#37 Ortungstechnologien mit Daniel Diemer

Podcast Industrie 4.0 | Der Expertentalk für den Mittelstand

Welche Ortungstechnologien gibt es und welche ist die richtige für meinen Anwendungsfall? – In Folge 37 unserer Videoshow geht Andrea Spiegel mit Daniel Diemer, Geschäftsführer der L-mobile infrastructure, diesen und weiteren Fragen auf den Grund.

Wer sich häufig fragt, wo Aufträge oder Material abgeblieben sind, wie der Status eines bestimmten Auftrags lautet oder wo sich der Ladungsträger aufhält, der sollte sich diese Folge unbedingt anhören.

Wir schauen uns nicht nur Herausforderungen der analogen Fabrik an, sondern auch, welche Ortungstechnologien es gibt und wie RFID, BLE, GPS, UWB und Co. für Track and Trace indoor und outdoor eingesetzt werden können. Zum Abschluss gibt Daniel einen Einblick in die Zukunft der Ortungstechnologien.

Das Transkript zur Podcast-Folge: Ortungstechnologien

ANDREA SPIEGEL: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Industrie 4.0, der Experten-Talk für den Mittelstand. Hand aufs Herz, wer von euch weiß genau, wo sich welcher Auftrag befindet, welchen Status er hat, wo das Material für den Auftrag ist oder was gerade benötigt wird? Kennt ihr all diese Details? Falls nicht, wenn eure Antwort auf diese Fragen eher “Nein” oder vielleicht “Jein” lautet, dann empfehle ich euch dringend, heute dranzubleiben. Ich spreche heute mit meinem GastDaniel Diemer, Geschäftsführer von L-mobile Infrastructure. Wir werden uns eingehend mit dem Thema Objektverfolgung und Ortungstechnologien in der Industrie befassen. Herzlich willkommen, Daniel. Schön, dass du hier bist.

DANIEL DIEMER: Hallo Andrea, vielen Dank, dass ich hier sein darf und zu unserem heutigen Thema beitragen kann.

ANDREA SPIEGEL: Ich bin sehr gespannt. Wie immer der Hinweis: Diese Folge ist auch auf YouTube als Videoshow verfügbar. Wenn ihr Lust habt, uns und unsere Gespräche anzusehen, schaut gerne vorbei. Daniel, bevor wir starten, warst du bereits zuvor in unserem Podcast zu Gast, wo wir über IT-Hardware und Service-Einsätze gesprochen haben. Kannst du uns dennoch kurz erzählen, wer du bist und was deine Aufgaben als Geschäftsführer der Infrastructure bei L-mobile sind?

DANIEL DIEMER: Natürlich. Ich bin Daniel Diemer, wie bereits erwähnt, Geschäftsführer von L-mobile Infrastructure. Wir sind sowohl ein klassisches IT-Systemhaus als auch in alle Projekte von L-mobile Solutions involviert, insbesondere wenn es um moderne Technologien geht. Dazu gehören auch OrtungstechnologienRFID und ähnliche Bereiche, bei denen wir uns um die Hardware-Komponenten kümmern. Wir entwickeln Konzepte in enger Zusammenarbeit mit den Projektleitern von L-mobile Solutions, die sich um die Software-Aspekte kümmern. Gemeinsam stellen wir sicher, dass am Ende ein schlüssiges Gesamtkonzept steht und alles reibungslos funktioniert.

ANDREA SPIEGEL: Damit sichergestellt ist, dass alle erforderlichen Komponenten für die Kunden vorhanden sind. Verstanden, vielen Dank.

ANDREA SPIEGEL: Ich habe zu Beginn erwähnt, dass wir heute über Ortungstechnologien sprechen werden. Bevor wir uns darauf konzentrieren, könnten wir zunächst klären, wofür Ortungstechnologien überhaupt in einer Fabrik oder einem ähnlichen Umfeld benötigt werden?

DANIEL DIEMER: In den meisten Fällen sind die grundlegenden Probleme, die unsere Kunden haben, die Suchzeiten. Das bedeutet, sie suchen nach AufträgenWerkzeugenMaterial oder wissen nicht, wo sich bestimmte Waren befinden. Das Hauptanliegen ist also die Reduzierung von SuchzeitenKunden wenden sich oft an uns, weil die Suchzeiten in ihrem Betrieb zu hoch sind. Deshalb setzen sie verschiedene Technologien ein, um diese Suchzeiten zu minimieren. Die Wahl der geeigneten Technologie hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die benötigte Genauigkeit und die Kosten.

ANDREA SPIEGEL: Spielen bei der Verwendung von Ortungstechnologien auch Datenfluss und die Verarbeitung von Daten eine Rolle? Gibt es Vorteile in Bezug auf Daten, wenn man Ortungstechnologien einsetzt?

