#8 IoT und Cloud mit Oliver Joest und Martin Krieg

Podcast Industrie 4.0 | Der Expertentalk für den Mittelstand

In der achten Folge unserer Videoshow sprechen wir mit Oliver Joest, Head of Development, und Martin Krieg, Softwareengineer bei L-mobile über das Thema IoT, also das Internet of Things.

Unter anderem haben wir uns folgende Fragen gestellt: Welche Rolle spielt Vernetzung heutzutage? Welchen Nutzen bringt das Internet der Dinge überhaupt? Was sind digitale Zwillinge?

Außerdem geht es um IoT-Plattformen, die Cloud und ihre Datensicherheit und die Frage, was man mit den vielen Daten, die im Industrial Internet of Things generiert werden, machen kann!

Das Transkript zur Podcast-Folge: IoT und Cloud

ANDREA SPIEGEL: Ganz herzlich willkommen zu einer neuen Folge Industrie 4.0, der Experten-Talk für den Mittelstand. Heute sprechen wir über das spannende Thema IoT und werden bestimmt auch die eine oder andere Cloud erwähnen. Wir möchten heute klären, welchen Nutzen oder Mehrwert das IoT im Geschäftsbereich für Unternehmen, insbesondere für Unternehmen mit mehreren Abteilungen, haben kann. Und ich habe heute zwei meiner wunderbaren Kollegen als Gäste.

Zum einen haben wir Oliver Joost, unseren Head of Development, und zum anderen Martin Krieg, Software Engineer hier bei L-mobile. Schön, dass ihr heute hier seid. Wie immer möchte ich darauf hinweisen, dass diese Folge auch als Podcast auf Plattformen wie Spotify, iTunes und anderen verfügbar ist. Falls ihr also keine Zeit habt, das Video bis zum Ende anzuschauen, könnt ihr gerne dort reinhören.

Lasst uns direkt beginnen. Schön, dass ihr hier seid, wie bereits erwähnt. Oli, vielleicht könntest du dich kurz vorstellen. Wer bist du und was ist deine Rolle bei L-mobile?

OLIVER JOEST: Natürlich, Andrea. Mein Name ist Oliver Joost, und ich bin seit 2006 bei L-mobile. Aktuell leite ich die Entwicklungsabteilung. Derzeit bedeutet, ich habe bereits eine abwechslungsreiche Historie hier durchlaufen. Ich habe meine Laufbahn in der Projektentwicklung begonnen, eine Zeit lang im Produktmanagement verbracht und seit etwa einem Jahr leite ich die Gesamtentwicklung bei L-mobile.

MARTIN KRIEG: Ich bin Martin Krieg und arbeite noch nicht so lange bei L-mobile, jedoch habe ich bereits seit Jahrzehnten Erfahrung in verschiedenen Branchen und Anwendungsbereichen der Softwareentwicklung gesammelt. Bei L-mobile bin ich verantwortlich für die Standardentwicklung im Bereich IoT.

ANDREA SPIEGEL: Sehr gut. Ja, vielleicht legen wir direkt mit diesem Begriff IoT los. Oli, es ist irgendwie zu einem Modewort geworden. Jeder hat es schon mal gehört und viele benutzen es auch. Aber was genau steckt eigentlich dahinter? Was ist IoT?

OLIVER JOEST: Gut, also ich denke, im Business-Kontext hat man den Begriff IoT tatsächlich schon oft gehört. IoT ist ja eigentlich die Abkürzung für “Internet of Things“, also die Zusammensetzung von zwei Begriffen, nämlich “Internet” und “Things”. Der Begriff “Internet” dürfte den meisten geläufig sein. Es handelt sich dabei um ein Netzwerk von miteinander vernetzten Dokumenten, wobei ein wichtiges Merkmal das Vorhandensein von Hyperlinks ist. Das bedeutet, man kann zwischen Dokumenten navigieren, von einer Webseite zur anderen wechseln und Informationen verknüpfen. Dabei wird die Semantik von der Darstellung getrennt, was ein strukturiertes Netzwerk von Informationen ermöglicht. Diese Technologie ist den meisten Menschen seit den 80er und 90er Jahren bekannt und ist heutzutage praktisch jedem in Form von Smartphones zugänglich.

Der zweite Begriff beim IoT sind die sogenannten “Things” oder “Dinge“. Mit der fortschreitenden Technologisierung und Vernetzung von Geräten wurde es möglich, dass auch diese Geräte an der Kommunikation im Internet teilnehmen können. Dabei ist der Begriff “Thing” sehr breit gefasst und kann alles Mögliche bedeuten. Es kann sich um einfache Geräte wie Heizungen handeln, aber auch um komplexe Fertigungsanlagen, die in die Kommunikation eingebunden sind. Somit entstand die Begriffszusammensetzung “Internet of Things”, was im Grunde bedeutet, dass Dinge untereinander kommunizieren. Das mag zunächst abstrakt klingen, aber ich denke, wir haben heute die Möglichkeit, es genauer zu erläutern und zu erklären, wie diese Kommunikation funktioniert.

ANDREA SPIEGEL: Das wäre großartig, denn es klingt wirklich abstrakt, zumindest für mich. Daher bitte, Martin, könntest du uns ein Beispiel geben, vielleicht aus dem privaten Bereich, da du erwähnt hast, dass IoT heutzutage in unserer Tasche steckt. Ich nehme an, du spielst auf Smartphones und ähnliche Geräte an. Kannst du uns ein anschauliches Beispiel liefern?

