#47 Auto-ID Systeme in der Industrie mit Thomas Heijnen

Podcast Industrie 4.0 | Der Expertentalk für den Mittelstand

Fertigungsaufträge und Co. automatisch identifizieren? Kein Problem für Auto-ID-Technologie.

In Folge #47 unseres Podcasts spricht Andrea Spiegel mit Thomas Heijnen, Head of Marketing & Partner Programs der Kathrein Solutions GmbH, über den Einsatz von RFID und weiteren Auto-ID Systemen in der Industrie.

Auto-ID ist aus der Digitalisierung von Lager- und Produktionsprozessen nicht mehr wegzudenken. Neben Usecases in der Logistik und Produktion, Einsatzmöglichkeiten und Herausforderungen, schauen wir uns speziell die RFID-Technologie konkret an. Es geht um RFID Reader, RFID Transponder, RFID Schnittstellen, Frequenzbänder und viel Wissenswertes rund um den Einsatz von RFID in der Industrie.

Das Transkript zur Podcast-Folge: Auto-ID Systeme in der Industrie

ANDREA SPIEGEL: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Industrie 4.0, der Experten-Talk für den Mittelstand. Viele mittelständische Unternehmen stehen bei der Digitalisierung von Logistik und Produktionsprozessen oft vor großen Herausforderungen, die es dann irgendwie zu meistern gilt. Eine Technologie, mit der man einen Teil davon auf jeden Fall lösen kann, ist die sogenannte Auto-ID-Technologie. Heute schauen wir uns speziell die Auto-ID auf Basis von RFID-Technologie an. Wir haben dafür einen spannenden Gast bei uns. Schön, dass du da bist, Thomas Heijnen von der Kathrein Solutions GmbH.

THOMAS HEIJNEN: Genau, vielen Dank, dass ich dabei sein darf.

ANDREA SPIEGEL: Wir freuen uns. Ich bin gespannt, was du uns heute alles erzählen wirst. An dieser Stelle nochmal der Hinweis für alle Podcast-Hörer: Diese Folge gibt es auch auf YouTube als Videoshow, da könnt ihr gerne reinschauen. Wir freuen uns, wenn ihr dort auch ein Like dalasst.

ANDREA SPIEGEL: Thomas, ich habe dich kurz vorgestellt, aber nicht wirklich erzählt, was du machst und was Kathrein eigentlich macht. Gib uns gerne einen kurzen Einblick.

THOMAS HEIJNEN: Ja, gerne. Mein Name ist Thomas Heijnen, ich bin Head of Marketing und Head of Partnerprogramme bei Kathrein Solutions. Kathrein Solutions entwickelt und produziert an deutschen Standorten RFID-ReaderRFID-Antennen sowie ein eigenes RTLS-System. Unsere Produkte sind “Made in Germany”. Zusätzlich bieten wir eine eigene Software an, die ausschließlich für das Management, den Anschluss und die Integration dieser Lösungen in führende Systeme wie das L-mobile-System entwickelt wurde.

ANDREA SPIEGEL: Okay, du hast gerade schon einige Fachbegriffe genannt wie RTLS und so weiter, aber das schauen wir uns heute auf jeden Fall an, also keine Sorge, wir kommen darauf zu sprechen. Ich habe vorab ein wenig recherchiert und festgestellt, dass viele sagen, dass die Auto-ID-Technologie im Allgemeinen einer der Schlüssel zur erfolgreichen Digitalisierung von Logistik– und Produktionsprozessen ist. Würdest du das bestätigen und wenn ja, warum?

THOMAS HEIJNEN: Absolut, letztendlich lebt die Digitalisierung von Daten und Informationen. Das ist gleichzeitig aber auch die Herausforderung: Diese Datengenerierung sollte möglichst ohne Mehraufwand erfolgen. Denn es bringt wenig, wenn ein Mitarbeiter plötzlich mehr Zeit damit verbringt, Daten zu erfassen, anstatt seine eigentlichen Aufgaben zu erledigen. Der intelligente Weg besteht darin, die Datengenerierung im Rahmen der Wertschöpfung möglichst automatisch zu gestalten, also automatische Datenerfassung. Das ist natürlich ein hoher Anspruch und kann nicht immer zu 100 Prozent erfüllt werden. Dennoch kann die RFID-Technologie mit ihrer intelligenten Konzeption dies leisten. Sie ermöglicht es, Daten nebenbei zu erfassen und zu überprüfen. Denn Daten sind nur dann nützlich, wenn sie von hoher Qualität sind und korrekt sind. Wenn Buchungen falsch sind, nützt auch die Digitalisierung wenig.

ANDREA SPIEGEL: Und mit den Daten muss man auch etwas anfangen. Sie nur zu sammeln, hilft nicht weiter.

THOMAS HEIJNEN: Genau, dafür gibt es Lösungen wie die von L-mobile. Das ist auch unsere Strategie: Wir suchen die Zusammenarbeit und die Ergänzung von Kompetenzen. Unsere Kompetenz liegt in der automatischen Datenerfassung, insbesondere in der RFID- und RTLS-Technologie, über die wir später noch sprechen werden. Wir haben jedoch keine Lösungen für Geschäftslogiken, wie Buchungen in Führungssystemen oder Lager- und Warehouse-Systeme. Das überlassen wir unseren Partnern. Wir bringen unsere Erfahrung und Hardware-Technologie in die Lösungen unserer Partner ein.

ANDREA SPIEGEL: Wo in meinem Prozess, also ich denke jetzt an interne Prozesse, interne Logistik und die Supply Chain mit meinen Lieferanten und so weiter. Und am Ende natürlich auch den Einsatz von IoT-Technologien oder anderen Technologien. Da gibt es ja viele Aspekte in dieser ganzen Prozesskette. Wo kann ich da die Auto-ID in Kombination mit RFID sinnvoll einsetzen?

