#77 Fleetmanagement für FTF mit Christoph Rixe

Podcast Industrie 4.0 | Der Expertentalk für den Mittelstand

Problem: Fachkräftemangel in deinem Lager, keine neuen Staplerfahrer:innen in Aussicht Lösung: Automatisierung der Lagerprozesse Dank FTF. Aber ist es wirklich so einfach?

Und wenn es um wirklich fundiertes Fachwissen zu diesem Thema geht, passt unser heutiger Gast wie die Faust aufs Auge: Christoph Rixe, Project Manager, Solution Architect und Experte für fahrerlose Transportsysteme, stellt sich in Folge #77 den Fragen von Andrea Spiegel.

Die Integration ist oft nämlich deutlich komplexer und vielschichtiger als gedacht. Viele Probleme fallen erst auf, wenn es an die Umsetzung geht. Wir klären, welche Fragen du dir stellen solltest, was es zu beachten gilt und mit wem man sprechen sollte (unser Chris wäre kein schlechte Ansprechpartner).

Außerdem geben wir dir wertvolle Tipps, wie du dein Fleetmanagement nicht zum One-Trick Pony verkommen lässt – so ganz billig ist die Anschaffung der Systeme nämlich ja dann doch nicht. Den ersten Tipp geben wir dir sogar direkt hier: Podcastapp starten und in die neue Folge reinhören!

Das Transkript zur Podcast-Folge: Fleetmanagement für FTF

ANDREA SPIEGEL: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Industrie 4.0, der Experten-Talk für den Mittelstand. Heute haben wir ein Beispiel aus der Praxis mitgebracht, das wir in letzter Zeit häufiger erlebt haben: eine Firma schafft sich ein fahrerloses Transportsystem oder ein fahrerloses Transportfahrzeug an – aus bestimmten Gründen, die uns mein heutiger Gast gleich erläutern wird. Doch dann gelingt es oft nicht, das gesamte System oder das Transportfahrzeug richtig in die eigene Materialfluss– oder Logistiklandschaft zu integrieren, was natürlich Schwierigkeiten verursacht. Das wollen wir uns heute genauer anschauen. Am Ende werfen wir auch einen Blick auf das Thema Fleet-Management im Allgemeinen, da das ebenfalls eine Rolle spielt. Ich bin gespannt, was wir heute alles erfahren werden, und freue mich auf Einblicke aus der Praxis.
Bei mir ist heute Christoph Rixe. Einige von euch kennen ihn vielleicht schon. Wir haben bereits über verschiedene Themen rund um Transport, Logistik, Materialfluss und ähnliche Bereiche gesprochen. Christoph ist bei uns Solution-Architekt bei der L-mobile. Schön, dass du heute da bist.
CHRISTOPH RIXE: Vielen Dank. Ich freue mich auch.
ANDREA SPIEGEL: Wie immer an dieser Stelle noch kurz der Hinweis für alle, die diesen Podcast nur hören: Es gibt das Ganze auch als Videoshow auf YouTube. Schaut dort also gerne mal vorbei.

ANDREA SPIEGEL: Christoph, du hast dich schon vorgestellt, und viele kennen dich sicherlich auch bereits. Aber für die, die heute zum ersten Mal zuhören: Wer bist du, und was genau machst du bei uns als Solution-Architekt?
CHRISTOPH RIXE: Ja, also ich bin Christoph Rixe und seit etwas über drei Jahren bei der L-mobile. Ich habe als Projektleiter im Bereich unserer Logistiklösungen angefangen und vor etwa neun Monaten meine Rolle erweitert. Jetzt verantworte ich als Solution-Architekt den Bereich fahrerlose Transportsysteme und Staplerleitsysteme – das, was wir als digitalen Materialfluss in der Fabrik beschreiben.
In meiner Rolle gehe ich zu den Kunden, berate sie in Bezug auf ihren Materialfluss, analysiere die Ist-Situation und diskutiere mit ihnen, wie sich der Prozess verbessern lässt. Gemeinsam mit den Kunden untersuche ich auch, ob sich das Ganze überhaupt rechnet, welche Investitionen notwendig sind und welche Einsparungen erzielt werden können. Ich betreue dann am Ende auch die Umsetzung als Team– und Projektleiter, bis der neue Prozess läuft und die Einsparungen realisiert werden, die wir zu Beginn versprochen haben.
ANDREA SPIEGEL: Sehr spannend! Wir schauen uns gleich noch genauer an, welche Erfahrungen du bisher gesammelt hast.

ANDREA SPIEGEL: Du kennst das Spiel ja schon – zu Beginn gibt es immer eine kleine persönliche Frage, damit unsere Zuhörer dich noch ein bisschen besser kennenlernen. Ich habe mir heute etwas Neues überlegt: Was ist dein liebstes Outfit oder Kleidungsstück und warum?
CHRISTOPH RIXE: Blue Jeans und ein Flanellhemd.
ANDREA SPIEGEL: Blue Jeans und Flanellhemd? Warum genau das?
CHRISTOPH RIXE: Keine Ahnung, das habe ich aus den USA mitgebracht. Es ist einfach locker – eine weite Jeans, die nicht zu eng sitzt. Dazu trage ich ein T-Shirt unter dem Flanellhemd, das ich dann offen lasse.
ANDREA SPIEGEL: Das wollte ich jetzt gerade fragen – Flanellhemd offen oder zu?
CHRISTOPH RIXE: Offen.
ANDREA SPIEGEL: Okay, also offen.
CHRISTOPH RIXE: Genau, so bin ich dann ziemlich lässig zu Hause unterwegs.
ANDREA SPIEGEL: Sehr gut, das heißt, das ist dein Wohlfühloutfit.
CHRISTOPH RIXE: Absolut, mein Wohlfühloutfit.
ANDREA SPIEGEL: Vielen Dank für den Einblick.