MARTIN KRIEG: Natürlich, gerne. Bevor ich ein Beispiel gebe, möchte ich noch zwei Hauptmerkmale des IoT hervorheben. Erstens, die Vernetzung: Wir leben in einer Welt, die sich zunehmend vernetzt. Dinge des täglichen Lebens, sei es im privaten oder im industriellen Bereich, sind immer häufiger miteinander vernetzt. Zweitens, die enorme Datenmenge, die im privaten und industriellen Bereich erzeugt wird. Viele Dinge sind bereits digitalisiert, aber es fehlen oft noch die Verknüpfungen.

Nun zum Beispiel: Angenommen, ich trage ein Smartphone in meiner Tasche. Dieses Smartphone kennt mein Benutzerverhalten sowie das meiner Familienmitglieder, da die Smartphones miteinander über eine Software interagieren. Gleichzeitig ist unsere Heizungsanlage bereits digitalisiert. Moderne Heizungsanlagen sind zwar möglicherweise noch nicht so weit entwickelt, aber der Trend geht klar in diese Richtung. Wenn wir die Informationen über mein Benutzerverhalten und den Betrieb der Heizungsanlage miteinander verknüpfen, können verschiedene Vorteile entstehen. Dies zeigt, wie die Kombination dieser Elemente zu Nutzen führen kann, wenn sie miteinander verknüpft sind.

ANDREA SPIEGEL: Und was bedeutet das konkret? Welche Vorteile könnte ich davon haben, wenn mein Smartphone mit meiner Heizung kommuniziert?

MARTIN KRIEG: Ein möglicher Vorteil könnte im Bereich des Komforts liegen. Nehmen wir an, ich entscheide mich spontan für einen zwei-tägigen Ausflug und niemand bleibt zu Hause. Ich habe vergessen, die Heizung herunterzudrehen, aber die Heizungsanlage erkennt selbstständig, dass die Bewohner des Hauses oder der Wohnung für längere Zeit abwesend sind, da sich ihr Standort an einem weit entfernten Ort befindet. In diesem Fall kann IoT dazu beitragen, die Heizkosten zu senken und gleichzeitig ökologischer zu handeln.

ANDREA SPIEGEL: Bedeutet das, dass IoT immer automatisch funktioniert? Dass die Heizung beispielsweise automatisch erkennt, wenn mein Smartphone nicht da ist? Oder ist IoT auch die Möglichkeit, meine Heizung manuell über mein Smartphone zu steuern? Fällt beides unter IoT oder nicht?

MARTIN KRIEG: Tatsächlich kann meine Smartphone-App oder die Anwendung auf meinem Smartphone mich auch nach meinen Wünschen fragen. Es handelt sich nicht zwangsläufig um einen automatischen Prozess. Es eröffnen sich lediglich verschiedene Möglichkeiten. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind diese Optionen noch nicht vollständig ausgearbeitet, aber ich sehe in naher Zukunft eine erhebliche Weiterentwicklung in Bezug auf die Vernetzung dieser Geräte.

ANDREA SPIEGEL: Verstanden, also IoT ist im Wesentlichen die Vernetzung und Kommunikation zwischen verschiedenen Geräten, um es einmal vereinfacht auszudrücken.

ANDREA SPIEGEL: Das war ein Beispiel aus dem privaten Bereich, Heizung, Smartphone usw. Da wir jedoch einen Business-Podcast oder eine Business-Show sind, würde ich gerne wissen, wie sich das Ganze auf produzierende Unternehmen übertragen lässt. Kannst du uns etwas darüber erzählen? Wie sieht IoT im Geschäftsbereich aus? Welche Aspekte sind damit verbunden?

OLIVER JOEST: Natürlich gibt es in Fabrikhallen oder Bürogebäuden ebenfalls Heizungen, die auf Anwesenheitskontrollen reagieren können, wie ich bereits erwähnte. Dies war jedoch nur ein einfaches Beispiel. Wir können das Konzept noch weiter ausdehnen. Produktionsanlagen sind ein gutes Beispiel, da sie oft automatisch Stückzahlen und Durchlaufzeiten vermelden. Wir können wertvolle Erkenntnisse aus den Betriebsdaten gewinnen, sei es in Bezug auf die Produktionseffizienz oder -zuverlässigkeit. Der spannende Teil besteht jedoch darin, dass wir durch die Kombination verschiedener Daten komplexe Zusammenhänge herstellen können.

Zum Beispiel können wir mithilfe von Funktechnik bestimmen, in welche Richtung bestimmte Gegenstände sich bewegen. Dies kann für Ladehilfsmittel gelten, wie beispielsweise einen Wagen, den wir durch die Produktionshalle schieben. Wenn dieser Wagen im Raum erkannt oder verfolgt wird, können wir seine Bewegungsrichtung feststellen. In Kombination mit Informationen über aktuelle Aufträge von Maschinen können wir genau nachverfolgen, welche Ware sich gerade bewegt. Das ist ein Beispiel, wie die Vernetzung von Informationen plötzlich einen Mehrwert schaffen kann. Wir wissen, wie viel die Anlage produziert hat, in welche Richtung sie sich bewegt hat, und können diese Daten nutzen, um komplexere Prozesse zu entwickeln.

Ein weiteres Beispiel wäre, wenn eine Maschine ihren Zustand melden kann, insbesondere wenn sie schwer zugänglich ist oder sich an einem abgelegenen Ort befindet. Auf diese Weise kann verhindert werden, dass jemand in den Keller gehen muss, um den Zustand der Anlage zu überprüfen. Dies erhöht die Reaktionszeit erheblich, da wir nicht erst auf akute Probleme reagieren müssen, sondern bereits präventiv handeln können.

