#65 Liftsysteme anbinden ans ERP mit Jens Malso

Podcast Industrie 4.0 | Der Expertentalk für den Mittelstand

Jedes Lager kommt früher oder später an den Punkt, dass es aus allen Nähten platzt. Ein neues Lager bauen? Nicht so einfach zu stemmen…

Viel stemmen (und optimieren) könnte ein automatisiertes Liftsystem.

In Folge #65 unseres Podcast lautet das Thema: Prozessoptimierung im Lager. Andrea Spiegel spricht mit Jens Malso, Geschäftsführer der L-mobile systeme in Bonn, über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Liftregalen im Lager und deren Unterschiede.

Außerdem steht die Anbindung an ein ERP-System oder der Nutzung einer weiteren Software zur Debatte:

  • Braucht es eine Middleware zur Verknüpfung?
  • Warum soll das Liftsystem überhaupt am ERP-System angebunden sein?
  • Wie könnte denn eine sinnvolle Anbindung aussehen?

Zum Schluss stellen wir uns außerdem die Frage, welche Rolle Liftsysteme in der Zukunft von KMU spielen werden.

Das Transkript zur Podcast-Folge: Liftsysteme anbinden ans ERP

ANDREA SPIEGEL: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Industrie 4.0, der Experten-Talk für den Mittelstand. Ich falle heute gleich mal mit der Tür ins Haus. Heute geht es um das Thema Lifte. Und zwar nicht um Treppenlifte oder Personenlifte, sondern wir schauen uns heute vor allem vertikale Lifte im Bereich Lager und Produktion an. Sprechen wir das einfach mal durch, gucken uns an, was es da für Möglichkeiten gibt, wie sie genutzt werden und vor allem auch die Frage, wie sie ans ERP-System angebunden werden können. Ist das sinnvoll, braucht man das überhaupt?

Das schauen wir uns heute alles mal ein bisschen genauer an. Dafür habe ich wie immer einen kompetenten, netten Gast bei mir. Jens, schön, dass du da bist. Ihr kennt ihn vielleicht alle schon, das ist Jens Malso, Geschäftsführer der L-mobile Systeme aus Bonn. Schön, dass du da bist.

JENS MALSO: Danke für die Einladung.

ANDREA SPIEGEL: Wie immer an dieser Stelle nochmal der kurze Hinweis, dass die Folge auch bei YouTube zu sehen ist. Schaut also gerne mal vorbei, falls ihr gerade keine Lust auf einen Podcast habt.

ANDREA SPIEGELJens, du hast dich zwar schon mehrfach hier im Podcast vorgestellt, aber vielleicht gibt es noch etwas Neues zu erzählen oder für alle, die deine Folgen noch nicht gehört haben, gerne nachholen, nochmal eine kurze Einführung. Was machst du, was macht L-mobile Systeme?

JENS MALSO: Okay, dann fasse ich den ersten Teil kurz zusammen. Früher war ich Programmierer in den 90er Jahren. Dann habe ich ERP-Systeme eingeführt. Danach haben wir gemeinsam L-mobile gegründet, und seitdem beschäftige ich mich mit der Entwicklung von Technologie, dem Ausdenken von Produktansätzen, sagen wir mal. Produkte fertigzustellen ist nicht mein Herzensthema.

ANDREA SPIEGEL: Sondern eher die Ideen zu finden, quasi.

JENS MALSO: Genau. Und ja, in den letzten zehn Jahren habe ich mich hauptsächlich damit beschäftigt, komplexe Projekte zu leiten. Insbesondere dort, wo Maschinensignale auf Software treffen, wo Schnittstellen von ERP zu anderen Dingen stattfinden. Das ist das, was ich gerne mache. Ich bin Spezialist für LogistikAutomotive und Fertigung im Wesentlichen.

ANDREA SPIEGEL: Und die Systeme sind quasi die Leute, die dahinterstecken, wo das zu Ende gedacht wird, wo du die Ideen anstößt.

JENS MALSO: Ja, genau. Ich bin nur ein Mensch, deshalb braucht es mehr Hände als meine beiden.

ANDREA SPIEGEL: Okay, perfekt.

ANDREA SPIEGELJens, bevor wir jetzt ins Thema einsteigen, stellen wir immer noch eine kleine Frage, damit wir dich noch ein bisschen besser kennenlernen. Und zwar würde mich interessieren, wenn du dich als Getränk beschreiben müsstest, welches wäre das und warum?

JENS MALSO: Puh. Mojito.

ANDREA SPIEGEL: Warum?

JENS MALSO: Viele FacettenSüßsauer. Es ist nicht ganz einfach, mit mir zusammenzuarbeiten. Und ich behaupte mal, ich bin sowas wie eine Geschmacksfrage. Ich polarisiere ein wenig.

ANDREA SPIEGEL: Sehr gut, perfekt. Vielen Dank dafür. Dann würde ich sagen, wir steigen direkt ein.

ANDREA SPIEGEL: Ich habe schon ein bisschen verraten, es geht heute um vertikale Liftsysteme. Kannst du uns trotzdem einmal kurz abholen? Was gibt es denn überhaupt für Liftsysteme in Lager- und Logistikprozessen?

JENS MALSO: Wenn es um Lagerung geht, dann gibt es im Wesentlichen vertikale Systeme. Das sind entweder Lifte, die wahlfrei zugreifen oder Paternoster, die umlaufend bereitstellen. Alles, was darüber hinausgeht, sind komplexere Geometrien. Also sagen wir mal Hochregale mit einem Bediengerät oder der berühmte Auto-Store – keine Regale, nur Boxentechnik. Und dann gibt es noch spezialisierte Systeme wie Tragarmlager, die im Wesentlichen als Puffer funktionieren. Aber was die bloße Lagerung, also die Ein- und die Auslagerung angeht, sind die vertikalen Systeme auf jeden Fall die am meisten verwendeten.

