#5 MS Dynamics Anwendertipps mit Sonja Klimke

Podcast Industrie 4.0 | Der Expertentalk für den Mittelstand

In der fünften Folge unserer Videoshow sprechen wir mit Sonja Klimke, Geschäftsführerin, Autorin und Fachfrau für Workshops – das alles mit Schwerpunkt auf MS Dynamics 365 Business Central. Ebenfalls mit im Studio ist Christoph Altdörfer, Sales Manager bei L-mobile für den ERP-Markt Microsoft Dynamics.

Gemeinsam schauen wir uns im ersten Teil des Gesprächs das Microsoft ERP-System genauer an, klären welche Schwierigkeiten die Anwender häufig haben und warum es sich dennoch auch lohnt, dieses ERP-System zu nutzen.

Außerdem schauen wir uns an, wie sich das ERP entwickelt hat und wie Sonja als Expertin den Plattformgedanken einschätzt – alles nur noch über die Cloud?

Mehr zu Sonjas Arbeit und ein Ausblick darauf, wie sich das System in den nächsten Jahren entwickeln wird, gibt es in Folge 6 – dem zweiten Teil unseres Gesprächs zu Navision, NAV, Business Central und wie das ERP sonst noch genannt wird.

Das Transkript zur Podcast-Folge: MS Dynamics Anwendertipps

ANDREA SPIEGEL: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Industrie 4.0 der Experten Talk für den Mittelstand. Bei uns geht es heute um das Thema Microsoft Dynamics NAV und das vor allem mit Blick auf Lager und Produktion. Ich habe dafür heute zwei ganz tolle Gäste hier bei mir im Studio, einmal mein Kollege und bei uns Sales Manager für Dynamics, Christoph Altdörfer.

Und als Expertin haben wir noch unsere liebe Sonja Klimke, Geschäftsführerin, Autorin und Fachfrau für Workshops, auch alles im Bereich MS Dynamics. Schön, dass ihr da seid.

Bevor wir loslegen an der Stelle nochmal der kurze Hinweis. Es gibt auch diese Folge wieder als Podcast bei Spotify, iTunes und Co. zu hören. Also hört da auch gerne mal rein.

Dann starten wir vielleicht gleich mal damit, dass du dich nochmal vorstellst. Was machst du genau?

SONJA KLIMKE: Ich mache seit vielen Jahren schon Workshops rund um Microsoft Dynamics NAV und Business Central. Ich habe ein Supportbereich, das heißt ich kümmere mich um kleinere Kunden. Also alle die NAV Business Central haben, können sich bei mir auch melden.

Ich mache hauptsächlich Standard Support und schreibe schon seit vielen Jahren Bücher rund um Navision. Mittlerweile ist die Auflage auf bis zu neun Bücher gewachsen. Das heißt ich versuche pro Modul immer eins zu schreiben, weil die Module sehr komplex sind, damit eben auch jeder das nachlesen kann, was ihn interessiert.

Aktuell arbeite ich an Business Central 14. Auch wenn es den einen oder anderen wundert. Der Grund ist, dass Business Central mittlerweile wesentlich mächtiger ist, als es in den alten Versionen war. Ich versuche beide Welten, also den sogenannten RTC, genauso wie den WebClient zu beschreiben, damit eben jeder das findet, was er braucht.

Nebenbei habe ich auch ein soziales Projekt, namens „Spots für Schulen“. Das heißt, ich gehe in Schulen und unterrichte Kinder und Jugendliche zum Thema Cybermobbing und zwar nicht wie man es macht, sondern eher wie man es nicht macht.

Ich versuche da mit den Kindern und Jugendlichen auch zu sprechen. Erschreckenderweise fange ich mittlerweile in der zweiten Klasse an. Das ist auch ein Thema, wo ich mit den Eltern dann auch diskutiere und wo es dann auch einen Elternabend dazu gibt, ab wann ein Kind ein Smartphone benötigt.

Ich habe auch ein Selbstbehauptungskurs für Kinder zwischen sechs und acht. Außerdem veranstalte ich Events, wie zum Beispiel die DYNAfair oder das Business Frühstück.