ANDREA SPIEGEL: Kann das IoT mir auch bei einer fest installierten Maschine helfen, wie du gerade gesagt hast, die mir möglicherweise meldet, dass sie ein Problem hat? Kann das im Hinblick auf den Service-Fall von Nutzen sein?

MARTIN KRIEG: Der Service-Fall ist natürlich ein klassisches Anwendungsgebiet für IoT. In der Regel erfolgt der Service, indem ein Kunde oder Anwender ein Problem meldet, woraufhin der Anbieter, Betreiber oder Service-Dienstleister reagiert.

IoT kann hierbei helfen, indem Geräte automatisch ihren Zustand melden. Dadurch kann eine Aktion, die bisher viel manuelle Begleitung erforderte, nun automatisch erfolgen, möglicherweise noch mit einer manuellen Prüfung oder Genehmigung.

OLIVER JOEST: Ein Beispiel hierfür ist auch, wie wir es dieses Jahr erlebt haben. Unter Umständen gibt es Einschränkungen, und es ist nicht möglich, zu den Maschinen zu gelangen, oder sie befinden sich an abgelegenen Orten, an denen kein Techniker verfügbar ist, um eine qualifizierte Bewertung vorzunehmen. Durch die Möglichkeit, Daten zu übertragen oder online verfügbar zu machen, kann ein entfernter Experte auf die Maschine zugreifen und ihren Zustand überwachen. Es können Abweichungen erkannt werden, und es ist sogar möglich, bestimmte Parameter der Maschine aus der Ferne anzupassen.

Ein klassisches Beispiel, das wir alle kennen, ist das Neustarten eines Computers aus der Ferne. Dies ist natürlich eines der rudimentärsten Beispiele, aber es zeigt bereits, dass Befehle an die Maschine gesendet werden können, um sie wieder betriebsbereit zu machen, ohne dass jemand vor Ort sein muss. Entscheidungen können weitgehend auf Grundlage der gelieferten Daten getroffen werden.

ANDREA SPIEGEL: Das Zurücksetzen kennen wahrscheinlich die meisten von uns zu Hause von ihren WLAN-Routern, wenn sie einmal nicht mehr funktionieren, und dann ruft man beim Provider an und der sagt, er startet das Gerät einfach neu.

OLIVER JOEST: Genau, das ist ein gutes Beispiel dafür. Wir haben das im Alltag erlebt oder sind ihm begegnet. Es wird uns jedoch oft nicht bewusst, da es sich um einfache Mechanismen handelt, die in ihrer Leistung eher rudimentär sind. Diese Mechanismen sind zwar sehr effektiv, aber mit entsprechender Technik können auch komplexere Prozesse entwickelt und solche Situationen besser kontrolliert werden.

ANDREA SPIEGEL: Wenn ich an die Zukunft der Produktion denke, hört man oft, dass alles flexibler sein muss. Es geht nicht mehr um eine klassische, festgelegte Abfolge von Schritten, die abgearbeitet werden müssen. Alles wird flexibler und beweglicher. Vielleicht erhalte ich meine Teile von einem kleinen fahrerlosen Transportsystem, anstatt dass ein großer stationärer Schrank immer an derselben Stelle steht, wo ich meine Teile entnehmen kann. Wie kann IoT in einer solchen flexibleren Umgebung von Nutzen sein? Martin, könntest du dazu etwas sagen?

MARTIN KRIEG: Ja, je mehr Sensorik und Fernsteuerungsmöglichkeiten die Gerätschaften und Maschinen haben, desto besser können wir die Mitarbeiter in der Produktion flexibel führen. Wir können ihnen Anweisungen geben, damit sie die Ressourcen in der Produktion möglichst effizient und schnell nutzen können.

ANDREA SPIEGEL: Kannst du uns ein Beispiel dafür geben?

MARTIN KRIEG: Sicher, wenn wir beispielsweise ein Produkt herstellen, das mehrere Verarbeitungs- oder Prozessschritte erfordert und diese an verschiedenen Maschinen durchgeführt werden können, können wir den Mitarbeitern mithilfe eines IoT-gesteuerten Systems anzeigen, welche Maschine als nächstes verfügbar ist. Die Maschinen können in ein zentrales System Informationen über ihre Auslastung übertragen. So können wir die Verfügbarkeit feststellen und Zeit und Aufwand sparen, was die Produktion effizienter macht.

OLIVER JOEST: Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Mobilität von Gütern. Dinge bewegen sich, und die Netzwerktechnologie breitet sich immer weiter aus. Heutzutage haben wir in den Produktionshallen fast flächendeckende WLAN-Abdeckung. Es ist nicht mehr so, dass man wie früher nur mit einem Schraubenschlüssel in der Produktionshalle arbeitet. Stattdessen wird hochwertige Netzwerktechnik verwendet. Diese Technologie geht so weit, dass wir fast schon Ortungssysteme in den Hallen haben, ähnlich wie bei GPS im Auto, nur in kleinerem Maßstab. Wir können den Aufenthaltsort von Gegenständen genau bestimmen, und die Netzwerktechnologie hilft uns dabei.

Dies mag etwas komplex erscheinen, aber im Grunde genommen haben wir die Möglichkeit, den Standort von bestimmten Gütern festzustellen. Zum Beispiel bei einem fahrerlosen Transportsystem können wir Mitarbeiter um die Maschine herumleiten und sagen, dass eine bestimmte Gasse bereits belegt ist und sie bitte nicht dorthin gehen sollen. All das führt zu Effizienzgewinnen. Natürlich ist dies erst ab einer gewissen Komplexität sinnvoll.