ANDREA SPIEGEL: Die sind wahrscheinlich auch am platzsparendsten nachher, wenn es nach oben geht und nicht in die Breite.

JENS MALSO: Ja, aber das tun ja im Wesentlichen fast alle diese Systeme, nur dass die eben ganz komprimiert sind. Also sagen wir mal, die nehmen nebeneinander auf dem Boden einen Platz von vielleicht fünfzehn Quadratmetern ein. Dafür sind sie aber 12 Meter hoch. Also das ist schon eine Masse, was da drin aufbewahrt wird.

ANDREA SPIEGEL: Okay, wenn wir uns jetzt heute die vertikalen Liftsysteme mal genauer angucken, warum würdest du denn ganz allgemein einem Unternehmen empfehlen, so was überhaupt einzusetzen? Oder ist es für jeden irgendwie relevant?

JENS MALSO: Es ist möglicherweise nicht für jeden relevant. Aber was die Vergangenheit und die aktuelle Situation zeigen, ist, dass quasi alle unsere Kunden platzmäßig aus allen Nähten platzen. Überall ist es voll. Es ist kaum Platz auf dem Boden. Da zu bauen ist zeitaufwendig.

ANDREA SPIEGEL: Auch kostenintensiv.

Ja, kostenintensiv. Das war es schon immer. Aber sagen wir mal, nicht jede Firma hat hinterm Haus noch schnell eine Wiese, wo man gerade noch was hinstellt. Und man könnte sagen, Platz ist Premium. Und wenn ich quasi waagerechte oder horizontale Lagersysteme habe, die verbrauchen halt Unmengen an Platz und sind grundsätzlich zwar effizient, aber was den Platz angeht, völlig bitter. Und die vertikalen Systeme, die sind da schon gut. Man kann viel Platz dadurch ersetzen durch bessere Lagerung.

ANDREA SPIEGEL: Was hat jetzt ein Liftsystem für einen Vorteil gegenüber einem klassischen Hochregallager oder einem Verschieberegal oder was es da sonst noch alles gibt? Was ist der Vorteil von so einem Liftsystem?

JENS MALSOVerschieberegale sind besonders, weil sie große Gewichte handhaben können. Da kann ich an Gewicht reinwerfen, was ich will. Das passt. Es geht bei Liften nicht ganz so. Bei Hochregalen auch nur eingeschränkt. Der Unterschied ist schlicht: Hochregale sind in einer anderen Liga. Eine andere Liga an Komplexität. Eine andere Liga an Kosten. Und ganz klar, für ein Hochregal brauche ich ein eigenes Gebäude. Das ist nichts, was ich mal grad irgendwo in die Halle stelle. Ich brauche erst eine Halle und dann kann ich da rein ein Hochregal bauen. Ich behaupte mal, die sind nicht direkt vergleichbar. Vom Grundsatz her klar, ich lagere. Aber unter dem Strich eine andere Sorte Geld und auch eine andere Sorte Aufwand. Das Projekt um ein Hochregal herum ist immens.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt, so ein Lift lässt sich leichter in eine bestehende Struktur integrieren?

JENS MALSO: Definitiv.

ANDREA SPIEGEL: Wie arbeitet denn generell so ein automatisiertes Liftsystem? Kannst du das einfach nur mal ganz grob beschreiben? Wie läuft das ab? Du hast schon gesagt, es gibt die Standardliftsysteme, quasi die Vertikale. Und es gibt diese Paternoster-Systeme. Vielleicht kannst du uns das einmal kurz erklären. Was sind die Unterschiede?

JENS MALSO: Ein Paternoster ist wie der alte Aufzug, den man kennt. Das sind Kabinen oder in dem Fall also waagerechte Regalsysteme, die an einer Kette angebracht sind. Das heißt, die Kette kann nur in eine Richtung fahren. Und ich kann buchstäblich ein bestimmtes Regal nur dann anfordern, wenn ich alle anderen an mir vorbeifahren lasse. Und daraus folgt direkt, Entnahmen aus einem Paternoster müssen vorgeplant sein. Die sind nicht wahlfrei. Ich kann nicht sagen, den hätte ich gerne. Sondern ich gebe am besten vorher 100 Positionen ein und der Lift fährt. Das sind die Paternoster. Und die Liftregale oder Shuttle funktionieren völlig anders. Die haben Tablare, also Regalbretter, wenn man so will. Und die werden einsortiert. Und die sind alle verschieden hoch. Also je nachdem, was draufsteht, dementsprechend viel Platz nehmen die ein. Und ich kann sagen, bring mir Tablar 24. Und der Lift wird hingreifen, das Tablar nehmen und mir das bringen. Da gibt es ganz fuchsiges Zeug.

ANDREA SPIEGEL: Gerne ein Beispiel, wenn du eins hast gerade.

JENS MALSO: Ja, also Lifte haben Portale. Also ein Loch. In dieses Portal hinein fördert der Lift das Tablar. Jetzt gibt es Lifte, die haben mehr als ein Portal. Erster Stock, Erdgeschoss, Rückseite, Vorderseite. Man kann sich da alles ausdenken. Und die mehrzahligen Lifte können genau ein Tablar zur selben Zeit fahren. Also ich kann sagen, gib mir dieses Tablar und das ist es. Während das fährt, fährt kein anderes. Und daraus folgt auch, dass ich erst das Tablar wegräume und dann ein neues kommen lasse. Das ist eine Einschränkung, ein Bottleneck in dem Konzept. Dann gibt es Doppeltablar-Lifte. Das ist in der Kostenstruktur deutlich weiter rum. Und diese Lifte können zwei Tablare zur selben Zeit bewegen. Also ich kann quasi eins vor mir stehen haben, weiteres fahren, das vor mir wegräumen und das zweite kommen lassen. Das ist sehr cool und das ist nicht preiswert. Aber ich kann auf diese Weise größere Lifte bauen, die mit einer höheren Frequenz fahren.

