDREA SPIEGEL: Aber das kann man vielleicht auch umgehen oder vermeiden, indem man die Leute, die das eventuell sagen könnten, einfach in den Prozess mit einbezieht und ihnen auch klar macht, warum es wichtig ist, sich daran zu halten und die Leute daran beteiligt. Oder würdest du sagen, das ist eben auch eine Frage des persönlichen Umgangs?

JENS MALSO: Ein Viertel aller Medikamente, die verschrieben werden, werden nicht eingenommen.

ANDREA SPIEGEL: Okay, dann nehmen wir das jetzt erstmal so hin. Ich glaube, die Message kam an.
Gibt es denn zum Thema APS oder auch zur Funktionsweise des APS noch etwas, das du aus deiner Erfahrung heraus sagen würdest? Du hast auch schon das ein oder andere in diesem Bereich gemacht. Gibt es Bedenken, die vom Kunden kommen oder Gedanken, die Unternehmen sich machen sollten? Irgendetwas, das du den Zuhörerinnen und Zuhörern zu dem Thema noch mitgeben würdest?

JENS MALSO: Der APS kann keine Wunder wirken. Es gibt keine Erkenntnisse, die vom Himmel fallen. Man könnte tatsächlich sagen, der APS kann das, was viele unserer Kunden jetzt schon können, viel schneller und transparenter, weil man sofort das Ergebnis hat.

Zu glauben, dass man jetzt eine Software kauft und durch irgendeinen magischen Prozess wird alles besser, ist illusorisch. Das ist buchstäblich nicht realistisch. Ich würde mir wünschen, dass das schon vom Tisch ist. Bevor man den ersten Termin macht, wäre es mir lieb, alle haben begriffen, dass das keine Magie ist. Man kauft nicht die berühmte „Silver Bullet“, mit der man dann einfach den Werwolf umschießt. Sondern man kauft etwas und muss es sehr mühevoll in Betrieb nehmen. Das nimmt einem niemand ab. Der Prozess ist schmerzhaft und dauert lange. Aber wenn man am Ziel angekommen ist, dann ist es viel besser als vorher.

ANDREA SPIEGEL: Wen braucht man denn für den Prozess?

JENS MALSO: Zuerst braucht man jemanden, der einem hilft, durch seinen eigenen Garten zu laufen und buchstäblich das eigene Unternehmen zu beschreiben. Das machen wir im Vorprojekt, indem wir mit unseren Kunden deren Systeme gemeinsam durchsuchen und nach den Daten suchen. Wir sagen, wonach wir suchen und der Kunde sagt: „Ich glaube, das steht dort.“ Und oft – nein, nicht oft, hin und wieder – steht es da nicht, sondern da steht etwas ganz anderes. Auf diese Weise entdecken wir gemeinsam erst einmal, was wirklich da ist. Dafür braucht man einen Berater. Das hilft nichts. Wenn Unternehmen das allein könnten, hätten sie es schon längst getan. Na ja und dann ist alles leicht.

ANDREA SPIEGEL: Genau, dann ist das Problem gelöst und dann wird alles besser.

JENS MALSO: Happy ever after.

ANDREA SPIEGEL: Ich finde, das ist ein wunderschönes Ende für diese Folge. Es gibt auf jeden Fall noch viel zu dem Thema zu lernen. Es ist viel Arbeit, das darf man nicht vergessen. Man muss viel Transparenz ins eigene Unternehmen bringen, also erst einmal zu wissen, wo eigentlich meine Daten stehen? Wo steht eigentlich das, was ich brauche? Dann damit auch entsprechend umzugehen, den richtigen Umgang zu finden, also das wirklich zu nutzen und sich daran zu halten. Da gibt es so einige Stellschrauben, die einem ein Steinchen in den Weg legen können.

JENS MALSO: Ja klar und es ist nicht einfach, jemandem, der das jahrelang gemacht hat, eine Aufgabe zu geben, sich selbst abzuschaffen. Das ist auch etwas, das erklärungsbedürftig ist.

