#35 Mobile Roboter sinnvoll einsetzen mit Sven Kaluza

Podcast Industrie 4.0 | Der Expertentalk für den Mittelstand

Roboter sinnvoll in der Fabrik der Zukunft einsetzen – In Folge 35 unseres Podcasts geht Andrea Spiegel mit Sven Kaluza, Business Development Manager Robotics, Central Region bei Omron Industrial Automation Europe, der Frage nach wie man mobile Roboter in Lager und Produktion einsetzen kann.

Wir fragen uns außerdem:

Welche Fragen muss ich mir stellen, bevor ich mit mobiler Robotik starten kann? Funktionieren Roboter innerhalb meines Geschäftsmodells bzw. innerhalb meiner Standorte? Wer profitiert vom Einsatz mobiler Robotik? Was heißt AGV, FTS, FTF, etc.?

Zum Abschluss erklärt Sven, warum man die Roboter nicht unbedingt gleich kaufen muss und gibt nochmals drei Tipps, wie man mobile Robotik in einem Unternehmen implementiert.

Das Transkript zur Podcast-Folge: Mobile Roboter sinnvoll einsetzen

ANDREA SPIEGEL: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Industrie 4.0, der Experten-Talk für den Mittelstand. Wie ihr sehen könnt, haben wir heute wieder Sven zu Gast. Unser Thema heute ist die Robotik und insbesondere das fahrerlose Transportsystem. Wir haben in der letzten Podcast-Folge darüber gesprochen, dass viele Bedenken haben, dass mobile Robotik Arbeitsplätze ersetzen wird. Wir sind jedoch zu dem Schluss gekommen, dass dies nicht der Fall ist, sondern dass wir Roboter tatsächlich benötigen. Heute möchten wir uns genauer damit befassen, wie man diese Roboter in einem Unternehmen einsetzen kann, wenn man bereits entschieden hat, dass sie notwendig sind. Wie bringe ich sie in mein Unternehmen? Wie fange ich damit an? Wir freuen uns, Sven, dass du wieder bei uns bist.

SVEN KALUZA: Ich bin gerne wieder hier. Der erste Talk hat mir sehr viel Spaß gemacht. Das Thema ist unerschöpflich, und es ist großartig, daran teilzunehmen und Input zu geben. Lassen Sie uns also tiefer in das Thema eintauchen. Du hast gerade von FTS gesprochen, richtig?

ANDREA SPIEGEL: Genau, ich habe bereits diese geheimnisvolle Abkürzung verwendet. Für diejenigen, die gerade erst einschalten und die vorherige Folge nicht gehört haben, könntest du dich bitte noch einmal kurz vorstellen, damit sie wissen, wer du bist?

SVEN KALUZA: Natürlich, gerne. Mein Name ist Sven Kaluza, und ich bin Business Development Manager für Robotik in der DACH-Region bei der Firma OMRONOMRON ist ein japanisches Automatisierungsunternehmen mit über 200.000 Produkten in seinem Portfolio. Dies umfasst auch den Bereich der Robotik. In meiner Rolle als Business Developer arbeite ich zwischen Marketing und Vertrieb und entwickle Konzepte und Lösungen, wie der Vertrieb Robotik präsentieren und verkaufen kann. Ich bin auch vor Ort beim Kunden, wenn es Probleme gibt, und unterstütze bei Projekten. Diese Aufgabe ist sehr vielseitig, und meine langjährige Erfahrung im Vertrieb, über 20 Jahre, kommt mir dabei zugute. Ich betrachte die Dinge immer auch aus einer marketingbezogenen Perspektive. Jetzt kann ich diese beiden Aspekte in meiner aktuellen Rolle kombinieren.

ANDREA SPIEGEL: Danke für die Vorstellung. In unserer vorherigen Folge haben wir darüber gesprochen, dass Roboter in der heutigen Zeit unverzichtbar sind. Die Frage ist also nicht, ob, sondern wie man sie in einem Unternehmen einsetzt. Wenn ich als Unternehmer denke, “Ich habe verstanden, ich möchte das umsetzen,” was sollte ich als Nächstes tun?