ANDREA SPIEGEL: Ich habe es gerade schon im Intro angesprochen: Du hattest mir das hier intern mitgeteilt, dass wir immer wieder das Thema erleben, dass Firmen ein fahrerloses Transportfahrzeug kaufen – vielleicht aus einem Hype heraus oder weil sie sagen, sie haben einen Bedarf. Vielleicht kannst du das ein bisschen einordnen: Warum kauft man sich so ein Fahrzeug und warum gelingt es dann oft nicht, es richtig zu integrieren? Fehlt da das Konzept oder was ist das eigentliche Problem?
CHRISTOPH RIXE: Ja, das ist tatsächlich ein spannendes Thema. In den letzten Monaten, seitdem ich diese Rolle übernommen habe, haben wir etwa fünf bis sechs Firmen kennengelernt, die genau das gemacht haben. Sie haben irgendwann erkannt, dass sie in ihrem Materialfluss etwas automatisieren oder optimieren müssen. Sie haben dann entschieden, dass ein fahrerloses Transportfahrzeug dafür die Lösung sein könnte. Vielleicht gab es wiederkehrende Transporte oder standardisierte Ladungsträger, die von A nach B transportiert werden mussten. Diese Firmen haben sich dann wahrscheinlich ein gutes Konzept überlegt und durchgerechnet, wie hoch der Investitionsaufwand ist, was die Einsparungen sind oder sie haben es aus einer strategischen Perspektive entschieden, mit dem Gedanken, dass sie sich irgendwann ohnehin mit dem Thema beschäftigen müssen.
ANDREA SPIEGEL: Das war quasi ein Versuch, etwas Neues auszuprobieren.
CHRISTOPH RIXE: Genau. Sie haben es dann ausprobiert, aber irgendwann hat es nicht funktioniert. Und ich glaube nicht, dass es unbedingt am Konzept lag. Vielleicht war es auch der fehlenden Expertise der Unternehmen geschuldet. Viele dieser Firmen sind Mittelständler, bei denen der zuständige Mitarbeiter noch für viele andere Aufgaben verantwortlich ist. Er ist vielleicht der Head of Internal Materialflow, aber in seiner Abteilung gehören auch die Produktionsversorgung, das Lager und viele andere Prozesse dazu. Oft arbeiten in solchen Logistikabteilungen nur vier bis fünfzehn Personen, und auch die müssen betreut, koordiniert und geschult werden. Da kann so ein AGV-Projekt (Autonomes Gefährt) schnell in den Hintergrund rücken. Ein weiteres Problem ist die Botschaft, die oft von den Herstellern fahrerloser Transportsysteme kommt: Man kauft ein Fahrzeug, kartiert es zwei Tage lang und dann läuft das System.
ANDREA SPIEGEL: Zwei Klicks.
CHRISTOPH RIXE: Genau, man kartiert einmal und das Fahrzeug fährt. Das stimmt teilweise, aber es bedeutet nicht, dass das Fahrzeug dann immer funktioniert. Man muss auch die ganzen Drumherumprozesse betrachten, damit das System langfristig läuft. Zum Beispiel muss eine Ladestrategie definiert werden, eine Ladestation aufgestellt werden, die Wege müssen frei gehalten werden, und es muss eine Möglichkeit geschaffen werden, um Fahraufträge zu generieren. Entweder durch Mitarbeiter, die geschult werden müssen, oder durch zusätzliche Sensoren, die Fahraufträge erzeugen. All diese Aspekte gehören zu einem fahrerlosen Transportsystem. Der Name sagt es schon: Es ist nicht nur ein Fahrzeug, sondern ein komplettes System. Dieser Systemgedanke wird gerade von kleinen und mittleren Unternehmen oft unterschätzt.
ANDREA SPIEGEL: Du hast es gerade schon angesprochen: Unterschätzen ist ein Thema, aber auch die Komplexität der ganzen Umgebungsbedingungen ist ein wichtiger Punkt. Es geht nicht nur um das Fahrzeug selbst, sondern auch um die Infrastruktur und die Prozesse. Das fand ich besonders interessant, was du gesagt hast: Es gehören auch die Arbeitsumgebungen und Prozesse dazu, also Dinge wie genug Platz, Staplerbetrieb oder auch viele Menschen, die sich in den Wegen des Fahrzeugs bewegen.
CHRISTOPH RIXE: Genau, die Fahrzeuge an sich sind ja so konstruiert, dass sie mit ihren Personenschutz-Scannern dafür sorgen, dass sie nicht mit anderen Fahrzeugen kollidieren oder anhalten, wenn ein Mitarbeiter auf den Weg läuft. Aber wenn vor dem Zielpunkt keine Palette steht, kann das Fahrzeug das nicht „zaubern“. Es kann auch nicht den Weg freiräumen, um zum Ziel zu gelangen. Das bedeutet, man muss die Prozesse rund um das Fahrzeug und die Mitarbeiter so gestalten, dass dem Fahrzeug überhaupt die Möglichkeit gegeben wird, seine Aufgabe zu erfüllen.
ANDREA SPIEGEL: Wie gehen die Kunden damit um? Du hast ja gesagt, dass du fünf bis sechs Unternehmen kennst, die das Thema schon ausprobiert haben. Sind die enttäuscht? Steht das Fahrzeug jetzt einfach nur rum oder suchen sie nach Lösungen?
CHRISTOPH RIXE: Das Feedback ist sehr unterschiedlich. Es gibt Unternehmen, die wirklich nach den Ursachen suchen, um die Probleme zu beheben und ihre Prozesse zu verbessern. Sie wollen das System weiter optimieren und es in andere Systeme integrieren. Da kommen dann wir ins Spiel und helfen, indem wir uns die Situation anschauen und Lösungen anbieten. Es gibt aber auch Firmen, bei denen das Fahrzeug jetzt schon seit einem Jahr rumsteht. Es fährt manchmal, aber ist noch nicht wirklich operativ ausgelastet. Der ROI (Return on Investment), den sie sich erhofft haben, wurde noch nicht erwirtschaftet. Zwei Unternehmen haben es so gelöst, dass das Fahrzeug zwischen ihren Werken hin- und hergeschickt wird, damit alle Mitarbeiter Erfahrungen damit sammeln können. Vielleicht wird es irgendwann in einem Werk richtig genutzt, aber aktuell bleibt es eher ein „Versuch“, bei dem man das Problem weiter schiebt.

