#104 Perfekte Schichtplanung dank intelligenter KI mit Jan-Martin Josten

Podcast Industrie 4.0 | Der Expertentalk für den Mittelstand

Eine optimale Personalauslastung – das ist das große Ziel jedes mittelständischen Unternehmens. Und ab einer gewissen Größe auch zwingend notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben!

Wenn du dich vorab über digitale Personaleinsatzplanung informieren willst – hier gehts lang.

Heute spricht Andrea mit Jan-Martin Josten, Gründer und CEO der Shyftplan GmbH. Und beim Namen des Unternehmens ahnt ihr es vielleicht schon – es geht um Schichtplanung. Aber natürlich nicht mit Zettel und Stift, sondern KI-gestützt und automatisiert!

Wir klären, wie das Ganze funktioniert, welche Daten du also brauchst und auch, welche Vorteile das am Ende hat (Spoiler: Jede Menge!). Auch wie man modernes Arbeiten, also flexible Arbeitszeiten, Home-Office usw. in eine optimierte Schichtplanung bekommt wird geklärt, das kann nämlich wirklich herausfordernd sein.

Und klar – wir sprechen auch über Geld: Was koscht´ und gibt es wirklich messbare Einsparungen?

Was du dir nicht sparen solltest – in diese Folge hören! Du verpasst sonst womöglich den Gamechanger für deine Personaleinsatzplanung!

Das Transkript zur Podcast-Folge: Perfekte Schichtplanung dank intelligenter KI

ANDREA SPIEGEL: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Industrie 4.0, der Experten-Talk für den Mittelstand. Wir schauen uns heute das Thema KI-gestützte Schichtplanung an und sprechen über die Chancen, die damit einhergehen, aber natürlich auch über die Herausforderungen, die es generell in der Schichtplanung gibt.
Wer könnte diese Fragen besser beantworten als mein heutiger Gast? Bei mir ist Jan Josten. Er ist Gründer und Geschäftsführer der Shyftplan GmbH, und ich freue mich sehr, dass er heute da ist. Er ist heute remote zugeschaltet – unser zweiter Remote-Podcast. Wir hoffen, das funktioniert heute alles. Hallo Jan, schön, dass du da bist.

JAN JOSTEN: Hi, vielen Dank für die Einladung, ich freue mich auch.

ANDREA SPIEGEL: Sehr gerne. Wie immer auch nochmal der Hinweis an euch da draußen: Diesen Podcast gibt es wieder als Video auf YouTube. Schaut gerne auf unserem Kanal vorbei – dort findet ihr viele weitere spannende Videos von uns.
Jetzt habe ich nur kurz deinen Namen und die Firma erwähnt, in der du arbeitest. Shyftplan klingt schon so, als hättest du etwas mit dem Thema zu tun. Vielleicht kannst du nochmal ein bisschen von dir erzählen und von der Firma. Was macht ihr genau und was machst du?

JAN JOSTEN: Ja, sehr gern. Ich habe Bioinformatik studiert. Was macht man danach? Die Schichtplanung revolutionieren. Nein, Spaß beiseite.
Ich habe Bioinformatik studiert und selbst gemerkt, wie nervig es ist, die Koordination für Jobs zu organisieren, bei denen man zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten sein muss. Manch einer, der vielleicht gerade zuhört, kann sich aussuchen, wann er ins Büro kommt, und das alles sehr flexibel gestalten. In der Realität gilt das aber nur für einen Teil der Beschäftigten – rund 60 Prozent aller Arbeitnehmer können das nicht. Sie müssen zu festen Zeiten an bestimmten Orten sein und Aufgaben erledigen, die vorgeplant sind.
Diese Koordination ist sehr komplex. Jeder, der schon mal in ein Restaurant gelaufen ist, kennt vielleicht den Schichtplan in der Küche. Jetzt kann man sich vorstellen, wie das wohl funktioniert, wenn man ein paar Tausend Mitarbeitende an einem Ort koordinieren muss – mit gesetzlichen Auflagen, Zertifizierungen und weiteren komplizierten Anforderungen. Dann ist man im sogenannten Shopfloor unterwegs, und genau dort ist Schichtplanung eine der schwierigsten Aufgaben, die es gibt.
Hier können Algorithmen und Software helfen. Genau das machen mein Team und ich seit 13 Jahren: Schichtplanung digitalisieren, automatisieren und den Mitarbeitenden eine Stimme im Prozess geben.

ANDREA SPIEGEL: Das hört sich superspannend an. Wir werden hoffentlich gleich noch viel mehr darüber erfahren und von deiner Expertise profitieren.
Ich habe dich schon vorgewarnt: Es gibt immer eine kleine Frage zum Einstieg, um dich ein bisschen kennenzulernen oder etwas Persönliches über dich zu erfahren. Für dich habe ich mir heute überlegt: Wenn du dir jetzt mit einem Fingerschnippen einen Wunsch erfüllen könntest – welcher wäre das und warum?

JAN JOSTEN: Gute Frage. Man kann das Ganze von zwei Seiten betrachten: aus der Perspektive der größten Ängste oder der größten Wünsche.
Ich würde sagen: Ich habe zwei kleine Kinder. Deshalb wähle ich lieber den größten Wunsch in Bezug auf meine größte Angst – nämlich, dass meine Familie für immer gesund bleibt und ihr nichts passiert. Das ist wahrscheinlich die einfachste Antwort. Alles Materielle kann man sich irgendwie anders erfüllen. Aber diese Angst zu nehmen, das wäre mein Fingerschnipp-Wunsch.

ANDREA SPIEGEL: Sehr schöner Wunsch.