DANIEL DIEMER: Ja, definitiv. Die erfassten Daten können je nach Bedarf verarbeitet werden. Dies bedeutet, dass die Dauer eines Auftrags ermittelt werden kann, oder es können Problembereiche mit Maschinen identifiziert werden, die längere Zeit in Anspruch nehmen. Diese Daten können später ausgewertet werden. Die gesammelten Informationen können für Business Intelligence-Berichte verwendet werden, um Bereiche zu identifizieren, in denen Verbesserungen erforderlich sind. Diese Daten ermöglichen es, Prozesse zu optimieren und den Kunden und deren Kunden Mehrwert zu bieten.

ANDREA SPIEGEL: Kannst du uns auf einer höheren Ebene erklären, wie Ortungstechnologien verwendet werden können, um Suchzeiten zu minimieren?

DANIEL DIEMER: Auf jeden Fall. Je nach Use Case und den Anforderungen an die Genauigkeit gibt es verschiedene Technologien, die eingesetzt werden können. Eine präzise Technologie ist beispielsweise Ultra Wideband (UWB). Eine andere Möglichkeit ist die Verwendung von GPS im Freien oder die Verwendung von Bluetooth Low Energy (BLE). Welche Technologie gewählt wird, hängt von den spezifischen Anforderungen ab, darunter die benötigte Genauigkeit und die Kosten.

ANDREA SPIEGEL: Ich habe bereits erwähnt, dass ich heute drei Use Cases ausgewählt habe, die wir genauer betrachten werden, um das Thema zu veranschaulichen. Bevor wir darauf eingehen, könntest du uns einen Überblick über die verschiedenen Arten von Ortungstechnologien geben?

DANIEL DIEMER: Sicher, es gibt verschiedene Ortungstechnologien, die je nach Bedarf eingesetzt werden können. Für präzise Anwendungen gibt es die Ultra Wideband (UWBTechnologie. Für den Außenbereich kann GPS verwendet werden, und im Bereich Bluetooth Low Energy (BLE) gibt es verschiedene Optionen. Darüber hinaus gibt es passive Technologien wie RFID und LoRaWAN, die sich für bestimmte Anwendungen eignen. Die Wahl der Technologie hängt von den spezifischen Anforderungen des Kunden ab.

ANDREA SPIEGEL: Gut, dann tauchen wir gleich in einen Use Case ein. Die Unterschiede zwischen diesen Technologien, insbesondere in Bezug auf die Genauigkeit, sind wichtig. Es wird einfacher sein, dies anhand von Beispielen zu verdeutlichen. Lass uns mit dem Thema Auftragsverfolgung beginnen. Du hast bereits erwähnt, dass Aufträge ein wichtiger Anwendungsfall sind. Zum Beispiel, spezifisch zu wissen, wo sich mein Auftrag befindet. Welche Herausforderungen sehen Unternehmen, die darüber nachdenken, die Verfolgung von Aufträgen mithilfe von Ortungstechnologien zu unterstützen?

DANIEL DIEMER: Nun, eines der Hauptprobleme, mit denen Unternehmen derzeit konfrontiert sind, ist die Tatsache, dass sie viel Zeit damit verbringen, nach Informationen zu suchen. Das betrifft die Suche nach AufträgenWerkzeugenMaterialien oder auch den Status von Aufträgen. Wenn wir zu solchen Unternehmen kommen und ihnen vorschlagen, Ortungstechnologien einzusetzen, sind die Geschäftsführer und Abteilungsleiter oft begeistert. Es ist jedoch äußerst wichtig, die Mitarbeiter in den Veränderungsprozess einzubeziehen. Denn die Einführung von Ortungstechnologien bedeutet auch, dass die Arbeitszeit erfasst wird, was bei den Mitarbeitern Ängste hervorrufen kann. Wir klären die Mitarbeiter darüber auf, dass die Technologie nicht dazu dient, ihre Aktivitäten zu überwachen, sondern die Prozesse zu optimieren. Daher ist es wichtig, die Mitarbeiter aktiv einzubeziehen.

ANDREA SPIEGEL: Ein weiteres Thema, das ich im Kopf habe, ist die Zettelwirtschaft. In Fabrikhallen gibt es oft Unmengen von Papier, auf denen handschriftliche Notizen und Informationen vermerkt sind. Wenn jemand nach einem bestimmten Auftrag fragt, ist es oft schwierig, herauszufinden, wo sich dieser Auftrag befindet. Ist das auch eine Herausforderung?