ANDREA SPIEGEL: Ich wollte gerade sagen, das Fahrzeug an sich kann ja erstmal, wie du sagst, nichts dafür. Es muss später halt integriert werden. Ist es denn eine gute Idee, einfach zu sagen, „Wir kaufen mal eines und starten ein paar Pilotprojekte und probieren es aus“? Oder würdest du sagen, dass es ohne langfristigen Nutzen oder eine Strategie dahinter am Ende eher rausgeschmissenes Geld ist? Denn so ganz billig sind die ja auch nicht.
CHRISTOPH RIXE: Ja, richtig, so günstig sind die auch nicht. Aber das hängt – das ist eine gute Frage – das ist schwierig. Ich bin selbst jemand, der gerne experimentiert und tüftelt, und persönlich würde ich sagen, das ist kein schlechter Start. Ein Unternehmen muss eben Expertise aufbauen. Wenn man strategisch erkennt, dass man aufgrund des demografischen Wandels – ein europäisches Problem, das auch mein Unternehmen betrifft – irgendwann automatisieren muss, weil die Mitarbeiter in Rente gehen, dann sammle ich lieber früh Erfahrungen, als später damit anzufangen.
Der Punkt ist: Warum scheue ich mich als Unternehmer dann davor, mehr zu investieren, und sage, „Ich gebe nur Betrag X für das Fahrzeug aus“? Wenn dann festgestellt wird, dass es nicht funktioniert, ist die gesammelte Erfahrung oft nicht nachhaltig. Man könnte auch von Anfang an sagen: „Wir holen uns Berater und Systemintegratoren dazu.“ So kann das Team trotzdem Erfahrungen sammeln. Das kostet zwar mehr, weil zusätzlich zu den Fahrzeugen noch Dienstleistungen anfallen, aber man lernt viel mehr und hat vielleicht irgendwann sogar einen Return on Investment.
ANDREA SPIEGEL: Okay, das heißt für dich würde es zum Startpunkt reichen, wenn wir grundsätzlich den Bedarf erkannt haben und wissen, dass wir über kurz oder lang automatisieren müssen, und einfach mal schauen, wie das für uns aussehen könnte? Oder würdest du, wenn du die Wahl hättest, eher sagen: „Lasst uns lieber erst überlegen, wie das konkret bei uns aussehen könnte?“ Greenfield ist natürlich immer schön, da kann man alles neu denken, im Idealfall ein vollautomatisiertes Lager aufbauen. Aber gerade in bestehenden Systemlandschaften ist das ja schon eine Herausforderung.
CHRISTOPH RIXE: Ja, auch wieder eine sehr gute Frage. Ich denke, wenn ein Unternehmen wirklich strategisch erkannt hat, dass es bereit ist zu investieren – und der Return on Investment dabei erstmal zweitrangig ist – und sagt: „Wir möchten das ausprobieren und haben folgende fünf Use Cases, in denen wir uns das vorstellen können“, dann ist das super. Der erste Use Case wird vielleicht noch nicht skalieren und sich noch nicht rentieren, aber man fängt damit an. Und nachdem der Pilot erfolgreich war, geht man weiter zu den Use Cases zwei, drei und vier und erreicht den Return dann vielleicht erst in drei, vier, fünf oder sechs Jahren. Das wäre ideal.
Solche Unternehmen sind mir allerdings noch nicht häufig begegnet. Es ist natürlich auch wichtig, dass man sich am Ende überlegt, ob ein Return on Investment überhaupt erreicht werden kann. Sonst ist es langfristig auch nicht nachhaltig, wenn man nur sagt: „Wir möchten gern automatisieren und irgendwann wird das schon nötig sein.“ Das bleibt sonst zu vage. Wenn ich als Unternehmer weiß, dass ich irgendwann automatisieren muss, weil es zum Beispiel schwierig sein wird, genügend Personal auf dem Arbeitsmarkt zu finden, kann ich das quantifizieren und entsprechend planen.
ANDREA SPIEGEL: Also was heißt das dann konkret?
CHRISTOPH RIXE: Für 120.000 Euro finde ich eine ganze Menge Staplerfahrer, die bereit wären, das zu machen. Die Frage ist, ob es sich dann noch rentiert. Und die schnelle Antwort ist: nein.
ANDREA SPIEGEL: Und wie lange kann ich für 120.000 Euro die Kosten für Staplerfahrer decken?
CHRISTOPH RIXE: Ganz genau. Der Arbeitsmarkt ist letztlich auch ein Markt. Wenn alle anfangen, höhere Löhne für Staplerfahrer zu zahlen, wird der Markt entsprechend reagieren. Wo die Obergrenze dann liegt, kann ich nicht genau sagen. Aber ich weiß, dass je mehr die Gehälter für solche Aufgaben steigen, um wettbewerbsfähig auf dem Arbeitsmarkt zu sein, desto schneller rentiert sich auch ein ROI auf ein automatisiertes System.

