ANDREA SPIEGEL: Das heißt, du hast jetzt gerade schon so ein paar Dinge genannt, irgendwie Material, Auftrag, das heißt, was für Daten sind auf diesem Shopfloor Board abrufbar und wie muss ich mir das vorstellen?
MICHAEL HONISCH: Also grundlegend ist die ganze Sache webbasiert. Man könnte jetzt von hier sofort auf die Live-Daten zugreifen. Ich brauche als Angehöriger eine existierende Internetverbindung. Heutzutage im Zeithalter des Handys und der Tablets ist das überhaupt kein Problem.
ANDREA SPIEGEL: Also saubere WLAN-Ausleuchtung und dann ist das alles möglich.
MICHAEL HONISCH: Genau, dann ist es relativ einfach möglich. Von der Art der Daten ist es immer auf das Unternehmen heruntergebrochen. Was braucht das Daten? Also für uns steht immer der Mensch im Mittelpunkt.
Also die erste, was wir hatten, war irgendwie so ein Safety-Kreuz, ein Sicherheitskreuz. Für uns steht der Mitarbeiter im Vordergrund. Klar, eine Maschinenausbringung, eine Produktion ist interessant für ein Unternehmen, wichtig, exzenziell für so ein Unternehmen. Aber der Mitarbeiter ist im Fokus. Also wie viele Arbeitstage gab es, keinen Unfall mehr, wenn, warum, meldepflichtig und so weiter halt. Diese Themen werden auch bei den morgendlichen Shop-Floor-Meetings besprochen. Das sind so allgemeine Themen. Dann ging es weiter in Personaleinsatzpläne. Im rollierenden Schichtbetrieb ist es wichtig zu wissen, welche Mitarbeiter an welchen Arbeitsplätzen sind und auch von der Qualität, so eine Qualitätsmatrix zu haben, welche Mitarbeiter können welche Arbeitsplätze überhaupt handhaben, bedienen und ausführen. Das ist auch dann gerade in der heutigen Zeit aktuell in der Personalknappheit exzenziell wichtig. Das waren so die Grundthemen.
ANDREA SPIEGEL: Und wie habt ihr die identifiziert? Also habt ihr zum Beispiel Mitarbeiter mit an den Tisch geholt, als ihr das geplant habt oder hat das der Produktionsleiter irgendwie alles für sich gemacht, weil er sich halt gut auskennt, weil er ja alle Bereiche kennt oder wie habt ihr das gemacht?
MICHAEL HONISCH: Ne, es war ein extrem offenes Zugehen auf die Mitarbeiter. Zum einen gab es vieles dieser alleinstehenden Sheets, will ich mal sagen, schon in Papierform, die was dann in Anführungszeichen nur digitalisiert wurden. Auch das war noch ein Prozess gewesen. Aber man hat gesagt, wir nehmen die Bit-A-Meter-Bit und haben gefragt, was ist gut? Der Mitarbeiter an der Maschine kennt seine Maschine mit am besten, der weiß, was gut ist, was schlecht ist und wie ist es von der Haptik her, wie kann er es bedienen? Muss er schreiben? Gab es irgendwie am Anfang erste Diskussionen? Ja, bei einer Runde wird sich keiner an dieses Board stellen und dort was digital erfassen und schreiben. Wir haben es versucht haptisch relativ einfach zu halten. Ich kann Störungen, Maschinen sind durchnummeriert und sagen in der Nachtschicht Maschine 4711 ist ausgefallen auf folgendem Grund. Es gibt vorgefertigte Gründe und ich kann einfach anklicken, Hüllvermust, Stromausfall, Materialmangel, Mitarbeiter nicht da.
ANDREA SPIEGEL: Sonstiges.
MICHAEL HONISCH: Genau. Es gibt dann, ich kann auch händisch was hinzufügen. Ein starkes Tool für uns war halt gewesen, es platzt ein Schlauch, der Mitarbeiter kann mit seinem eigenen Handy oder mit dem Werkshandy ein Foto machen. Das Foto wird hochgeladen und am nächsten Morgen ist die Nummer der Maschine drauf. Die Mitarbeiter wissen, es ist der und der Schlauch kaputt. Es wird schon geprüft, ist der im Lager? Es wird entschieden,
ja, den können wir direkt wechseln, machen wir es auf Nacht, ist es interessant, muss sich jemand reinholen von der Instandhaltung oder kann es am Morgen gemacht werden. Also ein sehr transparenter Prozess über alle Ebenen hinweg. Betriebsrat war eine Ebene, die wir mitgehen haben. Man zeigt öffentliche Daten, man zeigt welcher Mitarbeiter wo da ist, Qualifikationsmatrixen ist so ein Thema. Lasse ich es zu, lasse ich es intern zu? Ja, aber das ist halt ein interner Prozess, den man aus meinem Gen muss. Und wir haben ihn extrem positiv bestritten, muss ich sagen. Es gab keine Widerstände, sondern das war eher so der Ansporn für die Mitarbeiter zu sagen, ich bin an vier Maschinen qualifiziert, warum nicht auch an fünf oder sechs? Ich glaube, das ist eher vorrangig für das Gebiet.