DANIEL DIEMER: Absolut, das ist ein weitverbreitetes Problem. Ortungstechnologien können hier Abhilfe schaffen. Eine Möglichkeit ist die Verwendung von passiven oder aktiven Ortungssystemen. Mit aktiven Systemen kann man beispielsweise Tags verwenden, die den aktuellen Standort melden. Es gibt auch Hersteller, die E-Label entwickelt haben, die sowohl die Ortung als auch die Verwaltung von Informationen ermöglichen. Für Unternehmen, die Papier vollständig abschaffen möchten, ist dies eine praktikable Lösung. Die Kosten für passive Ortungstechnologien wie RFID sind in der Regel niedriger. Ein RFID-Tag am Auftrag oder am Ladungsträger ermöglicht es, den aktuellen Standort zu verfolgen und die Effizienz zu steigern.

ANDREA SPIEGEL: Das entspricht also der Auto-ID-Technologie, richtig?

DANIEL DIEMER: Genau, das ist korrekt. Es ersetzt die manuelle Erfassung von Informationen durch automatische Identifikation. Früher mussten Informationen manuell erfasst werden, zum Beispiel durch das Scannen von Barcodes. Mit passiven Ortungstechnologien erfolgt dies automatisch, indem der Auftrag oder der Ladungsträger erkannt wird.

ANDREA SPIEGEL: Verstanden. Wenn wir uns nun einen speziellen Fall anschauen, fällt dir da vielleicht ein Kunde ein, bei dem ihr von Grund auf begonnen habt? Könntest du uns erklären, wie ihr in einem solchen Fall vorgeht?

DANIEL DIEMER: Natürlich. Zunächst einmal gehen wir mit den Führungskräften oder Mitarbeitern in die Produktion und verschaffen uns einen umfassenden Überblick über die aktuellen Abläufe. Währenddessen denken wir bereits im Hintergrund darüber nach, wie diese Abläufe optimiert werden könnten. Unsere Kunden müssen uns ihre Schmerzpunkte mitteilen, also die Bereiche, in denen sie Zeit verlieren. Das kann beispielsweise die Suche nach Material sein oder auch der Wechsel von Mitarbeitern. Es kommt vor, dass ein Mitarbeiter beispielsweise sagt: “Wenn ich an meinem Montagearbeitsplatz das Gerät XY zusammenbaue, sollte ich gleichzeitig Zugriff auf die relevanten Informationen haben.” All diese Informationen sind entscheidend, um herauszufinden, wo der Kunde Optimierungsbedarf hat. In den meisten Fällen haben Kunden den Wunsch, alles zu optimieren. Daher müssen wir den Return on Investment (ROI) berechnen und dem Kunden aufzeigen, welche Technologie sinnvoll ist.

ANDREA SPIEGEL: Verstanden. Wenn wir nun beispielsweise die RFID-Technologie für die Auftragsverfolgung betrachten, welche Schritte sind hier möglich? Wo beginnt dieser Prozess und wie weit erstreckt er sich?

DANIEL DIEMER: Nun, im klassischen Fall beginnt dieser Prozess mit einem sogenannten KLT. Dieser wird zu Beginn mit einem Auftrag verknüpft. Anschließend durchläuft er verschiedene Stationen. Zunächst müssen die Kommissionierung und die Auftragsbearbeitung erfolgen, dann folgen die Montage, die Qualitätssicherung und letztendlich der Versand. Auf diese Weise können wir die verschiedenen Schritte nachverfolgen und die benötigte Zeitermitteln. Hierbei stellt sich die Frage, wie wir dies umsetzen können und welche Technik am besten passt.

Nehmen wir beispielsweise RFID, so beginnen wir mit einer RFID-Analyse. Dabei wird festgestellt, welche Reader und Antennen benötigt werden. Anschließend wird geprüft, wie die Kostenstruktur aussieht. Passt diese zum Kunden, oder sollten wir vielleicht eine andere Technologie wie beispielsweise Bluetooth Low Energy in Betracht ziehen? Wie gesagt, jeder Kunde ist hier ein wenig anders.

ANDREA SPIEGEL: Welche Besonderheiten zeichnen RFID aus?

DANIEL DIEMERRFID bietet den klaren Vorteil, dass die Tags relativ kostengünstig sind. Sie erhalten normale RFID-Tags zu sehr niedrigen Preisen, wenn es sich nicht um On-Metal-Tags handelt. Diese sind bereits für wenige Cent erhältlich, meist zwischen 5 und 10 Cent. Wenn man jedoch aktive Transponder benötigt, liegen die Kosten je nach Typ zwischen etwa 30 und 80 Euro. Dies kann bereits erhebliche Unterschiede ausmachen. Daher ist es wichtig zu berücksichtigen, wie viele Ladungsträger der Kunde letztendlich benötigt. Wenn es sich beispielsweise um 100 Stück handelt, ist dies etwas anderes als bei 8000 Stück. In solchen Fällen wird die am besten geeignete Technologie entsprechend ausgewählt. Es ist wichtig zu beachten, dass Kunden nicht unbedingt die teurere Option wählen müssen, da andere Technologien ebenfalls zur Verfügung stehen.

