ANDREA SPIEGEL: Sehr schön. Gibt es denn – mal ganz unabhängig von fahrerlosen Transportsystemen, AMRs und was es da alles gibt – noch irgendeinen anderen Trend, irgendeine andere Technologie, die du abseits deiner gewohnten Pfade entdeckt hast, wo du sagst: Das war cool, das hat mich begeistert, da hätte ich Lust drauf?
CHRISTOPH RIXE: Ja, ich fand wirklich – das habe ich vorhin schon kurz angedeutet – das Thema mit der KI relativ interessant. Es gab auf der LogiMAT auch einen Best-Product-Preis, der dafür vergeben wurde. Dabei ging es konkret darum, dass im Hintergrund eines WMS-Systems mithilfe künstlicher Intelligenz geprüft wird, welcher Prozess für das jeweilige Lagersystem vielleicht besser wäre.
Also zum Beispiel: Macht es Sinn, gewisse Artikelgruppen oder bestimmte Artikel an eine andere Stelle im Lager zu verlagern, um den gesamten Kommissionier Prozess zu optimieren? Sollte man die Waren eventuell umlagern? Erkennt das System Trends in den Kommissionierungen, mit denen sich das System insgesamt verbessern lässt?
Früher hat man das klassisch ein- oder mehrmals im Jahr über eine ABC-/XYZ-Analyse gemacht. Man hat gesagt: Super, meine Highmover lagere ich eher unten, wo man schnell zugreifen kann, und meine C-Teile kommen weiter nach hinten oder oben ins Regal. Das Ganze hat man manuell ausgewertet, meist in Excel – oder, wenn man schon ein moderneres ERP- oder WMS-System hatte, wurden entsprechende Vorschläge automatisch generiert.
Jetzt ist es so, dass dies durch KI im Hintergrund geschieht. Die KI prüft also nicht mehr nur rein mathematisch, was aktuell der Highmover ist, sondern sie lernt im Hintergrund die Gewohnheiten, die Frequenzen, mit denen gepickt wird, und erstellt eine Simulation: Sie nimmt das bestehende Lager, erzeugt eine digitale Kopie und simuliert, wie es sich verhalten würde, wenn man bestimmte Artikel an andere Positionen verlagert.
Dabei wird sowohl ein Vergleich mit den Ist-Werten der Vergangenheit gemacht als auch eine Prognose für die Zukunft. Das System spielt diese Szenarien durch und stellt fest: “Wenn wir dies, das und jenes ändern, wären wir um diesen oder jenen Prozentsatz effizienter.” Diese Erkenntnisse werden dann als Handlungsvorschläge an die Logistikleitung übermittelt. Das finde ich wirklich cool – das ist so ein Use Case, bei dem ich sage: Das ist ziemlich pfiffig.
ANDREA SPIEGEL: Da vielleicht noch eine Frage: Ist das ein unabhängiges System, das ich in jedem WMS im Hintergrund nutzen kann, oder ist es an ein bestimmtes System gebunden?
CHRISTOPH RIXE: Das, was wir da jetzt gesehen haben, war an ein bestimmtes System gebunden. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sich diese Logik in den nächsten Jahren auch weiter am Markt verbreiten wird. Sie ist übrigens ziemlich ähnlich zu dem, was wir gerade für unser Stapler-Light-System entwickeln. Auch dort arbeiten wir mit einer vergleichbaren Logik.
Ich habe jetzt natürlich schon die Idee, mal mit unserer Produktmanagerin für das WMS zu sprechen und zu sagen: “Hey, wenn wir das, was wir bereits haben, etwas adaptieren, kommen wir vielleicht auch in eine ähnliche Richtung.”
ANDREA SPIEGEL: Sehr gut. Das hört sich doch schon mal gut an. Also hast du auch schon Ideen für deinen eigenen Job mitgenommen?
CHRISTOPH RIXE: Ja, ja – tausende! Das war ja auch eines meiner Ziele auf der LogiMAT: mal ein bisschen zu schauen, was die Konkurrenz macht – und daraus zu lernen.
ANDREA SPIEGEL: Das stimmt wohl.