THOMAS HEIJNEN: Im Grunde genommen entlang der gesamten Supply Chain, wenn wir es intelligent angehen. Das ist aber oft eine Herausforderung, da viele Unternehmen die Digitalisierung oder automatische Datenerfassung nicht firmenglobal betrachten. Oft wird leider nur in Abteilungen gedacht. Ich persönlich mag das Wort “Abteilung” generell nicht, weil es etwas Abgetrenntes impliziert und nicht mit anderen Bereichen zusammenarbeitet. Wenn ich also über Digitalisierung oder Auto-ID-Projekte nachdenke, sollte ich auch weitergehende Gedanken machen und nicht nur das Lager betrachten, sondern auch die Produktion einbeziehen. Welche Effekte kann ich durch den Einsatz der Technologie nicht nur im Lager erreichen, sondern auch durch vernetztes Denken mit anderen Teams, beispielsweise dem Einkauf, der von frühzeitigen Informationen profitiert, wenn Mindestbestände erreicht sind? Oder die Produktion, die von automatischen Nachschubauslösungen profitiert, wie im Beispiel der L-mobile mit der E-Kanban. Und in Richtung Kunde wäre es ideal, wenn dieser seinen Auftrag live verfolgen könnte, basierend auf automatisch generierten Informationen, ohne anrufen zu müssen. Das erreiche ich durch intelligente Vernetzung der einzelnen Projektphasen und Bereiche des Unternehmens, ohne nur eine Abteilung zu betrachten. Das interessanteste Beispiel ist oft, dass Unternehmen mit dem Vorhaben beginnen, RFID im Wareneingang einzuführen, aber dann feststellen, dass nicht alle Lieferanten bereit sind, ihre Produkte entsprechend zu kennzeichnen. Hier beginnen wir jedoch erst, die Qualität im Unternehmen zu schaffen, indem wir die Voraussetzungen für eine automatische Erfassung im eigenen Wareneingang schaffen. Und so entsteht vernetztes Denken.

ANDREA SPIEGEL: Ich wollte gerade sagen, das hatten wir auch schon öfter im Podcast, dass es am Ende darum geht, das Gesamtkonstrukt zu denken. Man muss nicht alles auf einmal machen, aber schon wissen, wo man hin möchte.

THOMAS HEIJNEN: Genau, das ist der Punkt. Und das finde ich immer sehr wichtig, wenn ich in ein Projekteinsteige, dass ich mir die vor- und nachgelagerten Prozesse genau anschaue. Denn was auf der einen Seite positiv ist, kann auf der anderen Seite negative Effekte haben. Auch das habe ich schon erlebt. Es ist schade, wenn Projekte schon weit fortgeschritten sind, aber gewisse Technologien oder Strategien nicht berücksichtigt wurden. Deswegen empfehle ich jedem, sich rechtzeitig mit Experten auszutauschen, um diese Kompetenzen ins eigene Haus zu holen. Die Kombination aus Erfahrung im Tagesgeschäft des eigenen Unternehmens und der Expertise von Technologieanbietern kann zu individuellen und zielführenden Konzepten führen.

ANDREA SPIEGEL: Vielleicht sollten wir später noch einige Beispiele geben, wie Anwendungsfälle aussehen könnten, insbesondere für die Industrie, da dies ein relevanter Teil unseres Podcasts ist.

ANDREA SPIEGEL: Ich würde gerne noch mal kurz einen Schritt zurückgehen. Wir haben jetzt Auto-ID, und du hast auch schon mal Datenerfassung erwähnt. Also Auto-ID bedeutet im Prinzip automatische Identifikation und Datenerfassung, richtig?

THOMAS HEIJNEN: So könnte man es interpretieren, ja genau.

ANDREA SPIEGEL: Okay, was bedeutet das? Kannst du es noch einmal kurz erklären, damit wir alle auf dem gleichen Wissensstand sind? Wie würdest du es in ein, zwei Sätzen beschreiben?

THOMAS HEIJNEN: In ein, zwei Sätzen? Ja, das ist immer eine Herausforderung, nicht wahr? Jeder kennt einen Barcodescanner, zum Beispiel von der Kaufhauskasse. Das ist schon automatische Datenerfassung. Dabei muss nichts abgetippt werden. Die Kassiererin oder der Kassierer hält das Preisschild, auf dem sich der EAN, der European Article Number Barcode, befindet, quasi an den Scanner der Kasse, und schon werden die Daten erfasst. Das ist ein Beispiel für automatische Datenerfassung. Es gibt verschiedene Technologien dafür, wie zum Beispiel RFID, also unseren Funkchip, der auf dem Objekt angebracht ist. Oft werden Barcode und RFID als Konkurrenten betrachtet. Ich würde das nicht so sehen, denn diese beiden Technologien können auch gemeinsam in Projektkonzepten verwendet werden. Manchmal ist der Barcode bis zu einem bestimmten Prozessschritt geeignet, und ab einem bestimmten Punkt ist möglicherweise RFID besser geeignet. Man sollte also nach Lösungen suchen, bei denen die Daten automatisch generiert werden und nicht manuell eingetippt werden müssen.

ANDREA SPIEGEL: Das kennt man vielleicht. Ich weiß nicht genau, wie sie das in der Abwicklung machen, aber wenn man etwas online bestellt und dann ständig Updates bekommt, wo sich das Paket gerade befindet? Geht es in diese Richtung oder weißt du dazu mehr?

THOMAS HEIJNEN: Das kann auch in diese Richtung gehen. Ich hatte damals mit einem sehr großen Paketdienstleister ein Projekt, bei dem viel mit Barcodes gearbeitet wurde. Dabei geht es darum, dass die Sortiermaschinen, über die die Pakete mit Barcode-Kennzeichnung laufen, automatisch erfasst und in die entsprechenden Routen einsortiert werden. Dadurch entsteht die Information, die du letztendlich erhältst, dass dein Paket im Fracht- oder Verteilzentrum angekommen ist und sich auf dem Weg zu dir befindet. Das kennt wohl jeder, wenn der Lieferdienst vor der Haustür steht und das Paket noch einmal abscannt. Mittlerweile kann er das selbst tun, sodass die Unterschrift nicht mehr notwendig ist und rechtlich gesehen auch nicht mehr relevant ist. Das sind die automatischen Prozesse, von denen wir als Verbraucher profitieren.

ANDREA SPIEGEL: Perfekt. Dann haben wir jetzt auch ein kleines Alltagsbeispiel.

ANDREA SPIEGEL: Ich glaube, das hat jeder wahrscheinlich schon mal erlebt. Du hast bereits gesagt, dass die RFID-Technologie eine Technologie ist, mit der ihr euch sehr viel beschäftigt und die auch für Auto-ID relevant sein kann. Warum, oder was heißt warum? Ich habe mal gehört, dass diese ganze Technologie an sich eigentlich auf einem ganz einfachen Basisprinzip funktioniert, nämlich dass ein Ding sendet und ein anderes Ding empfängt. Und viel mehr ist es am Ende des Tages nicht. Stimmt das oder ist das zu einfach?