ANDREA SPIEGEL: Du hast gerade bereits erwähnt, die Antennen und die Reader sowie was man alles dafür benötigt. Könntest du bitte kurz erklären, was Antennen sind, wofür man Reader benötigt und auch welche Anforderungen meine Halle erfüllen muss, damit dies überhaupt funktioniert?

DANIEL DIEMER: Sicher, nehmen wir ein Beispiel, wie beispielsweise einen Montage-Arbeitsplatz. Angenommen, es gibt zehn solcher Arbeitsplätze, und ein Kunde stellt Durchlauferhitzer her. Dies sind Geräte, die Wasser durchlaufen lassen und es erwärmen. Ein RFID-Tag wird am Anfang angebracht, und das Gerät bewegt sich von Station zu Station. Dabei erfasst es Informationen zu den einzelnen Arbeitsschritten und die Zeit, die dafür benötigt wird. Dieser Prozess erstreckt sich über die gesamte Produktion.

Für solche Anwendungen benötigen wir einen Reader mit beispielsweise 20 Lesepunkten, in diesem Fall gibt es zehn Lesepunkte an den verschiedenen Stationen. Wenn ein Gerät auf einen dieser Punkte gestellt wird, erhält der Mitarbeiter alle erforderlichen Informationen über den aktuellen Schritt, den Bearbeiter und den Zeitpunkt des Ereignisses. Selbst nachdem das Gerät die gesamte Montage durchlaufen hat, bleibt der RFID-Tag am Durchlauferhitzer und ermöglicht im Versand beispielsweise eine Massenerfassung von Geräten auf einer Palette. Daher muss berücksichtigt werden, dass diese Technologie nicht nur in der Montage, sondern auch in verschiedenen Versand– oder Qualitätsbereichen eingesetzt werden kann. Selbst wenn das Gerät beim Kunden ist und eine Wartung durchgeführt wird, können alle relevanten Informationen mithilfe des Readers abgerufen werden.

ANDREA SPIEGEL: Das bedeutet, der Reader ist praktisch das Gerät, das beispielsweise am Arbeitsplatz angebracht ist, um den RFID-Tag auszulesen und die Aktion auszulösen. Die Antenne hingegen ist das Element, das das elektromagnetische Feld aktiviert, um den kleinen Chip auf dem Tag auszulesen, und der Reader überträgt dann diese Informationen an ein System wie das ERP-System oder eine andere Auswertungsplattform, beispielsweise Power BI.

DANIEL DIEMER: Genau, die Antenne aktiviert das elektromagnetische Feld, um den Tag zu lesen, und der Reader übermittelt die erfassten Informationen an ein System wie das ERP-System oder eine andere Auswertungsplattform wie Power BI.

ANDREA SPIEGEL: Gut, das deckt nun das Thema Auftragsverfolgung ab. Sicherlich gibt es noch viele weitere Spezifikationen und Feinheiten, auf die wir eingehen könnten, aber ich denke, das würde jetzt den Rahmen sprengen.

ANDREA SPIEGEL: Schauen wir uns als nächstes das Thema Materialfluss an. Vielleicht gehen wir erst einmal einen Schritt zurück. Welche Herausforderungen gab es im Bereich Materialfluss, wenn man noch nicht digital unterwegs war? Was war der größte Schmerzpunkt?

DANIEL DIEMER: Auch hier wieder das Problem, Material zu finden, ohne zu wissen, wo es sich gerade befindet. Die Maschinen möchten produzieren, aber die Arbeiter haben kein Material, um in die Maschinen zu legen. Das sind die Herausforderungen, wenn eine Maschine stillsteht, verursacht das erhebliche Kosten. Aktuell wird dies oft noch durch Zurufe und Telefonate gelöst, indem man sich fragt, wie die Lage ist. Mitarbeiter müssen möglicherweise in eine völlig andere Halle laufen, um nachzufragen. Das ist genau das, was im analogen Zeitalter vermieden werden sollte, indem man die Digitalisierung vorantreibt. Der Mehrwert besteht darin, diese Unterbrechungen zu verhindern, denn wenn eine Maschine selbst nur für zehn Minuten an einem Tag leerläuft, kostet das Unternehmen richtig Geld. Wir stehen im Wettbewerb mit anderen Ländern, daher müssen wir in diesem Bereich aufholen.