ANDREA SPIEGEL: Das wäre jetzt meine nächste Frage gewesen. Was mache ich denn, wenn ich mehrere Mitarbeiter habe, die an demselben Lift gerade was holen wollen? Also wenn ich mit dem Gabelstapler hinfahren kann, dann können auch zwei Leute vielleicht an zwei Enden vom Regal gerade was rausnehmen. Bei so einem Lift macht man das ja wahrscheinlich dann nicht mehr.

JENS MALSO: Kommt drauf an.

ANDREA SPIEGEL: Worauf?

JENS MALSO: Also die Dinge in einem Lift sind klein. Also typischerweise durch Menschenhand bewegbar. Es gibt welche, da wird mit einem sogenannten Mover bewegt. Also da habe ich quasi so was wie einen Saugarm und damit kann ich auch schwere Gewichte, also durchaus so 70, 80 Kilo, einfach leicht bewegen. Was mir mal ein blaues Auge eingebracht hat.

ANDREA SPIEGEL: Wollen wir jetzt nicht vertiefen, nehme ich an, oder?

JENS MALSO: Ich sage mal so, die Dinge werden zwar leichter, behalten aber ihre Masseträgheit. Okay. Jeder darf sich darunter vorstellen, was immer er will. Ein Mensch vor einem Lift muss immer warten, bis das Tablar gekommen ist, bis es gegangen ist, bis das nächste Tablar gekommen ist. So ist es eben. Zwei Leute waren doppelt so lange. Denn manchmal warte ich auf mein Tablar, manchmal auf das meines Nebenmenschen. Insofern kein Vorteil für mehr als eine Person vor dem Portal.

Das geht erst dann weg, wenn ich mehr als einen Lift habe. Wenn man sich also vorstellt, dass ich alleine zwei Lifte habe, während ich an dem linken picke, fährt der rechte, ich gehe rüber und währenddessen fährt der linke Lift. Das heißt, ich erspare mir die Wartezeit, reduziere meine Tätigkeit nur auf den Pick oder den Put, je nachdem. Und das führt zu einer Arbeitsverdichtung. Für den Menschen ist das einerseits gut, weil der nicht dieses mehr oder minder quälende Warten hat. Also sagen wir mal, 30 Sekunden fühlen sich lang an, wenn man darauf wartet. Und auf der anderen Seite führt es dazu, dass meine Tätigkeit unheimlich dicht wird. Ich bin die gesamte Zeit in Bewegung. Und ich mache die ganze Zeit das, was ich eben tue. Und es gibt dazwischen keine Pause. Das heißt, es führt dazu, dass die Leute, die das tun, sehr über lange Zeit eine hohe Konzentration aufbringen. Und das macht den Prozess möglicherweise fehleranfälliger durch den Menschen selber, weil derjenige sich schlicht nicht mehr so konzentrieren kann.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt, es ist keine Tätigkeit, die man einem den ganzen Tag aufwürdet, sondern es ist am besten etwas, was man ein bisschen abwechselt.

JENS MALSO: Ja, oder unterstützt durch technische Maßnahmen.

ANDREA SPIEGEL: Die da wären?

JENS MALSO: Die meisten Systeme haben einen Laser. Der Laser zeigt auf die Stelle, auf der meine Tätigkeit stattfindet. Das funktioniert gut, solange das, was da steht, eine flache Oberfläche hat. Wenn man sich jetzt einmal vorstellt, dass dort Kartons stehen und die sind oben offen. Und ich persönlich, jetzt bin ich 1,70 m, sagen wir mal, ich kann nicht über die Kante gucken. Jetzt könnte man sagen, ja gut, dann brauchen wir eben Leute, die 1,90 m groß sind. Das macht es viel besser.

ANDREA SPIEGEL: Oder Stelzen.

JENS MALSO: Stelzen, hervorragende Idee. Fakt ist, wenn der Laser in die Kiste leuchtet, sehe ich den einfach nicht mehr. Das klappt gut bei bestimmten Situationen, das klappt schlecht bei anderen. Dann gibt es Systeme, die quasi einen Bildschirm entlang des Portals haben. Also quasi ein Bildschirm, der ist so 10 cm hoch und halt 3 m breit. Und auf dem steht farblich, da ist meine Spalte. Und die Farbe reguliert, bin ich in der ersten Reihe, bin ich in der zweiten, bin ich in der dritten. Und daneben steht, was es ist und wie viel es ist. Auf diese Weise kann man schon viel erzeugen und wir hängen zusätzlich in das Portal, wenn das denn geht, einen Bildschirm und ich sehe auf dem Bildschirm mein Feld. Und der Feldplatz, von dem ich nehme oder in den ich lege, ist markiert. Das führt zu fast null Fehler. Inwieweit sich das über die Schicht verschiebt, wurde noch nie so richtig erforscht. Aber da ich das selber mal für mich mal getan habe, einen Tag lang, weiß ich, dass man an dem Abend zu keinen intellektuellen Leistungen mehr fähig ist.

ANDREA SPIEGEL: Also keinen Podcast, nachdem man sowas gemacht hat?

JENS MALSO: Gerne nicht.

ANDREA SPIEGEL: Gerne nicht, alles klar. Okay, jetzt hast du gerade schon so ein bisschen angesprochen, okay, da hat mich dann ein Display, da wird irgendwas angezeigt und so weiter. Wenn wir uns jetzt die Lifte anschauen, das heißt, die kommen mit einer Art Softwarelösung? Oder wie muss ich mir das vorstellen? Woher weiß das System denn, wo es was abgelegt hat?