THOMAS HEIJNEN: Nein, letztendlich ist es tatsächlich so. Man kann das wirklich so weit herunterbrechen. Natürlich steckt da viel mehr Intelligenz dahinter, weil wir bestimmte Protokolle auf der sogenannten Luftschnittstelle haben, also von der sendenden Antenne. Dahinter befindet sich irgendwo ein RFID-Reader, also dort liegt die Intelligenz, und die Antenne baut letztendlich ein Funklesefeld auf, in dem sich der Funkchip befinden muss. Diese Chips gibt es passiv, das heißt, sie haben keine eigene Spannungsversorgung, sprich Batterie, und es gibt sie auch aktiv mit einer eigenen Spannungsversorgung. Diese aktiven Chips werden oft mit Batterien genutzt, um größere Reichweiten zu erzielen, denn der passive Chip bezieht seine Energie ausschließlich aus dem Funkfeld, das quasi die Energie in den Chip überträgt. Das wird dann in elektrische Leistung umgewandelt, von der der Chip lebt und während dieser Zeit, in der er im Funkfeld ist, kann er senden und seine Daten übermitteln. Auf der Luftschnittstelle gibt es verschiedene Protokolle und Befehle. Wenn ich den Chip nur lesen möchte, sendet der Chip automatisch. Wenn ich ihn beschreiben möchte, muss ich ihm sagen, dass ich ihn beschreiben möchte, und dann bereitet er sich vor, um Daten aufzunehmen, die ich dann auch wieder zur Prüfung lesen kann. Das ist auch der Unterschied zum herkömmlichen Barcode. Ein Barcode wird einmal erzeugt, kann nicht manipuliert werden und muss optisch erfasst werden. Der Unterschied zum RFID-Chip ist, dass er nur einmal gehört werden muss, das heißt, der Datenträger kann abgedeckt werden. Das hat den Vorteil, dass er nicht mechanisch exponiert angebracht werden muss und im laufenden Prozess nicht beschädigt wird. Und ich muss ihn nicht unbedingt sehen, wie bereits erwähnt, sondern ich kann ihn einfach über Funk auslesen. Der zweite Punkt ist, dass ich den Datenträger manipulieren kann. Ich kann Informationen hinzufügen oder ändern. Das ist also der Vorteil gegenüber dem Barcode. In vielen Projekten arbeitet man jedoch nicht unbedingt mit dieser Möglichkeit der Informationsmanipulation, sondern eher mit eindeutigen IDs. Zum Beispiel kann ein Ladungsträger wie eine Euro-Palette mit einem Transponder ausgestattet werden. Beim Beladen eines LKW, dem sogenannten Doctor-Control-Prinzip, wird die ID erfasst. Ein Führungssystem hat dann alle Informationen hinter dieser führenden ID der Euro-Palette und weiß, welcher Artikel sich darauf befindet und wohin die Palette gebracht werden soll, um zu überprüfen, ob sie auf dem richtigen LKW ist.

ANDREA SPIEGEL: Aber das heißt, um da noch mal ganz kurz auf das Thema zurückzukommen, was brauche ich eigentlich dafür? Also Hardware, du hast schon erwähnt, etwas mit einer Antenne, einen Reader, einen Transponder, einen Chip, es gibt viele Dinge. Kannst du das noch mal für uns sortieren? Was brauche ich? Was macht welchen Job?

THOMAS HEIJNEN: Natürlich beginnt alles mit der Kennzeichnung, denn wenn nichts darauf steht, was ich lesen kann, dann hilft mir die beste Technik im Hintergrund auch nicht weiter. Das ist letztendlich der Transponder. Und den Transponder gibt es grundsätzlich in zwei Varianten. Die eine ist das sogenannte Smart Label, das wie ein Aufkleber aussieht, der auch für Menschen lesbar ist, weil ich etwas darauf geschrieben habe. Ich kann auch den Barcode darauf drucken und habe quasi als dritte Technologie das Transponder-Inlay auf der Rückseite dieses Aufklebers angebracht. Das ist die günstigste Variante. Dann gibt es die sogenannten On-Metal-Tags, auch Hard-Tags genannt, weil sie oft in Kunststoffgehäusen untergebracht sind. Warum macht man das? Weil man den Isolator Luft zwischen die Antenne und das mögliche Metall bringen möchte. Wenn ich die Antenne direkt auf Metall aufbringe, wird sie kurzgeschlossen, weil ich nicht genug Energie habe, um das gesamte Metall um den Transponder herum so zu aktivieren, dass er senden kann. Deshalb bringt man den Isolator Luft dazwischen. Das im Rücken befindliche Metall hat sogar positive Effekte, weil Energie zurückgestrahlt wird und die Reichweite erhöht. Das heißt, wir haben Transponder als Datenträger und dann haben wir die Lesestelle. Auch hier gibt es zwei Arten, eine Nur-Antenne, die mit einem Antennenkabel mit einem RFID-Reader verbunden sein muss. Die Antenne hat ausschließlich die Aufgabe, ein Funkfeld aufzubauen. Es gibt verschiedene Arten von Antennen, weil sie die Charakteristik des Funkfeldes bestimmen. Es gibt die Möglichkeit einer gerichteten Antenne, verschiedene Öffnungswinkel und auch omnidirektionales Lesen. Es gibt aber auch Antennen, wie sie L-mobile zum Beispiel im E-Kanbanregal einsetzt, die ein sehr selektives Lesefeld erzeugen. Ich kann die Antenne zum Beispiel auf den Tisch legen, und sie erfasst nur nach oben, während sie rechts und links außerhalb des Lesefeldes nichts mehr erfasst. Das ist jedoch auch die Herausforderung im RFID-Umfeld. Oft wird angenommen, dass die Herausforderung darin besteht, alles lesen zu können. Nein, wir können oft zu viel lesen, und die eigentliche Herausforderung besteht darin, nur das zu lesen, was wirklich gewollt ist. Und das erreicht man durch die Auswahl der Antennen oder die Anzahl der Antennen. Man kann pro RFID-Reader nicht nur eine Antenne, sondern auch mehrere anschließen. Dann hat man eine gesplittete Lösung, mit der Intelligenz im RFID-Reader und den Antennen. Es gibt auch RFID-Reader mit integrierter Antenne, bei denen die Control-Unit und die Antenne in einem Gehäuse sind. Aber man hat auch die Möglichkeit, weitere Antennen anzuschließen. Das sind also die drei Komponenten. Man hat den Transponder, die Antenne und dann den RFID-Reader. Um eine vollständige Lösung zu haben, benötigt man vielleicht noch etwas Sensorik, um zum Beispiel einen Leseprozess zu triggern. Wenn man sich einem RFID-Gate nähert, praktisch die Anwendung, wenn man bei dem Verladebeispiel bleibt und etwas um dieses Tor herum baut. Man möchte jedoch nicht, dass diese Lese-Station permanent liest, sondern nur dann, wenn etwas ins Feld kommt, um Fehllesungen zu verhindern. Da fügt man dann Sensorik hinzu. Man fährt also quasi dahin, der Detektor erkennt das und startet die Lesung. Man kann auch Muster festlegen, zum Beispiel, dass man maximal zwei Sekunden lang liest. Wenn man in diesen zwei Sekunden nichts liest, könnte das eine Fehlerindikation sein, zum Beispiel dass der Transponder defekt oder verloren gegangen ist. Und in diese Richtung geht das Ganze.

