#9 Intelligente Produktionsplanung mit Ingo Klarenbach

Podcast Industrie 4.0 | Der Expertentalk für den Mittelstand

In der neunten Folge unserer Videoshow sprechen wir mit Ingo Klarenbach, Senior Consultant bei L-mobile, über die intelligente und automatisierte Produktionsplanung und -steuerung.

Wir klären die Basics einer zuverlässigen Produktionsplanung und schauen uns an, welche Fehlerquellen und Potentiale in der Produktionsplanung und –steuerung stecken.

Außerdem vergleichen wir analoge und digitale Tools zu Planung und Steuerung von Produktionsprozessen und schauen uns deren Mehrwert genauer an. Und wir haben Ingo gefragt, was das APSAdvanced Planning and Scheduling – ist, kann und für welche Unternehmen der Einsatz dieses digitalen Planungstools sinnvoll ist.

Das Transkript zur Podcast-Folge: Intelligente Produktionsplanung

ANDREA SPIEGEL: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Industrie 4.0, der Experten-Talk für den Mittelstand. Heute habe ich das Vergnügen, hier zusammen mit meinem Kollegen Ingo Klarenbach zu sitzen. Er ist Senior Consultant bei L-mobile und unser interner Experte für das Thema Produktionsplanung, welches auch den Fokus unserer heutigen Folge bildet. Ingo, es ist großartig, dass du heute hier bist. Vielen Dank für dein Kommen.

INGO KLARENBACH: Ich danke dir für die Einladung.

ANDREA SPIEGEL: Gerne. Bevor wir richtig loslegen, möchte ich kurz darauf hinweisen, dass für alle, die das Video oder die Folge nicht bis zum Ende verfolgen können, diese Inhalte auch als Podcast auf Plattformen wie Spotify, iTunes und anderen verfügbar sind. Nun, Ingo, lass uns vielleicht mit einer kurzen Vorstellung deiner Person beginnen. Könntest du uns bitte näher erläutern, was genau deine Aufgaben hier bei L-mobile sind und wer du eigentlich bist?

INGO KLARENBACH: Mein Name ist Ingo Klarenbach, und ich bin bei L-mobile für den Bereich Produktionsplanung sowie Produktionssteuerung zuständig, einschließlich der Implementierung unserer eigenen Software-Werkzeuge. Wir arbeiten eng mit verschiedenen Komponenten in Fertigungsunternehmen zusammen. Die Produktionsplanung ist ein zentraler Aspekt, über den wir gleich ausführlicher sprechen werden. Dies ist mein Spezialgebiet, in dem ich bereits seit vielen Jahren tätig bin. Ursprünglich komme ich aus dem ERP-Bereich, der sich mit größeren Unternehmensstrukturen befasst. Ein wichtiger Teil davon ist die Produktionsplanung und -steuerung, die im Unternehmen oft als Kernbereich betrachtet wird, da hier die eigentliche Wertschöpfung stattfindet. Dieser Bereich ist äußerst sensibel und erfordert ein umfangreiches Fachwissen sowie in der Regel den höchsten Aufwand, um ihn richtig einzurichten und produktiv zu betreiben.

ANDREA SPIEGEL: Du hast den Begriff “Produktionsplanung” bereits mehrmals erwähnt. Könntest du uns bitte eine grundlegende Einführung geben? Was genau verbirgt sich dahinter, welche Elemente gehören zu einer guten Planung und wie funktioniert das?

INGO KLARENBACH: Sicher, die Produktionsplanung bezieht sich, wie der Name bereits sagt, auf den Herstellungsprozess von Produkten oder Baugruppen, sei es in der Fertigung oder Montage. Dieser Prozess kann in verschiedenen Branchen stattfinden, einschließlich der Textilherstellung, bei der beispielsweise genäht wird. Das Hauptziel der Produktionsplanung besteht darin sicherzustellen, dass alle erforderlichen Aufgaben, wie Aufträge, Transporte und Materialwirtschaft, nahtlos ablaufen. Es geht darum, Unterbrechungen zu minimieren, sei es durch Maschinenausfälle oder fehlende Werkzeuge. In der Planung können wir bereits viele Maßnahmen ergreifen, um solche Unterbrechungen zu verhindern. Es ist vergleichbar mit der Planung eines Wochenendes im privaten Leben, bei der wir festlegen, wann wir wo sein werden und wie wir unsere Zeit für verschiedene Aktivitäten einteilen werden.

