ANDREA SPIEGEL: Günter, dann würde mich jetzt zum Abschluss, würde ich gerne nochmal dich bitten, einfach nochmal so die wichtigsten Punkte zusammenzufassen. Warum hältst du Automatisierung für einen unumstößlichen Umstand in der Wirtschaft jetzt in Zukunft, wenn wir mal das Thema Personalmangel im Besonderen uns anschauen? Warum kommt da keiner mehr drum rum?
GÜNTER LÖCHNER: Ich muss es tun, um wettbewerbsfähig zu sein. Das werden uns die Wettbewerber immer mehr erklären. Oder man sieht einfach, dass die Dinge leisten können, um die Probleme zu lösen. Wir werden dieses Personal nicht haben und es ist ein wichtiger Beitrag quasi, um überhaupt die Leistung noch zu erbringen. Und am Ende müssen wir ertragreiche Bräuchte haben. Bedeutet, wir müssen dem Unternehmen einen Nutzen schaffen, dass es davon einfach einen Gewinn hat. ROI.
ANDREA SPIEGEL: Am Ende geht es halt auch ums Geld, muss man auch klar sagen.
GÜNTER LÖCHNER: Am Ende geht es immer um ROI. Ich habe bisher fast keine Kunden, die es wegen Schönheit kaufen oder weil es gut riecht.
ANDREA SPIEGEL: Oder weil man Spaß daran hat, mal was Neues zu machen.
GÜNTER LÖCHNER: Am Ende. Und diese Fragen stellen wir immer ganz vorne an. Dass wir sagen, okay, wir müssen zuerst den Unternehmer kennenlernen. Ohne das Unternehmen mit Bedürfnissen und Abläufen und Prozessen zu kennen, können wir eigentlich nicht mitreden. Und das dauert auch gar nicht lang. Ich sage einfach mal einen Tag oder so, dass man einfach weiß, wo man steht. Und dann ist die Frage, kann man da wesentliches bewegen, mehr Effizienzerreichen. Und dann sind wir schon bei der ROI-Rechnung. Die andere Arbeit stellen wir relativ dahinter an, um einfach zu sagen, okay, wir sehen den ROI und dann macht es Sinn.
ANDREA SPIEGEL: Da habe ich jetzt gerade noch mal eine Frage. Was macht man denn mit denen, bei denen ihr zu dem Schluss kommt, nö, ergibt keinen Sinn, gibt keinen guten ROI?
GÜNTER LÖCHNER: Dann sage ich erst mal vielen Dank für den Kaffee. Und wir sagen das zu dem Zeitpunkt. Es macht keinen Sinn, an Projekte rumzubasteln, wo am Ende nicht realisiert werden können.
ANDREA SPIEGEL: Aber was machen die Firmen dann, wenn sie sagen, wir wollen oder wir müssen, aber auf lange Sicht irgendwie automatisieren. Also woran liegt es denn dann, dass es nicht passt? Oder dass es nicht möglich ist?
GÜNTER LÖCHNER: Meiner Erfahrung nach, eigentlich fast immer am ROI, ich sage ein kleines Beispiel. Wir versuchen, was zu verbessern. Die Verbesserung bringt 100.000 Euro, aber man muss 500.000 Euro für investieren. 100.000 Euro Verbesserung pro Jahr, dann muss der fünf Jahre warten, bis er seine 500.000 Euro zurückhat, unverzinst. Und das ist einfach eine viel zu lange Strecke. Umgekehrt, die Effizienzen, die da drin liegen, die sind einfach so hoch, weil ich sage mal, ich habe die bisherigen Gabelstapler, ich muss ja die nur ablösen. Und dann habe ich ja schon ein Nutzenpotenzial. Ferner machen wir eine Optimierung. Wenn man in einem Betrieb, sagen wir mal 20 Staplerfahrer hat, die sich per Zuruf und per Zettel durch die Fertigung navigieren, die können sich doch gar nicht optimieren. Das geht gar nicht.
Das geht in einem Digitalisierungsprojekt viel leichter, weil wir haben alle Informationen zusammen und wir sagen dann, wer wann welchen Fahrauftrag bekommt. Fahr da raus, liefer das ab, fahr ein bisschen daneben, nimm die Palette und bring die nach da. Und das können wir als System total leicht, in manuellen Organisationen unmöglich. Dann die vielen Leerzeiten und Wartezeiten und dann wartet man da auch noch ein bisschen und so weiter. Das ist so eigentlich manuell kaum machbar. Es gibt viele Ecken im Bereich der Logistik, wo es ein schwerer fällt, Effizienzen zu erreichen. Im Bereich jetzt für Automatisierung, insbesondere mit fahrerlosen Transportsystemen, ist es relativ einfach. Wir haben noch ein artverwandtes Thema, das heißt Staplerleitsystem, also mit personenbefahrenem Stapler. Auch dort erreichen wir ordentliche Effizienzen.
