#59 Shopfloor 4.0 mit Michael Honisch von FATH

Podcast Industrie 4.0 | Der Expertentalk für den Mittelstand

Wir wagen die Prognose: Das Thema Shopfloor Management ist brandaktuell!

In Folge #59 unseres Podcast, hat Andrea Spiegel Michael Honisch, Head of FATH LEAN 4.0 bei der FATH GmbH eingeladen, um mal aus dem Nähkästchen zu plaudern: Wie lief die Umstellung beim Shopfloor Management von analog zu digital ab? Wie kam das Ganze bei den Mitarbeiter:innen an? Und welchen Mehrwert hat die Umstellung gebracht?

Außerdem stellen wir Michael die Frage: Würdest Du alles wieder genauso machen? Worauf sollte man besonders Acht geben und welche Stellschrauben müssen gedreht werden um einen reibungslosen Digitalisierungsprozess zu garantieren?

Das Transkript zur Podcast-Folge: Shopfloor 4.0

ANDREA SPIEGEL: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Industrie 4.0, der Experten-Talk für den Mittelstand. Wir haben euch heute ein tolles Praxisbeispiel mitgebracht zum Thema digitales Shopfloor-Management. Mein Gast hat es eingeführt in seiner Firma im Bereich Produktion, wenn ich es richtig weiß. Genau, und das wollen wir uns heute mal anschauen, wie das gelaufen ist, wer überhaupt auf die Idee kam und was ihr da vielleicht auch davon haben könntet.

ANDREA SPIEGEL: Bei mir ist heute Michael Honisch, er ist Head of FATH Lean 4.0. Ich bin gespannt, was das genau bedeutet bei der FATH GmbH. Schön, dass du heute da bist.

MICHAEL HONISCH: Ja, erstmal herzlichen Dank für die Einladung. Ja, Michael Honisch aus dem Hause FATH. Ich vertrete die Fath-Gruppe insgesamt in Gänze. Ich kümmere mich um diesen obligatorischen Titel, LeiterHead of FATHLean 4.0. Das hat etwas mit Digitalisierung zu tun, was aus der vierten industriellen Revolution hervorgeht, aus dem 4.0, das wir so mitgebracht haben. Der Grundtenor ist immer noch das Lean, der Lean-Ansatz, das Denken, das Verstehen, das Handeln nach Lean-Grundsätzen und Ansätzen.

ANDREA SPIEGEL: Okay, und was macht Lean genau? Bevor wir einsteigen, nochmal kurz der Hinweis an euch. Diese Folge gibt es wie immer auch als Video auf YouTube zu sehen. Also, falls ihr mal sehen wollt, wie wir aussehen und uns hier nett unterhalten, dann schaut gerne vorbei.

ANDREA SPIEGEL: Du hast jetzt gerade noch nicht verraten, was FATH genau macht. Kannst du das einmal kurz erklären, damit wir wissen, was ihr tut?

MICHAEL HONISCHFATH ist ein mittelständisches Familienunternehmen ansässig in SpaltSpalt wird nicht jeder kennen, es liegt im Großraum Nürnberg. Grundlegend kommt FATH aus der Verbindungstechnologie, alles rund um die Aluminiumprofile. Ob es ein typischer Profilanbieter ist aus dem Hause B oder I, Bosch, ETEM und wie die ganzen weiteren Profilhersteller heißen, FATH verkauft keine Profile, sondern nur alles darum herum. Ob es Verbindungskomponenten sind, ob es Stellfüße sind, ob es Griffe sind, ob es Individuallösungen sind, wie AblagenMonitorarme, was immer mehr gebraucht wird in der Digitalisierung der Unternehmen, der Fabriken, der Werkstätten und so weiter. Das sind eigentlich typische Themen. Mein Part war dann irgendwann zu sagen, okay, wir haben uns zusammengetan und haben gesagt, wie bringen wir das Lean-Thema mit in die FATH-Gruppe ein. Das Lean-Thema wurde sehr, sehr stark bei FATH intern verfolgt. Wir waren sehr visuell betrieben, haben alles markiert, gekennzeichnet. Bei uns hat jedes Werkzeug seinen Platz, seinen Ort, sein Shadowboard und so weiter. Und da war halt ein Thema zu sagen, wir machen daraus aus der Gunst eine Tugend und bringen das als Produktgruppe an den Markt.

ANDREA SPIEGEL: Okay, das klingt doch gut.

ANDREA SPIEGEL: Bevor wir jetzt ins Thema einsteigen, also digitales Shopfloor-Management, würde ich gerne noch ein bisschen mehr über dich erfahren und habe mir eine Frage für dich überlegt: Wenn du wüsstest, dass du nicht scheitern kannst, welches Projekt oder Anliegen würdest du, egal ob beruflich oder privat, sofort angehen?

MICHAEL HONISCH: Also generell privat, beruflich ist es immer eine Frage. Das trenne ich relativ strikt und relativ konstant. Beruflich sehe ich es so: Ich bin ein Mensch, der gerne sein Wissen weitergibt. Also ich bin wahnsinnig gerne in der Erwachsenenbildung tätig. Das klingt so trocken, aber ich stehe halt gerne vor Menschen, ich erkläre, ich tue, ich mache, ich halte Workshops ab.

ANDREA SPIEGEL: Bist du bei uns also genau richtig.

MICHAEL HONISCH: Das passt super. Ich durfte das in vielen Ländern dieser Welt tun, in Asien, in China und so weiter, in Vietnam, und das waren ganz, ganz tolle, spannende Erfahrungen. Aber man merkt, dass es einen enormen Wissensbedarf gibt. Wenn man Wissen vermitteln kann, empfängt man eine, ich will mal sagen, Dankbarkeit, die einem nicht persönlich widergespiegelt werden muss. Aber auch für mich ist es eine Dankbarkeit, dass die Leute das Gelernte verstanden haben und nutzen.