ANDREA SPIEGEL: Okay, das heißt, wir haben drei Komponenten auf der Hardware-Seite. Klar. Brauchen wir dafür WLAN?

THOMAS HEIJNEN: Das ist auch eine sehr gute Frage, denn die Konnektion ist oft eine Herausforderung in einem Projekt. Das heißt, ich habe die Möglichkeit, RFID-Lese-Systeme, speziell die Reader, entweder über Ethernet zu connecten, sprich das typische Kabelnetzwerk zu nutzen. Oder ich kann die Reader über WLAN connecten, was mittlerweile immer populärer wird, weil der Installationsaufwand geringer ist. Strom brauche ich sowieso. Und schließlich besteht auch die Möglichkeit, die Reader über die Telekommunikation zu integrieren, das heißt 4G5G, und in Zukunft vielleicht sogar 6G.

ANDREA SPIEGEL: Okay, also Strom ist vielleicht auch noch ein guter Hinweis. Also ich brauche auch Steckdosen an der richtigen Stelle.

THOMAS HEIJNEN: Genau, das ist ein wichtiges Thema. Allerdings muss ich hier etwas korrigieren, was ich vorhergesagt habe. Im Moment, in dem ich es erwähnt habe, ist es so, dass wenn ich über WLAN arbeite, ich dennoch Verkabelungsaufwand betreiben muss, denn Strom kann leider nicht einfach drahtlos übertragen werden. Man arbeitet aktuell jedoch daran, glaube ich. Ein weiteres Thema ist Power over Ethernet, das bedeutet, dass ich den Reader über das Ethernet-Netzwerk verkabeln kann und gleichzeitig über dasselbe Kabel mit Strom versorge, also Power over Ethernet. Das wäre dann die intelligente oder elegante Variante.

ANDREA SPIEGEL: Okay. Ist es denn von der Zuverlässigkeit her wichtig, ob ich, wenn möglich, eher über Ethernet anschließe oder ist es egal, ob WLAN oder Ethernet?

THOMAS HEIJNEN: Das hängt oft von der vorhandenen Infrastruktur beim Kunden oder von der Kundenstrategie ab. Wir haben Kunden, die ausschließlich WLAN für mobile Datenerfassung nutzen möchten und dieses Netzwerk dann möglichst frei von anderen Komponenten halten möchten, sofern möglich. Oft ist es jedoch so, dass Kunden eine Mischapplikation oder Mischinfrastruktur haben, und dann kann man aufgrund der Kosten die intelligentere Variante wählen. Wenn man bereits Ethernet und Strom in der Nähe hat, kann das möglicherweise kostengünstiger sein, als komplett neues Ethernet zu verlegen. Oder auch umgekehrt, je nach Situation. Man muss immer berücksichtigen, dass man bei Power over Ethernet sowohl Daten als auch Strom über dasselbe Kabel führt. Im anderen Fall ist möglicherweise WLAN vorhanden, und wir können die Lesepunkte so intelligent platzieren, dass sie näher an Steckdosen sind. Es kommt also immer auf die individuellen Anforderungen oder Voraussetzungen des aktuellen Projekts an.

ANDREA SPIEGEL: Das ist schön zu hören. Das bedeutet, ich kann es quasi an meine individuellen Bedürfnisse vor Ort anpassen.

THOMAS HEIJNEN: Das ist auch etwas, was wir bewusst versuchen, in unserem Portfolio abzubilden: die Flexibilität, damit man durch Konfiguration oder Auswahl der entsprechenden Komponenten immer das passende Hardware-Konzept für seine Bedürfnisse zusammenstellen kann. Das ist auch für jeden Hersteller eine Herausforderung, das Portfolio wie einen Baukasten aufzubauen, sodass man beispielsweise einen Partner wie L-mobile vollständig bedienen kann und dabei diverse Konfigurationen in einem Gerät ermöglicht. Und das ist auch der Charme daran, weil man dann mit einer Reader-Firmware, einer Reader-Oberfläche und einer Schnittstelle alles tun kann, ohne die Softwareseite permanent anpassen zu müssen.

ANDREA SPIEGEL: Im Prinzip handelt es sich bei RFID ja um eine Funktechnologie, richtig? Das heißt, ich weiß, dass es bei Funkwellen verschiedene Frequenzen gibt. Wie sieht es bei RFID aus und welche brauche ich wofür? Oder muss ich mir darum gar keine Gedanken machen?

THOMAS HEIJNEN: Jein, es hängt immer davon ab, welche Produkte oder Hardware mehr in welchem Bereich angeboten wird. Es gibt generell drei Frequenzen im Umfeld. ELIF, da sind wir im Kilohertz-Bereich. Dann haben wir HF, da sind wir bei 1356 MHz. Und dann haben wir URF, da sind wir um 868 MHz rauf und runter. Je nachdem, man muss dann berücksichtigen, wo kommt die RFID-Technologie her. Sie ist im Kilohertz-Bereich, eigentlich hat sie seinen Start genommen, ganz gerne auch in der Tieridentifikation. Man kennt ja diese Ohrmarken, solche Geschichten. Da fließt mittlerweile auch schon ein bisschen 1356 MHz ein. Man hat dann, jetzt muss ich sagen, um die 80er90er Jahre sehr viel 13,56 MHz-Technologien, also HF-Technologien eingesetzt. Ich selber auch.

Ein schönes Beispiel war damals aus meiner Vergangenheit. Da haben wir im 1356 MHz-Bereich bei einem großen Autovermieter dementsprechenden Schlüssel-RFID-Kennzeichnungsprojekt realisiert. Das war, wie gesagt, in den 90ern. Mittlerweile seit mehreren Jahren oder langer Zeit hat URF so seinen Siegeszug, muss man schon fast sagen, angetreten. Aufgrund des Frequenzbandes bieten sich einfach aufgrund der Physik mehr Einsatzmöglichkeiten, würde ich behaupten. Zum anderen aber auch, dass die ganzen Standardisierungen mehr und mehr im URF-Bereich stattfinden. Und das ist auch gerade für die Harmonisierung der Technologie sehr, sehr wichtig, weil im LF-Bereich zum Beispiel, wenn ich, musste ich quasi Transponder von einem Hersteller aufnehmen mit dem Lese-System eines Herstellers. Im URF-Bereich mittlerweile, so ist es die Luftschutzstelle, standardisiert. Im HF-Bereich auch. Da kann ich von verschiedenen Herstellern die Transponder wählen und kann auch von verschiedenen Herstellern die Lese-Systeme nehmen. Wie gesagt, Hauptmerkmal im URF-Bereich ist einfach die Standardisierung globaler Natur. Wobei, da muss man aufpassen, es gibt zwei Frequenzbänder. Einmal spricht man sehr gerne von dem US-amerikanischen Frequenzband, was aber auch in China eingesetzt wird und dann eher von dem europäischen Frequenzband. Also das ist ETSI, sagt man auf der einen Seite und FCC auf der anderen Seite. Da muss man ein bisschen aufpassen bei der Wahl, gerade auch im Bereich der globalen Projekte, weil wenn man jetzt den Transponder betrachtet, dann gibt es den einmal im US-Bereich sozusagen und einmal im europäischen Bereich. Wenn ich jetzt meinetwegen einen Ladungsträger nehme, der jetzt Deutschland einmal gekennzeichnet und auch erfasst werden soll und der wandert jetzt auch nach USA rüber, dann habe ich dort eventuell Probleme, dass ich den mit den dortigen Systemen zu 100% erfassen kann. Da gibt es einen sogenannten globalen Tech, der beide Frequenzbänder wieder kann, aber alles Könner sind dann keine Spezialisten, also haben letztendlich in der finalen Konsequenz nicht die maximale Leistungsfähigkeit. Das muss man bei Projekten einfach dementsprechend berücksichtigen.