ANDREA SPIEGEL: Was mache ich denn jetzt? Bleiben wir mal bei diesem Use Case oder besser gesagt bei diesem Beispiel. Ich habe mir so ein FTS geholt. Ich habe es bisher irgendwie noch nicht wirklich zum Laufen bekommen oder zumindest noch keinen wirklichen Nutzen damit generiert. Jetzt suche ich mir Hilfe und sage, okay, ich möchte das gerne jetzt mal richtig machen. Wo fange ich an? Was für Bedingungen muss ich schaffen? Mit wem sollte ich da sprechen?
CHRISTOPH RIXE: Am besten mit mir.
ANDREA SPIEGEL: Klar, das sowieso. Aber ich meinte, mit welchen Experten? In welche Richtung geht es dann?
CHRISTOPH RIXE: Also, ich denke, wenn man sich schon ein FTS gekauft hat und tatsächlich weiß, dass es fährt – das heißt, man hat die ganzen Voraussetzungen für das System geschaffen, also für das fahrerlose Transportfahrzeug und vielleicht den Flottenmanager, der da im Hintergrund steht. Und ich weiß, das Fahrzeug fährt bei mir. Das heißt, ich habe eben einen Boden, ich habe irgendwo eine Ladestation, ich habe genug Internet – also WLAN – und eine passende Technologie in meiner Fabrik, damit das Gerät an sich fährt. Aber wir haben Probleme mit den Prozessen. Dann würde ich vorschlagen, dass wir als Solution Architects dazukommen und uns die Prozesse anschauen. Was sind die Bottlenecks? Warum funktioniert es nicht? Sind es zugestellte Wege? Fehlt vielleicht einfach nur eine Möglichkeit, um Fahraufträge über ein System zu steuern?
Dann schauen wir uns diese Herausforderungen an und bieten Lösungen sowie Best Practices an, wie man den Prozess umsetzen kann. Oft sind das leichte Änderungen, wie zum Beispiel, dass wir definierte Übergabestationen für Staplerfahrer schaffen, damit die Fahrwege frei bleiben. Oder auch, wenn der Mitarbeiter, der den Fahrauftrag erstellen soll, frustriert ist, weil er aktuell seine Arbeitszeit auf den Auftrag erfassen muss, die Ware umlagern muss und dann noch einen Fahrauftrag über ein anderes System erstellen muss. Der Mitarbeiter ist dann in vier oder fünf Systemen gleichzeitig unterwegs. Das Ganze in nur einem System zur Verfügung zu stellen, sodass der Fahrauftrag zum Beispiel über die Arbeitszeiterfassung erstellt wird, macht für den Mitarbeiter einen großen Unterschied. Es wirkt zunächst nicht nach einem großen Aufwand, aber für den Mitarbeiter macht es den Unterschied, ob er zwei, drei oder vier Applikationen bedienen muss oder nur eine. Und es fügt sich besser in seinen Arbeitsalltag ein, was die Hemmschwelle deutlich senkt.