JENS MALSO: Weiß es im besten Falle nicht.

ANDREA SPIEGEL: Wieso im besten Fall? Immer diese Cliffhanger.

JENS MALSO: Bei den meisten Unternehmen gibt es eine ERP-Lösung. Die dient dazu, alle unternehmerischen Belange in dem Unternehmen mindestens mal zu speichern, im besten Fall zu regeln. Eines von diesen Dingen ist der Bestand. Und wenn es denn geht, auch wo der Bestand ist. Das sogenannte WMS, Warehouse Management. Wenn ich jetzt daneben, sagen wir mal, ich hätte drei Lifte und jeder dieser Lifte wüsste um seinen eigenen Bestand, dann habe ich also drei weitere Systeme geschaffen, die sich merken müssen, wo was liegt, in welcher Menge. Und in allen dreien muss eine Inventur gemacht werden und so weiter und so fort. Und wenn ich jetzt einen Prozess etablieren möchte, dann besteht natürlich die Möglichkeit, dem jeweiligen Lift zu sagen, ich hätte gerne diese Dinge. Auf hier, auf hier. Dann

könnte der Lift in seinen Bauch schauen und sagen, wo habe ich die denn? Und dann bringt er ein Tablar und macht all das. Und das gibt es. Jeder von den Lift-Herstellern bietet so ein System. Mehr oder minder gut. Alle fähig zu dieser Tat.

ANDREA SPIEGEL: Also ich könnte die im Zweifel autark nutzen. Alles klar.

JENS MALSO: Und würde die aus dem ERP-System heraus betrachten als einen Block, auf dem Dinge liegen. Aber ich würde mir keine Gedanken machen, wo die liegen.

Jetzt muss ich das ja nachfüllen. Das ist das Erste, muss ich gezielt nehmen. Manchmal brauche ich zehn, da sind aber nur sieben. Was mache ich dann? Dann muss der Lift ja mit dem ERP kommunizieren und sagen, ja, drei fehlen, mach eine neue Position, weiß der Teufel. Das ist alles sehr mühselig, weil das sehr dynamisch ist. Denn es geht ja um kleine Dinge.

ANDREA SPIEGEL: Also dieses Hin- und Herschieben von den Daten und den Informationen.

JENS MALSO: Ja, nicht nur das. Man muss eben einen sehr komplexen Zwei-Wege-Ablauf mit dem ERP-System machen. Über mehrere Menschen und, wenn es schlecht läuft, über mehrere Lifte, die alle das da wollen. Ich muss meine Picklisten zerteilen und sagen, diese Teile aus diesem, diese Teile und so weiter. Das ist ein, ja, aus meiner Sicht kein besonders innovatives Konzept. Und es wäre mir lieber, und in den Projekten, die ich mache, ist das immer so, dass der Lift gar nicht weiß, was er lagert und wie viel und wo. Und der weiß noch nicht mal, wie die Tablare aussehen. Wir definieren aus im ERP-System, wie die Tablare aussehen. Wir legen jeden Platz als Platz im ERP an. Wir steuern alle diese Prozesse zentral. Das heißt, das ERP weiß zu jedem Zeitpunkt, was liegt wo, was fehlt wo, was kommt von wo. Zu dem Beispiel zurück, dass ein Mensch zwei Lifte hat oder drei Menschen fünf Lifte oder zehn Menschen zehn Lifte oder was auch immer. Ich plane die Entnahme, schicke den einen Menschen zu diesem Lift, während der da fährt, für diesen Menschen. Jetzt geht der hier hin und der geht hier hin. Ich kann mich also quasi voll darauf konzentrieren, dass ich diesen ganzen Vorgang administriere und kann die Lifte anweisen, bring dieses Tablar, bring jenes Tablar, bring dieses Tablar. Das eröffnet viel größere Freiheiten in dem Prozess.

ANDREA SPIEGEL: Okay, jetzt klingt es ja immer super schön, dieses, alles ist dann einfach im ERP-System und dann passt es einfach wunderbar zusammen. Ist das so einfach? Also wenn du sagst, der Lift kommt eigentlich mit einer eigenen Software, das ERP-System ist eine eigene Software, jedes Unternehmen hat irgendwie tendenziell ein anderes ERP-System. Wie kommen die jetzt zusammen? Was braucht es da? Kann man die einfach direkt miteinander connecten oder muss da was dazwischen? Oder wie sieht es aus?

JENS MALSO: Die ERP-Systeme sind stark in bestimmten Dingen und schwach in bestimmten anderen Dingen. Und die direkte Kommunikation mit Hardware ist definitiv was, was in ERP-Systemen nicht vorgesehen ist. Ja, das ist nicht in der Genetik eines ERP-Systems. Es gibt immer Module und Anpassungen und all diese Dinge, aber ERP-Systeme sind grundsätzlich nicht auf den Kontakt mit Maschinen vorbereitet. Also ich sage mal solche Reizworte wie ASCII-Files, so was, gruselig.

Man braucht eine vom ERP abgesetzte Instanz, die diesen Prozess dynamisch erzeugt für die Menschen, die den bedienen müssen. Im ERP-System ist etwas eine Ladeliste, ein Lieferschein, eine Kommissionierliste, so was. Das hilft mir aber dabei nicht, weil die zu eng in ihrem Rahmen sind. Also diese Dinge sind, wie sie sind. Am besten druckt man sie aus, nimmt einen schönen Druckkugelschreiber und füllt sie aus. Und dann tippt man sie ab. Da ist kein Spielraum für Optimierung drin. Und es mag Menschen geben, die dann zwei dieser Listen nehmen und sagen, Moment mal, so, ah ja, die sind gleich, die nehme ich beide vom selben Platz. Ja, kann man machen.