ANDREA SPIEGEL: Du hast es bereits angesprochen. Es entstehen nicht nur Vorteile durch die Tatsache, dass Maschinen miteinander kommunizieren oder dass Service-Fälle schneller erkannt werden, ohne dass ein Techniker vor Ort sein muss. Es entstehen auch eine Vielzahl von Daten durch diese Kommunikation zwischen den Maschinen. Du hast zum Beispiel erwähnt, dass man nachverfolgen kann, wie viel die Maschine produziert hat und wohin sie sich bewegt. Was kann ich nun mit diesen Daten anfangen? Oder vielleicht sollten wir zuerst klären, woher diese Daten überhaupt kommen. Ich meine, eine Heizung kann nicht einfach von selbst Daten senden, wenn ich an einen Heizkörper denke.

MARTIN KRIEG: Die vielen Daten entstehen, weil Geräte, Maschinen, Aggregate und Fahrzeuge heutzutage eine umfangreiche Sensorik haben, die eine Vielzahl von Daten erfasst, ohne dass diese Daten bisher genutzt wurden. Der Clou im gesamten IoT-Ansatz besteht darin, diese Daten nutzbar zu machen und einen Nutzen daraus zu ziehen.

Lasst mich nochmals das Beispiel der Heizung aufgreifen und es auf den industriellen Bereich übertragen. Hier zeigt sich, dass völlig neue Geschäftsmodelle entstehen können. Zum Beispiel ein Hersteller von Heizungsanlagen, der bisher nur Heizungen hergestellt hat und sein Servicegeschäft weitgehend manuell über Telefon abgewickelt hat. Durch IoT entsteht die Möglichkeit des Remote Monitorings, der Fernüberwachung und -steuerung. Das bedeutet, der Hersteller kann sein Geschäft von der reinen Herstellung und Bereitstellung von Hardware auf ein Servicegeschäft ausdehnen, indem er dem Endbenutzer einen Mehrwert und Dienstleistungen anbietet. Das bedeutet, dass er die Anlage überwacht und proaktiv reagiert, wenn eine Störung auftritt, anstatt darauf zu warten, dass der Kunde sich meldet.

OLIVER JOEST: Ein weiteres wichtiges Beispiel, obwohl es vielleicht schon sehr oft gehört wurde, ist das Beispiel von Tesla. Die Fahrzeuge von Tesla zeichnen sich dadurch aus, dass sie von Anfang an eine umfassende Sensorik integriert haben. Unabhängig von der gewählten Ausstattungsvariante wird das Fahrzeug mit einer umfassenden Hardware ausgeliefert. Dies umfasst eine breite Palette von Sensoren. Durch die Kombination dieser Sensoren entsteht ein breites Spektrum an Daten. Diese Fahrzeuge verfügen über ein Betriebssystem, das es dem Benutzer oder Hersteller ermöglicht, bestimmte Funktionen softwaregesteuert zu aktivieren oder anzuwenden.

Obwohl ich selbst kein Tesla-Fahrer bin, bin ich bereits mehrmals in einem solchen Fahrzeug mitgefahren. Ich habe gesehen, dass Benutzer bestimmte Funktionen freischalten können. Dies ist natürlich ein kommerzieller Aspekt, der sowohl positiv als auch negativ betrachtet werden kann. Das Unternehmen operiert in zwei Richtungen: Es ist sowohl ein traditioneller Hardwarehersteller als auch ein Softwareunternehmen, das auf der Grundlage der generierten Daten neue Geschäftsmodelle entwickeln kann. Die Möglichkeit, diese Daten in hoher Qualität und Quantität zu generieren und zu nutzen, ist entscheidend.

Bei einem Fahrzeug müssen Sie sich vorstellen, dass pro Betriebsminute Millionen von Datensätzen generiert werden. Die Verarbeitung dieser Daten aus dem Fahrzeug erfordert besondere Fähigkeiten und Infrastruktur, die der Hersteller beherrschen muss. Die Herausforderungen in Bezug auf die Verarbeitung dieser massiven Datenströme sind einzigartig. Wenn diese Herausforderungen gemeistert werden, können Unternehmen plötzlich Dienstleistungen anbieten, von denen andere dachten, dass sie Jahrzehnte dauern würden. Dies ist die zugrunde liegende Idee. Die Monetarisierung ist eine separate Frage, die erörtert werden kann. Was zählt, ist zunächst, dass diese Daten vorhanden sind und jederzeit nutzbar gemacht werden können. Man könnte argumentieren, dass Datensparsamkeit angebracht ist und so wenig Daten wie möglich erhoben werden sollten.

Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass die Tatsache, dass Maschinendaten generieren können, nicht automatisch bedeutet, dass diese Daten weitergegeben werden. Die Daten können auf Maschinenebene verbleiben. Die Nutzung dieser Daten kann graduell angepasst werden. Heute sehen wir Funktionen in der Software, die zum Zeitpunkt der Fahrzeugherstellung noch nicht verfügbar waren. Ingenieure können neue Funktionen entwickeln und freischalten, ohne dass das Fahrzeug erneut in die Werkstatt muss. Das ist zweifellos ein Mehrwert für das Unternehmen.

ANDREA SPIEGEL: Aber was passiert nun mit diesen Daten, wenn sie nicht auf den Maschinen verbleiben? Wo werden sie dann gespeichert?

OLIVER JOEST: Die Sensoren fungieren als erste Datenerfassungsebene. Man kann sich das vorstellen wie eine Waage, die kontinuierlich Gewichtsmessungen durchführt. Diese Sensorik überträgt die Daten zunächst an einen internen Computer, der in Form von Einplatinencomputern in den Maschinen integriert ist. Diese Computer empfangen die Sensorikdaten und werten sie aus, um festzustellen, um welche Art von Daten es sich handelt.