ANDREA SPIEGEL: Jetzt haben wir bei fahrerlosen Transportfahrzeugen oft das Thema, dass sie einen speziellen Use Case sehr gut abbilden können, also zum Beispiel Paletten bewegen oder bestimmte Arten von Regalen anheben, irgendwo hinstellen und wieder abstellen. Aber es gibt selten eins, das nachher wie ein Mensch funktioniert und verschiedene Tätigkeiten übernehmen kann. Angenommen, ich habe mir jetzt eines gekauft, das erstmal Paletten von A nach B fährt, und habe es integriert, dafür jetzt einen Prozess gefunden und alles gut hinbekommen. Ich habe da auch entsprechend mein Fleet Management, das du gerade schon kurz angesprochen hast, im Hintergrund zum Laufen bekommen.
Jetzt habe ich einen neuen Use Case gefunden, wie du sagst. Das ist vielleicht auch ein strategisches Thema, weil man ja langfristig immer wieder neue Bereiche entdeckt, vielleicht auch durch die Prozessanalyse für das erste Gerät, bei der man noch mehr Use Cases gefunden hat. Jetzt habe ich das Problem – oder möglicherweise auch nicht – wenn ich sage, ich brauche jetzt ein FTS, das bestimmte Dinge kann, zum Beispiel ein Regal entladen oder Dinge aus einem Regal nehmen. Einfach ein Beispiel – du kannst aber auch gerne ein anderes nennen. Und jetzt habe ich aber vom Hersteller, bei dem ich schon ein Fahrzeug habe, herausgefunden, dass dieses Gerät diese Funktion nicht anbietet, weil der Hersteller sich auf etwas anderes spezialisiert hat – Paletten bewegen. Kann ich die einfach zusammenschließen und dann funktioniert das? Oder ist das sehr aufwendig? Brauche ich dann ein anderes System? Oder wie muss ich mir das vorstellen?
CHRISTOPH RIXE: Gute Frage. Es gibt immer verschiedene Optionen. Das Einfachste wäre, man stellt sicher, dass die beiden Systeme relativ wenig Berührungspunkte haben und sich zum Beispiel nicht überschneiden. Dann kann ich durchaus mit zwei Systemen parallel fahren.
ANDREA SPIEGEL: Das heißt, man bleibt quasi beim jeweiligen Herstellersystem des jeweiligen Fahrzeugs?
CHRISTOPH RIXE: Genau. Ein Beispiel aus einem Workshop, den wir kürzlich hatten: Der Kunde hat in seiner Spritzerei Kleinladungsträger, die transportiert werden sollen, und hat in der Produktion dann am Ende Europaletten, die bewegt werden müssen. Da hätte man relativ strikt trennen können und gesagt: Okay, für den einen Bereich nehmen wir dieses Fahrzeug aus diesem fahrerlosen Transportsystem und für den anderen Bereich nehmen wir den anderen Hersteller mit einem eigenen Flottenmanager. Die beiden Fahrzeuge sind physisch voneinander getrennt. Das heißt, es besteht gar keine zwingende Notwendigkeit, dass sie miteinander interagieren können. Natürlich ist es eine tolle Vorstellung, wenn das klappt, aber es kommt tatsächlich nicht so oft vor.
ANDREA SPIEGEL: Man schafft dann ja auch wieder Insellösungen, die nur in bestimmten Bereichen eingesetzt werden können.
CHRISTOPH RIXE: Genau, vollkommen richtig. Man muss sich sehr genau überlegen, ob man diesen Weg gehen möchte. Die zweite Option ist, dass sich der Markt gerade bewegt – das sieht man jetzt auch auf den Messen, wie zum Beispiel der LogiMat. Immer mehr Hersteller versuchen, mehr Use Cases abzudecken. Früher gab es einen Hersteller für Fahrzeuge, die nur für den Palettentransport geeignet waren. Jetzt sieht man auf den Messen, dass Hersteller anfangen, auch andere Roboter rauszubringen, um mehr Use Cases abzudecken. Das bedeutet, sie verstehen, dass sie ein breiteres Anwendungsspektrum anbieten können und möchten, dass ihre Insellösung bei einem Kunden integriert wird.
ANDREA SPIEGEL: Also ein klassischer Fall von nicht unbedingt „Best of Breed“, aber eher ein Gesamtansatz.
CHRISTOPH RIXE: Genau. Und dann gibt es noch eine dritte Option, die sich gerade am Markt zeigt. Es gibt immer mehr Flottenmanager, die auf der VDR 5050-Schnittstelle basieren. Diese Flottenmanager können mit Fahrzeugen von verschiedenen Herstellern kommunizieren. Das bedeutet, ich habe dann nur einen Flottenmanager, der mit unterschiedlichen Herstellern oder Fahrzeugen kommuniziert und die Gesamtsteuerung übernimmt. Dann fahre ich vielleicht mit zwei, drei oder vier Fahrzeugherstellern in meiner Fabrik oder meinem Lager, aber der Flottenmanager sorgt dafür, dass das Ganze sicher funktioniert.