ANDREA SPIEGEL: Aber ist das dann auch eher Zufall, je nachdem, wie viele Bewegungen man nachher hat?

JENS MALSO: Ja, und wie gut diese Menschen sind, die das tun. Und das heißt, wir brauchen dazwischen eine Instanz, egal wie die aussieht, die auf der einen Seite die Lifte, naja, sagen wir mal, orchestriert und den Menschen die richtigen Anzeigen bringt und die auf der anderen Seite das ERP bedient mit den dazu notwendigen Veränderungen im Bestand und im Zustand dieser Picklisten und was es da alles gibt. Es gibt ja da Einschränkungen, hier bitte nur eine Charge, hier mehrere Chargen und so fort. Und, das darf man nicht vergessen, die Lifte sind nie am Ende eines Prozesses. Nie. Die sind immer in der Mitte eines Prozesses. Das heißt, die haben immer etwas, was davor passiert und die haben immer auch etwas, was danach passiert.

ANDREA SPIEGEL: Kannst du das mal an einem Beispiel kurz festmachen, dass allen klar ist, wovon du sprichst?

JENS MALSO: Ich kaufe etwas, es kommt, der Lkw-Fahrer will wieder weg. Klar, der muss wieder zurück nach Gott weiß wohin. Das heißt, er hat ein hohes Interesse, wupp, Pritscher auf den Hof, Karre leer, Unterschrift. Da bleibt keinerlei Zeit, das mal schnell ins Regal zu räumen. Es gibt also einen zweistufigen Wareneingang. Die Dinger stehen jetzt auf Paletten auf dem Boden. Ich habe auch einen Lieferschein, da steht sogar drauf, was das ist. Jetzt müsste ich die gerade noch schnell bekleben, separieren, in Gebinde zerlegen und all diese Dinge. Und dann kann ich die rübertragen in meine Halle und dann muss ich die einlagern. Jetzt stellen wir uns vor, ich habe diese Technik, dass ich zwei Lifte pro Person habe oder fünf für drei Personen.

Dann kann nicht ein und derselbe Artikel nur in einem Lift liegen, weil nämlich dann alle meine Jungs vor dem einen Lift stehen, weil die diesen Artikel brauchen. Also muss ich schon beim Einlagern dafür sorgen, dass ein Teil hier hinläuft, ein Teil da hinläuft. Ich muss dafür sorgen, dass zwei Teile, also genau genommen dasselbe Teil in zwei Chargen niemals auf demselben Tablar liegt, sondern auf verschiedenen, damit die Verwechslungsgefahr wegfällt. Damit ich nicht dann doch mal den anderen Artikel nehme, nur weil er gleich aussieht. Das kann ich aber nicht steuern, wenn ich den Lifters machen lasse, denn der weiß ja nichts davon. Und das kann im Grunde nur das ERP, aber das ERP kann nicht einlagern, weil es keine Strategie vorhält, sowas wie diese Liftsysteme dann auch intelligent zu befüllen als Beispiel. Und auf der anderen Seite vom Prozess will ich die Teile ja wieder haben. Also ich picke aus den Liften, das heißt ich habe Dinge, die gehen in die Fertigung, ich habe Dinge, die gehen zum Kunden, ich habe Dinge, die gehen zu meinem Fremdfertiger. Die sind vielleicht gar keine Bestände, das sind Dinge, die haben noch nicht mal eine Artikelnummer.

Also als Beispiel, ich nehme ein Blech, schneide es aus, bohre ein Loch rein, mache so eine Kante rein, aber solange das nicht rot gefärbt ist, ist es kein Teil. Das ist einfach nur ein Stück Blech, es hat keine Artikelnummer, aber es wird trotzdem in den Lift gelegt. Und dann, wenn der Lackierer sagt, kannst du mir eine neue Kiste schicken, dann schicke ich dem die. Aber das ist gar keine Artikelnummer, als Beispiel.

Wenn ich Automotive versende, dann muss ich die aus dem Lift nehmen, muss die wohlmöglich etikettieren und in die Kiste legen und auch die muss etikettiert sein. Und daran anschließt die Verpackung und die Verladung. Das heißt, ich muss danach das alles in den Versand bringen oder in den Packbereich und jetzt kommt von woanders eine zweite Palette, die gehört damit zu. Ich muss die zusammenführen. All diese Dinge lassen sich über so eine limitierte Schnittstelle wie diese abbilden. Ich schicke dir eine Datei mit den Dingen, die ich haben will, du schickst mir eine Datei mit den Dingen, die der genommen hat. Das ist wie als würde man eine Sprache bauen ohne Verben. Man kann nicht besonders viel sagen auf diese Weise. Oder man steckt eine unendliche Mühe da rein.

ANDREA SPIEGEL: Vielleicht, um das Thema ERP noch ein bisschen abzuschließen. Ich habe es jetzt glaube ich schon rausgehört, vielleicht kannst du es nochmal in einem Satz zusammenfassen, warum will ich denn überhaupt mein ERP anbinden? Also, warum ist das nicht von vornherein so gegeben, dass man das so anbinden kann? Gibt es wirklich so viele Use Cases, wo der Lift einfach als autarkes System genutzt wird, oder macht das halt niemand, weil das zu komplex ist? Oder wie muss ich mir das vorstellen? Also, warum will ich das überhaupt haben?