ANDREA SPIEGEL: Ich habe mir das Thema ein bisschen angeschaut und gedacht: Gut, was Schichtplanung ist, verstehe ich. Warum man sie braucht, kann ich mir grob denken – auch wenn ich selbst, wie du vorhin beschrieben hast, das Privileg hatte, so etwas noch nie zu erleben. Ich habe immer in Jobs gearbeitet, die eher flexibel waren oder bei denen man sich selbst aussuchen konnte, wann man kommt und geht.
Was sollte man denn darüber wissen, das sich nicht einfach von selbst erschließt, wenn man noch nie so gearbeitet hat? Also: Was sollte man über Schichtplanung wissen und warum lohnt es sich, sich tiefer mit dem Thema zu befassen?

JAN JOSTEN: Zwei Dinge. Man kann das aus der Perspektive der Schichtplanenden und der Schichtgeplanten betrachten.
Fangen wir mit den Schichtplanern an: Sie benötigen für bestimmte Aufgaben zu bestimmten Zeiten eine festgelegte Anzahl an Menschen. Maschinen, Ressourcen und viel Digitalisierung lassen sich in der Supply Chain relativ gut steuern – die benötigten Teile sind in der Regel verfügbar. Das klappt zwar nicht immer, aber hier ist die Varianz meist gering, weil man vieles deterministisch ausrechnen kann.
Mit Menschen ist das deutlich schwieriger: Sie können nicht rund um die Uhr arbeiten, sondern nur zu festgelegten Zeiten. Es gibt gesetzliche Auflagen, Urlaubsansprüche, Krankheitsfälle, Weiterbildungszeiten und individuelle Wünsche. Dadurch ist eine wesentlich flexiblere Planung erforderlich.
Die Schwierigkeit besteht darin, den Personaleinsatz optimal zu planen. In der Praxis passiert oft eines von zwei Dingen: Entweder werden zu viele Leute eingeplant – oder zu wenige. Genau die richtige Anzahl zu finden, ist bei schwankendem Angebot und schwankender Nachfrage extrem schwierig. Die Aufgabe des Schichtplaners ist also, mit derselben Personalressource möglichst viel Arbeitsoutput zu planen, dabei keine Arbeitszeitgesetze zu verletzen und gleichzeitig auf die Wünsche der Mitarbeitenden einzugehen. Das ist eine Herausforderung auf der einen Seite.

Auf der anderen Seite steht die Perspektive der Schichtgeplanten.
Gehen wir einmal die Komplexität durch: In der einfachsten Form gehst du zu einer Schicht, arbeitest acht oder neun Stunden und gehst wieder nach Hause. Wenn aber mehr produziert werden muss – und die Maschinen ohnehin bezahlt sind –, lohnt es sich für den Planenden, die Maschinen stärker auszulasten. Das bedeutet für die Geplanten: Es gibt Früh-, Spät- und Nachtschichten. Wenn das Produktionsvolumen weiter steigt, wird nicht nur an fünf, sondern an sieben Tagen gearbeitet.
Das kann bedeuten, dass in einer Woche 21 Schichten anfallen. Jeder Mitarbeitende kann davon etwa fünf übernehmen. Daraus ergibt sich, dass man mindestens fünf Gruppen braucht, die miteinander rotierend arbeiten.
Früher wurde oft gesagt: „Wir haben eine starre Rotation – diese Woche Frühschicht, nächste Woche Spätschicht, dann Nachtschicht. Wünsche spielen keine Rolle.“
Willst du am Freitag zum Fußballspiel deines Sohnes? Egal.
Willst du am Samstag etwas mit deiner Frau unternehmen? Egal.
Der Schichtplan ist fix, eine Mitsprache gibt es nicht.

Wenn man nun beide Perspektiven zusammenführt, zeigt sich ein Problem: Das Angebot an Mitarbeitenden ist relativ konstant, die Nachfrage schwankt jedoch. Dazu kommt, dass ein starres System unflexibel ist und Frust erzeugt. Vielleicht kommt der Mitarbeiter am Freitag einfach nicht, weil er lieber zum Fußball geht oder sich mit Freunden trifft. Gerade in Zeiten von Arbeits- oder Fachkräftemangel ist es entscheidend, die Mitarbeitenden mitzunehmen – unabhängig von der menschlichen Komponente, die natürlich ebenfalls wichtig ist.

ANDREA SPIEGEL: Ich wollte gerade sagen – die menschliche Seite gibt es auch noch. Aber blenden wir sie kurz aus.

JAN JOSTEN: Genau, ich habe gerade bewusst den abstrakten Blick gewählt.
Man möchte die Mitarbeitenden auch binden und ihnen mehr Flexibilität bieten. In der Forschung beschäftigen wir uns schon lange damit – in Deutschland sogar intensiver als in vielen anderen Ländern. Es geht um die Frage: Wie kann man Schichtplanung flexibler gestalten, auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingehen und gleichzeitig die betrieblichen Anforderungen erfüllen?
Es gibt spannende Konzepte wie Bringschichten, Vorwärts- oder Rückwärtsrotationen, ergonomischere Schichtwechsel und das Arbeiten mit Schichtabsagen. All das sind Möglichkeiten, flexibel auf wechselnden Personalbedarf zu reagieren und den Mitarbeitenden eine Stimme im Prozess zu geben.
Warum wird das heute dennoch kaum umgesetzt? Ganz einfach: Es ist unglaublich aufwendig.

ANDREA SPIEGEL: Ich wollte gerade sagen – das hört sich super anstrengend und kompliziert an.

JAN JOSTEN: Total. Jetzt stell dir vor, du sagst: „Hey, nur zwei Schichten pro Monat.“ Das klingt nach wenig – aber wenn diese zwei Schichten pro Monat, also ein Zehntel aller Schichten, frei koordiniert werden dürfen, bedeutet das: Dort, wo ich jemanden brauche, kann ich sagen, wann. Und du sagst mir: „Ich will am Mittwoch, ich will am Freitag, ich will an einem anderen Tag.“
Hast du 2.000 Mitarbeitende, sind das 4.000 Schichten pro Monat – und fast 50.000 Schichten pro Jahr –, die irgendjemand koordinieren muss. Dabei muss sichergestellt werden, dass genügend Personal da ist und dass diese Personen auch tatsächlich arbeiten dürfen. Ohne ein systemgestütztes Verfahren ist das Wahnsinn.

