ANDREA SPIEGEL: Die Plattform, die du ansprichst, ist jetzt genau der Punkt, über den ich nochmal sprechen würde. Jetzt ist es so, dass Microsoft für jeden Bereich im Alltag, also auch für Privatanwender mit Word und Excel, was anbietet. Wie du sagst, der Weg ist aber in der Zwischenzeit fast nur noch über die Cloud möglich.
Wird es auf Dauer funktionieren?
SONJA KLIMKE: Das ist eine gute Frage. Cloud ist ja nicht gleich Cloud. Wenn man zum Kunden geht und erzählt diesem erstmal irgendwas von einer Wolke, dann kommt immer die panische Frage auf, wo die Daten sind. Als Berater hat man auch ein bisschen den Job, dass man den Leuten erstmal alles erklärt. Das heißt, wenn ich jetzt einen kleineren Kunden habe, die keine eigene IT haben, dann ist das für so eine große ERP Geschichte wie unsere nicht unbedingt zielführend.
In dem Fall sucht euch einen Partner, der euch ein Rechenzentrum bietet, wo ihr eure Datenbank dann einlagern könnt und ihr greift über Internet darauf zu. Das ist im Endeffekt auch eine Cloud. Jetzt werden einige argumentieren, dass die Internetverbindung in Deutschland nicht so gut ist. Aber es gibt Lösungen.
Es wird einfach so sein, dass diese Zeiten irgendwann mal vorbei sein werden, dass jeder seinen Server unter dem Tisch oder in einem Serverraum hat und abschließt. Diese müssen auch gewartet und administriert werden.
Bei dem Thema Datensicherheit beispielsweise. Wenn ich zum Kunden rausgehe und frage, wie sieht denn eure Datenbankstruktur aus und wer kümmert sich eigentlich um Datensicherung. Das ist das Gleiche, als wenn ich fragen würde, wer kümmert sich um eure Stammdatenpflege. Dann sehe ich, dass man einen wunden Punkt getroffen hat. Das könnte man über ein Software as a Service Thema regeln.
Dann muss ich mich nicht mehr um den eigenen Server kümmern. Ich weiß, dass die Datensicherung regelmäßig erstellt wird und ich habe da Leute, die sich damit auskennen. Das ist der Vorteil und deswegen wird die Reise da auch hingehen. Das wird sich nicht vermeiden lassen.
Noch abschließend einen Punkt. Ich habe natürlich Kunden, die sehr spezielle Produkte bauen. Das gilt nicht nur für die Roboter Thematik. Ich habe auch Kunden im Lebensmittelbereich, die für ihre Produkte ganz bestimmte Rezepturen verwenden, die geheim sind.
Für solche Fälle wird es von den verschiedenen Partnern auch schon Lösungen geben, dass genau die Konstruktionspläne, Rezepturen oder Entwicklungspläne, wirklich absolut top gesichert sind.
Auch das ist für mich heute kein Argument mehr zu sagen, dass ich meinen eigenen Server habe.
CHRISTOPH ALTDÖRFER: Ich sehe das ähnlich. Man wird diesen Zug nicht mehr aufhalten können. Natürlich gibt es diese Vorbehalte in Richtung Cloud. Auf der anderen Seite ist es vielleicht auch ein gewisses Generationsthema. Ich habe viele Sachen heute schon in der Cloud, wie z.B. Streamingdienste. Da wird sich die Welt hin entwickeln.
Dieser Grundgedanke von Microsoft, als Plattform zu agieren und zu sagen, ich habe diese unterschiedlichen Bausteine und ich kann die miteinander vernetzen, finde ich sehr verlockend. Das heißt, ich habe ein Business Central, dass ich über Azure dann am Laufen habe. Ich habe die Integration mit Office 365, ich kann über den Appsource dann Zusatzmodule ähnlich, wie wir es heute vom Smartphone her kennen, eigentlich mit dazu buchen.
ANDREA SPIEGEL: Wie aus dem App Store oder Google Play Store was runterladen.
CHRISTOPH ALTDÖRFER: Genau und das über Extension anbinden. Woran es jetzt noch hakt, ist der Beweis, dass es funktioniert.
ANDREA SPIEGEL: Ja, dann wären wir auch wieder bei dem Thema.
CHRISTOPH ALTDÖRFER: Also Microsoft gibt es vor und sagt, wir machen das jetzt und die Partner sagen dann okay, wir gucken mal, wie wir es hinkriegen.