ANDREA SPIEGEL: Wir müssen sicherstellen, dass wir am Ball bleiben. Du hast gerade schön gesagt, dass wir diesen Bereich einfach digitalisieren müssen.

ANDREA SPIEGEL: Viele der Zuhörer denken wahrscheinlich, dass es einfacher gesagt als getan ist, den Materialfluss zu digitalisieren. Hast du ein Beispiel, wie man das machen könnte?

DANIEL DIEMER: Sicher, hier ist ein Beispiel, das über die Landesgrenzen hinausgeht. Ein Kunde möchte regelmäßig sein Kanban-System für C-Teile nutzen, die nachgeliefert werden müssen. Das bedeutet, wir können RFID-Regale beim Kunden aufstellen, ähnlich wie bei einigen Schraubenherstellern. Wir bieten dem Kunden ein Regal an, in dem er C-Teile lagern kann. Wenn diese Teile zur Neige gehen, stellt er sie auf eine bestimmte Ebene im Regal, und automatisch wird Nachschub angefordert. Auf diese Weise kann das Unternehmen seinen Kunden schnell und effizient mit Waren versorgen.

ANDREA SPIEGEL: Das bedeutet, es funktioniert sogar über meine Unternehmensgrenzen hinaus. Es betrifft nicht nur meine Intralogistik, sondern auch meine Kunden.

DANIEL DIEMER: Absolut. Viele Unternehmen konzentrieren sich derzeit auf die Digitalisierung in ihren eigenen Betrieben. Es gibt jedoch auch viele, die erkennen, dass sie ihre Lieferanten und Kunden in den Prozess einbinden müssen. Kunden möchten wissen, wo sich ihre Ware befindet, und Lieferanten möchten rechtzeitig nachliefern. Es wird zunehmend vernetzter. Diese Entwicklung ist notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

ANDREA SPIEGEL: Wie wähle ich die richtige Technologie für meinen Use Case aus?

DANIEL DIEMER: Das ist eine knifflige Frage. Wie gesagt, die Wahl hängt von der Erfahrung und dem Return on Investment (ROI) ab. Es kommt darauf an, wie genau Sie die Ortung benötigen. Wenn Sie beispielsweise in der Produktion eine ultrabreitbandbasierte Ortung benötigen, müssen Sie sich fragen, ob Sie eine Genauigkeit von 10 bis 30 Zentimetern oder von 30 Zentimetern und mehr benötigen. Vor kurzem war ich bei einem Unternehmen, das Schwierigkeiten hatte, seine Werkzeuge zu finden, wie Werkzeugwagen oder Bohrmaschinen. In diesem Fall wurde festgestellt, dass das Unternehmen erhebliche Verluste durch die Suchzeiten seiner Mitarbeiter verzeichnete. Sie haben sich für eine aktive Ortung mit einer Genauigkeit von 50 Zentimetern entschieden und implementieren nun aktive Transponder für verschiedene Gegenstände, von Kabeltrommeln bis zu Werkzeugwagen. Dies ist zwar eine Investition, aber sie zahlt sich aus. Nach der Implementierung wissen sie genau, wo sich ihre Werkzeuge befinden, und die Mitarbeiter können einfach überprüfen, welches Werkzeug sie benötigen und wo es sich befindet.

ANDREA SPIEGEL: Gibt es beispielsweise bei der Verwendung von RFID Probleme, wenn mein Unternehmen Produkte herstellt, die entweder sehr heiß werden oder mit Flüssigkeiten in Kontakt kommen, wie zum Beispiel Behälter, die mit Flüssigkeiten gefüllt sind?

DANIEL DIEMER: Ja, das ist definitiv ein Problem, und zwar bei allen Funktechnologien, wenn es um Wasser und Metalle geht. Das beeinträchtigt die Technologie. Deshalb haben wir verschiedene Optionen, wie normale RFID-Etiketten oder spezielle On-Metal-Tags, die teurer sind. Wenn ein Unternehmen solche Herausforderungen hat, muss man sich genau anschauen, ob die Technologie geeignet ist. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass man vor Ort sein muss, aber wir müssen prüfen, ob die Technologie und die Genauigkeit den Anforderungen entsprechen und ob die Rahmenbedingungen stimmen. Möglicherweise müssen wir eine RFID-Analyse, eine UWB-Funkvermessung oder bei Outdoor-Anwendungen eine GPS-Ortung durchführen. All diese Aspekte müssen wir mit dem Kunden durchgehen, um sicherzustellen, dass die Technologie geeignet ist und technisch umgesetzt werden kann.