JENS MALSO: Sicherlich ein Drittel oder so aller Anwender, aller Unternehmen, die sagen, interessiert mich alles nicht. Ich habe einen Lift, ich weiß, was da drin liegt, meine Jungs haben Zettel, alles gut. Und das ist sicherlich völlig valide. Es gibt sicherlich Unternehmen, da ist das so. Und es interessiert wirklich nicht so sehr. Es geht um die Trennung von Zuständigkeit, aus meiner Sicht. Das heißt, der Vertrieb vertreibt, das Lager lagert und die Logistik bewegt. Und das ERP ist ja buchstäblich verantwortlich für all diese Dinge gleichzeitig. Und warum trenne ich das nicht auf? Warum gehe ich nicht hin und bringe der Logistik eine Funktionalität, die perfekt das unterstützt, was sie tut. Und die sich wenig darum kümmert, warum das so ist, Hauptsache es funktioniert so. Und es funktioniert möglicherweise gut. Und wenn ich diese Dinge auseinanderhake, dann schaffe ich damit sozusagen Grenzen von Verantwortlichkeit, wo ich dann sagen kann, Bestand stimmt, Logistik macht, Sendung geht raus. Und wenn das nicht geht, weiß ich auch genau, wo ich das Problem suchen muss. Das ist aus meiner Sicht der große Vorteil von so einer Schnittstelle.

ANDREA SPIEGEL: Okay. Jetzt haben wir ja viel über die Grundlagen geredet. Was sind überhaupt Lifte und wie funktioniert das so ganz grob. Jetzt hätte ich gerne noch ein oder zwei konkrete Beispiele, wie sowas aussehen kann. Also, wenn ich jetzt einen Lift habe oder vielleicht auch mehrere Lifte – das weißt du besser, wie häufig das vorkommt, auch beim Kunden. Hat einer wirklich nur einen Lift oder sind das immer mindestens zwei, drei oder sind wir irgendwie bei zehn bis 40 Liften? Ich habe da keine Zahl dafür. Das kannst du mir gleich vielleicht mal ein bisschen aus der Erfahrung erzählen. Und dann einfach die Frage, wie fange ich sowas an, wenn ich jetzt sage, okay, ich habe hier mehrere Lifte, vielleicht im Einsatz, und ich möchte die gerne mit meinem ERP zusammenbringen, weil das, was Jens hier gerade erzählt hat, irgendwie super sinnhaft klingt und das hätte ich auch gerne bei mir.

Wie gehe ich das an? Also, was muss ich als Unternehmen vielleicht vorbereiten, damit man so eine Anbindung schaffen kann? Was haben meine Prozesse vielleicht damit zu tun? Was hat vielleicht die Anzahl der Lifte damit zu tun? Was hat vielleicht die Anzahl der Anbieter der Lifte damit zu tun? Also, habe ich vielleicht Lifte nur von einem Anbieter, habe ich vielleicht verschiedene Anbieter? Worauf kommt es an? Wie gehe ich so ein Projekt an und was muss ich mitbringen oder was kann ich vorbereiten?

JENS MALSO: Es gibt ganz, also obwohl die Lifte sich sehr ähnlich sind, gibt es sehr, sehr unterschiedliche Prozesse um die Lifte herum. Sagen wir mal, ich habe ein oder zwei Lifte, dann ist es relativ einfach. Dann geht es quasi nur um den Vorprozess und den Prozess, der folgt. Das Entnehmen aus dem Lift ist relativ klar. Da gibt es auch wenig Varianzen, da kann man nicht groß was ausnehmen.

ANDREA SPIEGEL: Rein oder raus halt.

JENS MALSO: Yes. Wobei speziell beim Rein gibt es noch ein bisschen Mühe. Ich muss also quasi mir überlegen, was ist meine Wiederbefüllstrategie. Was muss ich vorbereiten als Unternehmen? Ich muss mir überlegen, wie die Tablare aufgebaut sind. Also ich muss mir Feldanteilungen ausdenken, gerne nicht so viele. Ich sage mal, sinnvoll sind vielleicht fünf unterschiedliche Muster. Und die muss ich im ERP ausdefinieren.

ANDREA SPIEGEL: Kannst du kurz ein Beispiel für so ein Muster machen?

JENS MALSO: Sagen wir mal, ich habe Kleinteile. Dann habe ich sehr, sehr viele. Vielleicht fünf Reihen und 25 Plätze. Und das sind alles kleine Quadrate. Alternativ, ich habe Dinge, die in so eine Box passen. Viele verschiedene. Aber ich habe auch Kabelbäume. Das heißt, mein erster Platz ist drei Meter weit. Vielleicht sind darüber Boxen, die zweireihig sind. Und dann habe ich einen, da müssen Teile rein, die besonders viel laufen. Da habe ich einen schönen großen Platz. Da sind 100 von diesen Dingen drin. Das heißt, ich muss mir überlegen, in welcher Häufigkeit nehme ich meine Teile? In welcher Häufigkeit wiederbefülle ich die? Sind das Chargenteile oder nicht? Welche Teile kommen in Aufträgen besonders gerne gleichzeitig vor? Schraube und Mutter. Nur mal so als Bild. Ich würde vermeiden, dass ich die M8-Schraube und die M8-Mutter auf verschiedene Tablare lege.

ANDREA SPIEGEL: Tablare sind dann Regalebenen.

JENS MALSO: Ja, also wenn man so will, Regalbretter. Und das muss ich mir überlegen. Dann muss ich mir überlegen, in welcher Menge lege ich das dahin? Das heißt, meine Zukaufgebinde müssen da irgendwie draufpassen. Es hilft ja nicht, wenn ich alles in solchen Umzugskartons bekomme, weil ich kriege sie nicht da rein. Das heißt, meine Plätze müssen zu meinen Mengen passen, meine Mengen müssen zu meinen Verbräuchen passen, die Art, wie ich die verbrauche. Und all das muss zu den Mengen passen, wie ich sie kaufe. Das ist die erste Aufgabe. Und das ist, je nach ERP-System, keine kleine Sache. Das ist also nichts, was ich mir irgendwann mal zwischen Suppe und Kartoffeln ausdenke. Sondern typischerweise ist es ein Prozess, der einen Monat oder zwei dauert, bis ich da was gefunden habe. Dann geht man live und dann stellt man fest, dass man das vielleicht besser anders gemacht hätte.