Ein Beispiel wäre die Datenproduktion in einem Flugzeug. Eine Turbine in einem Flugzeug erzeugt wahrscheinlich Hunderte oder sogar Millionen von Daten pro Sekunde. Diese Daten werden jedoch nicht alle dem Piloten zur Verfügung gestellt, da dies seine Fähigkeit, das Flugzeug zu steuern, überfordern würde. Es gibt Systeme, die diese Daten vorab bewerten und entscheiden, welche relevant sind und welche Bedeutung sie haben.

Diese Systeme sind oft redundant ausgelegt, insbesondere in Flugzeugen, um sicherzustellen, dass sie sich gegenseitig ersetzen können, falls ein Teil des Systems ausfällt. Auf verschiedenen Stufen werden Informationen aus den Daten herausgefiltert, und nur diejenigen Informationen werden weitergeleitet, die für den darüber liegenden Prozess von Bedeutung sind. Dies kann an den Piloten erfolgen, wie im Fall eines Flugzeugs, oder an die zentrale Datenverarbeitung im Unternehmen, wo Entscheidungen auf der Grundlage dieser Daten getroffen werden können. Die Daten können auch an Drittsysteme weitergegeben werden, z. B. an Unternehmen oder Prozessteilnehmer außerhalb des Unternehmens. Die Steuerung und Filterung der Daten erfolgt sehr genau. Viele Daten werden generiert, aber nur eine ausgewählte Menge wird weitergeleitet, je nach Relevanz.

MARTIN KRIEG: In Bezug auf die Frage, wo sich die Daten befinden, denkt jeder wahrscheinlich sofort an die Cloud. Tatsächlich ist es nicht so entscheidend, wo die Daten physisch gespeichert sind. Viel wichtiger ist, dass die Daten an einem zentralen Ort zusammengeführt und korreliert werden können, da dies in der Regel erst einen Mehrwert oder Nutzen schafft. Die Menge der Daten, oft als Big Data bezeichnet, die heute in der Fertigung, in Autos oder in Flugzeugen gehandhabt wird, ist so umfangreich, dass es sehr aufwändig ist, die erforderliche Infrastruktur bereitzustellen.

Genau aus diesem Grund macht es Sinn, die Daten an einem Ort zu platzieren, an dem ein professioneller Dienstleister in einem hochprofessionellen Rechenzentrum die Sicherheit und Integrität dieser Daten gewährleisten kann. Es besteht oft Skepsis und Bedenken bezüglich der Cloud-Nutzung. Fragen wie “Gebe ich meine Daten in die Cloud? Was wird mit meinen Daten geschehen? Sind sie sicher? Habe ich jederzeit Zugriff auf meine Daten?” werden häufig gestellt. Zumindest für kleine und mittlere Unternehmen führt meiner Meinung nach kein Weg daran vorbei. Es ist unwahrscheinlich, dass kleine und mittlere Unternehmen die Investitionen und das erforderliche Personal aufbringen möchten, um Daten in Eigenregie in einer sicheren und angemessenen Umgebung zu speichern. Der Umgang mit Big Data erfordert viel, und der Betrieb dieser Tools ist nicht ohne spezielle Kenntnisse und Herausforderungen möglich.

OLIVER JOEST: Das ist absolut richtig, und es bringt seine eigenen Herausforderungen mit sich. Gleichzeitig bietet es jedoch Chancen, wie wir bereits besprochen haben. Ich stimme Martin zu. Die entscheidende Frage ist, dass die Daten an einem zentralen Ort strukturiert verarbeitet werden können. Es gibt bereits bewährte Best Practices, Lösungen und Tools für diese Aufgaben, die nicht von Grund auf neu entwickelt werden müssen. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass der Betrieb dieser Tools nicht ohne spezielle Fähigkeiten und Kenntnisse möglich ist. Es gibt viele Fragen zu beantworten, wie beispielsweise die Verwaltung von Stammdaten, Aggregierung von Daten und Granularität.

Diese Herausforderungen sind ein eigenes Feld, und es erfordert eine intensive Auseinandersetzung mit ihnen. Es ist sicherzustellen, wann Daten veralten, welche Daten hochaggregiert werden können und welche Daten in welcher Granularität benötigt werden. Es gibt Werkzeuge und Methoden für diese Fragen, und es ist nicht notwendig, alles selbst zu erfinden. Es gibt bewährte Konzepte und Praktiken. Es ist jedoch festzuhalten, dass der Umgang mit Big Data eine ganz andere Dimension ist als der Umgang mit herkömmlichen Datensätzen wie Artikel- oder Kundendaten.

MARTIN KRIEG: Die kritische Haltung gegenüber der Cloud ist verständlich. Wenn man sich für einen Cloud-Dienstleister entscheidet, sollte man jedoch genau prüfen, welches Geschäftsmodell dieser verfolgt. Große Unternehmen wie Amazon oder Google sind wahrscheinlich anders zu bewerten als Cloud-Anbieter, die sich auf die Betreuung von Geschäftskunden konzentrieren und keine anderen Interessen wie die Verwertung von privaten oder industriellen Daten haben.

Es ist wichtig, kritisch zu hinterfragen. Aber im Allgemeinen führt meiner Meinung nach kein Weg daran vorbei, die Daten in die Cloud zu verschieben, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Diese können oft nicht die erforderlichen Ressourcen für den Aufbau und Betrieb einer eigenen Infrastruktur aufbringen. Die Verwaltung von Big Data erfordert eine hochspezialisierte Infrastruktur und Expertise.

