ANDREA SPIEGEL: Mit Blick auf die Uhr würde ich gerne zum Abschluss unseres wunderbaren Gesprächs noch um drei oder vier Tipps bitten, insbesondere für KMUs. Wie können sie im Bereich IoT starten? Für viele mag dieses Thema noch weit entfernt sein oder zumindest schwer greifbar. Welche Ansatzpunkte gibt es in der Fertigung oder wie können sie sich diesem Thema nähern?
MARTIN KRIEG: Viele Unternehmen verfügen bereits über eine Fülle von Daten. Doch die Herausforderung besteht darin, was sie mit diesen Daten anfangen sollen und welchen Nutzen sie daraus ziehen können. Ein möglicher Ansatzpunkt für Unternehmen, die ihre ersten Schritte im IoT-Bereich unternehmen möchten, ist die Überlegung eines konkreten Anwendungsfalls, bei dem ein sichtbarer Nutzen für alle Beteiligten entsteht.
Dieser Nutzen kann in verschiedenen Bereichen liegen, sei es in der Steigerung der Effizienz oder in der Kosteneinsparung. Es gibt zahlreiche Beispiele. Wir wissen aus dem Markt, dass viele IoT-Projekte scheitern. Analysen großer Beratungsunternehmen zeigen, dass der häufigste Grund, neben Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit, darin besteht, dass Unternehmen, die ihre ersten Schritte unternehmen, oft unzureichend vorbereitet sind und dies alleine versuchen, ohne professionelle Beratung und Unterstützung.
OLIVER JOEST: Ich denke, man kann einfach analysieren, wo heute manueller Aufwand entsteht. Wenn ich in die Fertigung gehe, kann ich mir ansehen, welche manuellen Schritte täglich durchgeführt werden müssen. Es kann auch hilfreich sein, die Häufigkeit dieser Schritte zu berücksichtigen. Wenn bestimmte Aktivitäten häufig auftreten, macht es Sinn, sie zu automatisieren. Wenn etwas nur einmal im Jahr geschieht, kann die Automatisierung zwar schön sein, aber eher überflüssig. Es ist wichtig, auf Bereiche zu achten, in denen es häufige Vorkommnisse, einen hohen Grad an manueller Arbeit und potenziell Maschinen oder Objekte gibt, die für die Automatisierung genutzt werden können.
Ein Beispiel könnte sein: Ein Übergang zwischen zwei Hallen, an dem täglich 100 Personen Wagen von A nach B bewegen. Hier könnte es sinnvoll sein, die Bewegungen zu verfolgen und den Standort der Ware, beispielsweise in welchem Fertigungsschritt sie sich befindet oder in welchem Bereich der Fertigung, zu überwachen. Mit kleinen Maßnahmen wie Toren, die die Bewegung erfassen, könnte man erste Erkenntnisse gewinnen. Oft führt dieser erste Erkenntnisgewinn zu weiteren Optimierungen oder Verfeinerungen der Prozesse. Man bewegt sich also von groben zu detaillierten Automatisierungsschritten. Man beginnt möglicherweise mit einem Tor am Hallenübergang und erweitert dies später auf stark frequentierte Arbeitsplätze, an denen Waren ein- und ausgehen. Es ist wichtig, auf das Volumen zu achten, da bereits kleine Einsparungen bei jeder Transaktion sich über das Jahr hinweg summieren können.
MARTIN KRIEG: Ein weiteres Beispiel könnte sich auf Störungen beziehen. Störungen im Betriebsablauf oder in der Fertigung verursachen oft hohe Kosten und Ausfallzeiten. Durch das Monitoring dieser Maschinen über Remote Monitoring können frühzeitig Anzeichen für einen drohenden Ausfall erkannt werden. Dadurch entsteht ein konkreter Nutzen, da Kosten eingespart werden.
OLIVER JOEST: Ich habe noch ein weiteres Beispiel aus dem Bereich des Kundendienstes. Mit dem ARR-Tool haben wir die Möglichkeit geschaffen, Remote-Experten hinzuzuziehen. Früher wurde ein Techniker vor Ort geschickt, um die Maschine zu reparieren. Heute nutzen wir Expertensysteme, um Remote-Support anzubieten. In diesem Fall ist es von entscheidendem Vorteil, wenn der Support-Mitarbeiter nicht nur das visuelle Bild vor Ort sieht, sondern auch den Zustand der Maschine auf seinem Bildschirm überwachen kann. Wenn der Techniker vor Ort Parameter ändert, Teile austauscht oder Komponenten an der Maschine wechselt, kann der Mitarbeiter im Innendienst die Auswirkungen auf die Betriebs- und Telemetriedaten des Systems direkt verfolgen. Dies ermöglicht eine detailliertere Beratung und Support.
ANDREA SPIEGEL: Zusammenfassend lässt sich sagen, der wichtigste Ausgangspunkt ist die Analyse der internen Prozesse. Man sollte untersuchen, wo viel Volumen anfällt, welche Prozesse häufig auftreten oder wo aktuell hohe Kosten oder Fehler auftreten. Diese Bereiche können durch IoT-Anwendungen oder Digitalisierung optimiert werden.
OLIVER JOEST: Das Ziel sollte sein, IoT nicht nur um seiner selbst willen zu implementieren, sondern einen konkreten Nutzen zu generieren. Das ist die größte Herausforderung, aber auch die größte Chance in diesem Bereich.
ANDREA SPIEGEL: Das ist ein hervorragender Abschluss für unser Gespräch. Olli, Martin, ich danke euch herzlich für eure Teilnahme. Ich fand es äußerst spannend, besonders die Einblicke in das große Thema IoT und Datensicherheit.
Liebe Zuschauer, ich hoffe, auch ihr habt unser Gespräch genossen und konntet etwas daraus mitnehmen. Wenn ihr weitere Fragen zu diesem Thema habt oder bestimmte Aspekte näher erörtert werden sollen, hinterlasst gerne eure Kommentare unten. Wir können dann darauf reagieren. Wenn euch die Folge gefallen hat, lasst uns gerne auf YouTube einen Daumen nach oben oder auf iTunes und Spotify eine Bewertung da. Falls ihr weitere Themenwünsche, Fragen oder Anregungen habt, schreibt sie bitte in die Kommentare. So erfahren wir, was euch interessiert, und können entsprechend darauf eingehen. Vielen Dank fürs Zuschauen und nochmals herzlichen Dank an euch. Bis zum nächsten Mal!