ANDREA SPIEGEL: Da passieren wahrscheinlich auch Fehler ohne Ende.

JAN JOSTEN: Exakt – Fehler ohne Ende. Das heißt: Die Leute kommen nicht, und die Maschine steht still. Oder sie kommen, obwohl sie gar nicht arbeiten dürfenArbeitszeitverletzung inklusive.

ANDREA SPIEGEL: Oder der Falsche ist eingeplant.

JAN JOSTEN: Exakt. Dann hast du zwar jemanden, den du bezahlst, aber der kann den Job nicht machen, weil seine Qualifikationen nicht richtig erfasst wurden. Plötzlich hast du dir große Mühe gegeben, vieles richtig gemacht – und trotzdem einen negativen Return. Die Leute finden es nervig, dein Chef findet es nervig, und am Ende wird doch nicht genug produziert. Aber kein Sternchen vor dem Ergebnis.

ANDREA SPIEGEL: Ein klassisches Los-Los.

JAN JOSTEN: Ja, genau – exakt. Das ist so ein klassisches „Risk-on-Reward“-Thema: sehr hohes Risiko, und der Reward wird von vielen nur darin gesehen, dass die Leute etwas glücklicher sind.
Schaut man sich das aber in der Realität an, kann man Über- und Unterdeckung gezielt nutzen. Man sagt: „Da, wo ich die Leute nicht brauche, lass sie nicht kommen. Da, wo ich sie brauche, sollen sie kommen.“ So kann ich mit den gleichen Mitarbeitenden viel mehr Arbeit schaffen, indem ich diese Kurve ausgleiche. Gleichzeitig sind die Leute zufriedener – und die Produktivität steigt. Eigentlich also ein Win-Win-Potenzial. Man muss nur schaffen, die PS auf die Straße zu bringen.

ANDREA SPIEGEL: Du sagst, dass ich meine Auslastung kennen muss und wissen muss, wie meine „Welle“ läuft – woher bekomme ich denn diese Daten?
Das eine ist zu wissen, wer welche Skills hat, wer wann kann, wer wie viel Urlaub hat und so weiter. Das ist die menschliche Ressource, wenn man das plakativ ausdrücken möchte.
Auf der anderen Seite habe ich, wie du sagst, auch Anfragen von Kunden. Vielleicht steht auch mal eine Wartung meiner Maschine an. Nur weil es eine Maschine ist, läuft sie nicht automatisch 24/7. Sie hat vielleicht mal ein Problem, muss gewartet werden oder ein Teil muss getauscht werden.
Wie bekomme ich all diese Daten zusammen? Also: Woher bekomme ich sie und wie konsolidiere ich sie nachher?

JAN JOSTEN: Interessanterweise ist dieser Teil in den meisten Fabriken schon fast gelöst, wenn man es sich anschaut. Da gibt es ein ERP-System, das ein Order-Management macht. Davor läuft oft ein MES, auf dem du deine Maschinen planst. Dazwischen hast du manchmal noch ein ABP das die Abläufe koordiniert.
In den letzten 20 Jahren ist hier enorm viel investiert worden – gerade in den sogenannten „Digital Twin“. Da es sich um eine sehr deterministische Ressource handelt, wurde hier stark optimiert. Meistens ist es kein Problem, am Shopfloor zu sehen, wie viele Leute du in den nächsten sechs, acht oder zehn Wochen brauchst. Der Bedarf lässt sich also erstellen.
Jetzt muss man nur noch an die Daten herankommen – zum Beispiel über eine API-Anbindung, um die Daten zu exportieren. Die Daten sind also vorhanden.
Der zweite Teil – nämlich diese Daten mit den Personaldaten zusammenzubringen – fehlt jedoch oft. Da heißt es dann: „Ja gut, das macht bei uns der Thorsten.“ Der Thorsten sorgt dafür, dass die Leute da sind. Also muss er das auch koordinieren.

ANDREA SPIEGEL: Wenn der Thorsten krank ist, wird’s schwierig.

JAN JOSTEN: Exakt. Oder wenn der Thorsten in den Ruhestand geht – was leider sehr häufig passiert. Das sind oft die qualifiziertesten und erfahrensten Leute, und genau sie gehen als Erste in Rente. Gerade mit Blick auf unsere alternden Fachkräfte in Deutschland ist das ein reales Problem. Viele Unternehmen sagen dann: „Wenn der Thorsten geht, haben wir ein richtiges Problem – denn nur er kann die Koordination machen.“

ANDREA SPIEGEL: Was heißt automatisierte Schichtplanung für dich?
Ich meine, das eine ist „automatisiert“. Wir hatten vorhin schon das Stichwort „KI-gestützt“. Sind das zwei verschiedene Dinge? Oder sagst du: „Automatisierung ohne KI in der Schichtplanung? Vergiss es.“
Sind das für dich ein Thema oder zwei verschiedene?

JAN JOSTEN: Sehr gute Frage. Für mich ist das alles dasselbe Ziel. Denn mal ehrlich: Wenn wir unsere Jungs und Mädels fragen, ob sie es mit oder ohne KI automatisieren wollen, schauen sie uns an und sagen: „Ist mir egal.“

ANDREA SPIEGEL: Hauptsache, es funktioniert.

JAN JOSTEN: Exakt. Das Produkt ist das Richtige. Es liegt dann an uns zu entscheiden, welche Technologie wir einsetzen, um die bestmögliche Automatisierung zu erreichen.
Und die beste Automatisierung schaffen wir mit nichtlinearen, nicht deterministischen Algorithmen – also dem, was wir klassisch als KI bezeichnen. Da fließen viele Daten ein, wir bauen einen großen Vektorgraphen auf und ermitteln am Ende mathematisch die beste Lösung und das sehr schnell.