ANDREA SPIEGEL: Datensicherheit ist, glaube ich, für viele KMUs so ziemlich das wichtigste Thema in Bezug auf die Cloud. Viele, glaube ich, verstehen das technische Funktionsprinzip nicht wirklich – ich gehöre selbst dazu – und haben daher Bedenken darüber, was mit ihren Daten geschieht. Eine häufig auftretende Sorge ist, an welchen Anbieter oder Cloud-Anbieter man seine Daten übergeben sollte. Welcher Anbieter ist der Richtige? Wie steht es um Themen wie Hackerangriffe oder Industriespionage? Ich denke, wenn alles online verfügbar ist, müssen sicherlich Schutzmechanismen vorhanden sein, aber ist diese Sorge berechtigt? Dies ist oft in Studien zu finden, in denen KMUs ihre größten Bedenken darüber äußern, dass ihr Know-how gestohlen werden könnte, wenn ihre Daten in der Cloud gespeichert sind. Ist diese Angst begründet?

MARTIN KRIEG: Die Frage ist zunächst einmal absolut nachvollziehbar und berechtigt, wie Oliver bereits erwähnte. In der industriellen IoT-Welt haben wir dieselben Sicherheitsprobleme wie im privaten Bereich. Die Bedrohungslage ist grundsätzlich die gleiche. Die Frage, die sich stellt, ist jedoch: Möchte man selbst für die Sicherheit und Integrität der Daten verantwortlich sein, oder möchte man dies einem professionellen Dienstleister überlassen, der dies in der Regel besser für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) erledigen kann?

OLIVER JOEST: Ich denke, hier sind zwei wichtige Aspekte zu beachten. Erstens sollte man nicht naiv an die Sache herangehen und denken, dass die Sicherheit so einfach ist, wie WLAN in einer Fertigungshalle zu installieren. Es gibt heute Technologien und Verschlüsselungsmethoden, um den Datenverkehr abzusichern. Es stehen umfangreiche Maßnahmen zur Verfügung, um diese Verbindungen zu schützen. Zweitens ist das Geschäftsmodell der Anbieter von großer Bedeutung. Man sollte immer kritisch hinterfragen und überlegen, welches Geschäftsmodell hinter dem Anbieter steckt, der berät oder unterstützt. Häufig ist es so, dass Dinge, die auf den ersten Blick kostenlos oder kostengünstig erscheinen, auf andere Weise bezahlt werden. Daten können als Währung dienen. Ein transparentes Geschäftsmodell, bei dem die Verwaltung und der Schutz der Daten im Interesse des Kunden stehen und bei steigendem Datenvolumen eine angemessene Bezahlung erforderlich ist, bietet Sicherheit. Natürlich kann es schwarze Schafe geben, aber sie werden in der Regel schnell erkannt. Wer ein solches Projekt startet, hat bereits Erfahrungen im Umgang mit Datenhaltung und kann Berater hinzuziehen, um die richtigen Dienstleister oder Plattformen auszuwählen.

MARTIN KRIEG: Um auf den Punkt zurückzukommen, mit einer vernünftigen Cloud-gestützten Plattform werden niemals Daten im Klartext über das Internet übertragen, vorausgesetzt, sie ist vernünftig konfiguriert. Es gibt Verschlüsselungsmechanismen und Authentifizierungsmethoden, die sicherstellen, dass Daten sicher sind. Heutzutage gibt es eine Vielzahl von Anbietern von Cloud-gestützten Plattformen auf dem Markt. Analysten prognostizieren, dass sich diese Zahl in den nächsten Jahren auf eine Handvoll reduzieren wird. Sicherlich gibt es heute noch Anbieter, die das Thema Sicherheit nicht ernst nehmen. Das mag zutreffen, aber ich denke, dass professionelle Anbieter, die auch in den nächsten Jahren am Markt bestehen werden, bereits heute alle erforderlichen Maßnahmen zur Sicherung von Daten implementiert haben. Sie schützen Daten von der Quelle bis zur Ablage und Sicherung, ohne sie im Klartext über das Internet zu übertragen.

OLIVER JOEST: Im Grunde kann ich dieselben Sicherheitsmechanismen auch lokal implementieren, unabhängig davon, ob sich die Daten in der Cloud befinden oder nicht. Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass die kontinuierliche Aktualisierung und Pflege dieser Komponenten in meiner eigenen Verantwortung liegt, wenn ich sie lokal betreibe. Die Frage der Abwägung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise dem Umfang meiner Daten, meinem eigenen Aufwand für den Betrieb, der Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal und meiner Fähigkeit, mit den technischen Entwicklungen Schritt zu halten. Technologien können veralten oder anfällig für Angriffe werden und müssen daher aktualisiert werden. Wenn ich die Daten selbst verwalte, muss ich mich kontinuierlich darum kümmern. Wenn ich jedoch mit professionellen Dienstleistern zusammenarbeite, die ihre Expertise darauf ausrichten, kann ich sicher sein, dass sie sich um die Sicherheit meiner Daten kümmern.

MARTIN KRIEG: In Zukunft wird die Auswahl von Geräten und Maschinen wahrscheinlich auch ein wichtiges Kriterium sein, ob diese Protokolle unterstützen, die Sicherheitsmechanismen gewährleisten.

OLIVER JOEST: Ob die Hersteller dies implementieren.

MARTIN KRIEG: Ob sie Protokolle unterstützen, die diese Sicherheitsmechanismen gewährleisten.