SVEN KALUZA: Zunächst einmal sollte man darüber nachdenken, was man genau benötigt. Wo liegen die Schmerzpunkte? Es gibt verschiedene Ansätze, um in die Robotik zu investieren. Die Bereitschaft dazu ist vorhanden, das zeigen viele Gespräche. Aber es handelt sich um eine Investition, die sich lohnen muss. Die Berechnung des Return on Investment (ROI) ist wichtig. Man sollte sich fragen, wohin die Reise gehen soll. Wie kann ich Robotik in meinem Unternehmen einsetzen? Man muss sich fragen, ob es wirklich notwendig ist oder ob es einfach ein Trend ist, den man verfolgt, weil es gerade schick ist. Einige Kunden geben ihren Mobilrobotern sogar Namen, wie Josef und Maria. Sie fragen dann, wo sich Josef gerade befindet, wenn er an der Dockingstation auflädt. All diese Fragen sollten berücksichtigt werden, da sie bereits in der vorherigen Podcast-Folge besprochen wurden.

Ein hilfreicher Ansatz ist die sogenannte Spin-Methode. Kennst du sie bereits?

ANDREA SPIEGEL: Nein, ich habe noch nicht davon gehört.

SVEN KALUZA: Die Spin-Methode ist ein Ansatz, um herauszufinden, was ein Kunde wirklich braucht. Sie steht für SituationProblemImplication und Need. Zuerst sollte man die Situation des Kunden verstehen. Wie reagiert er auf Marktveränderungen? Welche Herausforderungen stehen bevor? Dann folgt die unbequeme Problemfrage, bei der man genau ergründet, wo der Schuh drückt. Man kann auch nach den Herausforderungen und den Schwierigkeiten fragen, die der Kunde erlebt. Als nächstes betrachtet man die Auswirkungen (Implication) dieser Probleme, beispielsweise in Bezug auf ProduktivitätZeit oder Kosten. Schließlich ermittelt man den Bedarf (Need) des Kunden und was benötigt wird, um diese Probleme zu lösen.

Auf diese Weise kann man mitten in das Gespräch einsteigen und herausfinden, welche Art von Roboter am besten geeignet ist. Hierbei ist es wichtig zu klären, welcher Typ von Roboter benötigt wird, nicht nur der Hersteller. Es gibt eine große Vielfalt an Robotern, und die Auswahl kann verwirrend sein. Daher ist es wichtig, die Begriffe zu klären.

ANDREA SPIEGEL: Ich wollte gerade sagen, wenn man googelt, stelle ich mir vor, dass man denkt, “Okay, Robotik klingt spannend, ich mache mich mal schlau.” Man geht ins Internet, wie wir es alle heute tun, und beginnt zu googeln. Ich hatte mir vorgestellt, dass FTS, am besten alles in einem Text, auftauchen würde. Irgendwann verstehe ich jedoch nicht mehr, wo oben und unten ist. Am Anfang habe ich es selbst gesagt, FTS, weil es sich einfach von den Lippen rollt. Ich denke, wenn man sich mit dem Thema auskennt, verwendet man gerne die Abkürzung, und später weiß keiner mehr, worum es eigentlich geht. Kannst du hier Klarheit schaffen?

SVEN KALUZA: Ja, natürlich, auf jeden Fall. Es ist ein äußerst wichtiges Thema, um die Begrifflichkeiten voneinander zu trennen. Es ist nicht so, dass dies in einer Norm festgelegt ist, sondern es ist ein Trend, den wir derzeit erleben, bei dem die Tätigkeitsbereiche teilweise verschwimmen und sich sogar überschneiden. Das werde ich jedoch noch erläutern. Wenn wir in der Geschichte zurückblicken, sehen wir, dass ein FTF, ein Flurtransportfahrzeug, viele verschiedene Formen annehmen kann. Es kann nicht autonom sein oder von einem Motor angetrieben werden. Es kann ein Gabelstapler oder ein einfacher Wagen sein. Wir haben bereits jahrzehntelange Erfahrung mit solchen Fahrzeugen, die Waren von A nach B transportieren. Das haben sie alle gemeinsam.