ANDREA SPIEGEL: Welche würdest du sagen, sind die wichtigsten Faktoren, die bei der Produktionsplanung berücksichtigt werden müssen? Du hast bereits die Mitarbeiter erwähnt, aber wahrscheinlich müssen auch die Kapazitäten, Maschinen und andere Aspekte berücksichtigt werden. Gibt es bestimmte Dinge, auf die man besonders achten sollte?

INGO KLARENBACH: Absolut, zunächst einmal ist es wichtig, eine umfassende Übersicht über die verfügbaren Kapazitäten und Ressourcen zu haben. Das schließt Mitarbeiter, Maschinen, Arbeitsplätze, Werkzeuge, und Material ein. Energie, wie Strom, kann auch eine begrenzte Ressource sein, je nach Betrieb. Da alle diese Ressourcen begrenzt sind, müssen wir äußerst sensibel bei der Planung vorgehen, um sicherzustellen, dass alles zur richtigen Zeit und in ausreichender Menge vorhanden ist.

ANDREA SPIEGEL: Und was passiert, wenn die Planung nicht optimal ist? Wenn beispielsweise etwas vergessen oder falsch kalkuliert wurde? Welche Fehlerquellen gibt es in diesem Bereich?

INGO KLARENBACH: Eine häufige Fehlerquelle ist fehlendes Material. Dies kann vergleichbar sein mit unserem Gespräch hier; wenn wir das Mikrofon vergessen hätten, wären alle anderen Elemente vorhanden, aber der Ton fehlt. Solche Situationen können auftreten. Es kann vorkommen, dass Mitarbeiter ausfallen, Maschinen nicht verfügbar sind oder nicht ordnungsgemäß funktionieren. Es gibt viele Einflussfaktoren, darunter auch die Qualität der Rohstoffe, die Stabilität des Produktionsprozesses und das Auftreten von Ausschuss oder minderwertigen Produkten. In der Produktionsplanung müssen viele dieser Faktoren berücksichtigt werden, um reibungslose Abläufe sicherzustellen.

ANDREA SPIEGEL: Das bedeutet, wenn ich eine solide Planung durchführe und Dinge wie den Materialfluss und ähnliches berücksichtige, kann ich diese potenziellen Fehlerquellen proaktiv verhindern. Wenn ich hingegen eine unzureichende Planung durchführe oder nicht genau weiß, wie es gemacht wird, verschwende ich wahrscheinlich auch Ressourcen, insbesondere Geld.

INGO KLARENBACH: Ja, und immer Geld ist damit verbunden. Die Mitarbeiter müssen bezahlt werden, aber der Kunde zahlt nur einen bestimmten Betrag. Es geht immer um erhebliche finanzielle Belange.

ANDREA SPIEGEL: Welche anderen Potenziale werden Ihrer Meinung nach verschwendet? Geld ist sicherlich einer der wichtigsten Aspekte.

INGO KLARENBACH: Die Zeit. Zeit ist natürlich ein weiterer wichtiger Faktor. Alles, was außerhalb der Planung passiert oder unvorhergesehen geschieht, bedeutet in der Regel zusätzlichen Aufwand, Stress und Belastung. Es erfordert Kommunikation, Telefonate, E-Mails und vieles mehr. Es gibt viele damit verbundene Aspekte.

ANDREA SPIEGEL: Richtig. Und was können Unternehmen deiner Meinung nach dagegen tun? Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um eine effiziente Planung zu gewährleisten? Lass uns vielleicht mit analogen Möglichkeiten beginnen.