ANDREA SPIEGEL: Wie sieht es im Zusammenhang mit der Cloud-Thematik oder der Tatsache, dass ein externer Anbieter möglicherweise meine Daten verwaltet, mit der Datenverfügbarkeit aus? Ist die Cloud im Vergleich zu einem lokalen Server oder lokalen Speichermechanismus ein Mehrwert?

MARTIN KRIEG: Ein Vorteil bei der Beauftragung eines Dienstleisters besteht darin, dass meine Nutzung nach dem Pay-Per-Use-Prinzip abgerechnet wird. Das bedeutet, ich bezahle nur für das, was ich nutze. Ich kann also genau das verwenden, was ich benötige. Als Beispiel: Wenn ich möchte, dass meine Daten katastrophensicher sind, kann ich dies durch einen Klick bestellen und habe es noch am selben Tag verfügbar.

ANDREA SPIEGEL: Bedeutet das auch, dass die Daten im Falle eines Stromausfalls verfügbar bleiben?

MARTIN KRIEG: Ja, es wäre äußerst aufwendig, so etwas in Eigenregie zu betreiben. Dies können sich vielleicht sehr große weltweit agierende Unternehmen leisten, aber für die meisten Unternehmen wäre das nicht machbar.

OLIVER JOEST: Du hast gerade das Thema Stromausfall angesprochen. Das ist natürlich eine interessante Frage. Wir gehen heute eigentlich davon aus, dass Strom und Internet die neue Normalität sind. Wir setzen voraus, dass diese Ressourcen verfügbar sind. Natürlich gibt es Fälle, in denen dies nicht zutrifft. Ich habe bereits Projekte erlebt, bei denen Bagger die Telekommunikationsleitungen abgerissen haben. Das kann passieren. Es gibt zwar Möglichkeiten, redundante Zuleitungen aus verschiedenen Richtungen zu verlegen, aber dies ist nicht überall umsetzbar. Selbst wenn ein Unternehmen sein eigenes Rechenzentrum betreibt, befinden sich diese oft nicht an den Standorten der Fabriken. Oft müssen Daten von verschiedenen Standorten zentral konsolidiert werden. Dieses Thema begleitet uns ständig. Die Daten fallen unten auf Geräten an und werden dann weitergeleitet. Die lokalen Sensoren und Computer verfügen über eine bestimmte Speicherfunktion. Wenn also das Internet ausfällt, die Cloud nicht erreichbar ist, aber immer noch Strom vorhanden ist – zum Beispiel durch ein Notstromaggregat –, kann die Fertigung geordnet heruntergefahren werden und es gibt eine Zeitspanne von etwa 15 bis 20 Minuten. Dies ist in einem industriellen Umfeld bereits eine recht lange Zeit. Während dieser Zeit besteht die Möglichkeit, die Daten zu sichern und aufzubewahren, bis das System wieder hochgefahren wird. Die historischen Daten können dann übertragen und der Neustart durchgeführt werden. Diese Mechanismen sind in solchen Lösungen vorgesehen und stellen sicher, dass keine Daten verloren gehen. Dies ist besonders wichtig, da es sich um geschäftskritische Daten handelt, auch wenn dies in anderen Bereichen der Fall ist. Bei Maschinen stellt sich jedoch die Frage nach Stromspitzen oder Stromausfällen möglicherweise häufiger. Daher bereiten wir uns darauf vor.

MARTIN KRIEG: Aus dem IoT-Bereich gibt es auch einen gewissen technischen Schub in diese Richtung. Wie bereits erwähnt, die IoT-Protokolle sind typischerweise darauf ausgelegt, dass man immer mit Ausfällen rechnet. Wie Oliver sagte, wenn der Softwareentwickler seine Arbeit vernünftig macht, kann auch für ein gewisses Backup und eine Offline-Fähigkeit gesorgt werden. Das Thema Internet bewegt natürlich viele Menschen. Ein Internetausfall kann zu Hause schon ärgerlich sein, aber im industriellen Bereich ist er sicherlich noch problematischer. Letztendlich ist es in Deutschland nur eine Frage der Investition, ob ein unabhängiges Backup bereitgestellt wird, sei es durch Funkverbindungen oder sogar Satellitenkommunikation. Natürlich kann dies sehr teuer sein, aber die Sicherheit kann auf die gewünschte Stufe gebracht werden.

OLIVER JOEST: Das hast du gut formuliert.

ANDREA SPIEGEL: Mit Blick auf die Uhr würde ich gerne zum Abschluss unseres wunderbaren Gesprächs noch um drei oder vier Tipps bitten, insbesondere für KMUs. Wie können sie im Bereich IoT starten? Für viele mag dieses Thema noch weit entfernt sein oder zumindest schwer greifbar. Welche Ansatzpunkte gibt es in der Fertigung oder wie können sie sich diesem Thema nähern?

MARTIN KRIEG: Viele Unternehmen verfügen bereits über eine Fülle von Daten. Doch die Herausforderung besteht darin, was sie mit diesen Daten anfangen sollen und welchen Nutzen sie daraus ziehen können. Ein möglicher Ansatzpunkt für Unternehmen, die ihre ersten Schritte im IoT-Bereich unternehmen möchten, ist die Überlegung eines konkreten Anwendungsfalls, bei dem ein sichtbarer Nutzen für alle Beteiligten entsteht.