ANDREA SPIEGEL: Also, das ganze Thema Wissensvermittlung und Wissen weitergeben, da würdest du quasi dranbleiben. Wenn ich dich richtig verstanden habe, machst du das ja auch schon.

MICHAEL HONISCH: Genau, das mache ich.

ANDREA SPIEGEL: Das ist doch ein sehr gutes Anliegen, das passt auch wunderbar zu unserem Thema heute. Wir wollen von dir etwas über das digitale Shopfloor-Management lernen und warum das vielleicht sinnvoll sein kann für das ein oder andere Unternehmen. Und ich glaube, bevor wir gleich in das Digitale einsteigen und es uns ganz genau ansehen, würde mich noch interessieren, wie war es denn vorher bei euch, damit wir vielleicht mal wissen, von wo seid ihr gestartet?

MICHAEL HONISCH: Ja, also es ist eigentlich so ein typischer Werdegang eines mittelständischen Unternehmens. Wir haben mittlerweile 400 Mitarbeiter weltweit in verschiedenen Auslandsgesellschaften, aber wir kommen halt aus dem Mittelstand. Es ist ein privat geführtes Unternehmen, gehört zwei Brüdern, und auch wir sind von einem einfachen Zettel an einer Wand gestartet, wo ein paar Kennzahlen standen. Das mächtigste Tool war halt die Excel-Tabelle, die wurde genutzt. Ich glaube, das ist eines der mächtigsten Tools in der Industrie. Und da war für uns irgendwann die Frage, wie wir die Aktualisierung dieser Produkte verbessern können, das Dabei sein von Kennzahlen, das Halten von Kennzahlen und das Veröffentlichen von Kennzahlen.

Wir haben auch schon früher Shopfloor-Meetings gemacht. Es gab sie kaskadenmäßig, sie haben morgens in der ersten Morgenrunde in der Produktion begonnen, mit Grund-, MaschinenbedienernMeisterebeneVorarbeitern und so weiter. Themen der Nacht wurden aus dem Dreischichtbetrieb heraus besprochen, konsolidiert und FehlerStörungenMaschinenausfälleMaterialknappheitenQualitätsthemen wurden aufgeschrieben, entweder direkt auf das Board per Hand oder es wurden Tabellen geführt, verschiedene Tabellen an verschiedenen Orten.

ANDREA SPIEGEL: Und jemand hat an der Formel herumgepfuscht.

MICHAEL HONISCH: Genau, und damit fing dann das Drama und Dilemma an, du sagst es.

ANDREA SPIEGEL: Okay, das heißt, das Projekt war eher aus der Not heraus entstanden?

MICHAEL HONISCH: Genau, also wir sind ein getriebenes Unternehmen, immer auf der Suche nach Verbesserung. Wir sagen halt, das Gute kann man noch besser machen, und wir haben festgestellt, dass unsere Mitarbeiter hochqualifiziert sind und nicht dafür da sein sollten, sich mit Excel-Tools herumzuschlagen.

ANDREA SPIEGEL: Wie sagt man so schön, das Gute ist des Besseren Feindes. Genau. Verstanden. Das heißt, ihr seid eigentlich umgestiegen, einfach aus dem Bedürfnis heraus, es besser zu machen, vor allem auch für die Mitarbeiter, einen Mehrwert zu schaffen, dass sie sich eben mit den Themen beschäftigen können, für die sie da sind, und nicht so sehr mit der Auswertung, oder?

MICHAEL HONISCH: Das war ein Thema, die Verfügbarkeit der Daten. Wer den Zettel hatte, hatte die Macht, sag ich mal so. Das war ein Thema bei uns. Wir haben gesagt, Transparenz ist eines der wichtigsten Themen. Wir sind sehr offen, zentral transparent zu allen Themen, ob es UmsatzKennzahlenWareneingängeBestellungen und so weiter sind. Für uns ist ein gut informierter Mitarbeiter ein wertvoller Mitarbeiter.

ANDREA SPIEGEL: Wenn du jetzt sagst, ihr habt da Transparenz und viele Daten und überhaupt, wie gehen denn die Mitarbeiter generell damit um? Also können die alle damit was anfangen, wissen die alle, wo die Daten sind oder wie macht ihr das generell?

MICHAEL HONISCH: Auch das war ein Thema. Es waren also auf den tollsten Laufwerken jeweils in den Abteilungen zwischen QSEinkaufVertrieb und so weiter Daten hin und her geschoben. Dann gab es wieder Verfügbarkeitsordner. Und das war auch eine Aufgabe. Es gab zu viele Daten, beziehungsweise keine konsistenten Daten, weil die Daten oft doppelt vorhanden waren, getrieben von zwei Abteilungen. Wir sind dann irgendwann den Weg gegangen und haben gesagt, welche Daten brauchen wir tatsächlich und wer benötigt diese Daten? Das war auch so ein Tenor. Daraus sind wir dann hingegangen und haben gesagt, lass uns das komprimieren und in dem Fall digitalisieren.

ANDREA SPIEGEL: Okay, das heißt aber dieses ganze Thema, digitales Shopfloorboard, was ihr jetzt auch weiterentwickelt habt ein Stück weit, ist ein Thema, das von euch, aus euch intern herauskam quasi. Weil wenn ich es richtig auf der Website gesehen habe, verkauft ihr das ja jetzt auch als Produkt oder habe ich das falsch gesehen?