ANDREA SPIEGEL: Du hast bereits von Werkzeugen und Ladungsträgern gesprochen. Schauen wir uns diese genauer an. Wie kann ich Ladungsträger sinnvoll orten, insbesondere mit UWB, wenn ich eine sehr genaue Ortung benötige, beispielsweise für Werkzeuge?

DANIEL DIEMERUWB funktioniert so, dass ich bestimmte Ankerpunkte in einem Raster platziere, mit denen die aktiven Transponder kommunizieren. Wenn ich diese Ankerpunkte engmaschig platziere, kann ich eine Genauigkeit von 10 bis 30 Zentimetern erreichen. Wenn ich das Raster jedoch etwas größer ziehe, indem ich die Abstände zwischen den Ankerpunkten erhöhe, kann ich eine Ortungsgenauigkeit von 1 bis 2 Metern erzielen. Das ist eine Option, wenn diese Genauigkeit ausreicht. In diesem Fall benötigt man auch weniger Hardware. Die Ortung erfolgt aktiv, das bedeutet, wenn sich die Waren bewegen, bewegt sich auch die Ortungsinformation auf der Karte entsprechend. Man kann einstellen, wie oft sich die Transponder bei den Ankerpunkten melden sollen. Bei RFID handelt es sich um eine passive Ortung. Wenn ein Objekt durch einen Lesepunkt geht, wird es erfasst. Zum Beispiel, wenn ein Stapler durch ein Tor fährt. Man weiß, dass er durchgefahren ist, aber nicht genau, wo er sich dazwischen befunden hat, es sei denn, man hat mehrere Lesepunkte. Auf diese Weise kann die Genauigkeit erhöht werden.

ANDREA SPIEGEL: Wie funktioniert UWB genau? Welche Technologie steckt dahinter, damit sie im Raum eine Ortung ohne spezielle Punkte durchführen kann?

DANIEL DIEMER: Es gibt verschiedene Ansätze, einer davon ist das sogenannte RTLSReal-Time Location Service. Bei dieser Methode meldet sich der UWB-Tag regelmäßig an verschiedenen Ankerpunkten. Abhängig von der Zeit, die das Signal benötigt, um von den Ankerpunkten empfangen zu werden, kann man ungefähr bestimmen, wo sich der Tag gerade befindet.

ANDREA SPIEGEL: Also eine Art Triangulation?

DANIEL DIEMER: Genau, ähnlich wie bei GPS, bei dem das Signal von Satelliten empfangen wird und eine andere Genauigkeit bietet. GPS ist im Vergleich dazu ungenauer.

ANDREA SPIEGEL: Hast du diese Technologie schon einmal für Kunden angewendet, die größere Ladungsträgerverwenden? Wie ist das abgelaufen?

DANIEL DIEMER: Ja, bei einem anderen Kunden, der Schaumstoffmatratzen herstellt, haben wir sogar eine Hybridlösung eingesetzt. Wir haben die Ortung per UWB verwendet, um immer genau zu wissen, wo welche Matratze platziert wurde. Außerdem haben wir Geofences erstellt, die bestimmte Aktionen auslösen, wenn ein Bereich betreten wird. So meldet der Kunde beispielsweise, dass er einen Auftrag ausgeführt hat und bei Maschine XY angekommen ist. Dieser Kunde hat auch E-Labels verwendet, um weitere Informationen wie den nächsten Schritt oder Sperrinformationen abzurufen. Man kann verschiedene Technologien kombinieren, um den Kundenanforderungen gerecht zu werden. In diesem Bereich wird es sicherlich in Zukunft noch viele weitere Entwicklungen geben.

ANDREA SPIEGEL: Das bedeutet, man kann die Signale grundsätzlich kombinieren, ohne dass sie sich gegenseitig stören oder abschwächen, oder es gibt Möglichkeiten, dies zu umgehen?

DANIEL DIEMER: Genau, man kann sie kombinieren. Zum Beispiel, wenn ein Kunde sowohl eine Ortungstechnologie für den Innen- als auch für den Außenbereich benötigt, kann man UWB für den Innenbereich und GPS für den Außenbereich verwenden und eine Hybridlösung implementieren. Die Bundesnetzagentur hat UWB im Außenbereich nicht zugelassen, da die Frequenzen nicht freigegeben sind, aber in Kombination mit anderen Technologien können wir den Anforderungen gerecht werden.

ANDREA SPIEGEL: Du hast bereits GPS im Outdoor-Bereich erwähnt, was auch ein interessantes Thema ist. Welche Anwendungsfälle gibt es dafür? Wir haben beispielsweise unser SLS, ein Stapler-Leitsystem, das auch für Außenlager geeignet ist. Wie funktioniert das mit GPS? Wie wird es eingerichtet?

