Lagerhaltung
Chaotische Lagerhaltung: Definition, Vorteile und Voraussetzungen für ein Freiplatzsystem
Die wichtigsten Informationen zur Umsetzung einer chaotischen Lagerhaltung
Geschätzte Lesedauer: 14 min
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Die wichtigsten Informationen zur Umsetzung einer chaotischen Lagerhaltung
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Chaotische Lagerhaltung mit Freiplatzsystem oder doch bei der altbewährten statischen Lagerhaltung mit Festplatzsystem bleiben? Die Wahl der Arten zur Lagerhaltung und die Optimierung bestehender Prozesse rücken immer mehr in den Fokus von mittelständischen Unternehmen. Denn: Je nach Branche und Artikel können die reinen Lagerkosten bei produzierenden Firmen einen Anteil von 15-20 % an den Gesamtkosten eines Produktes ausmachen.
Doch was sind die Vorteile einer chaotischen Lagerhaltung? Ziel ist es, durch die Umsetzung eines chaotischen Lagersystems eine verbesserte Nutzung von Lagerflächen sowie eine höhere Effizienz zu erreichen. Wird das Freiplatzsystem über eine mobile Softwarelösung gesteuert, so können Artikel flexibel und dynamisch eingelagert werden, ohne dass es zum Materialstau kommt. Erfahren Sie jetzt die Definition der chaotischen Lagerhaltung, ihre Vorteile und Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung.
Chaotische Lagerhaltung Definition
Die chaotische Lagerhaltung wird auch dynamische Lagerhaltung genannt und ist eine Strategie zur bestmöglichen Ausnutzung der vorhandenen Lagerflächen. Die Einlagerung von Produkten erfolgt in einem chaotischen Lager über ein Freiplatzsystem. Das bedeutet, dass es keine vordefinierten Lagerplätze für Artikel gibt. Stattdessen wird die Platzierung der Produkte gezielt über eine Lagerverwaltungssoftware gesteuert, was eine deutlich flexiblere Anordnung und Platzeinsparung ermöglicht. Zusätzlich bietet ein chaotisches Lagersystem die Möglichkeit zur Umsetzung weiterer strategischer Maßnahmen, wie zum Beispiel eine ABC-Segmentierung oder Wegeoptimierung.
Chaotische Lagerhaltungssysteme werden oft in automatisierten Lagern oder in Lagern mit häufig wechselndem Bestand eingesetzt, um die Effizienz und Flexibilität im Lagermanagement zu verbessern.
durch die flexible Anordnung der Produkte
für die jeweiligen Artikel
durch eine Lagerverwaltungssoftware
In einem chaotischen Lager wird jedem Produkt ein eindeutiger Identifikationscode zugeordnet und die Lagerplatzierung erfolgt basierend auf der Verfügbarkeit von freien Lagerplätzen. Das bedeutet, dass Produkte an verschiedenen Orten im Lager platziert werden können und der genaue Lagerplatz wird durch eine Software zur Lagerverwaltung festgelegt und überwacht. Diese Art der Lagerhaltung ermöglicht eine effiziente Nutzung des verfügbaren Lagerplatzes und erleichtert gleichzeitig den schnellen Zugriff auf Produkte, da sie nicht an eine feste Anordnung gebunden sind.
Die Einlagerung in einem chaotischen Lager mit Freiplatzsystem erfolgt in der Regel in mehreren Schritten, wobei das ERP- oder WMS-System sowie die mobile Scannerlösung eine bedeutende Rolle spielen.
Im ERP- oder WMS-System werden zunächst alle Lagerplätze angelegt und einem Barcode zugeordnet, um diese eindeutig zu kennzeichnen. Mithilfe einer mobilen Scannerlösung kann nun von überall aus auf diese Datenbasis zugegriffen werden und Buchungen werden in der Regel per Handscanner direkt im Wareneingang oder am Lagerregal ausgeführt.
Auch jedes Produkt oder jede Artikelcharge wird mit einem eindeutigen Identifikationscode oder Barcode versehen. Diese Codes ermöglichen die eindeutige Erkennung der Artikel sowie das Nachverfolgen verschiedener Chargen. Neben den klassischen Informationen wie Artikelname, Artikelnummer etc. können im ERP-System unzählige Informationen über Größe, Gewicht, Maße oder auch Haltbarkeit hinterlegt werden. Auf der Basis dieser Informationen kann später eine passende Lagerstrategie erstellt werden.
Bei der Ankunft neuer Produkte im Lager werden die Artikel mit der mobilen Lösung gescannt und die Informationen automatisch in das ERP- oder WMS-System verbucht. Das System erstellt automatisch einen Eintrag für jedes Produkt im Lagerbestand.
Die mobile Lösung sucht automatisch nach einem freien Lagerplatz für das neu angekommene Produkt, daher auch die Bezeichnung Freiplatzsystem. Dies geschieht basierend auf verschiedenen Kriterien wie Verfügbarkeit, Lagerkapazität und Nähe zu anderen Produkten
Nachdem der Lagerplatz für die chaotische Lagerhaltung zugewiesen wurde, wird die Einlagerung in der mobilen Lösung bestätigt. Dies schließt den Einlagerungsprozess ab und aktualisiert den Lagerbestand im ERP- oder WMS-System.