MICHAEL HONISCH: Ja, also wir sind getrieben und haben dann aus der Tugend quasi, aus der Not die Tugend gemacht und haben gesagt, Mensch, das Ding ist so gut geworden und wir haben gesagt, wir brauchen was Industrie-taugliches. Also zum einen war es die Hardware, das Board an sich halt. Wir rahmen dort einen 86-Zoll-Monitor ein, das ist mittlerweile als Touch das Größte, was man so bekommt halt. Es passt in wenige Wohnzimmer rein, aber für eine Industriehalle, für eine Montage– oder Produktionshalle halt genau das Richtige. Es bilden sich Gruppen, Halbkreise um das halt. Es flattern keine Zettel mehr durch Wind und sonst irgendetwas, sondern sie sind gut ablesbar. Durch das Touch intuitiv nutzbar, gerahmt, stoßfest, also Industrie-tauglich.

ANDREA SPIEGEL: Okay, ja das ist auf jeden Fall glaube ich auch für viele interessant, weil wie du sagst, wenn es in der Produktion steht, da fliegt halt auch mal was oder liegt irgendwas rum und dann sollte da nichts schiefgehen.

ANDREA SPIEGEL: Ich glaube, wir starten einfach mal direkt in den Prozess ein bisschen rein. Mich würde einmal interessieren, wie seid ihr das Projekt angegangen? Also wer wurde da an den Tisch geholt, wer hat es überhaupt angestoßen? Also kam da irgendjemand und hat gesagt, ab heute machen wir Shopfloor digital, legt mal alle Ideen auf den Tisch oder wie kam es dazu?

MICHAEL HONISCH: Ja, also unser Produktionsleiter war eine treibende Kraft in der ganzen Angelegenheit, hat das sehr forciert, das Thema. Dazu haben wir gesagt, wir brauchen dann zum einen hätten wir dann einmal gern das Produkt, das was hinterher entstanden ist, aber wir brauchen quasi für uns ein Werkzeug. Für uns war es nicht das digitale Shopfloor Board, sondern es war halt ein Werkzeug für uns. Wie quasi der Maschinenbediener einen spezifischen Schlüssel für ein Werkzeug braucht, ist das auch ein Werkzeug für die Mitarbeiter, zu wissen, welches Material ist verfügbar, welcher Auftrag kommt als nächstes und welches Produkt soll als nächstes gefertigt werden. Das war sehr, sehr wichtig für uns. Dazu haben wir dann Unternehmen geholt an die Seite, die Konzept AG, die uns dann quasi bei der Programmierung der einzelnen Tools geholfen hat. Aber das heraus aus dem, was wir bereits hatten, weil wir haben über viele Jahre unser Shopfloor Management System aufgebaut, was nur rein analog war.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt, du hast jetzt gerade schon so ein paar Dinge genannt, irgendwie MaterialAuftrag, das heißt, was für Daten sind auf diesem Shopfloor Board abrufbar und wie muss ich mir das vorstellen?

MICHAEL HONISCH: Also grundlegend ist die ganze Sache webbasiert. Man könnte jetzt von hier sofort auf die Live-Daten zugreifen. Ich brauche als Angehöriger eine existierende Internetverbindung. Heutzutage im Zeithalter des Handys und der Tablets ist das überhaupt kein Problem.

ANDREA SPIEGEL: Also saubere WLAN-Ausleuchtung und dann ist das alles möglich.

MICHAEL HONISCH: Genau, dann ist es relativ einfach möglich. Von der Art der Daten ist es immer auf das Unternehmen heruntergebrochen. Was braucht das Daten? Also für uns steht immer der Mensch im Mittelpunkt.

Also die erste, was wir hatten, war irgendwie so ein Safety-Kreuz, ein Sicherheitskreuz. Für uns steht der Mitarbeiter im Vordergrund. Klar, eine Maschinenausbringung, eine Produktion ist interessant für ein Unternehmen, wichtig, exzenziell für so ein Unternehmen. Aber der Mitarbeiter ist im Fokus. Also wie viele Arbeitstage gab es, keinen Unfall mehr, wenn, warum, meldepflichtig und so weiter halt. Diese Themen werden auch bei den morgendlichen Shop-Floor-Meetings besprochen. Das sind so allgemeine Themen. Dann ging es weiter in Personaleinsatzpläne. Im rollierenden Schichtbetrieb ist es wichtig zu wissen, welche Mitarbeiter an welchen Arbeitsplätzen sind und auch von der Qualität, so eine Qualitätsmatrix zu haben, welche Mitarbeiter können welche Arbeitsplätze überhaupt handhaben, bedienen und ausführen. Das ist auch dann gerade in der heutigen Zeit aktuell in der Personalknappheit exzenziell wichtig. Das waren so die Grundthemen.

ANDREA SPIEGEL: Und wie habt ihr die identifiziert? Also habt ihr zum Beispiel Mitarbeiter mit an den Tisch geholt, als ihr das geplant habt oder hat das der Produktionsleiter irgendwie alles für sich gemacht, weil er sich halt gut auskennt, weil er ja alle Bereiche kennt oder wie habt ihr das gemacht?

MICHAEL HONISCH: Ne, es war ein extrem offenes Zugehen auf die Mitarbeiter. Zum einen gab es vieles dieser alleinstehenden Sheets, will ich mal sagen, schon in Papierform, die was dann in Anführungszeichen nur digitalisiert wurden. Auch das war noch ein Prozess gewesen. Aber man hat gesagt, wir nehmen die Bit-A-Meter-Bit und haben gefragt, was ist gut? Der Mitarbeiter an der Maschine kennt seine Maschine mit am besten, der weiß, was gut ist, was schlecht ist und wie ist es von der Haptik her, wie kann er es bedienen? Muss er schreiben? Gab es irgendwie am Anfang erste Diskussionen? Ja, bei einer Runde wird sich keiner an dieses Board stellen und dort was digital erfassen und schreiben. Wir haben es versucht haptisch relativ einfach zu halten. Ich kann StörungenMaschinen sind durchnummeriert und sagen in der Nachtschicht Maschine 4711 ist ausgefallen auf folgendem Grund. Es gibt vorgefertigte Gründe und ich kann einfach anklicken, HüllvermustStromausfallMaterialmangelMitarbeiter nicht da.