Dieser Nutzen kann in verschiedenen Bereichen liegen, sei es in der Steigerung der Effizienz oder in der Kosteneinsparung. Es gibt zahlreiche Beispiele. Wir wissen aus dem Markt, dass viele IoT-Projekte scheitern. Analysen großer Beratungsunternehmen zeigen, dass der häufigste Grund, neben Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit, darin besteht, dass Unternehmen, die ihre ersten Schritte unternehmen, oft unzureichend vorbereitet sind und dies alleine versuchen, ohne professionelle Beratung und Unterstützung.

OLIVER JOEST: Ich denke, man kann einfach analysieren, wo heute manueller Aufwand entsteht. Wenn ich in die Fertigung gehe, kann ich mir ansehen, welche manuellen Schritte täglich durchgeführt werden müssen. Es kann auch hilfreich sein, die Häufigkeit dieser Schritte zu berücksichtigen. Wenn bestimmte Aktivitäten häufig auftreten, macht es Sinn, sie zu automatisieren. Wenn etwas nur einmal im Jahr geschieht, kann die Automatisierung zwar schön sein, aber eher überflüssig. Es ist wichtig, auf Bereiche zu achten, in denen es häufige Vorkommnisse, einen hohen Grad an manueller Arbeit und potenziell Maschinen oder Objekte gibt, die für die Automatisierung genutzt werden können.

Ein Beispiel könnte sein: Ein Übergang zwischen zwei Hallen, an dem täglich 100 Personen Wagen von A nach B bewegen. Hier könnte es sinnvoll sein, die Bewegungen zu verfolgen und den Standort der Ware, beispielsweise in welchem Fertigungsschritt sie sich befindet oder in welchem Bereich der Fertigung, zu überwachen. Mit kleinen Maßnahmen wie Toren, die die Bewegung erfassen, könnte man erste Erkenntnisse gewinnen. Oft führt dieser erste Erkenntnisgewinn zu weiteren Optimierungen oder Verfeinerungen der Prozesse. Man bewegt sich also von groben zu detaillierten Automatisierungsschritten. Man beginnt möglicherweise mit einem Tor am Hallenübergang und erweitert dies später auf stark frequentierte Arbeitsplätze, an denen Waren ein- und ausgehen. Es ist wichtig, auf das Volumen zu achten, da bereits kleine Einsparungen bei jeder Transaktion sich über das Jahr hinweg summieren können.

MARTIN KRIEG: Ein weiteres Beispiel könnte sich auf Störungen beziehen. Störungen im Betriebsablauf oder in der Fertigung verursachen oft hohe Kosten und Ausfallzeiten. Durch das Monitoring dieser Maschinen über Remote Monitoring können frühzeitig Anzeichen für einen drohenden Ausfall erkannt werden. Dadurch entsteht ein konkreter Nutzen, da Kosten eingespart werden.

OLIVER JOEST: Ich habe noch ein weiteres Beispiel aus dem Bereich des Kundendienstes. Mit dem ARR-Tool haben wir die Möglichkeit geschaffen, Remote-Experten hinzuzuziehen. Früher wurde ein Techniker vor Ort geschickt, um die Maschine zu reparieren. Heute nutzen wir Expertensysteme, um Remote-Support anzubieten. In diesem Fall ist es von entscheidendem Vorteil, wenn der Support-Mitarbeiter nicht nur das visuelle Bild vor Ort sieht, sondern auch den Zustand der Maschine auf seinem Bildschirm überwachen kann. Wenn der Techniker vor Ort Parameter ändert, Teile austauscht oder Komponenten an der Maschine wechselt, kann der Mitarbeiter im Innendienst die Auswirkungen auf die Betriebs- und Telemetriedaten des Systems direkt verfolgen. Dies ermöglicht eine detailliertere Beratung und Support.

ANDREA SPIEGEL: Zusammenfassend lässt sich sagen, der wichtigste Ausgangspunkt ist die Analyse der internen Prozesse. Man sollte untersuchen, wo viel Volumen anfällt, welche Prozesse häufig auftreten oder wo aktuell hohe Kosten oder Fehler auftreten. Diese Bereiche können durch IoT-Anwendungen oder Digitalisierung optimiert werden.

OLIVER JOEST: Das Ziel sollte sein, IoT nicht nur um seiner selbst willen zu implementieren, sondern einen konkreten Nutzen zu generieren. Das ist die größte Herausforderung, aber auch die größte Chance in diesem Bereich.

ANDREA SPIEGEL: Das ist ein hervorragender Abschluss für unser Gespräch. Olli, Martin, ich danke euch herzlich für eure Teilnahme. Ich fand es äußerst spannend, besonders die Einblicke in das große Thema IoT und Datensicherheit.

Liebe Zuschauer, ich hoffe, auch ihr habt unser Gespräch genossen und konntet etwas daraus mitnehmen. Wenn ihr weitere Fragen zu diesem Thema habt oder bestimmte Aspekte näher erörtert werden sollen, hinterlasst gerne eure Kommentare unten. Wir können dann darauf reagieren. Wenn euch die Folge gefallen hat, lasst uns gerne auf YouTube einen Daumen nach oben oder auf iTunes und Spotify eine Bewertung da. Falls ihr weitere Themenwünsche, Fragen oder Anregungen habt, schreibt sie bitte in die Kommentare. So erfahren wir, was euch interessiert, und können entsprechend darauf eingehen. Vielen Dank fürs Zuschauen und nochmals herzlichen Dank an euch. Bis zum nächsten Mal!

Was ist das Ziel des IoT und der Cloud?

„Das Ziel soll ja sein, IoT nicht aus Selbstzweck zu betreiben, weil es möglich ist, sondern um einen konkreten Nutzen zu generieren und das ist die größte Herausforderung, aber natürlich auch eine riesen Chance für das Thema.“

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