INGO KLARENBACH: Zunächst einmal ist es wichtig, die Einflussfaktoren zu kennen, die sich über einen längeren Zeitraum hinweg ergeben. Zum Beispiel durch die Erfassung von Betriebsdaten erhält man Zeitmeldungen, die einen Überblick darüber verschaffen, ob die Planung gut vorhergesagt wurde oder nicht. Gibt es Anpassungen an der Planung?

Es ist auch möglich, Faktoren wie Feiertage oder geplante Ausfälle zu berücksichtigen, beispielsweise wenn Mitarbeiter außerhalb der Firma Arzttermine haben. Maschinen benötigen möglicherweise Wartung, und Werkzeuge könnten sich in der Instandhaltung befinden und sind vorübergehend nicht verfügbar. All diese Aspekte können bei der Planung berücksichtigt werden. Früher wurde dies beispielsweise mit Stift und Lineal an einer Plantafel an der Wand erledigt, ähnlich wie bei der Urlaubsplanung. Heutzutage stehen jedoch digitale Tools zur Verfügung, die mit anderen Unternehmensbereichen, wie zum Beispiel dem ERP-System oder der Betriebsdatenerfassung, vernetzt sind. Dadurch stehen eine Vielzahl von Daten zur Verfügung, die sofort in die Planung einfließen können.

ANDREA SPIEGEL: Und wie weit im Voraus sollte man im Allgemeinen planen? Bevor wir uns eingehender mit diesen Tools befassen, könntest du das vielleicht vorab erläutern?

INGO KLARENBACH: Das variiert. Es gibt einen langfristigen Planungshorizont, der bis zu einem Jahr betragen kann. In diesem Zeitraum plane ich beispielsweise die erwartete Absatzmenge und die benötigten Materialien. Ich informiere auch meine Lieferanten über diese Planungen, da sie ebenfalls Urlaubszeiten und andere Faktoren berücksichtigen müssen. Das betrifft auch Mitarbeiterurlaube.

Dann haben wir den mittelfristigen Planungsbereich, der sehr unterschiedlich sein kann. Einige Unternehmen planen diesen Bereich zwei Wochen im Voraus, andere vielleicht sechs bis zehn Wochen. Es kann aber auch bis zu einem halben Jahr reichen.

Schließlich gibt es den kurzfristigen Planungsbereich, der ebenfalls stark variieren kann. Einige Unternehmen haben einen Planungshorizont von nur einer Woche. Für sie ist eine Jahresplanung fast überflüssig, da ihre Aufträge normalerweise nicht länger als drei Tage in der Firma verbleiben. Daher liegt der Fokus auf kurzfristigen Prognosen. In diesem Bereich kann der Planungshorizont sogar im Stundenbereich liegen, obwohl normalerweise ein Zeitraum von ein bis maximal zwei Wochen als Richtlinie gilt.

ANDREA SPIEGEL: Lass uns noch genauer auf die Tools eingehen. Zum Beispiel für kleine Unternehmen mit etwa zehn oder 15 Mitarbeitern in der Produktion. In welchem Maße ist eine manuelle Plantafel an der Wand möglicherweise ausreichend? Du hast bereits erwähnt, dass es von der Art der Planung und der Art der Produkte abhängt, aber könntest du das näher erläutern? Fangen wir mit diesem kleinen Beispiel an.

INGO KLARENBACH: Ja, bis zu einer gewissen Betriebsgröße kann man durchaus behaupten, dass man auch ohne digitale Werkzeuge gut auskommt. In einigen Fällen könnte Digitalisierung sogar übertrieben sein. Vor allem, da IT nicht unbedingt die Kernkompetenz des Unternehmens ist, sondern die Herstellung der Produkte. Hier muss man eine gewisse Balance finden. Es gibt jedoch einen Punkt, an dem die Größe des Unternehmens eine Rolle spielt. Das kann bereits bei 20 oder 50 Mitarbeitern der Fall sein. In der Regel wird es jedoch über 100 Mitarbeitern kompliziert.

Es gibt eine bestimmte Unternehmensgröße, bei der man die Planung nicht mehr manuell bewältigen kann. Es wird äußerst schwierig, da viele Einflussfaktoren berücksichtigt werden müssen. Dies wird kaum noch machbar.