ANDREA SPIEGEL: Sonstiges.

MICHAEL HONISCH: Genau. Es gibt dann, ich kann auch händisch was hinzufügen. Ein starkes Tool für uns war halt gewesen, es platzt ein Schlauch, der Mitarbeiter kann mit seinem eigenen Handy oder mit dem Werkshandy ein Foto machen. Das Foto wird hochgeladen und am nächsten Morgen ist die Nummer der Maschine drauf. Die Mitarbeiter wissen, es ist der und der Schlauch kaputt. Es wird schon geprüft, ist der im Lager? Es wird entschieden,

ja, den können wir direkt wechseln, machen wir es auf Nacht, ist es interessant, muss sich jemand reinholen von der Instandhaltung oder kann es am Morgen gemacht werden. Also ein sehr transparenter Prozess über alle Ebenen hinweg. Betriebsrat war eine Ebene, die wir mitgehen haben. Man zeigt öffentliche Daten, man zeigt welcher Mitarbeiter wo da ist, Qualifikationsmatrixen ist so ein Thema. Lasse ich es zu, lasse ich es intern zu? Ja, aber das ist halt ein interner Prozess, den man aus meinem Gen muss. Und wir haben ihn extrem positiv bestritten, muss ich sagen. Es gab keine Widerstände, sondern das war eher so der Ansporn für die Mitarbeiter zu sagen, ich bin an vier Maschinen qualifiziert, warum nicht auch an fünf oder sechs? Ich glaube, das ist eher vorrangig für das Gebiet.

ANDREA SPIEGEL: Okay, aber das heißt, die Stimmung war erstmal gut für das Projekt oder gab es noch jemanden, der gesagt hat, wieso das funktioniert doch so weit oder ist doch okay so oder wozu brauchen wir das jetzt?

MICHAEL HONISCH: Also ich würde nie sagen, dass es den nicht gab oder diejenigen nicht gab. Es gibt immer so, das machen wir schon immer so und wir sind eigentlich gut damit gefahren, ja, aber dann lag es an uns, die Leute von dem zu überzeugen. Dadurch, dass es eine webbasierte Matrix war, bevor wir diesen Monster-Fernseher gekauft haben oder mehrere von diesen Touch-Monitoren gekauft haben, haben wir es auf einfachen Monitoren gezeigt und haben gesagt, Mensch, so könnte es aussehen. Und um euch jetzt dementsprechend das Mitspracherecht und den Einfluss zu geben, die Macht an den Stellschrauben, die was ihr für relevant haltet, zu drehen, haben wir gesagt, auch Design-Fragen, wollt ihr ein Logo, wollt ihr irgendwas drinnen haben, was ist für euch wichtig? Das war für die Mitarbeiter dann irgendwo der Aspekt, sie stehen nicht außen vor, sondern sind Teil des Teams der Integration.

ANDREA SPIEGEL: Also diese Beteiligung ist da ein großer Teil. Okay, finde ich super.

ANDREA SPIEGEL: Wo sind denn diese Boards jetzt zu finden? Also muss da jeder einmal quer durch die Halle laufen oder gibt’s einfach irgendwie an jeder Ecke eins oder wie habt ihr das auch von der Aufteilung her gemacht?

MICHAEL HONISCH: Ja, also grundlegend sind wir als Unternehmen in verschiedenste Bereiche aufgeteilt. Wir haben einen Fertigungsbereich, der ist halbiert in eine Kunststoff– und eine Metallfertigung. Wir haben zwei Boards dort stehen, weil es zwei getrennte Abteilungen sind, unten auf der ersten Kaskade, was richtig gesagt ist, nicht der untersten, sondern der ersten Kaskade. Das sind die Leute mit den ersten Informationen, die was sie an das Board, an die Informationen herantragen, die was exzentriell wichtig sind. Die trennen wir in Kunststofffertigung und Metallfertigung. Wir haben die im Einkauf stehen und wir haben jetzt brandneu selbst dieses im Vertrieb stehen, um zu wissen, dass die Leute, was wir nicht produzieren, können wir schlichtweg auch nicht tagesgenau verkaufen.

ANDREA SPIEGEL: Okay, das heißt, es gibt quasi pro Fertigung ein Board, jeder Mitarbeiter hat da Zugriff, Zugang dazu, also kann da auch jeder quasi Daten eintragen oder gibt’s da, brauche ich da irgendwie, keine Ahnung, einen Chip dafür oder wie funktioniert das?

MICHAEL HONISCH: Nein, es ist wirklich hands-on, es sind ja Touch-Monitore und ich kann mir auch gucken, ich kann gewisse Kennzahlen, die was aus dem System kommen, Maschinenlaufzahlen, die werden erfasst, Maschine läuftMaschine nicht läuft, das kann ich nicht ändern, das sind erfasste Daten. Aber jeder Mitarbeiter hat Zugriffe, er kann sagen, ich habe einen Ölverlust erkannt an der Maschine und kann das eintragen. Somit haben wir auch eine vorbeugende Instandhaltung mit ins Boot geholt. Also bei uns gibt es ganz, ganz wenig ungeplante Maschinenstillstände. Das ist für eine permanente, gut laufende, durchlaufende Dreischichtproduktion exzentriell wichtig, dass die geplant sind und zielgerecht kommen.

ANDREA SPIEGEL: Wo habt ihr denn die ganzen Daten her, wenn du jetzt sagst, ihr habt da Maschinendaten angebunden, sind eure Maschinen alle super modern und alle mit viel Sensorik schon von vornherein ausgestattet oder wie macht ihr das?

