ANDREA SPIEGEL: Vielen Dank für den kleinen Einblick! Jetzt würde ich gerne von dir hören, wie dein Eindruck bei ORTLIEB ist: Wo steht ihr beim Thema Digitalisierung, und warum ist es für euch ein Thema? Also, wir sitzen ja hier aus einem Grund. Es könnte ja auch sein, dass du sagst, es läuft alles gut, wie es ist, und wir brauchen keine großen Schritte. Warum ist Digitalisierung ein Thema bei euch und wo steht ihr da gerade?
THEO WEIß: Ja, ich würde sagen, das Thema Digitalisierung ist keines, das erst heute aufkommt. Schon vor 25 oder 30 Jahren haben wir digitalisiert, damals aber mit anderen Mitteln. Heute geht es darum, bestimmte Prozesse und Abläufe, die wir noch manuell oder papiergestützt durchführen, zu digitalisieren. Derzeit erfassen wir im Unternehmen, welche Prozesse es in den einzelnen Abteilungen gibt, die außerhalb des ERP-Systems ablaufen. In der Kommissionierung zum Beispiel nutzen wir L-mobile und arbeiten fast vollständig digital, ohne Papier.
In der Büroarbeit und bei Abläufen gibt es jedoch immer noch viele Prozesse, die Papier benötigen. Daher analysieren wir aktuell jede Abteilung und schauen, welche Tätigkeiten noch auf Papier basieren, und prüfen, ob wir diese digitalisieren können. Das ist eine spannende Aufgabe, und im nächsten Jahr steht uns in der IT da noch einiges bevor – eine tolle Herausforderung.
ANDREA SPIEGEL: Das klingt so, als wäre Digitalisierung bei euch nicht nur ein Trend, sondern etwas, das euch langfristig begleitet. Kann man das so sagen?
THEO WEIß: Ja, genau. Wie gesagt, wir treiben das schon seit Jahren voran. Jede Aktivität, bei der wir auf Papier verzichten können, unterstützt den digitalen Weg. Jetzt wird es natürlich interessant, die Systeme miteinander zu vernetzen. Das bedeutet, dass man beispielsweise einen Workflow startet, der weitreichende Auswirkungen hat. Ein Urlaubsantrag zum Beispiel: Er kommt beim Vorgesetzten an und wird genehmigt. Aber die Information muss dann auch an die Personalabteilung und das Lohnabrechnungssystem weitergeleitet werden. Solche Zusammenhänge zu erkennen und optimal umzusetzen, das ist unser Ziel.
Ich habe jetzt ein bisschen rausgehört, dass Digitalisierung auch in deinen Augen oder vielleicht auch generell, wie es bei Ortlieb gelebt wird, eben nicht nur so eine, ich sage mal ein Trend gerade ist oder eine Phase ist, sondern dass das was ist, was das Unternehmen ständig begleitet, ist vielleicht auch noch mal ein wichtiger Blick auf das ganze Thema, oder?
THEO WEIß: Ja, ja. Wie gesagt, wir machen das ja schon die ganze Zeit. Jede Tätigkeit, wo wir ohne Papier auskommen und die sorgt auch dafür, dass alles auf dem Weg der Digitalisierung läuft. Interessant werden natürlich jetzt die Aufgaben, die Systeme miteinander zu vernetzen. Das heißt, ich initiiere einen Workflow, ich initiiere etwas und das hat auf einmal ganz, ganz andere Auswirkungen. Ja, ein Urlaubsantrag zum Beispiel, Urlaubsantrag, der kommt natürlich in einem Genehmigungsprozess beim Vorgesetzten an, der Vorgesetzte sagt ja, ist alles gut, aber es muss ja dann weitergehen, die Informationen in die HR-Abteilung, ja, ins Lohnabrechnungssystem und diese Zusammenhänge, die muss man erkennen und da muss man das Beste draus machen.