ANDREA SPIEGEL: Verstanden, das bedeutet also in größeren Unternehmen ist eine digitale Lösung ratsamer. Wie könnte eine solche Lösung aussehen? Zum Beispiel könnte es eine Excel-Tabelle oder eine spezielle Shopfloor-Management-Software sein.

INGO KLARENBACH: Genau, die klassischen Tools sind keineswegs veraltet. Oft wird die Planung bereits in spezialisierten Planungssoftware-Tools durchgeführt, aber Excel wird oft parallel weiterhin verwendet. Dies kann daran liegen, dass die vorhandene Software ungeeignet ist oder dass das erforderliche Know-how für die richtige Verwendung der Software fehlt. Selbst wenn das Know-how vorhanden ist, können Probleme auftreten, wenn die Prozesse nicht mit der Software abgestimmt sind. Wenn die Planungssoftware beispielsweise eine bestimmte Reihenfolge bevorzugt, aber der Materialfluss anders verläuft, kann dies zu Schwierigkeiten führen.

Es gibt spezielle PPS-Software (Produktionsplanungs- und -steuerungssysteme), die sich auf die Produktionsplanung konzentrieren und oft als Erweiterung von ERP-Systemen (Enterprise Resource Planning) fungieren, da ERP-Systeme in diesem Bereich oft weniger leistungsfähig sind. Darüber hinaus gibt es sogenannte APS-Systeme (Advanced Planning and Scheduling), die eine erweiterte Version eines PPS-Systems darstellen und insbesondere im Supply Chain Management eingesetzt werden. Ein APS kann die gesamte Lieferkette planen, einschließlich Sublieferanten, Hauptlieferanten und Endkunden, während ein PPS-System normalerweise auf die Fertigung beschränkt ist. Ein APS berücksichtigt noch mehr Ressourcen und Konstellationen.

ANDREA SPIEGEL: Und für wen ist dann ein umfassendes APS überhaupt sinnvoll? Zum Beispiel, ich nehme an, dass kleinere Unternehmen möglicherweise weniger davon profitieren. Kannst du uns aus deiner Erfahrung ein Beispiel geben?

INGO KLARENBACH: Es variiert. Auch kleine Unternehmen können davon profitieren. Es hängt hauptsächlich von der Dynamik der Planung ab. Wie häufig und schnell muss man Anpassungen vornehmen? Dies kann von Kundenanforderungen abhängen, zum Beispiel von Automobilzulieferern, die stark von ihren Abnehmern abhängig sind. Hier können Aufträge über Nacht aufgeteilt, geändert oder Abrufe getätigt werden, was eine schnelle Reaktion erfordert. In ruhigeren Serienfertigungsumgebungen ist ein umfassendes APS möglicherweise weniger erforderlich. Es kommt hauptsächlich auf die Veränderungen an, die auftreten, und welche Anpassungen die Software bewältigen kann. Wie flexibel ist sie? Kann sie Simulationen durchführen? Welche Szenarien kann sie abdecken, beispielsweise wenn Mitarbeiter ausfallen oder Maschinen ausfallen?

ANDREA SPIEGEL: Gerade daran anknüpfend, bevor wir jetzt vielleicht noch mal tiefer in das ganze Thema, wie funktioniert diese Software, einsteigen. Was ist denn jetzt, wenn mein Mitarbeiter krank ist? Also wie flexibel ist denn die Software tatsächlich auf Tage, auf Stunden runtergebrochen? Ich habe vielleicht eine wunderbare Monats- und Wochenplanung schon fertig gemacht. Und jetzt sind da zwei Mitarbeiter krank, eine Maschine ist kaputt, und ich weiß nicht, was es sonst noch für Faktoren gibt. Der Zulieferer hat das Blechteil nicht geliefert, das ich brauche. Was mache ich jetzt? Oder wie flexibel ist jetzt auch das Tool?