Erkläre ich dem Kunden das so, wie gerade eben, hat er wahrscheinlich keine Lust mehr, mir zuzuhören. Sage ich ihm aber: „Ich mache einen besseren Schichtplan, als du ihn selbst erstellen kannst“, freuen sich alle.

ANDREA SPIEGEL: Der funktioniert am Ende sogar noch.

JAN JOSTEN: Exakt. Das Beste: Ich kann es dir zeigen. Lass uns in die Software gehen, deine Daten einfüttern und schauen, was der Schichtplan ausgibt.
Wenn der gut ist – super, dann funktioniert die Software. Wenn nicht, ist es dem Kunden egal, warum nicht.

Das ist dann unsere Aufgabe, da spricht jetzt der Mathematiker in mir, ist es, herauszufinden, warum der Algorithmus gut oder nicht gut ist und welche Algorithmen er nutzt. Für den Kunden zählt nur: funktioniert es – ja oder nein?

Deshalb ist es für den Anwender einer Software völlig egal, ob KI dahintersteckt oder nicht. Klar, für uns ist das spannend, weil wir immer den neuesten heißen Scheiß nutzen wollen.

ANDREA SPIEGEL: Und fürs Marketing – wollte ich gerade sagen.

JAN JOSTEN: Auf jeden Fall. Es macht auch mega Spaß. Wenn du mit unseren Techies sprichst, sind die immer ganz vorne mit dabei und wissen genau, was Sache ist.
Aber am Ende des Tages – und da spricht mein Produktherz – ist es dem Kunden völlig egal. Er will einfach eine funktionierende Software.

ANDREA SPIEGEL: Genau. Er will, dass seine Schichten sauber geplant sind, dass alles aufgeht und dass er im Zweifel auch noch einmal umplanen kann, wenn etwas Spontanes dazwischenkommt.

JAN JOSTEN: Exakt.

ANDREA SPIEGEL: Gibt es denn auch Dinge, bei denen du sagst: „Ganz ehrlich, plant einfach manuell. Es ergibt keinen Sinn, da großartig mit der KI herumzufuchteln und irgendwelche spannenden Sachen zu machen. Das ist manuell immer noch am besten.“ Oder sagst du: „Nee, in der Schichtplanung gibt es das nicht mehr“?

JAN JOSTEN: Ja, Anzahl der Mitarbeiter und Komplexität der Schichtplanung sind eigentlich die zwei Kernpunkte. Wir sagen immer so: 50 bis 100 Mitarbeiter sollten es schon sein, damit das überhaupt Sinn ergibt. Weil ansonsten – seien wir ganz ehrlich – wenn du ein Café organisierst, in dem drei, vier oder fünf Leute arbeiten, die sich einfach absprechen, dann macht das in der WhatsApp-Gruppe prima Sinn.

ANDREA SPIEGEL: Ich kann sagen, da gibt es eher noch eine Chatgruppe, die ohnehin nichts mit der App zu tun hat.

JAN JOSTEN: Exakt. Das ist auch vollkommen okay. In einem Café dieser Größe gibt es eine Milliarde Probleme – Schichtplanung steht da ungefähr auf Platz 100. Das ist auch völlig in Ordnung. Für mich ist es immer so: Wenn ich höre, es geht um Schichtplanung für die Gastronomie, denke ich sofort: „Cool, aber das ist halt sauschwer.“

ANDREA SPIEGEL: Seid ihr Systemgastronomie?

JAN JOSTEN: Ja, genau. Systemgastronomie können wir wieder abbilden. Wenn du 5.000 Leute hast, kannst du sogar noch Mitarbeiterüberlassung betreiben – also Personal von links nach rechts ausleihen. Da kannst du super viele coole Sachen machen, auch systemgestützt. Aber am Ende des Tages gilt: Ab 50 bis 100 Mitarbeitern – oder wenn du irgendwelche harten Auflagen hast. Wir haben zum Beispiel ein paar Raffinerien als Kunden. Die haben so unfassbar viele Reporting-Pflichten, dass es sich ab etwa 20 Leuten schon lohnt, einfach um alles sauber im System zu haben, ohne jemanden abstellen zu müssen, der das händisch abschreibt. Das heißt: Immer wenn die Auflagen zu komplex sind oder du zu viele Mitarbeiter hast, kann man einen Graphen ziehen und sagen: „Ab der Größe – sagen wir 50 bis 100 Leute – lohnt sich das total.“

ANDREA SPIEGEL: Okay, das ist schon mal spannend. Normalerweise würde man sagen, es hängt einfach an der Anzahl der Menschen. Aber wie du sagst – völlig klar – wenn die Komplexität sehr hoch ist, die Skills sehr speziell sind oder ähnliches, dann ist das natürlich auch nochmal ein Grund. Sehr cool.

ANDREA SPIEGEL: Welche Daten würdest du sagen, braucht man als bare Minimum, um eine Schichtplanung sinnvoll umsetzen zu können? Was ist deiner Meinung nach der „Peak“, also das Optimum, um wirklich sauber planen zu können?

JAN JOSTEN: Das Lustige ist immer: Daten haben, Daten brauchen. Um das mal bildlich zu machen – wenn wir irgendwo hingehen, machen die Leute dort bereits Schichtplanung. Wir müssen niemandem erklären, welche Daten er für die Schichtplanung braucht. Die haben zum Beispiel Daten zu Qualifikationen und dazu, wie viele Leute sie benötigen. Die Frage ist nur: Wo sind diese Daten? Meistens sind sie im Kopf von Michael. Michael weiß nämlich, wer die Maschine 1734 bedienen kann. Das heißt: Daten sind vorhanden – die Frage ist immer nur, wie wir da drankommen.

ANDREA SPIEGEL: Was ist die Quelle der Daten?

JAN JOSTEN: Exakt. Damit der Algorithmus sie verarbeiten kann, müssen die Daten digital vorliegen. Das heißt, entweder gibt es ein Vorsystem, zum Beispiel ein Produktionsplanungssystem, aus dem hervorgeht, wie viele Leute gebraucht werden, und ein HCM-System, aus dem ich erfahre, wen ich habe.