ANDREA SPIEGEL: Du hast gerade eine Norm erwähnt. Kannst du einmal kurz erklären, was es damit auf sich hat?
CHRISTOPH RIXE: Ich kann es versuchen.
ANDREA SPIEGEL: Nur mal einen groben Überblick für die, die es vielleicht noch nicht gehört haben.
CHRISTOPH RIXE: Also, sie kommt aus der VDA, dem Verband Deutscher Automobilindustrie. Oh Gott.
ANDREA SPIEGEL: Irgendwie so, ja.
CHRISTOPH RIXE: Genau. Der hat sich irgendwann gesagt, es kann nicht sein, dass wir als Automobilhersteller – natürlich riesige Unternehmen im Vergleich zu den Mittelständlern, die wir jetzt betrachten – irgendwann verschiedene Hersteller bei mir im Unternehmen haben, sei es in der Endmontage oder in der Logistik, und ich will verhindern, dass ich für jede dieser einzelnen Plattformen einen Key-User brauche, Support brauche, Wartungsverträge, all das Drumherum.
ANDREA SPIEGEL: Ist ja weitsichtig.
CHRISTOPH RIXE: Ganz genau, ja. So ist die Automobilindustrie in Deutschland. Und die haben dann gesagt, das wollen wir nicht. Eigentlich will ich doch nur eine Plattform. Und klar, wenn jetzt ein Roboterhersteller sagt, „Oh, das kann ich nicht“, dann hole ich mir einfach einen zweiten Roboterhersteller, der das kann. Und deswegen hat man gesagt, um sicherzustellen, dass die mit meiner Plattform kommunizieren können, muss ich diese Kommunikation zwischen Roboter und Plattform standardisieren. Und das ist die VDA 5050.
Da haben sich eigentlich eine große Sammlung an Automobilherstellern zusammengetan, mit Roboterherstellern und verschiedenen anderen Verbänden und Vereinen. Und sie haben gesagt, lass uns mal eine Schnittstelle standardisieren, damit wir alle Roboter an eine Plattform anbinden können. Da ist in den letzten fünf Jahren auch einiges passiert. Es gibt immer mehr Plattformen, die in der Lage sind, mit verschiedenen Herstellern zu kommunizieren. Anfangs waren es Plattformen von Herstellern, die gesagt haben, „Ja, mit uns kann man auch andere Roboter bedienen.“ Und jetzt gibt es seit einigen Jahren auch immer mehr neutrale Plattformen, die eigentlich nur gekommen sind und sagen: „Hey, ich bin nur eine Plattform und ich mache gar keine Roboter.“
ANDREA SPIEGEL: Ich kann sie nur anbinden.
CHRISTOPH RIXE: Ganz genau, ja.
ANDREA SPIEGEL: Aber das heißt, für mich klingt eigentlich Lösung drei am smartesten. Oder ist das ein Trugschluss? Also Lösung drei im Sinne von, ich nehme halt einen allgemeinen Fleet Manager, der alles kann.
CHRISTOPH RIXE: Das macht es jetzt richtig spannend, natürlich. Also, die Hersteller dieser Plattformen sagen natürlich, ja, das ist die smarteste Lösung. Die haben auch Marketingabteilungen, die das natürlich ganz toll präsentieren. Und dem stimme ich auch zu. Jetzt kommen natürlich die Roboterhersteller und machen dann was anderes. Sie sagen, ja, die VDA 5050 ist eine tolle Schnittstelle, aber wir haben Features mit unseren Robotern, die von der VDA nicht abgedeckt werden. Du hast vorhin zum Beispiel den Roboterarm genannt. Das ist so etwas, von dem ich gar nicht weiß, ob es das mittlerweile in der letzten VDA-Version gibt, die ja auch immer Update-Zyklen hat. Aber das war etwas, wo die VDA am Anfang gesagt hat, „Ich kann nur von A nach B transportieren.“ Dann haben die ersten Roboterhersteller gesagt, „Ja, aber wie willst du deinen Roboterarm steuern? Das geht nur mit unserem Flottenmanager, mit unserem hauseigenen.“
Ich habe neulich mit einem Roboterhersteller gesprochen. Sie haben ein tolles Patent für die Lokalisierung, mit dem sie ziemlich präzise erkennen können, wo sich der Roboter befindet. Und auch diese Patentlösung wird halt von der VDA-Schnittstelle nicht unterstützt. So versuchen die sich jetzt zu profilieren und sagen, „Wenn du den USP von unserem Roboter heben möchtest, dann brauchst du unsere Schnittstelle.“
ANDREA SPIEGEL: Okay.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt, am Ende komme ich vielleicht dann wieder gar nicht um die ganzen Systeme drum herum? Oder wie ist da gerade aktuell, sag ich mal, deine Einschätzung?
CHRISTOPH RIXE: Also, ich glaube nicht, dass es eine Blaupause gibt, mit der man sagen kann: „Das ist der Weg to go und das empfehle ich all meinen Kunden.“ Sondern wir müssen uns tatsächlich angucken, was die Anforderungen des Kunden sind. Brauche ich zwei Systeme? Ja. Kann ich die physisch trennen? Dann kann ich natürlich auch wieder sagen: „Okay, man könnte eine ROI-Berechnung machen und sagen, wenn man nur einen Flottenmanager findet, der beides kann, dann sind die Lizenzkosten so und ihr habt nur einen Ansprechpartner etc.“
Nehmen wir an, wir haben zwei Systeme. Dann kann man sagen, okay, die Lizenzkosten sind vielleicht etwas geringer, aber dafür habt ihr zwei Systeme und braucht zwei Ansprechpartner. Aber das muss man sich im individuellen Use Case anschauen und dann entscheiden, welche dieser Optionen man wählen möchte: einen Flottenmanager, zwei Flottenmanager, nur einer für mehrere Systeme etc. Und im Rahmen einer Analyse vor Ort kommt man relativ schnell auf den richtigen Weg.
ANDREA SPIEGEL: Bist du da bei einem der Projekte, an denen du gerade selbst beteiligt bist, schon mal in die Verlegenheit gekommen, dass das so ein Thema wurde, dass mehrere verschiedene Roboter eingebunden werden mussten? Oder sagst du, der Standard-Use-Case ist eigentlich erstmal ein Hersteller, erstmal Basic-Systeme, und das reicht dann für die nächsten zwei, drei Jahre?
CHRISTOPH RIXE: Nee, da kommen wir schon häufiger hin, dass wir sagen, okay, dafür wäre das eine smarte Lösung, dafür wäre das eine smarte Lösung. Das Problem ist, es sind unterschiedliche Hersteller, da müssen wir uns Gedanken machen: Machen wir zwei Plattformen oder suchen wir uns eine Plattform, die beides kann? Und dann wird es ja nochmal komplizierter, weil diese Plattformen, die mehrere Roboter unterstützen, also das ist eine Schnittstelle – das heißt nicht „Plug and Play“. Es bedeutet nicht, dass nur weil ich jetzt eine VDA 5050-konforme Schnittstelle habe, auch alle fahrerlosen Transportfahrzeuge automatisch funktionieren. Auch diese Hersteller müssen natürlich die Roboter so einrichten, dass sie VDA 5050-konform sind.
Und dann gibt es in der VDA 5050 verschiedene Versionen. Wenn der Roboter die neueste Version noch nicht unterstützt, aber die Plattform das tut, dann wird es schon wieder anspruchsvoll. Und selbst wenn der Hersteller des Roboters sagt, er ist bereit, für diese spezifische VDA 5050-konforme Plattform eine Integration zu machen, dann passiert das nicht einfach so im Handumdrehen. Zwei Tage später sagen wir dann nicht einfach „Wunderbar, es funktioniert“. Es müssen auch Dokumentationen geprüft werden, Tests vom Hersteller, Tests von den Plattformen – die müssen sich zusammensetzen und das integrieren.
Es kann also passieren, dass wir zu einem Kunden gehen und sagen: „Okay, wir müssen uns überlegen, ihr braucht zwei Hersteller. Wollt ihr die mit einer Plattform abdecken? Welche Plattform unterstützt beide Hersteller?“ Es kann sein, dass beide sagen, „Ja, wir haben VDA 5050-Plattformen, wir haben das schon mit dieser Firma gemacht, wir haben das auch schon mit der gemacht.“ Aber die andere Firma hat mit den und den gemacht und da ist keine Schnittmenge dabei. Und dann steht man wieder am Anfang und muss sich überlegen: „Vielleicht ist das gar keine Option, oder wir holen die Plattformbetreiber mit ins Boot und fragen, wer von euch wäre bereit, für diesen Roboter auch noch eine Integration zu machen?“
ANDREA SPIEGEL: Das heißt, da ist auf jeden Fall auch noch viel, ich höre da so ein bisschen „Trial and Error“ raus und viel Überlegung, was der beste Use Case in dem speziellen Fall, in jedem Projekt ist. Also es gibt noch keine, wie du gesagt hast, Blaupause oder eine pauschale Lösung für Standard-Logistik-Prozesse, bei denen du sagst, das funktioniert bei allen?
CHRISTOPH RIXE: Ja, ich würde es nicht „Trial and Error“ nennen, aber ja, es gibt noch keine Blaupause. Man muss sich wirklich individuell anschauen, was der beste Weg ist, und es ist auch sehr viel Dynamik am Markt. Das macht es gerade so spannend für mich, aber auch so anspruchsvoll in den Projekten, weil man noch nicht weiß, welcher Roboter mit welcher Plattform kommunizieren kann. Deshalb kann ich auch nicht sagen, „Mit dieser Plattform kriegt man das auf jeden Fall hin.“ Alle paar Wochen hört man von einer Plattform, dass sie jetzt Hersteller XY an Bord hat und es mit ihrer Plattform über VDA 5050 funktioniert. Man muss einfach immer aktuell bleiben und den Markt im Blick haben, um in einem kundenindividuellen Fall eine gute Empfehlung abzugeben.