Wenn ich jetzt analog plane, dann wische ich meinen Plan weg und schreibe einen neuen hin. Wie funktioniert das bei dem Tool? Wie funktioniert das?

INGO KLARENBACH: Man könnte das theoretisch auch tun, wäre aber unnütz, weil nicht alles verändert ist. Meist ist es eingrenzbar auf einen gewissen Bereich. Die Frage dabei ist eigentlich eher, wie kurzfristig weiß man darüber Bescheid? Es kann Tage vorher sein, dass der Lieferant sich meldet und sagt, ich habe das Material erst später. Oder es ist morgens, ich muss mittags liefern, und morgens stelle ich fest, dass das Material doch nicht kommt. Dann ist es ein anderer Fall.

Oder der Mitarbeiter muss vielleicht sogar während der Arbeitszeit nach Hause gehen, weil er verletzt ist oder ihm schlecht geworden ist. Es kann so vieles passieren. Und dementsprechend brauche ich natürlich einen Planer, also die Person, die das Tool bedient, die weiß, was sie in dem Moment tun muss, an welchen Stellen sie drehen muss. Und die Software muss es zulassen.

Es gibt Software, die lässt es gar nicht zu, dass ich solche Änderungen vornehme. Da braucht es einen Riesenkreis, bis die Änderung da ist. Oder ich habe eine Software, bei der ich sofort an die richtigen Stellen gehen kann und sage, okay, mein Mitarbeiter fehlt heute Mittag. Und ich sehe automatisch in der Software, was passiert, wenn ich den Mitarbeiter herausnehme. Das ist eigentlich das Optimum, das mir sofort die Konsequenz zeigt. Und dann kann ich entscheiden, welchen Weg ich gehe, nehme ich den Mitarbeiter aus einer anderen Abteilung, usw.

ANDREA SPIEGEL: Wir haben jetzt schon darüber gesprochen, oder es hat für mich schon so geklungen, dass das APS ein sehr, sehr umfangreiches Tool ist, das viel kann, aber bestimmt auch anspruchsvoll zu bedienen ist. Kannst du uns da vielleicht ein bisschen näherbringen, was dieses Tool kann, was es bietet? Vielleicht auch, wenn möglich, anhand eines Beispiels erklären.

INGO KLARENBACH: Das APS kann in der Regel sehr, sehr viel. Wie bereits gesagt, es ermöglicht Ressourcenplanung, sowohl für Personen als auch Maschinen und Arbeitsplätze. Dann sind Simulationen möglich. Das bedeutet, ich kann Szenarien und Aufträge durchspielen, Liefertermine ermitteln und feststellen, wann der Auftrag frühestens bearbeitet werden kann. Ich kann auch analysieren, was passiert, wenn ich den Auftrag früher bearbeite, und welche Schritte dazu erforderlich sind, wie das Verschieben von konkurrierenden Aufträgen, usw.

Darüber hinaus ermöglicht das Tool den Vergleich von Plänen. Das bedeutet, ich kann einen Plan festlegen und speichern, um dann in der nächsten Woche den aktuellen Plan mit dem vorherigen zu vergleichen. Dies ist besonders nützlich bei der Projektplanung. So kann ich den Fortschritt der Projekte einfach verfolgen und sagen, schaut her, das war letzte Woche, das ist diese Woche. Diese Funktionen sind sehr hilfreich. Es gibt eine Vielzahl von Funktionen und Möglichkeiten, aber natürlich hängt es davon ab, wie viele davon ein Unternehmen benötigt. Ich kenne kein Unternehmen, das alle Funktionen nutzt oder benötigt. Die Entscheidung hängt immer davon ab, wie sich das Unternehmen in den kommenden Jahren entwickeln wird, welche Pläne es gibt und wie es wächst.

Wir haben Unternehmen gesehen, die plötzlich einen enormen Ansturm erlebten, weil ihre Produkte aufgrund einer Marktentwicklung sehr gefragt waren. Dies haben wir insbesondere während der Corona-Zeit erlebt. Wenn bestimmte Produkte in den Supermärkten ausverkauft waren, wie Handschuhe und andere Hygieneartikel, oder wenn Hersteller von Papierprodukten plötzlich viel mehr produzieren mussten. Ohne eine flexible und erweiterbare Software hätten sie diese Gelegenheit nicht nutzen können. Das ist ein großes Problem, denn die Einführung einer neuen Software dauert in der Regel länger als sechs Wochen.