MICHAEL HONISCH: Genau, da hatten wir verschiedene Unterstützungen mit verschiedenen Abteilungen, aber ich glaube, das ist einer der einfachsten Teile zu sagen, diese Maschinendaten. Es gibt bestehende Signale, 0 und 1, Laufsignale, ob die Maschine aktiv ist. Eine Maschine, die am Ende über ein Förderband Teile herausfertigt. Ich sehe, ob das Förderband läuft. Jetzt kann ich noch sagen, ich zähle es am Ende und sehe sogar tatsächlich die Ausbringung. Das sehen wir selbst sogar bei unseren Boards, wo wir sagen, wir sehen die Ausbringung. Wir könnten die Produkte wiegen, wir können sie aber auch schlicht und ergreifend zählen.

ANDREA SPIEGEL: Und sind die Boards untereinander vernetzt oder ist es so, dass sie immer auf dieselben Datenzugreifen und dadurch überall immer gleich aktuell sind? Also ich stelle mir vor, wenn einer in der Metallfertigung etwas für eine Maschine einträgt, die vielleicht auch für andere relevant ist, wird es dann sofort auf dem anderen Board auch angezeigt?

MICHAEL HONISCH: Genau, es wird absolut gespiegelt.

ANDREA SPIEGEL: Also echt zeitgemäß.

MICHAEL HONISCH: Es wird tatsächlich gespiegelt, und das war auch eines der wichtigsten Themen, als wir entschieden haben, dieses Projekt anzugehen. Es ist in Echtzeit. Wir sehen Daten live und können auch prognostizieren, was passiert, wenn wir in der aktuellen Geschwindigkeit weitermachen – ob zu langsam, zu schnell oder sonst irgendetwas. Das waren relevante Informationen, um von analog auf digital umzustellen.

ANDREA SPIEGEL: Erfasst ihr jetzt mehr Daten oder andere Daten als im analogen Zustand?

MICHAEL HONISCHSensoren erfassen Permanentdaten, will ich sagen. Anzeigen und auswerten tun wir sie nicht. Wir haben einen Algorithmus vorgegeben und sagen, für uns ist es wichtig, ob eine Maschine läuft. Eine Drehmaschine, eine Fräsmaschine oder ein Bearbeitungszentrum sind nicht im Millisekundenbereich interessant, sondern eher in Minuten oder Taktzeiten. Wir aktualisieren die Daten unterschiedlich. Es wurde einfach gesagt, was Sinn macht, um Ausfallzeiten zu erfassen. Gehe ich auf Stromspannungsschwankungen, ist es durchaus interessant, wenn der Blitz in der Nachbarschaft einschlägt. Gibt es eine Maschinenschwankung, hat das einen relevanten Einfluss. Aber ansonsten werden die Daten gezielter erfasst und damit auch komprimierter und weniger, würde ich sagen.

ANDREA SPIEGEL: Und inwiefern hat sich die Auswertung der Daten verändert? Also du sagst ja, ihr zeigt Daten an. Das heißt, irgendwas ist damit wahrscheinlich schon passiert oder sind das alles Rohdaten? Was hat sich da vielleicht verändert? Wenn ich mir vorstelle, eine Excel-Tabelle oder, wie du sagst, ein Papiersheet ist ja gefühlt in dem Moment, wo man es ausdruckt, eigentlich schon wieder veraltet. Wie viel hat sich das verändert oder verbessert für euch?

MICHAEL HONISCH: Die Aktualität ist jetzt wirklich gegeben, da es Live-Daten sind. Aber auch die Qualität der Daten hat sich geändert. Wir zeigen nicht eine einfache Excel-Tabelle, aus der nicht jeder etwas lesen kann. Wenn ich die Ausbringung einer Maschine auf Monatssicht betrachte, sagt mir der Schichtbedarf aktuell von acht Stunden von den 24 recht wenig. Ich kann es prognostizieren und mir eine Soll-Ist-Linie einblenden lassen und sehen, ob ich in meinem Zeitrahmen bin. Wir sind immer mehr dabei, alle relevanten Daten zu eruieren. Selbst unser Warenausgang erfasst Daten. Wir wissen, was an PaketenPäckchenSendungen ausgehen soll. Wir haben eine Soll-Linie, die der Vertrieb verkauft hat, und wir sehen dann im Schichtbetrieb, wie dementsprechend zu den Abholzeiten von unseren Lieferanten und Abholdiensten die Pakete abgeholt werden. Solche Daten können wir einblenden.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt, jeder Bereich kann sich quasi sein eigenes Shopfloor-Board bauen, mit den Daten und Informationen, die er braucht? Oder gibt es vorgefertigte Dashboards?

MICHAEL HONISCH: Es gibt Dashboards. Wir arbeiten mit Kacheln, die dort verfügbar sind. Man sieht auf den einzelnen Boards unterschiedliche Kacheln und unterschiedliche Anzahlen von Kacheln. Ich kann jede Kachel extrem vergrößern und sagen, im allgemeinen Betrieb ist das Safety Cross nicht interessant. Da gucke ich zu SchichtbeginnSchichtende oder in der Pause drauf.

ANDREA SPIEGEL: Das brauche ich nur für die Meetings.

MICHAEL HONISCH: Genau, wenn ich nichts in die Instandhaltungslisten eintrage, ist auch die Instandhaltungsliste in der Nacht, im Vollbetrieb, nicht interessant. Da interessieren mich dann die Produktionsdaten. Die können vergrößert werden, und das machen die Mitarbeiter schon intuitiv. Dieses Touch-Interface, man merkt, die Leute haben gelernt, damit zu arbeiten. Jeder hat ein Tablet, jeder hat mittlerweile ein Handy, und es geht damit über. Es wird gewischt, es wird geschoben.

ANDREA SPIEGEL: Wenn man es einmal raus hat, funktioniert es. Okay, das heißt, es ist ein Drag-and-Drop-System mehr oder weniger. Das kann man anpassen.