Dann haben wir das FTS, ein fahrerloses Transportsystem, das bereits mehr ist als nur ein einfaches Fahrzeug. Hier kommt die Elektronik und Systematik ins Spiel. Du hast zu Beginn von AGV gesprochen, was für Automated Guided Vehicle steht. Das ist ein wunderbares Wort für uns Deutsche. Aber das Wort “Guided” ist einer der Schlüsselunterschiede, um diese Fahrzeuge voneinander zu unterscheiden. “Guided” bedeutet, dass das Fahrzeug auf irgendeine Weise geführt wird. Dies kann durch Bodenmarkierungen oder Regalmarkierungen erfolgen. Neuere Methoden umfassen QR-Codes auf dem Boden oder andere Markierungen, die dem Fahrzeug den Weg weisen. Bei OMRON haben wir ein System namens AMR, und damit kommen wir bereits zu einem neuen Begriff.

ANDREA SPIEGEL: Das wollte ich gerade fragen, was bedeutet AMR?

SVEN KALUZA: AMR ist schnell erklärt und hat den Vorteil, dass es sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch die gleiche Abkürzung hat. AMR steht für “Autonomer Mobiler Roboter” oder “Autonomous Mobile Robot“.

ANDREA SPIEGEL: Das macht es bereits einfacher.

SVEN KALUZA: Ja, das ist es. Was bedeutet AMR also? Natürlich ist ein AMR auch ein FTS, da es ein Teil davon ist. Es ist ein System, ja. Aber es ist ein Teil davon, und der Unterschied liegt in der Autonomie im Vergleich zu einem AGV. Das bedeutet, der Roboter plant seine eigene Route. Es sind keine Bodenmarkierungen oder ähnliches erforderlich. Der Roboter navigiert selbstständig anhand einer zuvor aufgenommenen Karte. Auf dieser Karte werden die Orte eingetragen, an denen er Dinge abholen und abliefern soll. Der Roboter entscheidet dann eigenständig, wie er dorthin gelangt.

Ein wichtiger Unterschied zum AGV ist, dass unsere autonomen Roboter Hindernissen ausweichen können. Sie kennen zwar ihren Weg, aber wenn etwas im Weg ist, umfahren sie es. Hier ist es interessant zu wissen, in welche Richtung das Hindernis sich bewegt. Unsere Software erkennt dies und trifft eine aktive Entscheidung, um das Hindernis zu umgehen und Zeit zu sparen. Das nennt sich “Dynamic Obstacle Avoidance“. So funktioniert die Welt der AMRs. Ich möchte gleich zu Beginn sagen, dass alle Modelle ihre Berechtigung haben. Wir können nicht sagen, dass ein AMR das höchste Ziel ist. In einigen Fällen ist es notwendig, aber viele sind auch mit einem AGV zufrieden. Das ist einfach so.

ANDREA SPIEGEL: Kann man sagen, um die Begriffe zu ordnen, dass ein FTS, ein fahrerloses Transportsystem, der Oberbegriff ist? Es ist das Gesamtsystem, und darin gibt es AMRsAGVs oder FTFs. Sie alle sind Teil dieses koordinierten Systems?

SVEN KALUZA: Genau, sie können miteinander koexistieren. Wenn wir von einem FTS als Oberbegriff sprechen, bedeutet dies, dass es sowohl “guided” als auch “non-guided” vehicles (geführte und nicht geführte Fahrzeuge) umfasst. Die Grenzen verschwimmen, und viele Unternehmen haben verschiedene Hersteller und Arten von Robotern im Einsatz, die harmonisch zusammenarbeiten müssen. Es gibt Softwareunternehmen, die sich auf die Verbesserung von AGVs spezialisiert haben, einschließlich ihrer Kommunikation untereinander. Auf der anderen Seite haben wir autonome Roboter, bei denen wir bestimmte Bereiche auf der Karte auswählen können, in denen sie sich so verhalten, als wären sie an einer Leitlinie. Dies kann in bestimmten Situationen sinnvoll sein, um Zeit zu sparen. Daher sage ich, die Grenzen verschwimmen, und diese Entwicklungen werden weiter voranschreiten, da sich die Technologien für Software und Hardware ständig weiterentwickeln.