Durch das mobile Verbuchen der Einlagerung wird der Lagerbestand im ERP- oder WMS-System in Echtzeit aktualisiert. Dies gewährleistet, dass alle Bestandsinformationen im chaotischen Lagersystem korrekt und aktuell sind.
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Wie unterscheiden sich feste und chaotische Lagerplatzordnung voneinander?
Die chaotische Lagerhaltung ist das Gegenteil zu einem Festplatzsystem. Das Festplatzsystem entspricht eher einem konventionellen Lager und wird auch statische oder systematische Lagerhaltung genannt. Hier erhält jeder Artikel einen festen Lagerplatz.
Beide Arten der Lagerhaltung haben ihre Vor- und Nachteile und die Wahl zwischen chaotischer und statischer Lagerhaltung hängt von den spezifischen Anforderungen und Merkmalen des Lagerbetriebs ab.
Auf die Frage: „Wann ist eine chaotische Lagerhaltung sinnvoll?“ lässt sich sagen, dass ein chaotisches Lager insbesondere bei größeren Lagern mit einer mittleren bis hohen Umschlagshäufigkeit sinnvoll ist. In diesem Fall sind chaotische Lagerhaltungssysteme oft flexibler und effizienter. Die statische Lagerhaltung hingegen hat auch ihre Vorteile, jedoch eher für kleine Lager mit wenig Veränderungen im Bestand. Hier kann auch ein konventionelles Lager genügend Struktur und Kontrolle bieten.
Optimierte Flächennutzung dank Freiplatzsystem
Die chaotische Lagerhaltung ermöglicht gegenüber der Festplatzvergabe eine deutliche Verbesserung der Flächennutzung im Lager. Bisher „frei blockierte“ Flächen werden dadurch ebenfalls genutzt, wodurch bestehende Lagerflächen maximal ausgenutzt werden. So kann die Bereitstellung von unnötigen Lagerflächen vermieden werden und das Lager wird im Schnitt 30-50 % besser ausgelastet.
Die Abbildung verdeutlicht die Unterschiede zu einer Festplatzvergabe. Bereits in der vereinfachten Darstellung mit fünf Artikeln (1 bis 5) zeigt sich der Unterschied der beiden Verfahren deutlich. Bei der Festplatzvergabe werden definierte Flächen grundsätzlich für bestimmte Artikel reserviert, selbst wenn der Artikel nicht auf Lager liegt. Bei der chaotischen Lagerhaltung hingegen werden freie Flächen zur Verfügung gestellt.
Würde man also im Beispiel einen weiteren Artikel 6 einlagern wollen, so müsste man im System des Festplatzlagers einen zusätzlichen Lagerplatz zur Verfügung stellen. Dieser kann aus einer Kürzung der Fläche für andere Artikel resultieren oder durch die Schaffung neuer Flächen bereitgestellt werden. Zudem besteht bei der Festplatzlagerstruktur das Risiko eines „Fachüberlaufs“. Das bedeutet, dass die für einen Artikel reservierte Fläche nicht ausreicht, um die einzulagernden Artikel unterzubringen. Im Gegensatz dazu können bei der chaotischen Lagerhaltung deutlich mehr Artikel problemlos am Lager gehalten werden, da keine Flächen freigehalten werden.
3 Strategien für eine langfristige Optimierung
Die häufigste Intention, warum viele Unternehmen bei der Strukturierung ihres Lagers auf die chaotische Lagerhaltung setzen, ist die Optimierung der Lagerflächen. Neben der Umstellung auf ein chaotisches Lager bzw. Freiplatzsystem können noch weitere Optimierungsstrategien angewandt werden, wie zum Beispiel die ABC-Segmentierung, das nebeneinander Anordnen häufig kombinierter Artikel oder die Anwendung einer Plausibilitätsprüfung bei der Entnahme.
Damit bei der Kommissionierung Artikel schnell zusammengetragen und für den Versand oder die Produktion bereitgestellt werden können, können durch eine Wegeoptimierung die Lagerprozesse so optimiert werden, dass möglichst geringe Laufwege benötigt werden.
Bei der Segmentierung mit ABC-Analyse erfolgt die Wegeoptimierung durch die Priorisierung von Artikeln. So werden Artikel, die besonders häufig umgeschlagen werden, als Artikel der Kategorie A im Warenwirtschaftssystem angelegt. Waren mit einer mittleren Nachfrage werden der Kategorie B zugeordnet und Artikel, die nur sehr selten benötigt werden, der Kategorie C.
Bereiche im Lager, die zu einem definierten Punkt des Lagers (z.B. Packplatz, Warenausgang) die kürzeste Entfernung aufweisen, werden dem Muster folgend als A-Segment angelegt, weit entfernte Bereiche hingegen als C-Segment deklariert. In der Regel werden circa 5-10 % der Artikel als A-Artikel definiert, weitere circa 20 % als B-Artikel. Dementsprechend müssen ausreichend A- und B-Lagerplätze bereitstehen.