ANDREA SPIEGEL: Da sprechen wir nachher auch nochmal drüber. Dann Christoph, übergebe ich dir das Wort. Erzähle doch auch noch mal kurz, wer du bist und was bei L-mobile machst.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Du hast es schon richtig gesagt, ich bin bei uns im Haus verantwortlich für den Vertrieb unserer Lösung in dem gesamten Microsoft Entwicklungsbereich. Ich bin jetzt mittlerweile seit 2015 hier und ausschließlich in dem Umfeld, in unterschiedlichen Firmen, sowie in unterschiedlichen Branchen, unterwegs.

Und das ist auch mit einer der Highlight Punkte für mich. Also wenn man es mal so sieht, von den gesamten ERP Systemen die wir so bedienen, gibt es ja schon ERP Systeme, die sehr Branchen fokussiert sind. Die sich spezialisiert haben auf Maschinenbau, auf Anlagenbau oder sowas in der Richtung.

Im Microsoft Bereich haben wir einfach alles drin. Es gibt wahrscheinlich keine Branche, in der nicht NAV oder Business Central eingesetzt wird. Einfach durch diese extreme Branchenbreite. Das ist dieser ganz besondere Charakter, den ich persönlich sehr cool finde.

Das Grundsystem ist sozusagen immer gleich, aber es unterscheidet sich dann doch. Pro Branche gibt es wieder Besonderheiten.

ANDREA SPIEGEL: Das schauen wir uns jetzt mal genauer an.

ANDREA SPIEGEL: Jeder von uns hat einen anderen Begriff verwendet. Du hast Navision gesagt, ich habe MS Dynamics gesagt, Business Central ist auch schon gefallen und ich glaube auch jeder, der sich schon mal ein bisschen damit auseinandergesetzt hat, hatte dieses Problem.

Wie heißt das System eigentlich, kannst du da ein bisschen Licht ins Dunkel bringen Sonja?

SONJA KLIMKE: Es heißt jetzt Microsoft Dynamics 365 Business Central, also abgekürzt Business Central oder BC. Für die alten Hasen unter uns ist es immer noch Navision oder NAV. Aber richtigerweise wäre es Business Central.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt, wir sprechen im weiteren Verlauf über Business Central. Damit ist aber alles gemeint, auch NAV, Navision und Co. Also sind wir uns da schon mal einig.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Diese Begrifflichkeiten variieren extrem, auch bei Kunden oder bei Interessenten. Ich glaube, es gibt keinen eindeutigen Namen, sondern je nachdem, mit wem man spricht.

ANDREA SPIEGEL: Aber wir reden alle über das Gleiche, das wollte ich nur noch mal festhalten, auch für mein Verständnis.

Sonja, du hast viel mit dem Endanwender in deinem täglichen Doing zu tun. Unter anderem mit den Leuten, die tatsächlich nachher das System benutzen, Probleme oder auch Fragen zu dem Thema haben. Was sind so deren größte Schwierigkeiten mit dem System, wo hast du vielleicht die häufigsten Probleme?

SONJA KLIMKE: Naja, es ist eigentlich weniger das System selber, sondern es ist der Mensch. Und das ist etwas, was immer sehr unterschätzt wird. Der Faktor Mensch spielt eine ganz große Rolle. Ich kann das tollste System der Welt bauen, aber wenn der Anwender es nicht versteht oder wenn er Angst hat, das zu bedienen, ist es das größte Problem, was wir haben. Auch mit den neuen Versionen, dass die Leute einfach verunsichert sind und auch eine extreme Angst davor haben, ihre Jobs zu verlieren, weil je moderner ein System wird und je mehr automatisiert wird, desto weniger braucht man ja den Menschen, meinen viele. Das ist eigentlich ein Irrtum.

Ich sehe meine Aufgabe auch darin, wenn ich einen Workshop mache und merke, dass die Leute sehr große Ängste haben, dass ich versuche denen zu helfen. Das zeigen sie natürlich nicht offen, das ist klar. Ich versuche dann zu sagen, wenn du das mit dem neuen System so und so machst, dann hast du doch viel mehr Zeit.

Dann kannst du neue Produkte entwickeln oder eine neue Idee realisieren. Gerade im Lagerbereich oder auch im Produktionsbereich sind viele noch auf sehr alten Wegen unterwegs und die kann man auch am schwersten begeistern.

Aber die wichtigste Sache, finde ich, ist der Mensch. Da sehe ich einfach auch die größte Herausforderung, die mehr und mehr mit dem System vertraut zu machen. Die meisten fühlen sich mit dieser Masse an neuen Technologien einfach überfordert. Wir sind nicht so schnell wie Maschinen.