ANDREA SPIEGEL: Würdest du auch empfehlen, dass man intern wirklich jemanden hat, der diese Systeme mit derselben Begeisterung betreut, wie du das tust? Oder sagst du, ja, wenn es erstmal läuft, reicht es, eine Standardbetreuung zu haben, mit ein bisschen Wartung und Instandhaltung? Oder ist es gerade jetzt wichtig, am Ball zu bleiben, weil sich doch noch so viel verändert? Also, interne Ressourcen auf Kundenseite quasi.
CHRISTOPH RIXE: Ja, also interne Ressourcen auf Kundenseite braucht man auf jeden Fall. Es macht auf jeden Fall Sinn, eine Person zu haben, die mit einer oder mehreren Plattformen am Ende in der Lage ist, die Fahrzeugflotte zu bedienen, also eine Person, die man „Key User“ nennt. Es wird immer mal wieder kleinere Störungen geben, und irgendjemand muss in der Lage sein, diese Fehler und Störungen zu analysieren und zu beheben. Oder zumindest Empfehlungen intern zu geben, ohne dass man sofort einen externen Dienstleister hinzuziehen oder Support vom Integrator oder Hersteller anfragen muss, je nachdem, wie es am Ende aussieht.
Deswegen macht es auf jeden Fall Sinn, jemanden intern zu haben, der sich damit auskennt, der auch versteht, was im Hintergrund passiert und welche Dynamik sich am Markt abspielt, und der dann im Eigeninteresse des Unternehmens handelt.
ANDREA SPIEGEL: Okay, das ist tatsächlich das, was ich gerade auch noch so ein bisschen herausgehört habe. Ein gewisser Spaß an der Tüftelei, bis zu einem gewissen Punkt die richtige Lösung zu finden und eben auch dran zu bleiben.
CHRISTOPH RIXE: Ja, klar, und jemand, der das Thema vorantreibt und weiterentwickelt. Auch bei fahrerlosen Transportsystemen gilt der Idle-Lean-Management-Grundsatz des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses. Ich meine, wir haben jetzt mit Firmen begonnen, die es versucht haben, aber gescheitert sind. Ich habe gesagt, es gibt einige Firmen, die haben es versucht und nicht geschafft, aber die bohren jetzt nach und versuchen, das nachzuholen. Nur solche Firmen sind es, die es irgendwann vielleicht schaffen.
Ab und zu Hilfe von extern zu holen, ist ja nichts Falsches. Aber selbst wenn es dann läuft, muss man den nächsten Use Case finden, das nächste Verbesserungspotenzial, die nächste Optimierung des Systems. Und nur so ist man als Unternehmen nachhaltig unterwegs.