ANDREA SPIEGEL: Also erst mal die eigenen Prozesse anschauen, hinterfragen.

JENS MALSO: Erst mal das Mengengerüst lernen.

ANDREA SPIEGEL: Und genau, erst mal so den generellen Durchlauf und so weiter.

JENS MALSO: Genau. Danach, das ist ja für Kunden, die noch keinen Lift haben. Dann kommt nämlich noch was ganz Gemeines. Die meisten Kunden haben ja ein Lager und wollen das ersetzen. Jetzt kann sich ja jeder vorstellen, wie sich das anfühlt, wenn ich mein Lager mal kurz abbaue, ein Loch in die Halle stanze, einen Lift reinstelle und dann schnell alles wieder in die Lifte reinlege. Das führt natürlich zu einer gewissen Übergangsproblematik. Ich sag mal so schlimme Dinge wie Inventur oder so. Und ich kann natürlich in der Zeit nicht liefern. Da steht nämlich alles auf dem Boden oder draußen im Zelt. Das ist auch was. Also genau der Übergang in diese Welt, der ist…

ANDREA SPIEGEL: In die Welt der Lifte sozusagen.

JENS MALSO: Ja, das schmerzt. Also das muss man mit einrechnen, dass das ganz schön gemein ist. Und da kommt noch was. Man kann das nicht testen. Das geht nicht. Denn die meisten Leute haben im Keller keinen Testlift.

ANDREA SPIEGEL: Warum denn nicht?

JENS MALSO: Man weiß es nicht.

ANDREA SPIEGEL: Die werden wieder hier liegen. Möglicherweise.

JENS MALSO: Es gibt dazu Simulatoren, mit denen man das simulieren kann. Die sind sehr gut. Es gibt aber nur einen Hersteller, der so einen Simulator anbietet. Die anderen tun es nicht. Das heißt, wenn man sich für einen der anderen Anbieter entscheidet, dann kann man das nicht testen. Ich muss es wirklich ausprobieren im wahren Leben, leider im Port-System. Das ist relativ spannend.

ANDREA SPIEGEL: Intensiv, ja.

JENS MALSO: Yes. So, und dann gibt es die Kunden, die haben schon Lifte. Also die haben schon Lifte, aber die sind nicht eingebunden. Diese Lifte haben oft die Problematik, dass die ein bisschen älter sind. Also noch ein bisschen eingeschränkter in ihrer Kommunikation. Da muss man dann tricksen. Dann muss man all das auch tun, nur man tut das, während die Dinger in Betrieb sind. Das macht es nicht leichter. Man muss also quasi zwar nicht umbauen, aber ich muss all das tun, während ich die benutze. Das macht es nicht leichter. Ganz vorrichtig.

Ja, und dann gibt es noch die Kunden, die eine größere, komplexe Umgebung planen. Also viele Lifte haben und Lifte mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedeutungen. Also als Beispiel.

ANDREA SPIEGEL: Ein Beispiel, gerne.

JENS MALSO: Ein Beispiel aus einem Kunden, der sich jetzt vielleicht wieder erkennt. Ich habe Aufträge, wo Kunden von mir kaufen, was ich eben herstelle. Ich habe Lifte, in denen Ersatzteile liegen und ich habe Lifte, in denen ich Sendungen schon vorverpacke, weil das Packen selber sehr zeitlich über einen längeren Zeitraum erfolgt. Aber ich will Sendungen, naja, on spot vollständig haben. Also habe ich Puffer, ich habe Lager und ich habe Ersatzteile. Und dort, also die Pufferlifte sind besonders, weil riesig, also die können auch richtig Gewicht tragen. Also ich meine, die können auf so einem Tablar auch mal 700 Kilo, 800 Kilo, also das ist schon eine Menge. Und die Lagerlifte enthalten den größten Teil der Teile, also das größte Spektrum an Artikelnummern und auch die größten Mengen. Und die gibt es zweimal, identisch. Und dann gibt es zwei Ersatzteile. Jetzt geht bei einem Kunden auch schon mal was kaputt, was nicht klassisch Ersatzteil ist. Stapler reingefahren oder so. Dann muss ich die umnutzen. Ich muss also plötzlich für die Ersatzteile etwas aus einem anderen Lift nehmen. Und jetzt kommt das mit den mehreren Leuten. Ich habe also jetzt ein Team von Leuten, die alle wandern. Und wenn ein Ersatzteilauftrag kommt, der hier etwas braucht, dann wird der beiseite geschoben und dann geht der wieder raus.

Das ist komplex. Und da kommen wir jetzt zu der Geschwindigkeit. Jeder, den man fragt, der sagt, boah sind die langsam, boah ist das schlimm, können die nicht schneller fahren? Ich behaupte, wenn die Lifte noch ein bisschen schneller fahren würden, dann würden die Teile runterfallen. Er würde quasi das Tablar wegfahren und die Teile oben stehen bleiben.

ANDREA SPIEGEL: Wie so ein Comic. Und erst wenn sie sehen, dass sie in der Luft hängen, fallen sie runter.

JENS MALSO: Yes, der Roadrunner. Genau. Aber in Wahrheit ist das gar nicht so. Das ist empfunden. Denn 30 Sekunden zu warten, bis sie zu Ende sind, kommt einem vor wie die Ewigkeit. In Wahrheit ist die Effizienz, die durch die Liftsysteme erreicht wird, enorm. Das sind nicht 5 Prozent schneller, das sind 80 Prozent schneller. Durch die Dichte der Picks und auch durch das Zusammenfassen von Aufträgen.