ANDREA SPIEGEL: Du hast es schon angesprochen, es gibt viele Wege das zu nutzen. Man kann mit dem Papier was optimieren und Co. Christoph, welche Rollen spielen da Transparenz, Echtzeit und aufwendige Prozesse?

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Ganz klar, gerade wir merken das, wenn wir zu Kunden rausgehen und wir Möglichkeiten haben, Prozesse zu optimieren, Abläufe einfacher zu machen und auch gewisse Transparenz herzustellen. Die Leute fragen erst, welche Auswirkungen das auf ihren Job hat, das darf man nicht vergessen.

Zum einen hat die Firma das Interesse effizienter in der Logistik zu werden, besser zu beschaffen, besser zu planen, wir müssen durchweg unsere Prozesse in Griff kriegen. Wir brauchen diese Transparenz, wir müssen das in Echtzeit wissen. Alle Unternehmensbereiche hängen im Prinzip auf diesem ERP System. Das große Ziel ist es einfach, dass die Daten, die im System sind, auch die Realität abbilden und nicht den Stand von vorgestern oder von vor ein paar Stunden, sondern dass das wirklich dem entspricht, was tatsächlich passiert.

Da ist schon so eine gewisse Angst da, wenn man sagt, man optimiert das so. Denn ein Mitarbeiter in der Produktion oder im Lager sitzt da dran, der sich dann schon fragt, wenn das so stark automatisiert wird, was mach ich dann eigentlich morgen?

Das ist eigentlich immer mit einer der ersten Punkte, wo wir klar aufzeigen, es geht nicht darum, jemanden zu ersetzen. Auch häufig im Gespräch mit Firmen und Entscheidungsträgern, die sagen, mir geht es gar nicht darum, dass ich irgendwie meine Truppe von 20 Mann auf zehn runterbrechen will, sondern ich habe ein ganz anderes Problem.

Ich habe 20 Leute, aber Arbeit für 25, doch ich finde genau diese fünf nicht. Und ich muss jetzt Workload für 25 Mitarbeiter auf die 20 aufteilen und das geht nicht, wenn ich den ganzen manuellen Aufwand mit dazu habe. Das muss in dem Moment, wo ich beispielsweise Ware bewege, muss diese Warenbewegung abgebildet werden. Dann ist klar, wo sie sich die Ware befindet.

Das ist ein immer wiederkehrender Punkt. Man hat gewisse Vorbehalte, es gibt gewisse Ängste und gerade wenn man sehr stark in diese Automatisierungsrichtung geht, dann muss man die Leute mit an die Hand nehmen. Es gibt unglaublich viel Technologie und man muss da auch ein bisschen aufpassen.

Das ist meine Erfahrung, dass wir Organisationen als Gesamtes auch nicht überfordern, sondern dass man einen Ausblick gibt, wo kann die Reise hingehen und wie sehen die einzelnen Schritte bis dahin aus. Man sagt nicht, wir drehen von heute auf morgen meine Organisation auf links. Das verkraftet der ganze Mittelstandsbereich nicht. Das verkraftet keine Organisation, da laufen die Leute weg.

ANDREA SPIEGEL: Jetzt habt ihr beide schon einiges über dieses Thema Ängste und Sorgen gesagt. Warum entscheidet man sich dann aber auch für das System? Was spricht dafür, dass man mit Microsoft Dynamics arbeitet?

SONJA KLIMKE: Was mich an diesem System sehr begeistert, ist einfach dieses Vollständige. Ich kenne Navision noch als blaue Version, das war die DOS Variante. Und wenn einer sagt, daran erinnere ich mich auch noch, das war alles noch viel einfacher damals. Ja klar, da gab es ja auch noch nicht so wirklich viel in dem Bereich.

Es ist ein komplett integriertes System. Ich habe eine Finanzbuchhaltung und eine Materialwirtschaft mit drin und ich kann im Standard für viele kleinere Unternehmen schon vieles abbilden.

Ja, ich werde Anpassungen brauchen. Aber das kann man relativieren. Man kann immer gucken, wo man die Anpassungen wirklich braucht. Habe ich einen größeren Mittelständler, der eine bestimmte Branche bedient, sei es zum Beispiel die Medizintechnik, die Entsorgungswirtschaft oder der Lebensmittelbereich, dann ist es natürlich notwendig, dass ich zusätzlich eine Branchenlösung benötige. Das wird heute dann mehr und mehr über die Extension oder Apps abgebildet. Aber das ist auch notwendig, weil sie ganz spezielle Prozesse haben, die der Standard so gar nicht abbilden kann.