ANDREA SPIEGEL: Vielleicht zum Abschied noch etwas Positives. Vielleicht ein kleiner Appell: Warum hältst du das trotzdem für ein geiles Tool? Wir haben schon über die Firmen gesprochen, für die das spannend ist. Warum würdest du sagen, dass es sich lohnt das anzusehen?

JENS MALSO: Ganz einfach. Wenn wir jetzt über uns, also über Deutschland als Nation oder über unser Selbstverständnis als Industrienation nachdenken, dann ist das, was uns auszeichnet, unsere hohe Produktivität. Das bedeutet nicht, dass man eine hohe Produktivität hat und die für immer behält. Es bedeutet, dass man trotzdem jedes Jahr besser werden muss, auch wenn man glaubt, alles ist bestens.

ANDREA SPIEGEL: Wie war das, wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein?

JENS MALSO: Genau, so in etwa. Ich finde, dass das eines der Potenziale ist, die wir tatsächlich noch haben. Obwohl wir in vielen Bereichen schon sehr hoch optimiert sind, sind wir in der Lage, solche Potenziale immer noch zu haben. In manchen Dingen können wir nicht mehr schneller werden, da ist alles ausgekehrt. Aber wir haben noch genug Potenziale in dem Bereich, in unserer Arbeitsorganisation, in der Art, wie wir auf den Prozess blicken, wie der Kunde mit seiner Bestellung zu uns kommt, wir ihm einen transparenten Termin nennen, der stimmt und den wir immer halten können. So ein Unternehmen ist buchstäblich sofort

ANDREA SPIEGEL: Gold wert. Es ist zuverlässig für den Kunden.

JENS MALSO: Ja, genau! Der Marktvorteil liegt nicht mehr nur im Preis oder nicht mehr nur in der Exzellenz des Produkts.

ANDREA SPIEGEL: Ja genau, Produktqualität.

JENS MALSO: Sondern eben in der Fähigkeit zu sagen: „Du bekommst es zu diesem Preis an diesem Tag, zu 100%“. Das muss man erst mal hinbekommen.

ANDREA SPIEGEL: Verlässlichkeit ist also eine neue Qualität.

JENS MALSO: Genau. Der deutsche Mittelstand, die deutsche Industrie, ist in der Lage, hochpräzise und brillante Produkte herzustellen und das auch immer wieder. Sie sind immer wieder brillant. Aber diese organisatorische Fähigkeit, dass alles on time und immer richtig, immer am richtigen Tag da ist, das ist noch schwer.

ANDREA SPIEGEL: Da haben wir noch ein bisschen Potenzial.

JENS MALSO: Genau. Vor allem die Reibung im Prozess, Kunde, Produkt, Produktion, Auslieferung, da gibt es sicherlich noch Dinge, die man hinbekommen kann.

ANDREA SPIEGEL: Das ist doch gut. Das heißt, wir haben noch Möglichkeiten. Das ist das Wichtigste.

JENS MALSO: Es ist noch nicht alles verloren.

ANDREA SPIEGEL: Genau, wir haben noch Chancen.
Super. Vielen Dank für deine Zeit Jens. Hat Spaß gemacht.

Wenn euch die Folge gefallen hat, dann lasst uns auf YouTube, Apple Podcast oder Spotify gerne einen Daumen nach oben da. Wenn ihr noch Fragen an Jens habt, rund um das Thema Advanced Planning and Scheduling, dann lasst uns das gerne in den Kommentaren wissen. Ihr könnt uns auch gerne eine E-Mail über unsere Website schicken. Kommt einfach auf uns zu.

Teilt uns gerne eure Wünsche für weitere Folgen, die ihr gerne hören würdet oder für euch interessante Themen rund um Digitalisierung und Industrie 4.0 mit.

Vielen Dank für deinen Besuch.

JENS MALSO: Danke für die Einladung.

ANDREA SPIEGEL: Bis zum nächsten Mal. Macht’s gut!

Welche Idee steckt hinter der Multikommissionierung in der Lagerlogistik?

„Die Idee bei der Multikommissionierung ist auch da, eben solche Leerfahrten, Leerwege, egal ob jemand läuft oder eben fährt, zu vermeiden.“

Noch Fragen zu dieser Folge oder Themenvorschläge für weitere Folgen?

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