ANDREA SPIEGEL: Verstanden. Ich denke, wir haben nun eine gute Vorstellung davon, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt.

ANDREA SPIEGEL: Jetzt machen wir einen Schritt zurück, wir sind tief drin. Das passiert automatisch, besonders wenn man von diesem Thema begeistert ist. Es interessiert mich wahnsinnig. Ich finde, es gibt noch so viel zu entdecken. Lassen Sie uns zurückschauen. Ich bin Unternehmer, und ich habe noch kein fahrerloses Transportsystem oder irgendeinen Roboter bei mir im Einsatz, aber ich möchte damit jetzt beginnen. Gibt es Grundsätze? Wie gehe ich da vor? Welche Dinge sollte ich im Kopf behalten? Wie ambitioniert kann ich bei der Planung sein? Oder sollte ich eher Schritt für Schritt vorgehen? Wie würdest du das angehen?

SVEN KALUZA: Nun, noch bevor wir überhaupt den Typ auswählen, sollten wir uns zunächst die Rahmenbedingungen ansehen. Nach der Spin-Methode, wie sie als Unternehmer bereits wissen, habe ich eine Vorstellung davon, wo ich stehe, welche Herausforderungen ich habe und was ich am Ende erreichen möchte. Nehmen wir an, man hat festgestellt, dass Mobilrobotik einem helfen könnte. Das ist unser Ausgangspunkt. Jetzt ist es wichtig zu verstehen, dass ein Roboter in den seltensten Fällen genau so eingesetzt wird, wie er vom Hersteller produziert wurde.

In unserem Beispiel bieten wir OEM-Plattformen in verschiedenen Größenklassen und Gewichtsklassen mit verschiedenen Nutzlastoptionen an. Das System funktioniert hervorragend, und wir haben auch ein Flottenmanagement-System, das sehr leistungsfähig ist und über viele Jahre hinweg entwickelt wurde. Aber damit ist es noch nicht getan. Eine Möglichkeit für den Einstieg könnte sein, dass Sie einfach eine Kiste auf den Roboter stellen und ihn an einen bestimmten Ort fahren lassen. Ich würde empfehlen, wenn bestimmte Rahmenbedingungen berücksichtigt wurden (dazu komme ich gleich), mit einem einzigen Roboter zu beginnen. Halten Sie es einfach. Eine unserer erfolgreichsten Strategien ist wirklich, es einfach zu halten. Leider entscheiden sich nicht alle dafür. Einige sagen, ich brauche 15 solcher Roboter, mach sie sofort einsatzbereit.

ANDREA SPIEGEL: Ich möchte alles auf einmal machen.

SVEN KALUZA: Das ist der falsche Weg. Wir haben viele Erkenntnisse darüber, wie man Mitarbeiter einbezieht, die Technologie versteht und andere Aspekte berücksichtigt. Daher empfehlen wir, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, bei der im Unternehmen kontinuierlich Dinge von A nach B transportiert werden. Das könnte KartonsKleinteile oder andere Gegenstände sein, die vielleicht in ein Prüflabor gebracht werden müssen. Das ist ein guter Einstieg. Aber jetzt sollten wir uns darauf konzentrieren, welche Fragen wir im Voraus klären müssen. Denn alle Arten von Mobilrobotern haben bestimmte Anforderungen, sei es in Innenräumen oder im Freien.