Ein Beispiel. In der Medizintechnikbranche ist es enorm wichtig, dass bestimmte Felder mit ausgefüllt werden, wenn ein Produkt produziert wird. Das fängt beim Herstelldatum an. Ein ganz einfaches triviales Feld, was es im Standard so aber nicht gibt. Das muss man also erstmal dazu bauen. Das sind so Kleinigkeiten. Man kann auch von Microsoft nicht erwarten, dass die das alles im Standard drin haben.

Wenn du beim Kunden draußen bist und du zeigst Business Central. Die gucken das ganz fasziniert an und sagen ja, aber wir haben noch das und das. Dann sagt man ja, kenne ich, das müssten wir dann aber dazu bauen. Und dann kommt die Frage der Fragen: Das haben doch alle, warum sind wir sowas Besonderes? Ja, seid ihr. Weil nicht jeder braucht das oder hat den gleichen Prozess. Selbst in gleichartigen Firmen ist der Prozess trotzdem immer anders. Also es ist nie so, dass man sagen kann, alle arbeiten gleich.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt es ist sehr anpassungsfähig.

SONJA KLIMKE: Das ist auch etwas, was mich an diesem System nach wie vor begeistert, dass es eben sehr anpassungsfähig ist, dass wir auch als Partner oder die Kollegen aus der Entwicklung immer die Möglichkeit haben anzudocken. Gerade für die jungen Entwickler wird das noch viel interessanter und spannender. Die sind es auch gewohnt mehr mit Apps und Co zu arbeiten. Auch die ganzen Vorteile zu nutzen, die Microsoft mit der Azure Plattform bietet. Das macht dann auch mehr Spaß beim Programmieren oder sich neue Sachen auszudenken. Aber das Grundgerüst da drin, das ist nach wie vor stabil.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Wenn man das mal aus der Unternehmensbrille anschaut. Wenn ich mich für ein ERP System entscheide, dann will ich auch eins, dass noch lange im Markt existiert. Wir kriegen das auch mit, gerade wenn Einführungen oder Umstellungen sind. Dann hat man mal ein individuelles ERP System, das mal zwei Kollegen entwickelt haben. Die gehen in Rente und schon brennt so der Baum, denn man hat jetzt niemand mehr, der weiß wie es funktioniert.

Dann ist es schon so, dass Microsoft wahrscheinlich ein Partner ist, der auch in zehn Jahren noch existieren wird und für den das ERP System auch eine strategische Bedeutung hat. Wo man auch davon ausgehen kann, dass es weiterentwickelt wird. Es gibt ein extrem großes Partnernetzwerk, sei es in Deutschland, das sich dann in irgendeiner Art und Weise, auf einzelne Branchen spezialisiert hat. Wenn man international schaut, dann natürlich noch viel mehr.

Es ist ein ERP System, was insofern weiterentwickelt wird. Man kann das ein oder andere vielleicht mal kritisch sehen, aber es geht weiter. Es ist nicht so, dass quasi einmal ein System steht und das ist es dann. Wenn ich das mit anderen ERP Systemen vergleiche, kann es tatsächlich im Standard auch schon viele Dinge abbilden. Gerade wenn ich an den Lagerbereich mal denke, die komplette Lagerstrukturen, die kompletten Prozessabwicklungen im Lager, das ist eigentlich gar nicht so verkehrt gemacht. Natürlich hat man noch pro Branche gewisse Besonderheiten. Genauso, wie pro Unternehmen und pro Firma.

Da gibt es dann auch Dinge, wo die Leute sagen, das läuft bei uns so und es gibt keine Chance, die davon abzubringen. Und das andere ist, weil es der Prozess tatsächlich erfordert, weil es gar nicht anders geht. Also das sind so die Bereiche.

ANDREA SPIEGEL: Wir haben ja schon über das Thema Veränderung des Namens und Entwicklung gesprochen. Wie sieht es mit dem System an sich aus? Wie hat sich das in den letzten Jahren verändert und weiterentwickelt? Ihr habt jetzt schon gesagt, da kamen Dinge dazu, die es in der blauen Version noch nicht gab. Was sind denn da gerade die neuesten Entwicklungen?