ANDREA SPIEGEL: Okay, aber das heißt auch da gibt es Möglichkeiten, ich muss einfach für meine Strategie die richtige Lösung finden.

THOMAS HEIJNEN: Ich denke, da sind die Lieferanten, die Berater einfach gefordert, dass man die Projektparameter abfragt, in welchem Umfeld kursiert was zum Beispiel und dann kann man sich darauf einstellen. Also die Leseseite ist oft in der Lage quasi beide Frequenzbänder gut abzubilden. Bei den Transpondern sieht es ein bisschen anders aus. Da hängt es aber wieder ganz klar davon ab, quasi unter welchen Bedingungen, unter welchen Voraussetzungen muss gelesen werden und da ist halt die Wahl des Transponders entscheidend.

ANDREA SPIEGEL: Wenn du jetzt schon sagst, also wir hatten es vorhin schon mal Ladungsträger-Kennzeichnung mit den Paletten. Ist ja vielleicht ein schönes Beispiel, die Palette wird in Deutschland ausgezeichnet und soll aber nachher irgendwie nach USA verschifft werden. Inwiefern kann ich das jetzt regeln? Was brauche ich alles? Was muss ich machen? Wie muss ich das Ganze von der Strategie herangehen?

THOMAS HEIJNEN: Ja, das ist ein spannendes Thema, weil oft ist gerade die RFID-Technologie, die Physik nicht unbedingt die Herausforderung, sondern eher Schnittstellen. Das ist das andere Thema, wenn man jetzt die Technologie betrachtet. Aber bleib mal bei RFID. Also wenn ich jetzt zum Beispiel weiß, dass ich in einem Behälterkreislauf bin, globaler Natur, dann muss ich natürlich wohlwissend wählen auf beiden Seiten, sowohl, bleib mal bei der europäischen Seite und bei der US-amerikanischen Seite, wie ich diese Lesesysteme ausstatte, damit sie in der Lage sind, einen globalen Transponder, der quasi beide Frequenzen dementsprechend beherrscht, auch auf beiden Seiten lesen kann. Letztendlich, wie gesagt, sind die Systeme dazu tatsächlich in der Lage, je nach Konfiguration. Man muss die Lesebedingungen berücksichtigen. Wenn jetzt Nahbereichserfassungen sind, dann habe ich vielleicht weniger die Herausforderung. Wenn ich aber Weitbereichserfassungen habe, kann es sein, dass der Transponder an seine Leistungsgrenzen kommt, was Lesereichweite anbelangt. Das macht man aber, oder stellt man fest im Rahmen von Proof of Concepts, das heißt, es gibt eine Machbarkeitsstudie, wo letztendlich die Lesebedingungen nachgestellt werden, einmal unter Laborbedingungen, das machen wir auch im eigenen Testcenter. Um dann einmal eine Vorevaluierung zu haben, geht es dann überhaupt und wenn ja, mit welchen Komponenten und wie. Und dann muss man aber tatsächlich auch noch mal vor Ort gehen, weil die Physik vor Ort kann ganz anders ausschauen, dass es Störfelder gibt, vielleicht andere Abläufe im Prozess, zum Beispiel, dass der Gabelstapler viel schneller am Lesepunkt vorbeifährt als gedacht. Und das muss ausgearbeitet werden. Das heißt, entscheidend hier wirklich auch die Blueprint-Phase, wie man so schön sagt, dass ich im Rahmen dieser Tests dementsprechend die richtigen Komponenten ermittle. Und wenn ich das getan habe und ich habe einen Experten an meiner Seite gehabt, dann ist das eigentlich keine Herausforderung.

ANDREA SPIEGEL: Super, das ist doch auch, ich glaube, für alle ein bisschen beruhigend, dass es da auf jeden Fall für viele Use Cases Lösungen gibt.

THOMAS HEIJNEN: Die Globalisierung geht voran, ich denke mal, da muss die Technik Schritt halten.

ANDREA SPIEGEL: Das ist ein guter Punkt.

ANDREA SPIEGEL: Wir haben jetzt relativ häufig so kleine Beispiele gehabt von RFID im Einsatz mit Logistik. Wir haben ja aber auch so gesagt, Produktion kann man das irgendwie auch nutzen. Kannst du uns da vielleicht auch nochmal ein, zwei Beispiele geben, wo das da sinnvoll eingesetzt werden kann?