Einige Kunden fragen beispielsweise, ob der Roboter zwischen zwei Gebäuden hin- und herfahren kann. In unserem Fall ist dies nicht möglich, da unsere Roboter ausschließlich für den Innenbereich geeignet sind und nicht im Regenfahren können, da sie IP20-geschützt sind. Auch die BodenbeschaffenheitSchmutzLückenSpalten und Steigungen sind wichtige Überlegungen. Da wir als Hersteller diese Fragen nicht für alle unsere Kunden beantworten können, haben wir ein Partnernetzwerk aufgebaut, dessen Mitglieder alle gut auf dieses Thema geschult sind. Sie führen Ortsbegehungen durch und können klären, ob die Umgebung für den Einsatz von Mobilrobotern geeignet ist. Aber wenn man Metallspäne auf dem Boden rumliegen hat oder einen öligen Schmierfilm, dann fahren die nicht mehr. Da brauche ich dann auch nicht mit anderen Reifen kommen, weil nach 4 Wochen hat man wieder denselben Ärger. Und klar, man kann sich überlegen, ändere ich Prozesse im Unternehmen, aber bei manchen geht das einfach nicht. Was wir da gerne anbieten, ist, zum einen mit uns zu sprechen. Sowohl unsere Partner als auch wir haben Fragebögen, die sich mit all diesen Details beschäftigen, wie z.B. die Betriebstemperatur. Ins Kühlhaus fahre ich nicht einfach rein und raus. Das liegt nicht an einer schlechten Technik, sondern viel mehr an beschlagenen Sensoren und dann sieht dieser einfach nichts mehr. Und wenn ich diese Gespräche führe, dann habe ich eine gute Basis geschaffen, um zu sagen, das kriegen wir an den und den Punkten hin, lass uns jetzt noch über die Art sprechen, wie du überhaupt fahren willst. Und dabei sind wir immer noch bei einem Erkundungsgespräch.

ANDREA SPIEGEL: Man muss auch realistisch sein. Einfach halten und die tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort berücksichtigen. Man muss sich eingestehen, dass bestimmte Dinge nicht geändert werden können, wie beispielsweise Metallspäne auf dem Boden oder ölige Schmierfilme. Manchmal ist es einfach nicht möglich, diese aus dem Prozess zu entfernen.

SVEN KALUZA: Absolut, genau. Andernfalls wird der Boomerang-Effekt eintreten und Probleme werden auftreten, was wiederum zu Unzufriedenheit führt. Daher sollten wir von Anfang an gründlich vorgehen. Ein weiterer hilfreicher Ansatz ist es, sich bestehende Lösungen anzusehen. In unserem Fall, um für OMRON zu sprechen, haben wir ein Robotikzentrum in Dortmund. Es wird derzeit erneuert und wird im nächsten Jahr wieder eröffnet. Dort können Sie sich die Roboter live ansehen und einen Eindruck davon gewinnen, wie sie programmiert werden und was sie können. Wir empfehlen dies allen Kunden, damit sie die Technologie besser verstehen können. Viele unserer Partner sind ebenfalls gut ausgestattet und bieten ähnliche Möglichkeiten.

Was ich persönlich nicht gerne mache, aber was wir dennoch anbieten, ist die Möglichkeit, einen Roboter vorübergehend auszuleihen. Dies wird oft angefragt, aber ich persönlich bin kein großer Fan davon. Oftmals sind die Mitarbeiter im Unternehmen abgelenkt, haben keine Zeit und der Roboter wird nicht in Betrieb genommen. Die Inbetriebnahme eines Mobilroboters ist keine Hexerei, insbesondere wenn er mit der SLAM-Technologie (Simultaneous Localization and Mapping) arbeitet. Das bedeutet, dass der Roboter eine Karte hat und diese ständig mit seinen Sensorinformationen abgleicht, um sich zu orientieren und zu bewegen. Das ist technisch gut umsetzbar. Natürlich können wir eine Vorführung machen, wenn Sie dies dem Management vorstellen möchten, aber das ist für mich nicht der erste Schritt.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist es, die Ziele zu definieren. Wir hatten bereits eine Diskussion über kollaborative Robotik. Wenn Sie verstehen, wie dieser Roboter funktioniert und wie er sich verhält, können Sie realistisch einschätzen, ob er für Ihre Anforderungen geeignet ist. Es ist auch eine gute Idee, sich über Werkzeuge wie interaktive PowerPoint-Präsentationen zu informieren, die von unserem Kollegen Stefan Kurzawi in Dortmund entwickelt wurden. Diese Präsentationen ermöglichen es Kunden, interaktiv durch verschiedene Szenarien zu navigieren und herauszufinden, ob die Technologie für sie geeignet ist oder nicht. Dies ist ein äußerst nützliches Werkzeug, das oft genutzt wird, um den Einstieg zu erleichtern.