SONJA KLIMKE: Also die neueren Entwicklungen sind einmal die Tatsache, dass wir jetzt mit Business Central auch vorzugsweise den WebClient haben. Es gab jetzt viele Jahre den RTC. Das nennt sich Roll Tailored Client oder auf den Benutzer zugeschnittene Ansicht. Dieser Client ist jetzt mit der Version 14 beendet. Das heißt, wir werden ab Version 15 nur noch den WebClient haben.

Diese ersten Versionen von dem WebClient waren jetzt nicht ganz so prickelnd, weil meiner Meinung nach das einfach zu viel Blingbling war. Das sind so Sachen, die ein normaler Mensch nicht unbedingt braucht. Dem geht es darum, dass er damit arbeiten kann. Das heißt, es gibt natürlich auch einen Bedarf, dass man diese Ansichten noch mal ein bisschen modifiziert.

Es ist natürlich alles ausgelegt auf das Thema Cloud. Das ist schon seit einigen Jahren so und es wird immer mehr in diese Richtung gehen. Es soll alles irgendwie verlagert werden. Da gibt es natürlich auch noch einige Leute, die nicht so begeistert davon sind, was auch zum Teil berechtigt ist.

Aber die Zukunft wird weiterhin sein, dass Microsoft das mehr und mehr ausbaut und weiterhin auch diese Verbindungen zu anderen Plattformen knüpft, die es bereits von Microsoft gibt. Das Thema Azure oder SharePoint beispielsweise sind ja nur zwei Punkte, die mit reinspielen oder Outlook und Office.

ANDREA SPIEGEL: Die Plattform, die du ansprichst, ist jetzt genau der Punkt, über den ich nochmal sprechen würde. Jetzt ist es so, dass Microsoft für jeden Bereich im Alltag, also auch für Privatanwender mit Word und Excel, was anbietet. Wie du sagst, der Weg ist aber in der Zwischenzeit fast nur noch über die Cloud möglich.

Wird es auf Dauer funktionieren?

SONJA KLIMKE: Das ist eine gute Frage. Cloud ist ja nicht gleich Cloud. Wenn man zum Kunden geht und erzählt diesem erstmal irgendwas von einer Wolke, dann kommt immer die panische Frage auf, wo die Daten sind. Als Berater hat man auch ein bisschen den Job, dass man den Leuten erstmal alles erklärt. Das heißt, wenn ich jetzt einen kleineren Kunden habe, die keine eigene IT haben, dann ist das für so eine große ERP Geschichte wie unsere nicht unbedingt zielführend.

In dem Fall sucht euch einen Partner, der euch ein Rechenzentrum bietet, wo ihr eure Datenbank dann einlagern könnt und ihr greift über Internet darauf zu. Das ist im Endeffekt auch eine Cloud. Jetzt werden einige argumentieren, dass die Internetverbindung in Deutschland nicht so gut ist. Aber es gibt Lösungen.

Es wird einfach so sein, dass diese Zeiten irgendwann mal vorbei sein werden, dass jeder seinen Server unter dem Tisch oder in einem Serverraum hat und abschließt. Diese müssen auch gewartet und administriert werden.

Bei dem Thema Datensicherheit beispielsweise. Wenn ich zum Kunden rausgehe und frage, wie sieht denn eure Datenbankstruktur aus und wer kümmert sich eigentlich um Datensicherung. Das ist das Gleiche, als wenn ich fragen würde, wer kümmert sich um eure Stammdatenpflege. Dann sehe ich, dass man einen wunden Punkt getroffen hat. Das könnte man über ein Software as a Service Thema regeln.

Dann muss ich mich nicht mehr um den eigenen Server kümmern. Ich weiß, dass die Datensicherung regelmäßig erstellt wird und ich habe da Leute, die sich damit auskennen. Das ist der Vorteil und deswegen wird die Reise da auch hingehen. Das wird sich nicht vermeiden lassen.

Noch abschließend einen Punkt. Ich habe natürlich Kunden, die sehr spezielle Produkte bauen. Das gilt nicht nur für die Roboter Thematik. Ich habe auch Kunden im Lebensmittelbereich, die für ihre Produkte ganz bestimmte Rezepturen verwenden, die geheim sind.

Für solche Fälle wird es von den verschiedenen Partnern auch schon Lösungen geben, dass genau die Konstruktionspläne, Rezepturen oder Entwicklungspläne, wirklich absolut top gesichert sind.