ANDREA SPIEGEL: Okay, und in diesem gesamten Thema spielen ja auch sicherlich Daten eine große Rolle. Also, ich muss ja die Daten von den Maschinen oder von den Mitarbeitern, jetzt nicht personenbezogene Daten, sondern einfach Informationen wie ihre Verfügbarkeit, erhalten und irgendwie nutzen. Wie funktioniert das? Woher stammen diese Daten?

INGO KLARENBACH: Die Daten beziehe ich hauptsächlich aus dem ERP-System. Dort finde ich grundlegende Informationen wie den Lieferzeitpunkt des Auftrags, den Auftragsinhalt, die benötigte Menge und den Bestimmungsort. Außerdem erhalte ich Rohdaten, die Informationen darüber liefern, wo sich das Material befindet, wie es verarbeitet wird und welche Ressourcen dafür benötigt werden. All diese Informationen sind bereits bekannt und werden zu Beginn eingegeben. Zusätzlich entstehen während des Arbeitsprozesses eine Vielzahl von Daten, die durch die Betriebsdatenerfassung erfasst werden. Dies sind Ist-Daten, die die tatsächlich aufgewendeten Zeiten, Materialmengen und so weiter darstellen. Anschließend kann ich einen Vergleich zwischen den geplanten und den tatsächlich benötigten Ressourcen durchführen.

ANDREA SPIEGEL: Und was ist mit den Mitarbeitern, würde ich sagen, die jetzt in den Planungen berücksichtigt werden und deren Einsatz in diesem System geplant wird? Haben auch sie Vorteile aus diesem gesamten System? Oder ist es eher für den Betrieb im Allgemeinen oder vielleicht für die Geschäftsführung gedacht, um Produktionsdaten zu erfassen? Profitieren die Menschen, die eine Rolle spielen, auch davon?

INGO KLARENBACH: Interessanterweise zeigt sich, Andrea, dass die meisten Mitarbeiter nicht besonders an den Daten interessiert sind. Und das müssen sie auch nicht sein, solange sie sinnvoll zusammengefasst werden. Die meisten Mitarbeiter müssen nicht wissen, wie lange ein Produkt für die Fertigung benötigt hat. Was sie sehen wollen, ist eine Gesamtübersicht. Es gibt unterschiedliche Interessenlagen in Bezug auf die Daten, und dementsprechend gibt es auch verschiedene Anforderungen.

Für die Mitarbeiter, insbesondere diejenigen, die tatsächlich die Arbeit vor Ort ausführen, bringt ein gut strukturiertes und effizient betriebenes System den großen Vorteil, dass die Arbeitsumgebung stabiler ist. Jede Veränderung oder jede unvorhergesehene Anpassung bedeutet Stress, zusätzlichen Aufwand und eine Unterbrechung der Arbeitsroutine, was niemand gerne am Arbeitsplatz erleben möchte. Ständige Unterbrechungen führen zu Unruhe. In idealen Fällen führt ein solches System zu einer ruhigen und stabilen Produktionsumgebung, in der die Mitarbeiter einfach ihre Schicht beginnen, ihre Arbeit verrichten und weniger Unterbrechungen erfahren. Dies bedeutet weniger Stress und mehr Kontinuität.

ANDREA SPIEGEL: Es trägt also dazu bei, die Arbeitsatmosphäre zu entspannen.

INGO KLARENBACH: Es führt zu einer stressfreieren Umgebung und sorgt dafür, dass die Mitarbeiter mehr Kapazität zur Bewältigung von tatsächlich auftretendem Stress haben.

ANDREA SPIEGEL: Verstehe, vielen Dank.