ANDREA SPIEGEL: Jetzt haben wir bereits darüber gesprochen, wie man vorgehen sollte und worauf man achten muss. Wir haben auch das Thema Stakeholder angesprochen. Ich möchte mich noch einmal damit befassen, insbesondere in Bezug auf unsere vorherige Episode. Wer profitiert letztendlich von einem fahrerlosen Transportsystem (FTS) oder von dieser mobilen Robotik? Wer hat wirklich etwas davon? Ich habe drei Gruppen im Kopf, bin aber gespannt auf deine Ansichten dazu.

SVEN KALUZA: Gut. Lassen Sie uns von oben anfangen. Ich denke, natürlich profitiert das Unternehmen davon, sowohl wirtschaftlich als auch in Bezug auf den Return on Investment (ROI), der durchaus berechnet werden kann. Es ist nicht so, dass ein FTS-System, das von A nach B fährt, 100.000 Euro kostet. Nein, ganz und gar nicht, wir sind weit davon entfernt. Das bedeutet, der Unternehmer lernt, diese neue Technologie zu integrieren, was zu neuen Anwendungsmöglichkeiten führt. Er wird auch im Rahmen von Industrie 4.0-Konzepten kompetenter.

Das Unternehmen hat also auf jeden Fall einen Nutzen, da es flexibler und schneller sein kann. Diese Schnelligkeit wird von allen gefordert, insbesondere angesichts der aktuellen Herausforderungen in den Lieferketten. Wir alle spüren, was im Zusammenbruch der Supply Chain passiert. Es gibt Berichte über Tausende von Schiffen, die in chinesischen Häfen gestrandet sind und nicht entladen werden können. Das Unternehmen profitiert also definitiv. Wer noch davon profitiert, ist der Standort, an dem sich das Unternehmen befindet. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Stadt und die Gemeinde Interesse daran haben, die Digitalisierung voranzutreiben und nicht hinterherzuhinken.

Wir hatten letztes Mal über den Gesundheitssektor gesprochen. Es ist beunruhigend zu wissen, dass nur wenige Krankenhäuser in Deutschland über ein funktionierendes WLAN verfügen, oder überhaupt keines. Schulen sind ein weiteres Beispiel. Wenn mein Sohn freiwillig sagt, er möchte seinen Unterrichtsstoff auf einem Tablet schreiben, und die Lehrer beeindruckt sagen, “Ja, klar, mach das,” dann fehlt etwas. Der Wunsch nach Digitalisierung und Industrie 4.0ist da, aber jetzt wird er mit Leben gefüllt.

Wir haben gehört, dass der Begriff “Industrie 4.0” bereits zehn Jahre alt ist, aber es hat sich in dieser Zeit nicht viel getan, leider. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Städte und Gemeinden bei diesem Prozess mitwirken. Letztendlich profitiert auch jeder einzelne Arbeitnehmer davon, da der Standard gesichert werden kann. Europa und die internationale Wettbewerbssituation bedeuten, dass verschiedene Lohnniveaus existieren. Wenn wir Arbeitsplätze am Standort halten wollen, dann ist es möglich, dass Arbeitsplätze durch den Einsatz von Robotik verändert werden, aber die Mitarbeiter bleiben im Unternehmen und können wertvollere Aufgaben übernehmen.