Auch das ist für mich heute kein Argument mehr zu sagen, dass ich meinen eigenen Server habe.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Ich sehe das ähnlich. Man wird diesen Zug nicht mehr aufhalten können. Natürlich gibt es diese Vorbehalte in Richtung Cloud. Auf der anderen Seite ist es vielleicht auch ein gewisses Generationsthema. Ich habe viele Sachen heute schon in der Cloud, wie z.B. Streamingdienste. Da wird sich die Welt hin entwickeln.

Dieser Grundgedanke von Microsoft, als Plattform zu agieren und zu sagen, ich habe diese unterschiedlichen Bausteine und ich kann die miteinander vernetzen, finde ich sehr verlockend. Das heißt, ich habe ein Business Central, dass ich über Azure dann am Laufen habe. Ich habe die Integration mit Office 365, ich kann über den Appsource dann Zusatzmodule ähnlich, wie wir es heute vom Smartphone her kennen, eigentlich mit dazu buchen.

ANDREA SPIEGEL: Wie aus dem App Store oder Google Play Store was runterladen.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Genau und das über Extension anbinden. Woran es jetzt noch hakt, ist der Beweis, dass es funktioniert.

ANDREA SPIEGEL: Ja, dann wären wir auch wieder bei dem Thema.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Also Microsoft gibt es vor und sagt, wir machen das jetzt und die Partner sagen dann okay, wir gucken mal, wie wir es hinkriegen.

SONJA KLIMKE: Genauso kann man das ausdrücken.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Ich bin mir da nicht sicher, ob es für manche Firmen nicht deutlich sinnvoller wäre, die Daten in eine gesicherte Cloud Richtung Azure zu legen und darüber zuzugreifen, als noch einen eigenen Server zu betreiben, wo ab und an mal einer drüber schaut.

Es gibt heute schon noch diese Vorbehalte, gerade mit dem Thema, dass die Daten irgendwo abliegen und jeder theoretisch darauf zugreifen könnte. Aber sie tun da schon relativ viel, um für das Thema zu sensibilisieren. In Summe wird es also ziemlich sicher weitergehen.

SONJA KLIMKE: Es wird sich vermutlich auch noch ein bisschen verändern. Es ist alles noch ein bisschen chaotisch, so hat man auch als Berater den Eindruck. Ich würde dem ganzen noch ein bisschen Zeit geben, vor allem auch bis alle Partnerkollegen soweit sind. Ein Tipp von mir an die Anwender, wenn Sie sich irgendeine App herunterladen, bitte sprechen Sie immer mit Ihrem Partner.

Wir hatten schon mal diese Diskussion, was wäre dann in der Zukunft, wenn man sich vorstellt, dass der Kunde Business Central gekauft oder gemietet hat. Jetzt findet er in dem App Store eine App für den Zahlungsverkehr und eine App für was auch immer und lädt sich beides runter. Dann funktioniert es einfach nicht und der Partnerkollege sagt dann, ich wusste gar nicht, dass sie das haben.

Also da der Rat wirklich an alle, wenn ihr das schon macht, bitte sprecht mit eurem Partner. Damit er weiß, welche Apps sein Kunde runtergeladen hat. Es wäre ja nur fair gegenüber dem Support.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Das ist so der Punkt, an dem es am allermeisten hakt. Wir entwickeln mehr oder weniger alle gegen den Standard und haben gewisse Abhängigkeiten drin. Wenn dazwischen noch ein Branchenpaket kommt, haben wir da auch gewisse Veränderungen. Aber in dem Moment, wo ich Zusatzpakete mit reinbringe, müssen alle anderen Lösungen da auch draufpassen. Ich glaube, da muss auch noch Zeit ins Land gehen.

Wenn wir in solche Projekte starten, wollen wir im Normalfall immer jemanden von der Partnerseite mit dazu haben. Zumindest für den gesamten Konzeptionsbereich, weil es bei diesen Branchenlösungen auch Besonderheiten oder Abweichungen vom Standard gibt.

Es ist nur sinnvoll die Leute dabei zu haben, die das Ganze entwickelt haben oder betreiben und sich damit auskennen. Also informiert eure Partner was ihr mit eurem ERP System macht.

SONJA KLIMKE: Das böse Erwachen kommt immer erst dann, wenn es irgendwo nicht funktioniert. Für mich ist die wichtigste Abteilung das Lager. Wenn das nicht funktioniert, dann haben wir ein Problem.