ANDREA SPIEGEL: Was ist ein HCM-System – nur für mich?

JAN JOSTEN: Human Capital Management. Das ist im Grunde deine digitale HR- und Qualifikationsakte. Wenn jemand bei dir angestellt wird, landet er direkt auf einer Kostenstelle und soll dann auch im Schichtplan erscheinen. Das bedeutet aber nicht, dass jemand, der in einer anderen Kostenstelle eingestellt wurde, automatisch auch in einer fremden Schichtplanung verplant werden kann. Wichtig ist, diese strukturierten Daten so aufzubereiten, dass wir sie nutzen können. Vor allem ab einer gewissen Größe ist das entscheidend.

Wir haben intern auch die Policy, langfristige Projekte immer nur mit Integration umzusetzen. Denn niemand hat Lust, etwas im linken System einzutragen, es dann im rechten System noch einmal einzutragen und anschließend wieder zu übertragen – händisch.

ANDREA SPIEGEL: Also „Schnittstellen“ ist hier das Zauberwort.

JAN JOSTEN: Exakt, ganz genau. Digitale Schnittstellen zu den beiden Quellen: erstens, wie viele Leute brauche ich, und zweitens, wie viele habe ich. Hinten raus auch noch: Wer geht in die Abrechnung? Denn oft kommt es vor, dass jemand sagt: „Dem habe ich Urlaub gegeben“, oder: „Der hat eine Extraschicht gemacht, das war abgesprochen – oder eben nicht.“ Das muss alles wieder in die Buchhaltung übertragen werden.

Im Zweifel macht das dann dein Meister oder Vorarbeiter – der wertvollste Mitarbeiter auf dem Shopfloor – der eigentlich wichtigere Aufgaben hätte, statt diese Koordination zu übernehmen. Genau diese Arbeit wollen wir wegnehmen. Deshalb lohnt es sich enorm, Schnittstellen zu nutzen, um den Informationsaustausch zu automatisieren.

ANDREA SPIEGEL: Du hast gerade schon über ein anderes spannendes Thema gesprochen – nämlich Abrechnung, Buchhaltung, also das ganze Thema Geld. „Let’s talk about money“ ist immer spannend. Es geht um Einsparungen, sowohl Zeit als auch Geld: weil effizienter gearbeitet wird, die Leute da sind und wirklich arbeiten und nicht umsonst einbestellt werden und so weiter.
Kannst du dazu mal eine Beispielrechnung nennen? Oder hast du vielleicht ein Kundenprojekt, von dem du ein bisschen berichten kannst? Eines, bei dem du sagen würdest: „Die hatten vorher Situation X, dann haben wir die automatisierte Schichtplanung eingeführt und jetzt haben sie folgende Einsparungen erzielt, entweder in Zeit oder in Geld.“ Am Ende ist beides wertvoll.

JAN JOSTEN: Total, sehr gerne. Wir können uns das mal anschauen: Wenn die meisten Leute so ein Projekt evaluieren und anfangen, verstehen sie zunächst, dass da jemand sitzt, der manuell arbeitet – Urlaubsanträge bearbeitet, Schichtpläne erstellt, diese ganze Koordination macht, Daten in SAP einträgt, bestätigt, einen Laufzettel abgibt, den dann wieder jemand abschreibt, und in HR muss jemand das noch freigeben.
Kurz gesagt: jede Menge manuelle Eingaben. Klassischerweise können wir vorrechnen, dass allein diese manuellen Eingaben in unserem Projekt einen Faktor 3 beim ROI bringen. Also: Für jeden Euro, den du in den Schichtplan und den Prozess investierst – Software ist nur ein Teil davon, du brauchst auch Change Management und musst Mitarbeiter dafür einplanen – hast du im Verhältnis zu den Projektkosten etwa Faktor 3 allein aus der eingesparten Eingabezeit.

Das ist oft die Vision, wenn intern die Analyse ergibt: „Verdammt, wir investieren hier zu viel Zeit – wir müssen etwas ändern.“
Was viele dabei aber übersehen, ist der eigentliche Kern: Warum solltest du ein digitales Backbone einführen?
Genau deshalb, was wir am Anfang gesagt haben, weil du dann deine Prozesse neu denken kannst. Dann wird es wirklich spannend.

Wir haben zum Beispiel einen sehr großen Automobilzulieferer als Kunden. Dort wurde ein neues Schichtmodell eingeführt, bei dem Schichten quartalsweise an- und abgemeldet werden können. Klassisch wäre das ein Beispiel für sogenannte Bringschichten: Du musst im Jahr 15 solcher Schichten leisten, aber wann du sie erbringst, ist egal.

Dadurch können sich Mitarbeitende aussuchen, wann sie arbeiten wollen – und das Unternehmen kann gezielt anfragen, wenn an einem Freitag beispielsweise zusätzliche Schichten gebraucht werden.
Kombiniert mit dem dahinterliegenden System bedeutet das: Man kann Aufträge annehmen, die vorher nicht möglich waren, weil plötzlich die Kapazitäten an Personal vorhanden sind, die man kurzfristig sonst nicht bekommt. Eigene Mitarbeiter einzusetzen, ist schließlich das günstigste.

Wenn in einer Fabrik ein Band steht, man aber in einer anderen Halle Leute braucht, lässt sich das mit einem System schnell und flexibel koordinieren.

Wenn man all das zusammen kombiniert, ergeben sich Einsparungen in Millionenhöhe. Ein Kunde spart damit tatsächlich einen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr ein. Bei diesem Projekt reden wir über einen ROI von 10- bis 15-fach von unserer Software – teilweise sogar mehr – weil hier systemisch neu gedacht wurde.