ANDREA SPIEGEL: Das Unternehmen profitiert in vielerlei Hinsicht, einschließlich des Rufs und des Images, wie du bereits erwähnt hast. Für mich ist es auch offensichtlich, dass die Mitarbeiter davon profitieren. Wir haben in der letzten Folge über die Möglichkeit gesprochen, dass die Arbeit erleichtert wird, insbesondere bei wiederholten Tätigkeiten, die körperlich belastend sein können, wie beispielsweise das manuelle Kleben von Rändern. Und natürlich, wie du bereits im ersten Punkt angedeutet hast, profitieren auch andere Kunden oder Partner, die mit diesem Unternehmen zusammenarbeiten. Sie haben einen modernen Partner, der auf verschiedene Anforderungen vorbereitet ist.

Gleichzeitig können sie von mehr Transparenz und schnelleren Prozessen profitieren, da der Einsatz von Robotik viele Daten generiert, die analysiert werden können, auch wenn dies eine eigene Herausforderung darstellt. Das sind für mich die drei Hauptgruppen, die davon profitieren. Der Standort und die Gemeinde, wie du erwähnt hast, sind ebenfalls wichtige Faktoren, die oft übersehen werden. Ich finde es sehr interessant.

ANDREA SPIEGEL: Du hast immer wieder über das Thema Kosten gesprochen, insbesondere darüber, dass der Einsatz eines fahrerlosen Transportsystems (FTS) oder eines Roboters nicht gleich sechsstellige Beträge oder Tausende von Euro kosten muss. Was sind die aktuellen Kosten? Gibt es moderne Ansätze, wie beispielsweise Software-as-a-Service (SaaS)? Gerade für kleinere Unternehmen könnte das interessant sein. Sie müssen nicht gleich eine umfangreiche On-Premise-Lösung haben. Sie könnten stattdessen unsere Standardlösung in der Cloud nutzen. Gibt es in Bezug auf Robotik ähnliche Ansätze?

SVEN KALUZA: Auf jeden Fall, ja. Dieses Konzept, bei dem ein Buchstabe vor AAS steht, ist ein guter Hinweis. Es gibt auch Robotik-as-a-Service. Man muss jedoch berücksichtigen, dass es viele rechtliche Aspekte gibt, die berücksichtigt werden müssen. In unserem Fall bei OMRON können wir jetzt ein Leasing-Modell für Partner und Endkunden anbieten. Das bedeutet, dass Kunden direkt über OMRON ein Leasing-Abkommen abschließen können, wodurch sich die Roboter in Bezug auf Kapital- und Betriebskosten anders verteilen lassen. Das machen wir bereits und es wird bereits genutzt. Dadurch wird der Einstieg etwas einfacher, da die Kapitalbindung anders gestaltet ist.

Ich glaube, dass in dieser Richtung noch viel mehr kommen wird, da das Konzept “As-a-Service” immer mehr an Bedeutung gewinnt, wie du bereits erwähnt hast. Ich habe kürzlich von “Production-As-a-Service” gelesen, bei dem Unternehmen komplette Produktionsmodule kaufen oder mieten können. Ich bin gespannt, was in den nächsten Jahren passieren wird. Wir testen derzeit das Leasing-Modell und es läuft sehr gut. Finanzierung ist ebenfalls ein wichtiges Thema und eine Option.

Wir sind in diesem Bereich noch in der Testphase und schauen, wie sich das entwickelt. Es gibt jedoch viele Faktoren zu berücksichtigen, wie finanzielle Aspekte und die Frage, wer für den Service verantwortlich ist und wie die Mitarbeiter auf die neue Technologie geschult werden. Aber wie immer entwickelt sich eine Vision zu einer Idee und schließlich zu einem Produkt. Dann kann es auch so vermarktet werden. Ich bin gespannt und freue mich, wenn Unternehmen verstehen, wie dieser Ansatz funktionieren kann. Aber ich bin sicher, dass der Trend, alles zu besitzen, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten abnehmen wird.

ANDREA SPIEGEL: Ich bin auf jeden Fall gespannt, in welche Richtung sich das noch entwickeln wird.