THOMAS HEIJNEN: Also letztendlich sprechen wir, wie ich vorhin schon sagte, also möchte ich immer sehr gerne über die gesamte Supply Chain sprechen. Das heißt, das geht von der Produktion über das Lager, über den Transport bis zum Endverbraucher. Und letztendlich, wenn ich es intelligent tue, habe ich die Möglichkeit, vielleicht sogar auf Basis des digitalisierten Ladungsträgers mittels RFID, das in der Produktion auch voll auszureizen. Das heißt, ich habe Produktionsphasen, in denen ich quasi Material anliefere, das wir dort weiterverarbeiten, dass ich Halbfertigteile bekomme. Und dieser Materialtransport findet ja auch oft auf Basis von Ladungsträgern, vielleicht Spezialladungsträgern statt. Wenn ich diesen Ladungsträger mit einem RFID-Transponder ausstatte, mit einer ID, die im führenden System gemanagt wird, habe ich die Möglichkeit, dem Ladungsträger die Informationen mitzugeben, was er transportiert, in welcher Menge, vielleicht auch eine Zielkoordinate. Und habe dann die Möglichkeit, dass ich aus dem Ladungsträger nicht nur einen Ladungsträger für eine physische Komponente mache, sondern auch den Ladungsträger für eine Information. Das heißt, wenn jetzt dieser Ladungsträger an die nächste Fertigungsstufe angeliefert wird, habe ich dort vielleicht einen automatischen Datennachfassungsprozess, der mir einmal eine automatische Materialflussbuchung ermöglicht, aber auch eine Plausibilisierung, darf dieses Material, dieses Teil schon an dieser Fertigungsstufe sein, oder hat man vielleicht versehentlich eine Fertigungsstufe überschritten, dass ich ja auch eine Fehlermeldung bekomme und dann das Material der richtigen Fertigungsstufe zuführe. Das heißt, das wäre ein sehr schönes Beispiel dafür, dass ich quasi automatisch die zugelieferten Teile auf die Produktionsstufe buche oder auf den Produktionsauftrag. Und ich kann dementsprechend, ohne dass der Mitarbeiter irgendwas tut, meinen Produktionsauftrag live mittracen auf Basis dieses Ladungsträgers. Und wenn jetzt nachgelagert in dieser Fertigungsstufe wieder ein Ladungsträger sich schon angemeldet hat, produziert diese Stufe direkt in diesen Ladungsträger wieder rein. Und ich habe dann die Möglichkeit, quasi dann das, so viele Fertigungsstufen wie ich habe, quasi zu wiederholen. Und das wäre ein sehr schönes Beispiel jetzt im Sinne von automatisch generierten Informationen auf Basis von RFID, von einem digitalisierten Ladungsträger mittels der RFID-Technologie.

ANDREA SPIEGEL: Sehr schön, vielen Dank. Ich fand, das war eine schöne Zusammenfassung.

ANDREA SPIEGEL: Wie sieht es denn jetzt aus, wenn ich in meiner Fertigung, denken wir mal an Produkte mit Flüssigkeiten, ich stelle mir jetzt eine Wasserbombenfabrik vor, ja. Die wollen aber ihre Wasserbomben auch tracken oder eine Fabrik, die mit sehr großen Hitzen arbeitet irgendwie, weil sie halt irgendwelche Teile, die geschmolzen werden müssen, wie was auch immer, ja. Also, ich sag mal, Extrembedingungen oder eben ungünstige Bedingungen für so Funktechnologien. Wo kommt RFID an seine Grenzen und wo kann man das vielleicht auch umgehen?

THOMAS HEIJNEN: Das ist eine sehr, sehr gute Frage, weil oft wird Metall versus RFID betrachtet. Das ist aber nicht so, wie wir vorne an dem vorangegangenen Beispiel schon gelernt haben. Wenn ich es intelligent einsetze und den richtigen Transponder wähle, kann Metall sogar von Vorteil sein. Ich könnte theoretisch sogar ums Eck funken, dass ich quasi Transponder erfasse, die ich optisch gar nicht sehe. Also ist Metall kein Showstopper, sondern eine Komponente, die ich im Rahmen einer Konzeption für ein RFID-Projekt zu berücksichtigen habe, um die richtigen Komponenten zu wählen. Oder auch den Prozess dementsprechend anders zu denken. Weil das ist, glaube ich, auch sehr, sehr wichtig, dass man darauf achtet, dass ein Barcode-basierter Prozess ganz anders aussieht, wie ein RFID-basierter Prozess. Das heißt, ich muss aus dem Blickwinkel der jeweiligen Technologie den Prozess neu denken. Das ist sehr wichtig, dass ich die Chancen der Technologie nutze, um den möglichst optimalen Prozess zu entwickeln. Zurück zur Frage, was genau das Gleiche ist. Das ist eine Komponente, die ich zu berücksichtigen habe. Wenn wir den optimalen Fall haben, ich habe den Transponder immer so angebracht, dass ich ihn nach außen gedreht habe, ist Wasser kein Thema. Oder organische Stoffe, sagen wir es mal so. Wenn der Transponder aber innenliegend ist, das trifft auch bei Metall dementsprechend zu, dann kann es sein, dass ich den Transponder nicht erfasse. Man muss aber im Rahmen dieser Konzeption darauf achten, wenn ich so genannten, wie einen Palettenbau zum Beispiel, habe, muss man sich immer die Frage stellen, muss ich wirklich jede Komponente auf der Palette mit RFID ausstatten? Weil ich baue ja irgendwann mal diese Palette oder dieses Gebinde. Und vielleicht habe ich dann die Möglichkeit, diesen Gebindebau so zu realisieren, dass ich quasi den Ladungsträger mit einem Transponder versehen habe und beim Gebindebau die Information, was jetzt auf diesen Ladungsträger kommt, direkt mit dem Transponder, mit der ID wiederum verheiraten. Das ist ein gutes Beispiel durch Addition der Technologien, dass ich vielleicht in diesem Prozessschritt meinen Palettenbau vielleicht Barcodes nutze und dann quasi auf RFID-Wechsel. Wenn der Gabelstapler kommt, nimmt die Palette dementsprechend auf, dass er einen RFID-Räder hat, dass der Gabelstaplerfahrer sich nicht verbiegen muss, um den Barcode dementsprechend zu erfassen, sondern sehr ökonomisch automatisch die Informationen hat. Und dann nutze ich diesen Transponder vielleicht auch weiter, wenn ich jetzt durch mehrere RFID-Gates durchfahre, die ich dann in meiner Supply Chain, in meiner Logistik bis zur Verladung auch automatisch dementsprechend erfasse. Das heißt, diese Physiken sind einfach im Rahmen der sogenannten Blueprint-Phase zu berücksichtigen. Es gibt natürlich irgendwo Grenzen, wenn wir wirklich an ein Projekt kommen, wo der Kunde, der Interessent sagt, ich möchte wirklich jede Komponente mittels RFID erfassen, aber ich die Ladungsträger bzw. die Komponenten eventuell in den Transponder so covern, dass er nicht nach außen funken kann, dass so eine Art faradischer Käfig oder dementsprechend eine so hohe Dämpfung der Funkstrahlen entsteht, dann haben wir ganz klar ein Problem. Aber wie vorhin schon beschrieben, muss ich mir vielleicht dann die vorgelagerten Prozesse anschauen, um dann eine andere Konzeption zu finden. Also in vielen Fällen ist es so, dass dann durch eine Reorganisation oder eine andere Strategie diese automatische Datenerfassung im Sinne von Barcode mit RFID oder umgekehrt dann doch wieder realisiert werden kann.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt, ich muss einfach meinen Use Case im Einzelnen anschauen. Und ich muss dann auch die richtigen Partner haben, die mir da eben mit auf die Sprünge helfen, die mir vielleicht Tipps geben, worauf ich achten muss.