ANDREA SPIEGEL: Was macht ihr denn mit den Daten? Jetzt, wo ihr die so schön ausgewertet habt, was bringt euch das jetzt? Du hast schon gesagt, weniger Maschinenstillstand oder besser planbare Wartungen und so weiter. Gibt es noch mehr Mehrwert, noch mehr Vorteile, seit ihr die Daten sammelt und aufbereitet?

MICHAEL HONISCH: Ich glaube, auch nach außen hin sind wir deutlich transparenter geworden. Aus Kundensicht sind Verfügbarkeiten heutzutage ein Riesenthema. Also wir können unsere Rohmaterialien gezielter steuern. Wir müssen nicht mehr so viel bevorraten, was heutzutage ein Riesenthema ist. Nachversorgung, LagerzeitenLagerkapazitäten und auch die Transparenz zum Kunden – ihm gezielt zu sagen, wann sein bestelltes Produkt bei ihm ankommt. Das ist, glaube ich, ein extremer Mehrwert. Kaufen kann er es bestimmt bei vielen Quellen, aber wenn er gezielt weiß, dass er ein Projektgeschäft hat und das Produkt in KW XY einfließen lassen möchte, dann kann er das gezielt tun.

ANDREA SPIEGEL: Er muss ja wissen, ob es bis dahin da ist oder nicht.

MICHAEL HONISCH: Genau, für Folgeprozesse zum Beispiel.

ANDREA SPIEGEL: Ich habe mich noch gefragt, ob das digitale Shopfloor-Board auch Einfluss darauf hat, wie man in so einem Shopfloor-Meeting miteinander umgeht. Also früher wahrscheinlich mit Listen und dann, “Hast du die Daten?” – “Ah, nee.” Hat sich daran, also in eurem Miteinander, ein Stück weit etwas verändert? Oder auch, jetzt habe ich ja mehr Überblick, ich habe vielleicht auch als Mitarbeiter oder Mitarbeiterin mehr Informationen und kann vielleicht ganz anders meine Arbeit machen. Hat sich da auch etwas verändert oder ist das eher so, alle sind gut drauf, alle nutzen das halt und es passt soweit?

MICHAEL HONISCH: Ja, “ganz anders meine Arbeit machen” trifft es recht gut. Also früher war man immer so vor den Shopfloor-Meetings der Getriebene, der sagen musste: “Ich muss meine Kennzahlen und Zettel zusammentragen. Ich muss noch Daten mitbringen.” Genau. “Ich brauche noch quasi den Output aus der Nacht, ich muss noch gucken, gab es Maschinenstillstände, wurden die gemeldet oder nicht?” Das waren so typische Themen. Diese Daten sind jetzt konsistent, die sind einfach da, die sind verfügbar. Ich muss nicht mehr aus diesem Riesenreport, der sonst auf einem Zettel stand, der einmalig ausgedruckt wurde und durch drei Stufen gelaufen ist, die relevanten Daten heraussuchen. Es stehen gezielt die Daten da. Und das bedeutet für die Mitarbeiter, es bleibt vielleicht auch Zeit, Feedback zu geben. “Mensch, beim Einfahren des neuen Produkts hat sich Folgendes ergeben: Mir ist aufgefallen, wenn wir das und das tun, passiert das und das nicht oder das und das wirkt sich positiv aus.” Und diese Zeit, die haben wir uns quasi damit erkauft. Dieses Interagieren fügt auch wieder ein Miteinander im Team hinzu. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tauschen sich aus und geben ihre absolute Kompetenz weiter.

ANDREA SPIEGEL: Sie haben auch mehr Zeit für den Austausch, weil sie nicht so viel mit Daten sammeln und auswerten beschäftigt sind, sondern wirklich einfach direkt mit den Ergebnissen arbeiten können.

MICHAEL HONISCH: Genau. Diese typischen Aufschreibungen von den einzelnen Maschinen, die dann zum Vorarbeiter oder Meister gebracht werden mussten, um sie zusammenzuführen und in einem kompletten Schichtprotokoll zu erfassen, das fällt jetzt weg, weil es vorhanden und existent ist.

ANDREA SPIEGEL: Kannst du so Pi mal Daumen sagen, wie viel Zeitersparnis das in der Hinsicht ist? Pro Mitarbeiter, pro Schicht – ich weiß nicht genau, in welchen Einheiten das für dich nachvollziehbar ist.

MICHAEL HONISCH: Also ich würde schon sagen, a) haben sich die Shopfloor-Meetings dadurch verkürzt, weil man keine Zahlen mehr sucht. Shopfloor-Meetings waren bei uns auch schon relativ knapp. Wir haben sie versucht, nie länger als 15 Minuten zu halten, damit wirklich gesagt wurde, wir gehen raus, erzählen Tagesaktuelles und fertig. Alles, was in die Zeit nicht reinpasste, wurde an die Technik oder sonst irgendwo adressiert, Vertrieb, Einkauf, Warenmangel und so weiter. Es ist schwer in Zeit zu fassen, aber ich würde schon sagen, es ist eine deutliche Ersparnis. Und diesen Wohlfühlfaktor sehe ich noch viel mehr als den Zeitfaktor, als zu sagen, ich spare jetzt drei Minuten pro Maschine ein.

ANDREA SPIEGEL: Sondern eher auch das Wellbeing der Mitarbeiter und die Aktualität.

ANDREA SPIEGEL: Okay. Wenn du auf das Projekt jetzt zurückblickst – du warst ja dabei und hast es miterlebt – würdest du alles wieder genauso machen oder hast du vielleicht auch Tipps für jemanden, der sich gerade überlegt: “Oh, klingt eigentlich spannend, was er da erzählt hat, könnte ich mir bei uns auch vorstellen”? Was würdest du anders machen?