ANDREA SPIEGEL: Gibt es vielleicht bestimmte Funktionen, oder sagen wir, vielleicht sogar drei Funktionen, da du erwähnt hast, dass nicht jedes Unternehmen jede Funktion benötigt, die besonders beliebt oder die die meisten nutzen, weil sie direkt den größten Nutzen in Bezug auf Daten und Informationen bringen?

INGO KLARENBACH: Sicher, eine wichtige Funktion besteht darin, Schwachstellen in den Prozessen zu identifizieren und zu beseitigen. Dies bedeutet, dass Stillstandszeiten aufgrund von schlechter Planung vermieden werden sollen. Das Ziel ist eine nahtlose Produktion mit minimalen Unterbrechungen und Leerlaufzeiten sowie die Gewährleistung, dass Materialien und Ressourcen stets verfügbar sind. Dies ist eine der wichtigsten Funktionen, da es oft Raum für Verbesserungen gibt.

Ein weiteres häufig genutztes Feature ist die Simulation von Szenarien. Hierbei geht es darum, verschiedene Szenarien durchzuspielen, um herauszufinden, was passieren würde, wenn bestimmte Ereignisse eintreten. Dies ist besonders nützlich in Situationen mit Zeitdruck oder unvorhergesehenen Störungen.

Schließlich sind ungeplante Ausfälle und Ereignisse von Interesse. Die Fähigkeit, auf solche Situationen flexibel zu reagieren und alternative Pläne zu entwickeln, ist eine weitere wichtige Funktion, die häufig genutzt wird. Diese Funktionen bieten in der Regel den größten Mehrwert in Bezug auf Daten und Informationen.

ANDREA SPIEGEL: Gibt es noch andere Möglichkeiten, die Planung sicherer und zuverlässiger zu gestalten, abgesehen von solchen Systemen? Gibt es vielleicht einige Tipps in dieser Hinsicht?

INGO KLARENBACH: Ja, da gibt es noch etwas, was ich hinzufügen wollte, nämlich die Rüstoptimierung. Das bedeutet, dass ich ähnliche Aufträge oder Produkte hintereinander plane. Diese Funktion kann ebenfalls erhebliche Effizienzgewinne erzielen und Verschwendung reduzieren. Wenn wir über zusätzliche Maßnahmen sprechen, die unabhängig von der Software ergriffen werden können, betrifft dies eher die organisatorische Ebene.

Die Organisation und der Organisationsprozess spielen eine entscheidende Rolle bei der Planung und Umsetzung. Ein effektives Instrument in diesem Zusammenhang ist das Shopfloor Management. Dabei geht es darum, sicherzustellen, dass die geplanten Aufträge tatsächlich umgesetzt werden und dass die Feinplanung sowie die Reihenfolge effektiv gestaltet werden. Dieser Bereich ermöglicht es, sicherzustellen, dass die Planung erfolgreich umgesetzt wird. Es handelt sich jedoch um eine organisatorische Fragestellung, die über das reine IT-Tool hinausgeht.

ANDREA SPIEGEL: Könntest du uns vielleicht nochmals drei bis fünf Tipps geben, wenn ich in meinem Unternehmen feststelle, dass es Potenzial zur Optimierung der Produktionsplanung gibt? Wie kann ich also eine gute Planung erreichen? Hast du dazu einige Ratschläge?

INGO KLARENBACH: Natürlich, gerne. Zunächst einmal ist es wichtig, die Organisation genauer unter die Lupe zu nehmen. Oft entstehen Herausforderungen, wie du bereits erwähnt hast, aufgrund ineffizienter Prozesse und Abläufe. Die Struktur des Unternehmens ist entscheidend. Man sollte sich fragen, wie die Materialflüsse verlaufen, ob es Schlaufen oder wiederholte Kreuzungen gibt, und ob die Anordnung der Maschinen und Arbeitsplätze optimal ist. In etablierten Unternehmen mit langjähriger Marktpräsenz können gewachsene Strukturen zu solchen Problemen führen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, wie bereits angesprochen, sind kurzfristige Änderungen. In einigen Unternehmen hängt die Produktionsplanung stark von der Qualifikation der Mitarbeiter ab, da nicht jeder Mitarbeiter für jede Aufgabe eingesetzt werden kann. Daher sollte überprüft werden, ob die Mitarbeiter die erforderlichen Qualifikationen besitzen. Dies kann durch Schulungen und den Aufbau von Fachwissen und Fähigkeiten erreicht werden. Die Qualifikation der Mitarbeiter spielt oft eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Planung.