Wenn man ein schlechtes System einfach nur digitalisiert, wird es nicht besser, dann ist es eben ein schlechtes, digitales System. Wenn man es aber als Chance begreift, Prozesse neu zu gestalten, Mitarbeitende einzubinden und die Organisation flexibel zu machen, entsteht ein richtig starkes Projekt.

Klassischerweise sagen wir: Unser Ziel ist, beim Kunden einen Faktor 10 an Mehrwert zu erzielen. Und dass sich das gesamte Projekt bereits im ersten Jahr vollständig amortisiert.

ANDREA SPIEGEL: Also das ist doch mal eine Ansage. Sehr cool.

ANDREA SPIEGEL: Es gibt immer wieder, mehr oder weniger, vorhersehbare Krisen. Ein Beispiel, das zwar schon eine Weile her ist, aber immer noch gerne genannt wird, ist natürlich die Pandemie. Dazu kamen Lieferengpässe und Probleme in den Lieferketten. Gerade als Automobilzulieferer kann es auch passieren, dass man ein Problem hat, das bei einem anderen Unternehmen verursacht wurde und so weiter.
Inwiefern lässt sich so etwas einfacher handhaben, wenn ich eine KI-gestützte Software habe, die mich dabei unterstützt? Oder hat das damit eigentlich nichts zu tun?

JAN JOSTEN: Ja, total. Was können wir nicht ändern? Wir können nicht ändern, wenn du keine Teile hast. Wenn du keine Teile hast, hast du keine Teile – dann kannst du nicht produzieren. Da können wir uns auch auf den Kopf stellen.

ANDREA SPIEGEL: Da können so viele Leute da sein, wie sie wollen.

JAN JOSTEN: Exakt. Aber es können eben auch weniger Leute da sein und du verbrennst dadurch nicht noch mehr Geld. Wichtig ist, dass du eine gewisse Grundflexibilität in dein System eingebaut hast.
Wenn du ein starres Schichtsystem hast und mit Schichtplan nur die Urlaubsanmeldungen oder die Backend-Prozesse leichter machst, dann ist das zwar im Regelbetrieb super – du sparst dabei enorm, wie ich vorhin gesagt habe, Faktor 3 auf jeden investierten Euro – aber die Leute sind trotzdem da, weil keine Flexibilität im System ist.

Wenn du jedoch die Chance genutzt und im Rahmen des Projekts Flexibilisierung eingeführt hast, kannst du die Leute auch mal nach Hause schicken, Überstunden abbauen und viele andere Dinge tun, weil du systemisch verstehst, welche Optionen du hast.

Wichtig ist: Das ist nicht nur ein reines Softwarethema. Wir arbeiten auch mit verschiedenen Change-Management-Unternehmen zusammen, die eine echte Prozessberatung machen. Die helfen dabei, Regeln zu etablieren, sodass du zum Beispiel Schichten absagen oder die Leute eine Woche nach Hause schicken kannst – im schlimmsten Fall sogar Kurzarbeit umsetzt. Dann kannst du Kurzarbeit koordinieren und gezielt handeln.

Dafür brauchst du allerdings eine Regelung mit der Arbeitnehmervertretung – unsere Kunden haben klassischerweise immer einen Betriebsrat. Du musst mit diesem klären, was möglich ist. Im Zweifel sagt die Arbeitnehmervertretung natürlich: „Nur weil du keine Teile hast, müssen meine Leute trotzdem Geld verdienen.“ Dann braucht es eine Vereinbarung im Sinne von „Quid pro quo“: Die Mitarbeitenden bleiben jetzt eine Woche zu Hause, und im Rest des Jahres bauen wir diese fünf Tage wieder auf.

Für so etwas brauchst du eine saubere, systemische Regelung.

Beispiel: Ich habe 5.000 Leute in einer Fabrik, und die sind fünf Tage nicht da. Das bedeutet, ich muss irgendwo 25.000 Schichten manuell umplanen und im Blick behalten, dass sie aus dieser Woche stammen. Mit allen Regularien und Auflagen wird das sehr schnell absurd kompliziert. Das kann niemand mehr in Excel oder an einer Magnettafel sinnvoll abbilden.

ANDREA SPIEGEL: Was würdest du denn generell sagen, wenn ich als KMU – und vielleicht hört uns gerade jemand zu, der denkt: „Hey, das klingt gut, was Jan da erzählt, das gefällt mir, da habe ich Lust drauf“ – wie gehe ich an so ein Projekt überhaupt ran?
Du hast schon gesagt: Alle machen bereits Schichtplanung. Wer einen Schichtbetrieb hat, hat auch eine Schichtplanung – auf die eine oder andere Art. Manche machen es manuell, manche nutzen vielleicht schon ein paar digitale Tools.
Wie lege ich los? Was muss ich beachten? Wie starte ich am besten? Was kann ich mir vorab an Informationen zusammentragen? Und wer muss unbedingt dabei sein?

JAN JOSTEN: Das Allererste: Irgendjemand hat einen Schmerzpunkt. Das ist immer der Ausgangspunkt. Wenn wir auf Messen mit Leuten sprechen, die sagen: „Mega Thema, richtig geil“, dann ist unser erster Rat: Redet mit euren Leuten. Geht auf den Shopfloor, sprecht mit den Vorarbeitern, mit der HR, mit den Prozessleuten.

Wenn alle sagen: „So wie es ist, läuft es super“, dann macht kein Projekt. Das muss man ehrlicherweise so sagen. Einen Prozess nur um des Prozesses willen anzustoßen, will niemand.

Ehrlich gesagt, habe ich aber noch nie erlebt, dass jemand zu mir kommt und sagt: „Bei uns ist alles perfekt.“ Meistens gibt es doch Sand im Getriebe.

Dann ist das, was du am Ende gefragt hast, das Wichtigste: Wer ist dabei?
Von Anfang an brauchst du jemanden, der die Sprache des Shopfloors spricht – also einen Mitarbeitenden, der dort arbeitet, die Pain Points kennt und weiß, welche Anforderungen es gibt. Du willst kein Luftschloss bauen, das am Ende nicht funktioniert.