THOMAS HEIJNEN: Das ist auch ein sehr guter Hinweis, weil ich glaube, die Digitalisierung heutzutage ist so komplex, dass eine Unternehmung alleine kaum in der Lage ist, diese vielen Facetten der Technologien zu beherrschen oder der Digitalisierung im gesamten. Deswegen wäre auch meine Empfehlung an Interessierte, an Anwender, die auf diesem Weg sind, sich möglichst mit Konsortien auseinanderzusetzen, wo verschiedene Fachrichtungen zusammenkommen, um dann einmal für mich die richtige Technologie oder den Technologiemix zu finden. Und dann auch sehr wichtig, in der jeweiligen Technologie die richtige Hardware zu selektieren. Und das ist etwas, was wir auch sehr gerne, hier auch ein schönes Beispiel mit der L-mobile, tun, weil sich hier die Kompetenzen sehr schön addieren für die Endkunden.

ANDREA SPIEGEL: Du hast ganz am Anfang mal von dem Real-Time Location System gesprochen, dem RTLS. Inwiefern unterscheidet sich das jetzt noch von dem Ganzen, was wir schon besprochen haben? Einfach von dem Standardeinsatz, sag ich mal, der RFID-Technologie. Also was ist da jetzt noch mal anders? Oder ist das halt auch einfach ein Transponder, der irgendwo angebracht wird und dann eine Antenne, die halt sagt, oh, der ist jetzt hier.

THOMAS HEIJNEN: Fast richtig. Also man muss das eine sagen, das eine ist eine automatische Identifikation eines Objektes. Und RTLS steht für Real-Time Location Positioning System. Da geht es um die Ortung eines Objektes. Wo ist das Objekt? Wir haben als Kathrein für uns das auch als zweite Technologie quasi entdeckt, die für Digitalisierungsprojekte sich sehr gut mit RFID addiert in Projekten. Weil ich möchte ja nicht nur wissen, was habe ich dort? Und ich habe durch RFID auch eine Ortungsmöglichkeit, aber immer eine Ortsbezogene. Das heißt, ich habe vielleicht einen RFID-Reader an einem gewissen Durchfahrtsort. Dann weiß ich in dem Moment, dass das Teil gerade an Tor 1 ist. Aber ich kann es dann nicht weiterverfolgen. Also ist es jetzt nach Tor 1 in die Produktion gefahren? Rechts- oder linksabgehoben. Oder ist es jetzt sowas zum Beispiel. Und da hätte ich jetzt die Möglichkeit mit RTLS dieses Teil quasi lückenlos, dieses Objekt in meiner Supply Chain, in meinem Lager, in meiner Produktion auch zu verfolgen. Jetzt leidet, wenn man es so sagen möchte, RTLS so ein bisschen unter dem Transponderpreis. Man spricht bei RTLS auch von einem Transponder. Weil diese Transponder auch nach jeweiliger Technologie bewegen sich zwischen ca. 20, 30 bis 100 Euro und mehr. Und wenn wir beim Beispiel Ladungsträger bleiben, wenn ich jetzt mal 5.000 oder 10.000 Ladungsträger habe, dann würde ich so ein Projekt sehr gerne machen, umsatzseitig gesehen. Aber der Endkunde wird das ROI-technisch nicht tragen. Also versucht man durch intelligente Additionen der Technologien das aufzulösen. Das heißt, ich habe ein Flurförderfahrzeug, das jetzt den Ladungsträger aufnimmt. Ich habe vielleicht einen RFID-Reader, eine Antenne installiert, die mittels RFID das Objekt identifiziert. Und ich habe ein Flurförderfahrzeug, das ich mit einem RTLS-Transponder ausgestattet habe. Und ich bilde dann aus dem aufgenommenen Objekt mit dem Fahrzeug eine temporäre Einheit und kann mittels des am Flurförderfahrzeug installierten RTLS-Transponders diese beiden Teile orten und verfolgen. Zum Beispiel bin ich dann tatsächlich in der Lage, wenn man ein Blocklager sieht, das ja eigentlich immer in sich als Gänse gebucht wird und da stehen jetzt meinetwegen in acht Reihen, acht Felder tief meinetwegen Euro-Paletten drin. Und das möchte ich aber genau wissen, vielleicht chargenbezogen, in welcher Reihe, in welcher Tiefe steht jetzt welche Charge. Und über diese Konzeption wäre ich tatsächlich in der Lage das aufzulösen, weil Ortungssysteme, also unser UWB-basierendes Ultra Wideband, also wieder eine neue Frequenz, ist in der Lage bis zu 30 Zentimeter und auch genauer zu orten. Also euro-stellplatzgenau können wir also orten. Das heißt, ich kann jetzt, wenn ich jetzt mit meinem Fahrzeug in dieses Blocklager, in dieses Feld hineinfahre, sagen, in welcher Reihe steht es und in welcher Tiefe. Und die Stapelhöhe könnte man zum Beispiel auch über Businesslogik abbilden. Trivial ausgedrückt, wenn ich an eine Position was abgestellt habe, es wurde nie abgeholt und ich fahre jetzt die gleiche Position nochmal und stelle was ab, ergo muss es die erste Stapelhöhe sein. Es ist sehr trivial ausgedrückt, da sind ganz viele Plausibilisierungsalgorithmen noch dahinter gelegt oder auch nochmal Querchecks. Das heißt, wenn mir jemand was mit einem Fahrzeug abholt, das keinen RTLS-Transponder hat, aber die Palette jetzt zum Beispiel RFID-seitig an einem Tor nochmal erfasst wird, kann ich eine Korrekturbuchung zum Beispiel machen. Solche Szenarien stecken dahinter. Und das ist ein sehr schönes Beispiel über Addition, einen Technologie-Mix, um ein Digitalisierungsprojekt mit RFID und RTLS zu realisieren.

ANDREA SPIEGEL: Ich würde mich jetzt freuen, wenn du zum Abschluss nochmal als kleine Zusammenfassung vielleicht für uns nochmal skizzieren könntest. Gibt es irgendwelche Unternehmen, irgendwelche Anwendungsfälle, wo du sagst, da ist es mega sinnvoll mit RFID zu arbeiten und dann gibt es aber auch den Punkt, wo du sagst, da lohnt es sich einfach nicht oder da ist das Unternehmen noch zu klein vielleicht. Also wenn ich jetzt einfach so an unsere Zuhörer denke, wie können die für sich irgendwie jetzt das Ganze einordnen? Also ab wann lohnt es sich, da reinzugehen oder würdest du sagen, lohnt es sich immer? Oder wo gibt es da so Ansatzpunkte?