DANIEL DIEMER: Richtig, im Außenbereich wird ein GPS-System auf dem Stapler installiert. Der Stapler erhält ein GPS-Thermalgerät sowie eine GPS-Antenne. Dadurch kann der Stapler jederzeit geortet werden, und je nach Wetterbedingungen können wir eine Genauigkeit von 50 Zentimetern bis zu 1 Meter erreichen. Wenn der Stapler seine Ware im Außenbereich ablegt, kann der Fahrer entweder einen Knopf drücken, einen Barcode scannen oder RFID-Tags an der Gabel verwenden, um die Ware an den aktuellen Koordinaten zu markieren. Auf diese Weise wissen wir immer automatisch, wo sich die Ware befindet, oder verfolgen die Bewegungen des Staplerfahrers. Dies ermöglicht es uns, die Route entsprechend zu planen.

ANDREA SPIEGEL: Das bedeutet auch, dass die Fahrten optimiert werden können, um Leerfahrten zu vermeiden, wenn beispielsweise auf dem Weg noch etwas abgeholt werden könnte.

DANIEL DIEMER: Genau, das war früher oft der Fall. Man hat die Paletten von Ort XY abgeholt und ist dann leer zurückgefahren. Das kann man jetzt optimieren, indem man sagt, der Stapler muss ohnehin an der Produktionslinie Halt machen, um weitere Waren abzuholen, und kann sie direkt an dem Platz abstellen, an dem er gerade entladen hat. Das führt zu erheblichen Einsparungen, da weniger Stapler und weniger Material benötigt werden.

ANDREA SPIEGEL: Übrigens, für diejenigen, die sich für das Staplerleitsystem interessieren, haben wir bereits eine Podcast-Folge dazu aufgenommen. Ihr könnt gerne reinhören, wenn ihr mehr darüber erfahren möchtet. Zusammenfassend haben wir nun die verschiedenen Themen behandelt.

ANDREA SPIEGEL: Es gibt wirklich zahllose Möglichkeiten, wie man Ortungstechnologien einsetzen kann. Gibt es jedoch grundlegende Aspekte, die man beachten sollte, wenn man überlegt, Materialaufträge oder Objekte mithilfe solcher Technologien nachverfolgbar zu machen? Welche Überlegungen sollte man im Voraus anstellen?

DANIEL DIEMER: Zunächst einmal sollte man prüfen, ob die Technologien, die man verwenden möchte, an den gewünschten Standorten überhaupt einsetzbar sind. Dann ist die Menge von entscheidender Bedeutung. Man muss ein Mengengerüst erstellen, um sicherzustellen, dass die Kosten im Rahmen bleiben und die Infrastruktur aufgebaut werden kann. Muss man überall Kabel verlegen? Welche Genauigkeit ist erforderlich? Dies ist ein äußerst wichtiger Faktor. Welche Art von Transpondern können an den Ladungsträgern befestigt werden? Dies hängt oft von den Platzverhältnissen ab. Die Umgebung ist ebenfalls von großer Bedeutung. Dies sind die wesentlichen Überlegungen, die man durchgehen sollte. Außerdem sollte man, wenn man Technologien einführt, Redundanz aufbauen, da die gesamten Prozesse davon abhängen und Ausfälle vermieden werden müssen.

ANDREA SPIEGEL: Es gibt sicherlich auch andere Anwendungsfälle, in denen Ortungstechnologien in der Industrie sinnvoll sein können, oder?

DANIEL DIEMER: Ja, insbesondere im Bereich GPS oder LoRaWAN. Ein Beispiel ist die Verfolgung von Gestellen für Fenster. Diese Gestelle werden auf Baustellen geliefert, aber dann vergessen oder verloren. Dort kann LoRa-Technologie verwendet werden, um den Standort grob zu verfolgen. Ein weiteres Beispiel ist die Verfolgung von Lieferungen per LKW-Fracht. Man kann den Standort des LKWs überwachen und den Zeitpunkt des Entladens besser planen. Es gibt viele solcher Anwendungsfälle, die durch die Digitalisierung immer relevanter werden und bessere Planungsmöglichkeiten bieten.

ANDREA SPIEGEL: Am Ende des Tages kann man vielleicht sogar noch völlig neue Anwendungsfälle erschließen, über die wir heute noch nicht gesprochen haben. Mit einer raffinierten Nutzung der Technologien sind die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt.

ANDREA SPIEGEL: Es gibt sicherlich auch andere Anwendungsfälle, in denen Ortungstechnologien in der Industrie sinnvoll sein können, oder?