Dann nimmst du ein paar Kolleginnen und Kollegen vom Shopfloor mit, ein paar Planer, die HR, dann den Betriebsrat, die IT und die Geschäftsführung – und schon hast du sechs, sieben Leute am Tisch.
Man darf nicht vergessen: Schichtplanung ist ein elementarer Kernbestandteil. Wenn die nicht funktioniert, steht das Band still. Es ist also wichtig genug, dass alle relevanten Leute eingebunden werden. Wir haben oft erlebt, dass Projekte Potenzial hatten, aber später am Widerstand des Betriebsrats gescheitert sind: „Das habt ihr ohne uns gemacht, wir machen hier gar nichts.“

Nach Arbeitnehmerschutzgesetz muss der Betriebsrat zustimmen, wenn Rückschlüsse auf die Arbeit von Mitarbeitenden möglich sind – und Schichtplanung fällt ganz klar darunter.

Du brauchst also eine Betriebsratsfreigabe, oft auch eine Betriebsvereinbarung (BV) oder – in größeren Unternehmen – eine Konzernbetriebsvereinbarung. Ohne vorherige Einbindung des Betriebsrats kannst du es vergessen.

HR hat seine eigenen Prozesse, vor allem für die Abrechnung. Auch ihnen willst du das Leben leichter machen, damit sie nicht extra in die Schichtplanung springen müssen. Den Planern willst du die Arbeit erleichtern. Die Mitarbeitenden sollen ebenfalls mit im Boot sein.

Also: eine Planungsgruppe aufstellen, das Ganze schlank halten, aber alle sieben relevanten Parteien einbinden. Wenn du das tust, wird es ein gutes Projekt – und es geht auch zügig voran.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt, das ist das Allererste, was ich machen sollte.

JAN JOSTEN: Genau – den Schmerz verstehen und dann die Leute zusammenholen, um zu prüfen, ob sie diesen Schmerz genauso sehen. Wenn das der Fall ist, bist du schon zu 80 % am Ziel – um es plakativ zu sagen.

Du glaubst gar nicht, wie oft wir Situationen hatten, in denen einzelne Werke sagten: „Wir brauchen das dringend. Wir haben Aufträge, die wir nicht erfüllen können. Wir wissen, eure Software ist gut. Thorsten hat in einem anderen Betrieb mit euch gearbeitet – wir wollen euch unbedingt haben.“ Und trotzdem dauert es zwei Jahre, weil man im Konzern festhängt und keine Ressourcen bekommt.

Andersherum haben wir Projekte, bei denen wir in drei Monaten durch sind, weil die Vorbereitung schon steht – und die überholen die anderen dann locker zweimal.

Deshalb ist es so wichtig, die Leute von Anfang an mitzunehmen. Dabei helfen wir auch. Wenn wir sehen, dass ein Unternehmen den Schmerz hat und zügig starten will, kommen wir gerne vorbei. Wir machen einen eintägigen Workshop, bringen unsere Experten mit, und ihr holt eure Leute zusammen. Wir setzen uns hin, zeigen die Möglichkeiten auf und prüfen: Habt ihr Lust auf das Projekt?

So können wir an einem Tag entscheiden, ob wir zusammenarbeiten und falls ja, das Projekt sofort anstoßen. Dann wird es auch richtig gut.

ANDREA SPIEGEL: Was gibt es da sonst noch für Effekte – abgesehen von Zeit und Geld, die ich mir spare? Ich denke da gerade an Mitarbeiterzufriedenheit, wenn sie das Gefühl haben, mitbestimmen zu können. Oder auch an Wettbewerbsfähigkeit – vielleicht sogar mit Blick auf den Kunden am Ende, weil dieser zuverlässiger weiß, ob er seine Produkte bekommt. Welche Faktoren sind da noch spannend zu betrachten?

JAN JOSTEN: Sehr gute Aufzählung. Ich ergänze das mit ein paar Anekdoten.
Wir haben einen Kunden, der uns gesagt hat: „Wir hätten die Planaufträge nicht erfüllen können.“ Dank unserer Lösung konnten sie dann zwei Wochen lang richtig crunchen und wussten genau, wen sie einsetzen konnten und wen nicht, wer die nötigen Skills hatte und wer nicht. Ohne diese Möglichkeit hätten sie den Auftrag verloren, weil nicht genug Teile produziert worden wären.

ANDREA SPIEGEL: Plant man auch nicht ein.

JAN JOSTEN: Exakt.
Ein anderes Beispiel: Wir haben einen Kunden, bei dem in der Region alle Betriebe auf fünf Schichten mit Bringschichten umgestellt haben. Das führte dazu, dass ihnen die Leute weggelaufen sind – zur Konkurrenz, weil die dort plötzlich mehr Flexibilität hatten und Dinge umsetzen konnten, die vorher nicht möglich waren. Also mussten sie ebenfalls flexibler werden. Dabei konnten wir ihnen natürlich helfen – so hebt man die Wettbewerbsfähigkeit.

Dann gibt es eine meiner Lieblingsanekdoten, weil sie zeigt, welchen Mehrwert das für Mitarbeitende haben kann.
Wir hatten einmal ein Projekt in einer Fabrik im Allgäu – das war noch ganz am Anfang, ich war selbst in der Projektgruppe dabei. Nach den ersten zwei Monaten Proof of Concept haben wir eine Umfrage gemacht: „Wollen wir die Software weiter nutzen oder nicht?“

Mit unserer Lösung konnte er sich einen Link zu seinem Schichtplan generieren und ihn seiner Frau schicken. So hatte sie auf ihrem Smartphone jederzeit den Überblick, wann er arbeiten musste und wann nicht – und konnte die Gartenpartys lange im Voraus planen. Sie hat ihm klargemacht: „Du kannst nie wieder ohne dieses System arbeiten.“

Ich erzähle die Geschichte so gern, weil sie erstens einfach witzig ist und zweitens zeigt, wie ungeahnt groß der Effekt ist, wenn man Mitarbeitende aktiv in den Prozess einbindet. Sie bekommen neue Tools, neue Möglichkeiten – und man darf nicht vergessen: Auf dem Shopfloor kommt Digitalisierung oft noch nicht an. Viele dieser Leute haben keinen Zugriff auf Tools wie Slack oder Zoom, kein Homeoffice und teilweise nicht einmal eine eigene E-Mail-Adresse. Umso wichtiger ist es, ihnen Werkzeuge zu geben, die ihnen im Alltag wirklich helfen.