Ich suche vorher, das macht das System selber, zwei Aufträge, die besonders stark überlappen. Die womöglich dieselben Teile nehmen, die natürlich an demselben Platz liegen. Und ich picke jetzt so viel schneller, dass wenn man nachher nachmisst, fast alle überrascht sind. Das kam einem so langsam vor. Aber in Wahrheit ist das deutlich besser als die Lagerung im Regal mit dem sogenannten Mann zur Ware. Das kann man nicht vergleichen.

ANDREA SPIEGEL: Und wenn wir jetzt noch mal drauf gucken, diese Anbindung ans ERP nachher selbst, wie muss ich mir das vorstellen? Du hast jetzt gesagt, es gibt dann diesen Pufferlift, es gibt den Teilelift, wo die Teile, die ich versende, drin sind. Und dann gibt es diese Ersatzteil-Thematik. Baue ich eine Schnittstelle und dann passt das und dann funktioniert das für alle? Oder ist es dann wieder für jeden Lift, brauche ich was extra, weil die eben unterschiedlich anzubinden sind?

JENS MALSO: Nein, angebunden sind die Lifte immer gleich. Jeder Hersteller bietet eine direkte Schnittstelle in seinen Lift, bis auf einen Hersteller. Aber mit dem haben wir tatsächlich noch kein Projekt vorgefunden. Und die Anbindung der Lifte ist gleich. Fertig.

Die Prozesse um die Lifte herum, die sind immer unterschiedlich. Das heißt, die Instanz zwischen dem ERP und den Liften, die muss das regeln. Und in nicht wenigen Fällen ist das schlicht Programmierung. Und man kann damit derartig leichtfüßige Prozesse schaffen, dass man nachher sich wundert, wie das alles ineinander passt. Und oft passiert das dann noch in Verbindung mit Förderern. Also RollenbahnenaufzügeVertikalbeweger, solche Dinge, die mir dann mein Paket abnehmen und es fließt einfach zu dessen Bestimmungsort. Und auch das will gesteuert sein. Das ist nichts, was vom Himmel fällt, sagen wir es mal vorsichtig. Sondern man muss das tatsächlich tun.

ANDREA SPIEGEL: Okay. Alles klar. Aber das heißt, ich gucke mir auf jeden Fall meine Prozesse an. Ich schaue mir an, was passiert eigentlich um meinen Lift herum, was brauche ich eigentlich konkret. Und dann, wie du sagst, wenn ich noch keinen Lift im Einsatz habe, erstmal hinterfragen, wie ist meine Lagerstruktur überhaupt.

JENS MALSO: Ja, und wie ist meine Transition. Also wie baue ich mein Lager ab und baue die Lifte auf und wie schaffe ich es dazwischen immer noch handlungsfähig zu bleiben. Spannend.

ANDREA SPIEGEL: Ein spannendes Thema auf jeden Fall.

ANDREA SPIEGEL: Zum Abschluss vielleicht von dir noch so eine Einschätzung, welche Rolle spielen denn Liftsysteme so, sag mal mittel- bis langfristig in der Zukunft von Mittelständlern in Deutschland. Oder welche Rolle sollten sie spielen, deiner Ansicht nach?

JENS MALSO: Ich kann ganz sicher sagen, Lifte sind in Mode. Ich habe in den letzten drei Jahren mehr Lifte angebunden als in den 27 davor. Das ist nicht, weil die Lifte erst gestern erfunden wurden. Die gibt es nämlich schon seit 30 Jahren. Aber ich kann sagen, die Liftsysteme sind sehr populär im Moment und werden benutzt wie ein Hammer. Es sind einfach zu viele, die betrachten die Lifte als Aggregate, die auf eine einzige Weise funktionieren und die keinerlei Wahlmöglichkeit bieten. Das stimmt aber nicht. Lifte, wenn man sie intelligent einsetzt, können richtig cool sein. Und ich denke, dass das in Zukunft noch mehr wird, denn Platz ist Premium.

ANDREA SPIEGEL: Jetzt sind wir wieder am Anfang des Podcasts angekommen.

ANDREA SPIEGEL: Vielen Dank, Jens, für die Einblicke in das Thema Liftsystemevertikale Lifte und wie man die überhaupt ans ERP anbinden kann und warum das vielleicht auch sinnvoll ist. Es war wieder spannend. Ich könnte mir auch vorstellen, dass bei dem einen oder anderen da draußen vielleicht noch eine Frage aufgekommen ist durch die Folge. Wenn dem so ist, dann schreibt uns gerne einen Kommentar oder schickt uns eine E-Mail. Wir leiten die Fragen immer gerne an Jens weiter, und er beantwortet sie dann natürlich auch nochmal im Nachgang. Oder ihr meldet euch einfach mal bei uns, wenn es noch dringendere Fragen gibt.

Ansonsten, wenn ihr Ideen noch für neue Podcastfolgen habt, Themen, die euch beschäftigen, dann schreibt uns das gerne auch in die Kommentare, meldet euch bei uns. Ansonsten lasst uns einen Daumen nach oben da oder eine Bewertung bei Spotify und Co. Da freuen wir uns sehr drüber. Und Jens, vielen Dank, dass du da warst. Hat Spaß gemacht. Es war sehr interessant.

JENS MALSO: Gerne.

ANDREA SPIEGEL: Und wir sehen uns beim nächsten Mal. Mach’s gut. Ciao.

JENS MALSO: Ciao.

Welche Idee steckt hinter der Multikommissionierung in der Lagerlogistik?

„Die Idee bei der Multikommissionierung ist auch da, eben solche Leerfahrten, Leerwege, egal ob jemand läuft oder eben fährt, zu vermeiden.“

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