ANDREA SPIEGEL: Jetzt machen wir einen Schritt zurück, wir sind tief drin. Das passiert automatisch, besonders wenn man von diesem Thema begeistert ist. Es interessiert mich wahnsinnig. Ich finde, es gibt noch so viel zu entdecken. Lassen Sie uns zurückschauen. Ich bin Unternehmer, und ich habe noch kein fahrerloses Transportsystem oder irgendeinen Roboter bei mir im Einsatz, aber ich möchte damit jetzt beginnen. Gibt es Grundsätze? Wie gehe ich da vor? Welche Dinge sollte ich im Kopf behalten? Wie ambitioniert kann ich bei der Planung sein? Oder sollte ich eher Schritt für Schritt vorgehen? Wie würdest du das angehen?
SVEN KALUZA: Nun, noch bevor wir überhaupt den Typ auswählen, sollten wir uns zunächst die Rahmenbedingungen ansehen. Nach der Spin-Methode, wie sie als Unternehmer bereits wissen, habe ich eine Vorstellung davon, wo ich stehe, welche Herausforderungen ich habe und was ich am Ende erreichen möchte. Nehmen wir an, man hat festgestellt, dass Mobilrobotik einem helfen könnte. Das ist unser Ausgangspunkt. Jetzt ist es wichtig zu verstehen, dass ein Roboter in den seltensten Fällen genau so eingesetzt wird, wie er vom Hersteller produziert wurde.
In unserem Beispiel bieten wir OEM-Plattformen in verschiedenen Größenklassen und Gewichtsklassen mit verschiedenen Nutzlastoptionen an. Das System funktioniert hervorragend, und wir haben auch ein Flottenmanagement-System, das sehr leistungsfähig ist und über viele Jahre hinweg entwickelt wurde. Aber damit ist es noch nicht getan. Eine Möglichkeit für den Einstieg könnte sein, dass Sie einfach eine Kiste auf den Roboter stellen und ihn an einen bestimmten Ort fahren lassen. Ich würde empfehlen, wenn bestimmte Rahmenbedingungen berücksichtigt wurden (dazu komme ich gleich), mit einem einzigen Roboter zu beginnen. Halten Sie es einfach. Eine unserer erfolgreichsten Strategien ist wirklich, es einfach zu halten. Leider entscheiden sich nicht alle dafür. Einige sagen, ich brauche 15 solcher Roboter, mach sie sofort einsatzbereit.
ANDREA SPIEGEL: Ich möchte alles auf einmal machen.
SVEN KALUZA: Das ist der falsche Weg. Wir haben viele Erkenntnisse darüber, wie man Mitarbeiter einbezieht, die Technologie versteht und andere Aspekte berücksichtigt. Daher empfehlen wir, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, bei der im Unternehmen kontinuierlich Dinge von A nach B transportiert werden. Das könnte Kartons, Kleinteile oder andere Gegenstände sein, die vielleicht in ein Prüflabor gebracht werden müssen. Das ist ein guter Einstieg. Aber jetzt sollten wir uns darauf konzentrieren, welche Fragen wir im Voraus klären müssen. Denn alle Arten von Mobilrobotern haben bestimmte Anforderungen, sei es in Innenräumen oder im Freien.