MICHAEL HONISCH: Grundlegend war es wichtig. Es ist wirklich so, dass wir nicht in ein ERP-System integriert sind oder aktuell, es lässt sich integrieren. Ich kann die Daten natürlich spiegeln und sagen, ich packe sie irgendwo rein, aber wir sind rein browserbasiert und somit relativ autark. Die Anbindung war dadurch exorbitant einfacher, als wenn ich versuche, in meinem bestehenden ERP-System wieder etwas zu integrieren. Das war ein Thema, das wir im Vorfeld entschieden haben und was ich auf jeden Fall so nochmal tun würde.

ANDREA SPIEGEL: Gibt es irgendwas, was du nicht nochmal so machen würdest? Irgendwas, wo du sagst, da könnte man sich Zeit sparen oder so? Oder lief es im Großen und Ganzen gewinnbringend und ergebnisorientiert?

MICHAEL HONISCH: Wir haben uns sportliche Ziele gesetzt oder es wurden sportliche Ziele gesetzt mit der Umsetzung und es gibt immer noch dieses berühmte TagesgeschäftMaschinen fallen aus, Mitarbeiter haben gelegentlich auch Urlaub, was ihnen zusteht, um sich zu erholen. Oder werden krank. Es gibt Ausfallzeiten, das Kind wird krank und so weiter. Nicht planbare Dinge halt. Die haben uns dann doch irgendwie, ich will nicht sagen ins Schwitzen gebracht, aber man musste dann doch mal ein bisschen mehr die Ärmel hochkrempeln und sagen: “Um das Ziel zu halten, setzen wir es um.”

Aber wir haben es auch nicht global im gesamten Unternehmen und Konzern eingeführt, sondern wir haben wirklich gesagt: “Wir fangen mit einem Board an, testen es, nehmen die Mitarbeiter mit, sammeln Erfahrungen und spiegeln es.” Das war, glaube ich, ein ganz guter Weg.

ANDREA SPIEGEL: Wie viel Erfahrung habt ihr jetzt gesammelt? Also wann habt ihr mit dem Projekt angefangen? Wie lange hat es gedauert, bis die Boards jetzt bei euch stehen und wie lange arbeitet ihr schon damit?

MICHAEL HONISCH: Dadurch, dass die Daten vorhanden waren, war die reine Integration und Umstellung – ich sage mal, von analog Papier auf digital mit dem Herstellen aller Sheets, wie sie da sein sollen – ein Zwei- bis Drei-Monats-Prozess, wo man es einfach einfließen ließ. Aber es kamen immer wieder weitere Sheets, wo jemand sagte, der Vertrieb oder der Einkauf: “Ich brauche noch ein Sheet, das etwas angepasster ist.” Diese Umstellungen, da reden wir von Tagen oder Stunden.

ANDREA SPIEGEL: Habt ihr da interne Kapazitäten für solche Sheet-Änderungen oder wie macht ihr das?

MICHAEL HONISCH: Ja, mittlerweile ist unsere IT so fit in dem Thema, dass wir das intern umsetzen können. Wir brauchen keine externe Hilfe mehr.

ANDREA SPIEGEL: Aber das heißt, es wäre gut, wenn die IT auch ins Projekt involviert wäre.

MICHAEL HONISCH: Zwangsläufig, ja. Es ist halt eine Digitalisierung.

ANDREA SPIEGEL: Gibt es denn von dir nochmal eine Hausnummer, was du sagen würdest, wer muss alles mit an den Tisch geholt werden? Also wer sollte bei so einem Shopfloor-Projekt, wenn man von analog zu digital umsteigt oder von der berühmten Excel-Liste hin zu so einem digitalen Board, auf jeden Fall mit am Tisch sitzen?

MICHAEL HONISCH: Ich brauche jemanden, der bisher die Excel-Liste gefüllt hat und der sagen kann, welche Zahlen in welcher Konsistenz dort hineinkommen und in welcher Qualität die Zahlen sind. Dann sollte das hinterfragt werden: Haben wir das jetzt zehn Jahre so gemacht, x Jahre so gemacht – müssen wir das weiterhin so tun? Ist der Rückblick vielleicht 14-tägig wichtig für uns oder ist er nicht mehr wichtig?

Also ist es wichtig, alle Prozesse zu hinterfragen. Daher haben wir gesagt, ich brauche die Maschinenbediener, ich brauche die Qualitätssicherung und ich brauche dann die dementsprechenden Fachabteilungen. Es gab eigentlich keine Abteilung, die völlig außen vorstand.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt, du hast gerade etwas Spannendes gesagt: Nicht einfach den analogen Prozess eins zu eins digital auf das Board bringen, weil das vielleicht nicht so viel bringt, sondern wirklich die Prozesse hinterfragen. Gab es da bei euch auch gravierende Änderungen?

MICHAEL HONISCH: Ja, die Qualität der Daten hat sich verbessert. Ein Tenor war auch, dass die Daten besser sind oder die Mitarbeiter sagten, schneller lesbar. Ich brauche nicht mehr meine dementsprechende Kennzahl suchen. Es gab am Anfang viele Prozesse, bei denen es hieß, das ist der Haufen an Daten, der zu digitalisieren ist.

Irgendwann kam das Thema auf: Haben wir einen schlechten analogen Prozess und digitalisieren ihn, dann haben wir einen schlechten digitalen Prozess. Daher ist es wichtig, die Qualität zu betrachten und Notwendigkeiten sowie Erfordernisse abzuwägen. Das sollte immer in Gänze mit dem Bediener, dem Einkauf und dem Vertrieb geschehen. Nehmt eure Fachabteilungen mit – das sind die wertvollsten Aktionen und Informationen, die ihr erzielen könnt.