DANIEL DIEMER: Ja, insbesondere im Bereich GPS oder LoRaWAN. Ein Beispiel ist die Verfolgung von Gestellen für Fenster. Diese Gestelle werden auf Baustellen geliefert, aber dann vergessen oder verloren. Dort kann LoRa-Technologie verwendet werden, um den Standort grob zu verfolgen. Ein weiteres Beispiel ist die Verfolgung von Lieferungen per LKW-Fracht. Man kann den Standort des LKWs überwachen und den Zeitpunkt des Entladens besser planen. Es gibt viele solcher Anwendungsfälle, die durch die Digitalisierung immer relevanter werden und bessere Planungsmöglichkeiten bieten.

ANDREA SPIEGEL: Am Ende des Tages kann man vielleicht sogar noch völlig neue Anwendungsfälle erschließen, über die wir heute noch nicht gesprochen haben. Mit einer raffinierten Nutzung der Technologien sind die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt.

ANDREA SPIEGEL: Zum Abschluss würde mich noch etwas ganz Anderes interessieren, aber es betrifft natürlich auch Ortungstechnologien. Gibt es derzeit Technologien, die sich in der Entwicklung befinden oder gerade entwickelt werden? Und wenn ja, wie sehen diese aus?

DANIEL DIEMER: Alle Technologien werden derzeit weiterentwickelt. Zum einen drängen viele neue Anbieter auf den Markt, was die Vielfalt erhöht. Die Hardware wird günstiger, die Tags werden preiswerter und die Genauigkeit verbessert sich kontinuierlich.

Was die Entwicklung betrifft, geht es vor allem darum, verschiedene Technologien wie E-Label und Mit-Ortung miteinander zu verschmelzen, um eine nahtlose Technologie zu schaffen, die vielfältige Anwendungsmöglichkeiten bietet. Außerdem werden immer mehr Features in die Tags integriert, darunter TemperatursensorenErschütterungssensoren und Bewegungssensoren. Die steigende Konkurrenz auf dem Markt führt dazu, dass die Technologien für Kunden erschwinglicher werden, was die Entwicklung weiter vorantreibt.

Ich denke, es wird in Zukunft noch viel im Bereich WLAN-Ortung passieren, UWB wird weiterentwickelt, und Unternehmen wie Apple mit ihren AirTags werden den Markt beeinflussen. Obwohl diese Technologien derzeit vor allem im Consumer-Bereich eingesetzt werden, bieten sie immense Möglichkeiten, auch für die Ortung von Objekten und MaterialaufträgenElon Musk arbeitet ebenfalls intensiv an Satellitentechnologien, die in den nächsten Jahren viele neue Möglichkeiten eröffnen könnten. Es wird also in den kommenden Jahren noch viele spannende Entwicklungen geben, und ich freue mich darauf, diese zu verfolgen.

ANDREA SPIEGEL: Das bedeutet also weniger, dass völlig neue bahnbrechende Technologien entwickelt werden, sondern vielmehr die Weiterentwicklung bestehender Technologien und vor allem die Kombination, um Synergieeffekte zu nutzen.

DANIEL DIEMER: Wenn ich wüsste, was bahnbrechend ist, würde ich wahrscheinlich bereits im Büro sitzen und daran arbeiten. (lacht)

ANDREA SPIEGEL: Dann hättest du wahrscheinlich keine Zeit mehr für Podcasts.

DANIEL DIEMER: Aber ich denke, es wird sicherlich noch einige Überraschungen geben. Gerade im Bereich von Google und Apple, insbesondere im Bereich der VR- und AR-Brillen, könnten einige spannende Entwicklungen bevorstehen.

ANDREA SPIEGEL: Nun, wir sind gespannt, was die Zukunft bringt. Vielen Dank, Daniel, für deine Zeit und die Einblicke in die verschiedenen Technologien. Wir könnten noch viel tiefer in die Thematik einsteigen, insbesondere in Bezug auf BLE, das wir heute nicht ausführlich behandelt haben. Wenn euch das interessiert und ihr mehr darüber erfahren möchtet oder Fragen an Daniel zu bestimmten Funktionen habt, lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

Ansonsten freuen wir uns über Bewertungen auf Spotify oder Apple Podcasts, oder natürlich auch über einen Daumen nach oben, falls ihr dieses Video auf YouTube angesehen habt. Vielen Dank, Daniel, und bis zum nächsten Mal. Machts gut!

Welche Idee steckt hinter der Multikommissionierung in der Lagerlogistik?

„Die Idee bei der Multikommissionierung ist auch da, eben solche Leerfahrten, Leerwege, egal ob jemand läuft oder eben fährt, zu vermeiden.“

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