Einige Kunden fragen beispielsweise, ob der Roboter zwischen zwei Gebäuden hin- und herfahren kann. In unserem Fall ist dies nicht möglich, da unsere Roboter ausschließlich für den Innenbereich geeignet sind und nicht im Regenfahren können, da sie IP20-geschützt sind. Auch die Bodenbeschaffenheit, Schmutz, Lücken, Spalten und Steigungen sind wichtige Überlegungen. Da wir als Hersteller diese Fragen nicht für alle unsere Kunden beantworten können, haben wir ein Partnernetzwerk aufgebaut, dessen Mitglieder alle gut auf dieses Thema geschult sind. Sie führen Ortsbegehungen durch und können klären, ob die Umgebung für den Einsatz von Mobilrobotern geeignet ist. Aber wenn man Metallspäne auf dem Boden rumliegen hat oder einen öligen Schmierfilm, dann fahren die nicht mehr. Da brauche ich dann auch nicht mit anderen Reifen kommen, weil nach 4 Wochen hat man wieder denselben Ärger. Und klar, man kann sich überlegen, ändere ich Prozesse im Unternehmen, aber bei manchen geht das einfach nicht. Was wir da gerne anbieten, ist, zum einen mit uns zu sprechen. Sowohl unsere Partner als auch wir haben Fragebögen, die sich mit all diesen Details beschäftigen, wie z.B. die Betriebstemperatur. Ins Kühlhaus fahre ich nicht einfach rein und raus. Das liegt nicht an einer schlechten Technik, sondern viel mehr an beschlagenen Sensoren und dann sieht dieser einfach nichts mehr. Und wenn ich diese Gespräche führe, dann habe ich eine gute Basis geschaffen, um zu sagen, das kriegen wir an den und den Punkten hin, lass uns jetzt noch über die Art sprechen, wie du überhaupt fahren willst. Und dabei sind wir immer noch bei einem Erkundungsgespräch.
ANDREA SPIEGEL: Man muss auch realistisch sein. Einfach halten und die tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort berücksichtigen. Man muss sich eingestehen, dass bestimmte Dinge nicht geändert werden können, wie beispielsweise Metallspäne auf dem Boden oder ölige Schmierfilme. Manchmal ist es einfach nicht möglich, diese aus dem Prozess zu entfernen.
SVEN KALUZA: Absolut, genau. Andernfalls wird der Boomerang-Effekt eintreten und Probleme werden auftreten, was wiederum zu Unzufriedenheit führt. Daher sollten wir von Anfang an gründlich vorgehen. Ein weiterer hilfreicher Ansatz ist es, sich bestehende Lösungen anzusehen. In unserem Fall, um für OMRON zu sprechen, haben wir ein Robotikzentrum in Dortmund. Es wird derzeit erneuert und wird im nächsten Jahr wieder eröffnet. Dort können Sie sich die Roboter live ansehen und einen Eindruck davon gewinnen, wie sie programmiert werden und was sie können. Wir empfehlen dies allen Kunden, damit sie die Technologie besser verstehen können. Viele unserer Partner sind ebenfalls gut ausgestattet und bieten ähnliche Möglichkeiten.
Was ich persönlich nicht gerne mache, aber was wir dennoch anbieten, ist die Möglichkeit, einen Roboter vorübergehend auszuleihen. Dies wird oft angefragt, aber ich persönlich bin kein großer Fan davon. Oftmals sind die Mitarbeiter im Unternehmen abgelenkt, haben keine Zeit und der Roboter wird nicht in Betrieb genommen. Die Inbetriebnahme eines Mobilroboters ist keine Hexerei, insbesondere wenn er mit der SLAM-Technologie (Simultaneous Localization and Mapping) arbeitet. Das bedeutet, dass der Roboter eine Karte hat und diese ständig mit seinen Sensorinformationen abgleicht, um sich zu orientieren und zu bewegen. Das ist technisch gut umsetzbar. Natürlich können wir eine Vorführung machen, wenn Sie dies dem Management vorstellen möchten, aber das ist für mich nicht der erste Schritt.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist es, die Ziele zu definieren. Wir hatten bereits eine Diskussion über kollaborative Robotik. Wenn Sie verstehen, wie dieser Roboter funktioniert und wie er sich verhält, können Sie realistisch einschätzen, ob er für Ihre Anforderungen geeignet ist. Es ist auch eine gute Idee, sich über Werkzeuge wie interaktive PowerPoint-Präsentationen zu informieren, die von unserem Kollegen Stefan Kurzawi in Dortmund entwickelt wurden. Diese Präsentationen ermöglichen es Kunden, interaktiv durch verschiedene Szenarien zu navigieren und herauszufinden, ob die Technologie für sie geeignet ist oder nicht. Dies ist ein äußerst nützliches Werkzeug, das oft genutzt wird, um den Einstieg zu erleichtern.