ANDREA SPIEGEL: Ich möchte mich erstmal bei dir für den ganzen Input zum Thema fahrerlose Transportfahrzeuge bedanken. Was mache ich, wenn ich Schwierigkeiten hatte und wie kann ich das nachher auch mit einem Fleet-Management abdecken? Gibt es noch etwas, das du für besonders wichtig hältst oder einen kleinen Appell an die Zuhörerinnen und Zuhörer, die vielleicht gerade mit dem gleichen Thema kämpfen oder vielleicht noch nichts gekauft haben, aber überlegen, auf den Zug aufzuspringen?
CHRISTOPH RIXE: Ja, also was mir wichtig wäre: Ich glaube, wir sind in Deutschland und Europa gerade in einer Situation, in der viele KMUs sich wirklich auch strategisch überlegen müssen, jetzt irgendwann auf diesen Zug aufzuspringen. Ohne Automatisierung in der Logistik wird es zunehmend schwieriger. Preisdruck, Wettbewerb und Fachkräftemangel sind große Treiber dafür, das stellen wir fest. Und ich glaube, auf strategischer Ebene ist das gut angekommen: „Okay, irgendwann kommen diese Themen, wir müssen uns damit beschäftigen.“
Ich sehe es auch immer wieder in den Strategien von Unternehmen, dass da steht, ja, man muss sich mit dem Thema befassen. Aber der erste Schritt fehlt tatsächlich. Ich glaube, man muss irgendwann jemandem das Mandat geben, sich damit zu beschäftigen, das Thema anzugehen und sich zu informieren. Diese Personen dürfen sich dann auch Hilfe von extern holen, dafür sind wir ja da als Systemintegratoren. Ewig zu warten und zu sagen, „Ja, es steht schon in der Strategie“, reicht nicht aus.
ANDREA SPIEGEL: Für 2030 haben wir es geplant, ja.
CHRISTOPH RIXE: Genau. Und dann, wenn man sagt, „Wir haben es in der Strategie, und jetzt kaufen wir mal ein Gerät, damit wir den ersten Schritt machen“, ist das, glaube ich, nicht der richtige Weg. Das ist dann Aktionismus, ein bisschen. Es ist gut gemeint, man sagt, „Wir probieren es jetzt einfach mal“, aber ich glaube, man muss erst einmal versuchen, das gesamte System der Intralogistik zu verstehen und sich anzuschauen, wo die Use Cases sind und wie ein FTS in diese Use Cases passt.
ANDREA SPIEGEL: Passt es überhaupt rein, ist ja vielleicht auch eine Frage.
CHRISTOPH RIXE: Ganz genau. Meine Beratung vor Ort beginnt fast immer damit, dass wir zuerst prüfen, ob ein FTS-System überhaupt sinnvoll ist und ob vielleicht nicht eine andere Art der Materialflussautomatisierung besser geeignet wäre. Das reicht von Fördertechnik bis hin zu automatischen Kleinteilelagern. Es gibt viele andere Möglichkeiten, die Intralogistik zu optimieren, als nur mit einem fahrerlosen Transportsystem.
ANDREA SPIEGEL: Da haben wir mal eine ganze Podcast-Folge drüber gemacht, von gar keiner Automatisierung bis hin zur Vollautomatisierung. Wer daran interessiert ist, kann gerne mal reinhören.
CHRISTOPH RIXE: Und das wäre mir wichtig, dass die Kunden wissen, dass nur weil fahrerlose Transportsysteme gerade der neue Trend sind, das nicht unbedingt der richtige Schritt für jedes Unternehmen ist. Der erste Schritt sollte vielmehr sein, zu sagen: „Wir müssen unsere Logistik automatisieren und optimieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Der zweite Schritt ist dann, zu prüfen, wie das überhaupt geht. Und dafür muss man jemanden im Unternehmen haben, der das Mandat hat, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
ANDREA SPIEGEL: Super. Vielen, vielen Dank für deine Zeit und für die super spannenden Einblicke. Ihr habt schon gesehen, wir haben hier auf jeden Fall jemanden sitzen, der sich auskennt. Das heißt, wenn euch die Folge gefallen hat oder ihr noch Fragen zum Thema fahrerlose Transportfahrzeuge, Systeme, Flottenmanagement oder Sonstiges habt, dann lasst uns das gerne wissen. Schreibt uns eine Nachricht, einen Kommentar oder ähnliches. Wir leiten es gerne an Christoph weiter, der dann natürlich auch antwortet.
Und ansonsten, wenn ihr noch Ideen für neue Folgen habt oder etwas gehört habt, worüber ihr gerne mal eine neue Folge hören würdet, lasst es uns wissen. Meldet euch bei uns. Gebt uns gerne einen Daumen nach oben oder eine Bewertung bei Apple Podcasts, Spotify und Co. Wir freuen uns, von euch zu hören.
Liebe Grüße nach draußen. Vielen Dank, dass ihr zugehört habt. Danke dir nochmal. Bis zum nächsten Mal. Macht’s gut. Ciao.
CHRISTOPH RIXE: Tschüss.

Welche Idee steckt hinter der Multikommissionierung in der Lagerlogistik?

„Die Idee bei der Multikommissionierung ist auch da, eben solche Leerfahrten, Leerwege, egal ob jemand läuft oder eben fährt, zu vermeiden.“

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