ANDREA SPIEGEL: Du holst jetzt sogar noch die Familien mit ins Boot – das ist ideal. Sie profitieren also nicht nur bei der Arbeit, sondern haben auch zu Hause mehr Frieden und Ruhe. Voll gut.

ANDREA SPIEGEL: In Anbetracht der Zeit – eine Frage will ich dir auf jeden Fall noch stellen: Wo geht es denn noch hin mit dem ganzen Thema Schichtplanung?
Du hast schon gesagt, ihr seid seit rund 13 Jahren dabei. Das heißt, es ist jetzt nicht mehr alles brandneu. Jetzt geht es eher darum, das Wissen weiter zu verbreiten, damit es wirklich alle mitbekommen.
Gibt es Trends, die du in diesem Bereich schon erkennst? Irgendetwas, das in den nächsten Jahren auf uns zukommen könnte, wo ihr vielleicht sogar schon an Lösungen arbeitet?

JAN JOSTEN: Total. Unsere Vision ist es, das zentrale Tool für Mitarbeitende auf dem Shopfloor zu werden. Schichtplanung ist dabei ein zentraler Bestandteil. Aber ein Aspekt, den viele unterschätzen, ist das Thema Upskilling, Reskilling und Skillmanagement.
In den letzten 18 Monaten haben wir sehr viel Zeit darauf verwendet, die Qualifikationsmatrix zu digitalisieren. Wir haben ein Modul namens Shiftskills entwickelt, das Schichtplanung und Skillmanagement zusammenführt. Das bietet einen enormen Mehrwert, wenn du weißt: Warum macht jemand einen bestimmten Job? Wer wird gerade angelernt, und wie läuft diese Einarbeitung ab? Teilweise müssen auch Nachweise nach ISO– oder TSAC-Standards erbracht werden. Diese automatisch aus dem System zu generieren und so ein Audit in Echtzeit zu haben – das gibt es aktuell noch nicht auf dem Shopfloor.

Mit einer guten Software lässt sich das aber umsetzen. Ich glaube, in diese Richtung wird es auch weitergehen: Rund um den Mitarbeitenden auf dem Shopfloor alle nötigen Elemente zu organisieren, um die beste Verwaltung und die bestmögliche Nutzung der Arbeitszeit zu ermöglichen. Genau das wollen wir mit Shyftplan in Zukunft erreichen.

ANDREA SPIEGEL: Das kann auch ein toller Benefit sein, wenn die Mitarbeitenden sehen: „Hey, wir werden hier aktiv weiterentwickelt.“ Es geht also nicht nur darum, die Arbeit zu erledigen, die wir schon immer gemacht haben, sondern auch darum, neue Chancen für die Zukunft zu bekommen.

JAN JOSTEN: Exakt. Das kannst du von zwei Seiten betrachten:
Zum einen – mit zunehmender Automatisierung werden weniger Menschen benötigt, die dafür aber immer mehr Fähigkeiten haben müssen. Man muss sich also darauf vorbereiten, den Mitarbeitenden die Mittel zu geben, diese Skills zu erwerben.
Zum anderen – der Mitarbeitende verdient mehr, wenn er mehr kann. Wenn du dir eine Qualifikationsmatrix ansiehst: Je mehr Fähigkeiten jemand hat, desto höher sollte auch sein Gehalt sein. Für den Arbeitgeber ist es wiederum ein Vorteil, das tracken zu können: „Dieser Mitarbeiter kann so und so viel“ – und das ist entgeltrelevant.

So entsteht eine gemeinsame Sprache, an der sich der Arbeitnehmer orientieren kann: Ich weiß, dass ich mehr verdiene, wenn ich mehr leiste. Der Arbeitgeber weiß, dass er dadurch mehr Leistung vom gleichen Mitarbeiter bekommt. Eine klassische Win-Win-Situation, die wir mit Skillmanagement für unsere Kunden schaffen.

ANDREA SPIEGEL: Win-Win ist genau das, was wir alle wollen.

JAN JOSTEN: Genau.

ANDREA SPIEGEL: Sehr gut. Vielen Dank, Jan. Ich glaube, man könnte noch viel tiefer einsteigen, aber für den ersten Aufschlag war das super. Vielen Dank für deine Zeit.

JAN JOSTEN: Vielen Dank für die Einladung.

ANDREA SPIEGEL: Für euch da draußen: Wenn euch die Folge gefallen hat, lasst uns gerne einen Daumen nach oben bei YouTube da oder eine Bewertung bei Apple Podcasts oder Spotify. Darüber freuen wir uns sehr.
Wenn ihr noch Fragen zum Thema habt, könnt ihr sie gerne bei uns einreichen – wir leiten sie direkt an Jan weiter, der sie dann beantworten kann.
Wenn ihr Ideen für weitere Folgen habt oder wissen wollt, was wir zu diesem Thema noch tiefer herausfinden könnten, lasst es uns ebenfalls wissen. Schreibt uns eine E-Mail oder einen Kommentar. Wir freuen uns, von euch zu hören.

Macht’s gut und bis zum nächsten Mal. Ciao.

Welche Idee steckt hinter der Multikommissionierung in der Lagerlogistik?

„Die Idee bei der Multikommissionierung ist auch da, eben solche Leerfahrten, Leerwege, egal ob jemand läuft oder eben fährt, zu vermeiden.“

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