Wenn solche Apps oder mobile Lösungen mit drin sind, die das erleichtern sollen und irgendwas nicht funktioniert, habe ich das auch schon am Telefon im Support gehabt, dass ich dann angeschrien werde von irgendwelchen sehr hoch emotionalen Menschen. Das kann ich dann durchaus nachvollziehen.

Es ist nicht nur das Zusammenspiel der Apps und der ERP Lösungen wichtig, sondern auch das Zusammenspiel zwischen den Anbietern und dem Partner. Es darf nicht zu einem Pingpong Spiel kommen. Also das der Kunde bei mir im Support anruft und ich den Kunden an jemand anderen weitergebe, weil ich ihm nicht weiterhelfen kann. Der kann wiederum auch nicht weiterhelfen, da er die App nicht entwickelt hat. Das darf nicht passieren und zeigt, dass neben der Technik das Menschliche genauso wichtig ist.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Ich sehe das genauso für das Lager. Wenn wir ein Unternehmen haben, das mit Ware handelt, dann ist die Logistik am Ende das Herzstück. Wenn die, von den Firmen produzierten Produkte nicht rausgehen, dann haben wir da durchaus Probleme. Das ist der oberste Punkt, die Lieferungen müssen rauskommen. Wenn die Ware dann im Lager steht und ich die halt nicht rauskriege, hilft es niemandem.

ANDREA SPIEGEL: Ihr habt es jetzt schon gesagt, es gibt diese mobilen Lösungen ganz allgemein und es gibt diesen WebClient. Kannst du vielleicht einmal kurz die Unterscheidung nennen zwischen was der WebClient macht und was die mobilen Lösungen nicht machen? Gibt es da überhaupt ein Unterschied?

SONJA KLIMKE: Der WebClient ist die Plattform auf der die Kunden oder die Anwender in ihrer ERP Lösung arbeiten. Das heißt sie haben die Ansichten oder Masken, wo sie zum Beispiel Aufträge erfassen, Bestellungen erstellen oder die Lagerprozesse abbilden.

Die mobilen Lösungen sind dann quasi das, was andockt.

Also der Kern ist der WebClient, der im Grunde nur die Oberfläche von der ERP Lösung ist und der Rest ist das, was andockt, wie zum Beispiel eine Versandlösung wie ein Montageablauf, den ich mit automatisierter Kommissionierung steuere.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Also theoretisch kann man den WebClient nehmen, auf das Tablet bringen und kann damit Lagerprozesse tatsächlich abbilden. Ich könnte jetzt jemanden losschicken und der verbucht dann über den WebClient, also über den Standard oder gegebenenfalls auch über die Branchenlösungen, die Logistikbeläge. Es ist aber weiterhin die ERP-Ansicht.

Grundsätzlich ist es darauf ausgelegt, am Desktop damit zu arbeiten. Man kann den WebClient über Filterungen gewisse Dinge einschränken. Mit einer mobilen Lösung will man alles für den Anwender so einfach wie möglich machen. Beispielsweise bei einem Artikel gibt es aber so viele Eingaben, die schlichtweg nicht gut für den operativen Prozess sind. Das Grundgerüst im Hintergrund ist super, wir haben einen Auftrag, einen Auftragskopf, die Zeilen mit Artikelverfolgungszeilen dahinter, der Logistikablauf ist klar vorgegeben.

Das Problem ist aber das Handling. Derjenige, der draußen dann mit einem Kommissionierwagen unterwegs ist, für den muss es einfach gehalten sein, um auch effizient zu sein. Beispielsweise wenn dieser scannt, dass im Hintergrund die mobile Lösung das Ausfüllen automatisiert übernimmt.

Er braucht eine Unterstützung für den operativen Prozess. Das ist der Hauptpunkt und da ist auch die Hauptunterscheidung dann drin. Das eine ist die Grundstruktur und die Vorgaben zu liefern, wie Abläufe aussehen. Aber bei dieser operativen Abwicklung, wenn ich jemanden einen Scanner in die Hand drücke mit einer entsprechenden Oberfläche drauf, dann muss der damit arbeiten können.

Diese Oberflächen von solchen mobilen Lösungen sind deutlich einfacher gehalten, dass ich Leute relativ fix und selbst ohne ERP Kenntnisse losschicken kann. Es gibt sicherlich auch Unternehmen, die 200 bis 300 Leute in dem ganzen Logistik Kontext haben. Die alle zu schulen, das ist natürlich ein gigantischer Aufwand und ein Kostenfaktor.