THOMAS HEIJNEN: Also ich glaube, das ist eine sehr breitbandige Frage. Also ich denke mal, pauschal kann man keine Industrie wirklich selektieren. Es hängt auch nicht wirklich von der Unternehmensgröße irgendwo ab, sondern eher von dem ROI-Effekt, den ich durch den Einsatz von quasi der jeweiligen gewählten Technologie letztendlich erreiche. Wir haben in manchen Fällen die Aufgabe, mittels einer Prozessoptimierung den ROI herzustellen. In anderen Fällen haben wir aber auch die Aufgabe, einen Fehler generell zu vermeiden. Das heißt, vielleicht kostet ein Fehler auf einen Schlag eine halbe Million oder eine Million. Wir haben zum Beispiel bei einem Kunden gehabt, da, wie ich vorhin auch schon gesagt habe, wurde eine Fertigungsstufe rausgelassen. Und die Oberfläche von metallischen Objekten wurde nicht richtig gehärtet. Das Ganze ist dann zum Endkunden oder zum weiteren produzierenden Unternehmen gegangen. Und es entstanden riesige Regressforderungen. Und der ROI, wenn wir jetzt nur Richtung Prozessoptimierung gegangen wären, wäre deutlich über eineinhalb Jahre gewesen. Wir haben aber aufgrund der Fehlerwahrscheinlichkeit eine ganz andere Voraussetzung gehabt. Und da hat sich der Invest in circa eine Viertelmillion Euro RFID absolut rentiert, weil die Fehlerrate dementsprechend drastisch reduziert worden ist. Oder Wahrscheinlichkeit, muss ich sagen. Und das sind also diese Blickwinkel, die ich da einnehmen muss. Wie gesagt, das heißt, wenn ich jetzt angenommen ein Dreimannunternehmen habe und ich könnte so einen Impact aufgrund eines Fehlers haben, kann ich sagen, da macht es dann auch vielleicht wieder Sinn. Ich denke mal, die Wahl der Mittel aufgrund der Voraussetzungen ist eigentlich dahingehend das Kriterium, das ich für mich als Angelegenheit zu berücksichtigen habe. Pauschal ist, glaube ich, momentan immer so die Herausforderung, macht es im Konsumerbereich Sinn, wenn man so die Zahnpasta-Tube mal als Beispiel nimmt. Die ist jetzt mit einem ERN-Barcode gedruckt, der quasi 0,1 Cent in der Produktion kostet. Da jetzt einen Transponder dran zu pappen, um das quasi bis zum Endkunden zu verfolgen, das würde ich mal in Frage stellen in der jetzigen Zeit, weil es einfach zu teuer ist. In solche Szenarien kann man da denken. Schwer zu beantworten. Du merkst, ich bin so ein bisschen am Rudern. Aber es ist immer die Frage, welchen Effekt ich dadurch erziele.

ANDREA SPIEGEL: Ich wollte es gerade sagen, ich fand eigentlich deine Antwort, die erste, schon super gut, weil das ist tatsächlich was, was man, glaube ich, nicht bedenkt. Auf der einen Seite sieht man natürlich das Geld und was das kostet, das Investment. Aber wie du sagst, ist es eine reine ProzessverbesserungProzessoptimierung, über die ich das dann irgendwie rechenbar machen muss? Oder ist es halt am Ende des Tages wirklich eine Fehlervermeidung oder eine Fehlerreduzierung, die mir einfach einen Haufen Geld auch spart?

THOMAS HEIJNEN: Wir haben tatsächlich auch Projekte, da geht es rein um Image. Es gibt ein Projekt, ich möchte ihn nicht nennen, der ist dort auch nicht unbedingt der Beste, wenn man Richtung Prozessoptimierung geht. Aber das Unternehmen möchte mit aller Gewalt sehr innovativ auch dementsprechend voranschreiten. Und ich glaube auch, dass dieses Unternehmen in der Zukunft die Früchte ernten wird, weil man schon sehr vorausschauend den Kunden relativ weit in das eigene Unternehmen reinschauen lässt, auf Basis automatisch generierter Informationen. Und da gibt es wunderbare Beispiele. Also es gibt ein Beispiel, das ist ein Farbhersteller. Da kann ich im Internet quasi meine Farbe bestellen. Und das Erste, was passiert, es wird ein Smartlabel gedruckt und auf den Eimer geklebt. Und der Eimer steuert sich quasi selber durch die Produktion an die jeweiligen Abfüllstationen und letztendlich auch bei der Verpackung. Das ist eigentlich sehr, sehr spannend und erzeugt dadurch eine sehr hohe Kundenbindung. Und wenn man jetzt die reine Prozessoptimierung sieht, hätte man das genauso gut mit Barcode machen können. Wir haben aber gewisse Prozessschritte, wo der Vorteil zum Tragen kommt, dass ich den Datenträger nicht sehen muss, sondern nur hören muss. Und da schließt sich irgendwo wieder der Kreis. Also das sind eigentlich sehr schöne Beispiele für sowas.

ANDREA SPIEGEL: Ich glaube, wir könnten noch drei Stunden über Beispiele reden. Ich sehe, du hast viel mitgebracht. Das freut mich auch immer. Ich glaube, das ist immer sehr spannend, auch das dann in so einer Praxis zu hören oder auch zu sehen, je nachdem, wo die Zuschauerinnen und Zuschauer gerade dabei sind. Ich würde trotzdem an der Stelle, glaube ich, gerne einen Punkt machen. Das war sehr viel Information. Ich glaube, wir haben viel gelernt über die RFID-Technologie, wie Auto-ID sinnvoll eingesetzt werden kann, welche Use Cases potenziell in Logistik und Produktion möglich sind. Und natürlich auch das Thema Real-Time-Location haben wir uns noch mal ein bisschen angeschaut. Auch da könnte man wahrscheinlich eine eigene Folge draußen machen. Also vielleicht machen wir irgendwann mal noch eine Fortsetzung.

Ich danke dir auf jeden Fall, Thomas, dass du da warst. Thomas Heijnen von Kathrein hat mich gefreut. Ich hoffe, ihr da draußen konntet auch einiges aus der Folge mitnehmen. Wenn es jetzt noch Fragen gibt, wie gesagt, wir haben viele Themen behandelt, dann schreibt uns einfach gerne eine Nachricht, eine E-Mail oder schreibt es in die Kommentare. Dann leiten wir das gerne auch noch mal weiter, dann zur Beantwortung, falls wir selber das nicht können.

Ansonsten, wenn euch die Folge gefallen hat, lasst uns einen Daumen nach oben da oder eine Bewertung bei SpotifyiTunes und Co. Wir freuen uns da über eure Nachrichten, über eure Bewertung. Und ansonsten würde ich sagen, vielen Dank nochmal an dich und dann bis zum nächsten Mal. Macht’s gut.

THOMAS HEIJNEN: Dankeschön.

Welche Idee steckt hinter der Multikommissionierung in der Lagerlogistik?

„Die Idee bei der Multikommissionierung ist auch da, eben solche Leerfahrten, Leerwege, egal ob jemand läuft oder eben fährt, zu vermeiden.“

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