Schließlich ist der Bereich der kontinuierlichen Verbesserung von großer Bedeutung. Obwohl dieses Thema nicht neu ist, wird es in vielen Unternehmen nicht effektiv umgesetzt. Der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) muss richtig aufgebaut und durchgeführt werden, um tatsächliche Effizienzgewinne zu erzielen. Wenn dieser Prozess effektiv funktioniert, kann viel erreicht werden.

ANDREA SPIEGEL: Jetzt werfen wir einmal einen Blick in die Zukunft der Produktionsplanung. Gibt es Entwicklungen oder Trends, die wir erwarten können? Spielt virtuelle Montage und Augmented Reality eine Rolle in der Produktionsplanung? Wenn ja, welche Rolle und wie weit sind wir von deren Umsetzung entfernt?

INGO KLARENBACH: Tatsächlich ist dies bereits Realität, insbesondere in großen Unternehmen, beispielsweise in der Automobilindustrie. Dort werden Hilfsmittel wie Augmented Reality-Brillen eingesetzt, die es den Mitarbeitern ermöglichen, Informationen direkt in ihr Sichtfeld einzublenden. Dies kann beispielsweise bei der Montage von Autos nützlich sein, wenn es darum geht, Dinge wie das Anzugsmoment für Schrauben anzuzeigen. Der Vorteil besteht darin, dass die Daten in Echtzeit angezeigt werden können, und es gibt keine Notwendigkeit mehr, auf gedruckte Listen oder Unterlagen zu verweisen. Dies ist auch relevant für die Produktionsplanung, da aktuelle Daten sekundenschnell an die entsprechenden Mitarbeiter übermittelt werden können.

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass diese Daten und Abläufe dokumentiert werden können. Beispielsweise können die Anzugsmomente von Schrauben protokolliert werden, um sicherzustellen, dass sie korrekt angezogen wurden. Dadurch können potenzielle Probleme frühzeitig erkannt und behoben werden, bevor es zu größeren Problemen kommt. Zum Beispiel könnte festgestellt werden, dass eine der fünf Radschrauben an einem Auto nicht ausreichend angezogen ist, und dieses Auto kann dann gezielt überprüft und korrigiert werden.

ANDREA SPIEGEL: Es ermöglicht eine sehr präzise und effiziente Arbeitsweise.

INGO KLARENBACH: Genau, und dies geschieht nahezu unbemerkt vom Mitarbeiter, da die Werkzeuge ebenfalls in das System integriert sind und die Daten automatisch erfasst werden. Dies sind äußerst wertvolle Informationen.

ANDREA SPIEGEL: Ingo, ich möchte mich herzlich für dieses äußerst informative Gespräch bedanken.

Ich hoffe, unsere Zuhörer konnten wertvolle Erkenntnisse gewinnen, so wie ich.

Wenn Ihr Fragen an Ingo haben oder weitere Themenwünsche für zukünftige Folgen haben, hinterlassen Sie gerne einen Kommentar. Bitte vergessen Sie auch nicht, uns ein Daumen hoch oder eine Bewertung auf iTunes zu geben. Bis zum nächsten Mal! Tschüss.

INGO KLARENBACH: Absolut. Tschüss.

Warum ist eine intelligente Produktionsplanung so wichtig?

„Der Mitarbeiter kann nicht endlos arbeiten, die Maschine kann auch nur 24 Stunden am Tag laufen. Da ist natürlich eine gewisse Sensibilität und alles greift zusammen. Manche Maschinen gehen nicht ohne die Person. Die Person geht vielleicht nicht ohne das Werkzeug. Das muss man alles zusammen planen.“

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