SONJA KLIMKE: Genauso kann man das ausdrücken.
CHRISTOPH ALTDÖRFER: Ich bin mir da nicht sicher, ob es für manche Firmen nicht deutlich sinnvoller wäre, die Daten in eine gesicherte Cloud Richtung Azure zu legen und darüber zuzugreifen, als noch einen eigenen Server zu betreiben, wo ab und an mal einer drüber schaut.
Es gibt heute schon noch diese Vorbehalte, gerade mit dem Thema, dass die Daten irgendwo abliegen und jeder theoretisch darauf zugreifen könnte. Aber sie tun da schon relativ viel, um für das Thema zu sensibilisieren. In Summe wird es also ziemlich sicher weitergehen.
SONJA KLIMKE: Es wird sich vermutlich auch noch ein bisschen verändern. Es ist alles noch ein bisschen chaotisch, so hat man auch als Berater den Eindruck. Ich würde dem ganzen noch ein bisschen Zeit geben, vor allem auch bis alle Partnerkollegen soweit sind. Ein Tipp von mir an die Anwender, wenn Sie sich irgendeine App herunterladen, bitte sprechen Sie immer mit Ihrem Partner.
Wir hatten schon mal diese Diskussion, was wäre dann in der Zukunft, wenn man sich vorstellt, dass der Kunde Business Central gekauft oder gemietet hat. Jetzt findet er in dem App Store eine App für den Zahlungsverkehr und eine App für was auch immer und lädt sich beides runter. Dann funktioniert es einfach nicht und der Partnerkollege sagt dann, ich wusste gar nicht, dass sie das haben.
Also da der Rat wirklich an alle, wenn ihr das schon macht, bitte sprecht mit eurem Partner. Damit er weiß, welche Apps sein Kunde runtergeladen hat. Es wäre ja nur fair gegenüber dem Support.
CHRISTOPH ALTDÖRFER: Das ist so der Punkt, an dem es am allermeisten hakt. Wir entwickeln mehr oder weniger alle gegen den Standard und haben gewisse Abhängigkeiten drin. Wenn dazwischen noch ein Branchenpaket kommt, haben wir da auch gewisse Veränderungen. Aber in dem Moment, wo ich Zusatzpakete mit reinbringe, müssen alle anderen Lösungen da auch draufpassen. Ich glaube, da muss auch noch Zeit ins Land gehen.
Wenn wir in solche Projekte starten, wollen wir im Normalfall immer jemanden von der Partnerseite mit dazu haben. Zumindest für den gesamten Konzeptionsbereich, weil es bei diesen Branchenlösungen auch Besonderheiten oder Abweichungen vom Standard gibt.
Es ist nur sinnvoll die Leute dabei zu haben, die das Ganze entwickelt haben oder betreiben und sich damit auskennen. Also informiert eure Partner was ihr mit eurem ERP System macht.
SONJA KLIMKE: Das böse Erwachen kommt immer erst dann, wenn es irgendwo nicht funktioniert. Für mich ist die wichtigste Abteilung das Lager. Wenn das nicht funktioniert, dann haben wir ein Problem.
Wenn solche Apps oder mobile Lösungen mit drin sind, die das erleichtern sollen und irgendwas nicht funktioniert, habe ich das auch schon am Telefon im Support gehabt, dass ich dann angeschrien werde von irgendwelchen sehr hoch emotionalen Menschen. Das kann ich dann durchaus nachvollziehen.
Es ist nicht nur das Zusammenspiel der Apps und der ERP Lösungen wichtig, sondern auch das Zusammenspiel zwischen den Anbietern und dem Partner. Es darf nicht zu einem Pingpong Spiel kommen. Also das der Kunde bei mir im Support anruft und ich den Kunden an jemand anderen weitergebe, weil ich ihm nicht weiterhelfen kann. Der kann wiederum auch nicht weiterhelfen, da er die App nicht entwickelt hat. Das darf nicht passieren und zeigt, dass neben der Technik das Menschliche genauso wichtig ist.
CHRISTOPH ALTDÖRFER: Ich sehe das genauso für das Lager. Wenn wir ein Unternehmen haben, das mit Ware handelt, dann ist die Logistik am Ende das Herzstück. Wenn die, von den Firmen produzierten Produkte nicht rausgehen, dann haben wir da durchaus Probleme. Das ist der oberste Punkt, die Lieferungen müssen rauskommen. Wenn die Ware dann im Lager steht und ich die halt nicht rauskriege, hilft es niemandem.