ANDREA SPIEGEL: Zum Abschluss möchte ich gerne nochmals auf einige Punkte eingehen, die du insbesondere am Anfang angesprochen hast. Wie kann man sich dem Thema nähern? Wie setzt man es im eigenen Unternehmen um? Was muss man der Geschäftsleitung vorlegen, um sie für dieses Thema zu begeistern? Ich habe hier drei Top-Tipps für alle, die sich für das Thema interessieren und in ihrem Unternehmen den nächsten Schritt machen möchten. Vielleicht auch für diejenigen, die nicht in der Geschäftsleitung sind, sondern einfach sagen: “Ich habe einen spannenden Podcast mit Sven und Andrea gehört, und ich denke, das könnte etwas für uns sein.” Wo können sie anfangen? Was sind deine drei Tipps?

SVEN KALUZA: Auf jeden Fall sollte man Informationen aus verschiedenen Quellen recherchieren. Wenn unser Angebot für Sie interessant ist, können Sie natürlich unsere Webseite und LinkedIn nutzen, wo es viele Beiträge gibt. Mir persönlich ist es immer wichtig, konkrete Anwendungsfälle zu sehen. Es ist schön, theoretisch über Robotik zu sprechen, aber die Praxis steht und fällt mit Anwendungen. Ich habe sogar meinen eigenen YouTube-Kanal, auf dem viele Videos von weltweit gelösten Anwendungen zu sehen sind. Das kann oft eine Inspirationsquelle sein und auch den Einstieg ins Management erleichtern. Wenn Sie ein Video sehen und denken, “So könnten wir das auch lösen, weil wir ein ähnliches Problem haben.” Und dann ist der nächste Schritt, herauszufinden, ob es zu Ihrem Unternehmen passt. Das bedeutet, Sie können Fragebögen und Leitfäden von uns verwenden, die wir für unsere Kunden bereitstellen. Diese stehen auch Ihnen zur Verfügung, das ist kein Problem. Außerdem sind unsere PowerPoint-Präsentationen frei verfügbar. Das ist ebenfalls kein Problem. Auf diese Weise können Sie sich dem Thema gut annähern. Wenn Sie beginnen, setzen Sie von Anfang an das Prinzip “Keep it simple“. Das ist sehr wichtig. Starten Sie mit einer Investition, die finanziell überschaubar ist. Bieten Sie Schulungen an oder holen Sie sich von Anfang an den richtigen Partner ins Boot. Wenn wir beispielsweise ein Erstgespräch mit einem Kunden führen und dieser sagt, er benötigt mehr Unterstützung, können wir bereits aus diesem Gespräch viele Erkenntnisse ziehen und Empfehlungen für den geeigneten Partner zur Umsetzung geben. Wir sind in dieser Hinsicht gut aufgestellt.

ANDREA SPIEGEL: Vielen Dank für diese drei spannenden Tipps. Ich denke, unsere Zuhörer haben in dieser Folge viel darüber gelernt, worauf es ankommt und worauf sie achten müssen, wenn sie sich auf dieses Abenteuer einlassen. Es ist kein Hexenwerk, sondern das Prinzip “Keep it simple” ist oft der Schlüssel zum Erfolg. Schritt für Schritt vorangehen, nicht zu viel auf einmal vornehmen, aber gleichzeitig die Vision im Blick behalten.

An dieser Stelle nochmals vielen Dank, Sven, dass du hier warst. Es waren sehr spannende Gespräche, sowohl in unserer ersten Folge als auch in dieser. Ich bin gespannt, wie unsere Zuhörer das nutzen werden. Wenn ihr noch Fragen zur Folge oder direkt an Sven habt, könnt ihr diese gerne weiter unten stellen. Ansonsten hinterlasst gerne ein Like für das Video, wenn es euch gefallen hat, oder auch einen Kommentar bei Apple Podcasts und Co. Vielen Dank nochmals und bis zum nächsten Mal. Macht es gut.

Welche Idee steckt hinter der Multikommissionierung in der Lagerlogistik?

„Die Idee bei der Multikommissionierung ist auch da, eben solche Leerfahrten, Leerwege, egal ob jemand läuft oder eben fährt, zu vermeiden.“

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