Das Ziel der ABC-Analyse ist es, die Wege für die Kommissionierung im chaotischen Lagersystem möglichst gering zu halten. Die Wege bei der Einlagerung aus dem Wareneingang heraus werden dabei quasi automatisch mitberücksichtigt. Schnelldrehende Artikel, die häufig verkauft werden, werden somit möglichst nahe am Kommissionierbereich eingelagert. Artikel mit geringer Nachfrage bekommen weiter entfernte Plätze zugewiesen. Durch die ABC-Segmentierung wird also die Pickleistung gesteigert und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit und Effizienz des gesamten Lagers erhöht.
Die Segmentierung kann entweder automatisch über eine Lagersoftware oder manuell vorgenommen werden. Vor allem die Handelsbranche, die über Saisonware verfügt, profitiert von der ABC-Segmentierung, da so beispielsweise kurz vor Beginn der Saison die Bestände hinsichtlich der Wegeoptimierung umgelagert werden können.
Natürlich können auch bei einem Festplatzsystem die Schnelldreher auf Plätze im A-Segment eingelagert werden. Hierzu werden den häufig benötigten Waren entsprechende Festplätze zugewiesen. Ein chaotisches Lager ist jedoch flexibler und stellt eine optimale Nutzung von A- und B-Flächen sicher. Zudem ermöglicht diese Art der Lagerhaltung, deutlich schneller und dynamischer auf einen Sortimentswechsel (z.B. Saisonwechsel) zu reagieren.
Der Einzelhandel macht es vor: Im Supermarkt stehen Kaffee und Kaffeefilter nahe beieinander. Dieses Prinzip kann ebenso im Lager genutzt werden. Häufig kombinierte Artikel können in unmittelbarer Nähe zueinander gelagert werden und so den Kommissionierungsprozess beschleunigen. In Verbindung mit einer ABC-Segmentierung reduzieren sich die Gesamtlaufwege deutlich.
Aufgrund der großen Flexibilität können die Artikel bei der chaotischen Lagerhaltung diesen Kriterien entsprechend und unter der Berücksichtigung der optimalen Flächennutzung eingelagert werden.
Ein chaotisches Lagersystem erfordert in der Regel den Einsatz einer mobilen Datenerfassungslösung. Diese greift auf das Lagerverwaltungssystem oder das ERP-System zu und stellt die Lagerinformationen (Artikelbestände, Lagerort, Lagerplatz, etc.) auf einem mobilen Gerät zur Verfügung. Alle Warenbewegungen, Zu- und Abgänge werden mit dem mobilen Gerät verbucht und in Echtzeit an das führende System zurückgemeldet. Hinsichtlich der Kommissionierung und insbesondere zur Vermeidung von Pickfehlern kann über die Lagersoftware meist eine Plausibilitätsprüfung erfolgen.
Diese prüft bei der Entnahme für die Kommissionierung in Echtzeit, ob der richtige Artikel entnommen wurde. Ist dies nicht der Fall, warnt die mobile Lagerlösung den Kommissionierer und fordert Ihn auf, den Pickvorgang zu wiederholen. Fehler innerhalb der Kommissionierung sind so auch in der dynamischen Lagerhaltung nahezu ausgeschlossen.
Sie möchten die Art Ihrer Lagerhaltung verbessern und ein chaotisches Lager umsetzen? Dafür sollten Sie vor allem die folgenden drei Voraussetzungen für eine chaotische Lagerhaltung beachten.
Die Grundlage für ein Freiplatzsystem stellt eine Software zur digitalen Lagerverwaltung dar, die eine mobile Datenerfassung ermöglicht und im Idealfall an Ihr ERP-System angebunden ist. Zusätzlich sollten Lagerplätze und Artikel eindeutig gekennzeichnet werden, zum Beispiel mit Barcodes. Sie werden sehen: Durch das konsequente Scannen und Verbuchen der Lagerbewegungen in Echtzeit schaffen Sie eine deutlich höhere Transparenz im Vergleich zu einem Festplatzsystem. Natürlich darf dafür auch die passende Hardware nicht fehlen. MDE-Geräte gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, um die Gegebenheiten Ihres Lagers ideal abzudecken.
Wir alle wissen: Ein leerer Lagerplatz bedeutet verschwendete Kapazität, Zeit und Geld. Mit einem statischen bzw. konventionellen Lager passiert es schnell, dass Lagerplätze für bestimmte Artikel reserviert sind und sich neue Artikel im Wareneingang anstauen. Die Folge sind stockende Prozesse und ein Stillstand von Produktion und Versand.
An diesem Knackpunkt setzt die chaotische Lagerhaltung an und schafft durch die Unterstützung der passenden Softwarelösung die nötige Transparenz, Schnelligkeit und Struktur. Chaotische Lagerhaltung bedeutet also nicht gleich chaotisch, sondern vielmehr intelligent. Denn sind erst ein paar Voraussetzungen zur Umstellung des Lagersystems erfüllt, können weitere hilfreiche Strategien zur Lageroptimierung angewandt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu unterstützen.
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