ANDREA SPIEGEL: Okay, das heißt das Problem ist quasi, dass diese Firmen, die den ROI eben erst über 5 Jahre oder so erreichen würden, quasi vor allem in den Bereichen in ihrer Logistik Schwierigkeiten haben oder Mangel haben oder Probleme haben.
GÜNTER LÖCHNER: Ja, das macht einfach keine Lust, einfach 500.000 Euro auszugeben und 5 Jahre zu warten, weil man nur einen Effekt von 100.000 Euro erreicht. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die Zahlen sind umgekehrt, würde ich fast sagen. Wenn ich sage ROI unter einem Jahr, die absolute Größe ist eigentlich irrelevant. Ich sage mal, ob ich 100.000 reinstecke oder 500.000 reinstecke, wenn ich das innerhalb eines Jahres habe, jeder Unternehmer weiß, zu packen. Also es gibt kaum attraktivere Projekte. Und ich sage mal, eine Bandbreite von vielleicht sieben, acht Monaten im unteren Bereich, darunter kommt man kaum, allein wegen den Einmalkosten. Und im eher schlechteren Bereich sind es dann ROI von zwei Jahren oder so. Darüber hinaus werden die Unternehmen schon zurückhaltend zu investieren.
ANDREA SPIEGEL: Okay. Gibt es noch irgendwas zum Thema Personalmangel, Logistik, Automatisierung, was du gerne den Unternehmern, die jetzt heute vielleicht zugehört haben, oder auch den Mitarbeitenden in Logistik und Co. einfach mitgeben wollen würdest? Irgendwas, was du sagst, das sollte man mal noch gehört haben.
GÜNTER LÖCHNER: Ja, eigentlich kommt die Inspiration durch unsere Kunden. Ich habe Gespräche mit verschiedenen Kunden und ich kann mich an Gespräche erinnern. Da ging es darum, ja, was machen die an einem Projekt? Müssen wir jetzt mehr auf den ROI achten? Gibt es Unternehmen, die sagen einfach, ich habe die Leute nicht. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich morgen mein Geschäft machen soll. Ich habe jetzt noch einige in meiner Logistik, die werden ab in Rente gehen. Ich weiß nicht, wie ich das morgen betreiben soll. Und alles manuell, die wissen heute noch, die sind jetzt 20 Jahre im Unternehmen, die wissen alles, wo was steht und so. Morgen weiß ich das nicht mehr. Und das sind Motivationen für Unternehmen, die einfach von dieser Ecke Arbeitsplatz getrieben, also sich dieses dann zu sparen und die Leute vielleicht auch woanders einzusetzen. Wir würden alle in diese Richtung denken.
ANDREA SPIEGEL: Also dieses Weiterdenken, Vorausdenken, vielleicht nicht nur bis nächstes Jahr, sondern auch noch ein bisschen darüber hinaus, sich zu überlegen, wie muss ich mich auch umstrukturieren?
GÜNTER LÖCHNER: Es ist der Schlüssel für die nächsten Jahre, quasi das zu beheben. Am Mittag hatte ich ein zufälliges Erlebnis. Es gibt eigentlich schon drei, vier Episoden davon. Habe ich mit einer Frau gesprochen, die sagt, ich kriege meine Leute im Restaurant nicht mehr. Es gibt inzwischen diese Servierroboter. Einige haben es schon gesehen. Und die sagt einfach, sie sind schon teuer, aber doch 16.000 Euro, also alles überschaubar. Aber ich werde mir die jetzt anschaffen, weil ich habe kein Personal. Die haben jetzt mehrere Tage zugemacht in der Woche, weil sie kein Personal bekommen haben. Das ist echt schockierend. Ich sehe jetzt die Chance, da drinnen einfach dieses Problem anzugehen, zu lösen und sich sowieso vorzubereiten für die Zukunft. Es gibt eh keinen anderen Weg dran vorbei.
ANDREA SPIEGEL: Da habe ich nichts mehr hinzuzufügen. Ich fand es schön, dass wir noch mit einer bisschen positiven Nachricht geendet haben, dass das eine Chance ist, auf jeden Fall voranzugehen. Vielen Dank, Günter, für das Gespräch heute. Wir haben über die Ist-Situation im Bereich Logistik und Personal gesprochen, das Thema Fachkräftemangel uns auch beschäftigt. Haben das Thema Automatisierung im Mittelstand unter anderem an dem Beispiel fahrerlose Transportsysteme ein bisschen genauer angeschaut. Und natürlich für alle Interessierten da draußen auch über das Thema Kosten, Nutzen und ROI gesprochen. Vielen Dank für deine Zeit, Günter.
GÜNTER LÖCHNER: Danke dir auch.
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