ANDREA SPIEGEL: Sehr schönes Plädoyer, da würde ich gar nicht mehr groß etwas ergänzen. Eine Frage habe ich jetzt noch zum Abschluss, so ein bisschen, wenn man mal wieder in die Zukunft schaut oder ein bisschen vorausschaut. Du sagst ja, ihr seid ein getriebenes Unternehmen. Ihr habt vielleicht ja auch schon wieder die nächste Idee, wie man den Shopfloor noch weiter verbessern könnte oder vielleicht auch noch weiter integrieren. Ihr sagt, ihr habt ja noch andere Firmenbereiche, wo das vielleicht noch nicht genutzt wird. Inwiefern? Habt ihr da noch Pläne für die Zukunft oder was habt ihr euch noch überlegt, was man da noch optimieren könnte?

MICHAEL HONISCH: Also Anbindung kann man immer verbessern. Alle digitalen Prozesse weiter vorantreiben. Man kann Warenausgänge digitalisieren. Bis jetzt war alles sehr maschinengetrieben. Wir sind dabei, auch analoge Prozesse zu digitalisieren. Wir versuchen gerade, unsere Vertriebsprozesse zu digitalisieren. Wie oft muss ich in einem Prozess eine Rückfrage stellen zur Verfügbarkeit eines Produkts, zur Qualität oder zur Lieferzeit einer Komponente, zur internen Lieferzeit einer Komponente. Diese Prozesse wollen wir auch digitalisieren und nicht sagen, das hört irgendwo im Office auf.

Also ich kann nicht immer nur sagen, es ist die Produktion, dieses Shopfloor am Ort des Geschehens, weil auch in der Produktion ist es wichtig zu sagen, ich gebe die Information in den Vertrieb oder in die anderen technischen Abteilungen und ziehe die mit an Bord.

ANDREA SPIEGEL: Okay. Vielleicht an der Stelle noch die kleine Chance für dich. Ihr habt das, wir haben es vorhin am Anfang kurz gehabt, das Board wird jetzt auch als Produkt von euch angeboten. Wie muss ich mir das vorstellen? Wer kann sich bei euch melden? Was muss ich da schon mitbringen, damit man dieses Board dann auch einsetzen kann?

MICHAEL HONISCH: Ja, also das Board ist wirklich so gut geworden, dass wir gesagt haben, für uns steht immer eine Entwicklung dahingehend, dass wir sagen können, wir können es jedem zeigen. Wir sind sehr offen, wir laden unheimlich viele Menschen ein, zu uns ins Unternehmen. Es kommen Fremdunternehmen zu uns, die besichtigen verschiedenste Fachabteilungen und sagen, wir wollen uns einmal diesen Ablauf, diese Prozesse anschauen und dementsprechend wollen wir uns auch den Leuten zeigen.

Das Board an sich, wir bauen keine eigenen Monitore, wir greifen auf Monitore zu. Es ist ein Touch-Monitor, ich sagte eingangs, industrietauglich. Wir rahmen dieses Produkt wirklich in ein Aluminium-Profil. Dazu haben wir alle dementsprechenden Komponenten im Haus.

ANDREA SPIEGEL: Wollte ich gerade sagen, die habt ihr dann wieder.

MICHAEL HONISCH: Es macht einen guten Eindruck, es ist rollbar, es kann mobil sein, es kann irgendwo stationär sein, aber wir haben auch viele Add-ons. Ich kann Sachen anbauen, wie zum Beispiel einen Scannerhalter, wenn ich in dem Prozess daneben etwas scanne. Da es eine umlaufende Profilnut hat, kann man da flexibel Dinge hinzufügen. Das sind so typische Themen. Der Monitor an sich, den haben wir auch gewählt, industrietauglich. Soll kein typischer Fernseher sein, den man zu Hause als Touch verwendet. Er soll nicht zerkratzen. Die Leute kommen aus der Produktion, sie dürfen keine Hemmschwellen haben, das Ding einfach zu nutzen.

ANDREA SPIEGEL: Anzufassen und zu berühren. Alles klar. Ich glaube, es sind erstmal alle Fragen von meiner Seite geklärt. Ich fand, es war sehr, sehr spannend zu sehen, wie ihr da an das Thema rangegangen seid, wie ihr vom analogen zum digitalen Shopfloor gekommen seid. Wir haben uns angeschaut, einmal kurz den Status quo eures analogen Shopfloors und dann auch, wie er jetzt digital aussieht.

Wir haben die Prozesse angeschaut, die dahinter stecken, welche Daten da erfasst werden. Haben ein bisschen über die Akzeptanz bei den Mitarbeitenden gesprochen und wen man eigentlich in so ein Projekt mitnehmen muss. Und haben uns jetzt gegen Ende noch deine Tipps angehört, worauf man achten sollte oder was wichtige Dinge in diesem Prozess sind, die man mitnehmen sollte. Deswegen von meiner Seite vielen Dank, dass du da warst. Es hat mir Spaß gemacht. Es war spannend.

MICHAEL HONISCH: Gerne.

ANDREA SPIEGEL: Und dann gibt es auch draußen, wie gesagt, nochmal der Hinweis: Wenn ihr noch Fragen zu dem Thema habt oder gerne etwas über die FATH GmbH wissen wollt, wir verlinken das natürlich wieder unten in der Infobox oder in den Shownotes für euch, damit ihr Bescheid wisst und nachschauen könnt. Und wenn ihr noch Fragen zum Thema habt oder auch Fragen an den Michael, dann schreibt uns das gerne in die Kommentare oder schickt uns eine Nachricht.

Dann leiten wir das weiter oder beantworten es selber, wenn wir es können. Und wenn euch die Folge gefallen hat, lasst uns einen Daumen nach oben da oder eine Bewertung bei SpotifyiTunes und Co. Und dann würde ich sagen, vielen Dank und wir sehen uns beim nächsten Mal. Ciao, macht’s gut.

MICHAEL HONISCH: Danke.

Welche Idee steckt hinter der Multikommissionierung in der Lagerlogistik?

„Die Idee bei der Multikommissionierung ist auch da, eben solche Leerfahrten, Leerwege, egal ob jemand läuft oder eben fährt, zu vermeiden.“

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