ANDREA SPIEGEL: Könnte man über eine mobile Lösung auch ein Stück weit den Fachkräftemangel, der ja durchaus herrscht, wenn man die Leute nicht findet, abpuffern? Ich denke nicht, dass man das komplett ausgleichen kann, aber vielleicht ein Stück weit entgegenkommen.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Es ist zum einen einfacher, da ich mir einen zeitlichen Vorteil verschaffen kann. Das heißt, ich schaffe in derselben Zeit im Idealfall mehr Output.

Ja, wir kriegen auch weiterhin den Fachkräftemangel mit. Mittlerweile stellen Unternehmen Leute ein, die sie vor ein paar Jahren noch nicht eingestellt hätten. Diesen Leuten dann komplexe Dinge beizubringen ist dann meistens deutlich schwerer, als wenn ich mit einer einfacheren Lösung mit diesen arbeite.

Ich brauche in dem Fall dann nicht mehr den hoch ausgebildeten Arbeiter, sondern jemanden, der die Anweisungen befolgt, die ihm die Software gibt.

Auf der anderen Seite möchte ich nicht sagen, dass wir gar keine Fachkräfte mehr brauchen. Es geht wirklich darum, dass Firmen sagen, wir finden nicht immer den Kandidaten, den wir uns idealerweise wünschen. Wir müssen das nehmen, was wir bekommen.

SONJA KLIMKE: Also was auch ein wichtiger Punkt ist. Natürlich brauche ich im Lager, je nach Größe, auch Fachkräfte. Ich bin auch kein Fan davon den Lagerleuten Kompetenzen wegzunehmen.

Ein Beispiel, dass ich schon bei verschiedenen Firmen erlebt habe, dass ein Produkt, das Seriennummern geführt ist vom Verkauf vorgegeben wird. Dann sage ich, dass das der Verkauf nicht vorgibt. Derjenige aus dem Lager, der das Produkt aus dem Regal holt, hat in dem Moment die Seriennummer vor sich. Das heißt die Vergabe der Artikelverfolgung bleibt bitte beim Lager, weil die haben es in der Hand.

Das heißt ich brauche schon Leute, die im Lager Bereich den Überblick behalten. Aber für Mitarbeiter, die quasi nur zeitlich begrenzt da sind, die brauchen schon eine Vereinfachung. Für die wäre eine mobile Lösung der ideale Zusatz. Die Verantwortung tragen ja dann immer noch die festangestellten Lagermitarbeiter oder Lagerleiter.

Ich habe jetzt aktuell ein Fall mit einer ganz kleinen Firma. Da haben wir zum Beispiel gerade im Zusammenhang mit Artikelverfolgung tatsächlich auch eine Lösung gebaut. Der Grund ist, dass diese Firma im Moment noch sagt, sie ist zu klein und kann sich so eine mobile Lösung noch gar nicht leisten.

Da brauchte ich also auch eine Lösung. Da ging es primär um den Wareneingang. Das heißt, die kriegen Paletten mit Ware, um die 1000 Stück mit jeweils aufgeführter Seriennummer. Der Vorteil bei dieser Firma ist, die kriegen eine Liste mit den Seriennummern in Form einer Exceltabelle.

Das heißt, mein Kollege, der das gemacht hat, hat im Endeffekt eine Funktion im Standard gebaut, mithilfe dessen auf Knopfdruck diese Liste eingelesen werden können. Die kommen damit super gut klar. Aber sie werden auf Dauer, nicht um eine mobile Lösung herumkommen.

ANDREA SPIEGEL: Dann würde ich sagen, dass wir an der Stelle einen kurzen Break machen und gehen gleich noch mal weiter auf das ganze Thema ein.

Ich hoffe euch da draußen hat es bis hierhin gefallen. Ansonsten stellt uns eure Fragen gerne unten in den Kommentaren und lasst uns einen Daumen nach oben auf YouTube da und vielleicht auch eine Bewertung bei iTunes. Bis bald!

Was ist in der Zukunft von Microsoft Dynamics zu erwarten?

„Die Zukunft wird weiterhin sein, dass Microsoft das mehr und mehr ausbaut und weiterhin auch diese Verbindungen zu anderen Plattformen knüpft, die es auch schon von Microsoft gibt.“

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