ANDREA SPIEGEL: Wie sieht es denn jetzt aus, wenn ich den Antrag eingereicht habe? Ist im besten Fall alles korrekt? Alles ist so, wie es sein soll? Wie lange muss ich denn auf mein Geld warten oder auf die Förderung warten?
SONJA STOCKHAUSEN: Das ist auch sehr unterschiedlich. Das bringt die Förderlandschaft immer so mit sich. In den meisten oder in sehr vielen Förderprogrammen ist das so, dass man auch erst starten kann mit Bewilligung. Das heißt bereits schon begonnene Projekte. Die Frage, was Projektbeginn, aber das führt jetzt ein bisschen weit, wenn ich das hier noch erläutere. Aber vom Grundsatz her, man darf halt wirklich nicht wirklich begonnen haben. Also jetzt, wenn ich Digitalisierungsmaßnahmen durchführe, darf ich den Dienstleister nicht beauftragt haben. Sondern man kann frühestens ab Bewilligung beginnen. Bei manchen Programmen ab Antragseinreichung. Das ist aber schon eher selten.
ANDREA SPIEGEL: Kann ich mich darüber vorher informieren, ab wann es quasi losgehen darf?
SONJA STOCKHAUSEN: Das steht eigentlich immer in der Richtlinie drin oder auf der Homepage. Da kann man auch die Förderstellen befragen. Die Förderstellen informieren ja auch. Die kann man ja auch mit seinen Fragen bombardieren. Sehr gut. Das können die einem auch erklären. Also das ist ja unter, da muss man aber auch sehr formal, sehr korrekt sein. Das wird auch gegebenenfalls geprüft.
Und wenn man dann schon begonnen hat und hat die Förderung zu Unrecht gekriegt und das fällt Jahre später auf, tatsächlich muss man es auch vollständig mit Zins und Zinseszins zurückzahlen. Also da gibt es schon so ein paar Sachen, wo man sehr formal auch wirklich prüfen muss. Was war die Ausgangsfrage?
ANDREA SPIEGEL: Die Ausgangsfrage war, wie lange brauche ich quasi von der Förderung, vom Antrag bis zur tatsächlichen Förderung?
SONJA STOCKHAUSEN: Genau, richtig. Ja, also das ist ein ganz wichtiger Punkt eben, weil das man oft vorher nicht begonnen werden, anfangen kann. Deshalb ist die Frage, bis wann dauert es dann, der Prozess bis zur Bewilligung? Das ist ja unterschiedlich. In diesem neuen Förderprogramm, das Digitalisierungsinvestitionen fördert, geht man so von sechs bis acht, neun Wochen aus. Das ist relativ typisch.
ANDREA SPIEGEL: Ich habe schon Monate befürchtet.
SONJA STOCKHAUSEN: Ja, wenn man im Innovationsbereich ist, dann kann das mal drei Monate sein, mal sechs, wenn man jetzt wirklich größere Projekte macht, vielleicht auch mit einem Partner zusammen, das sich also in anderen Programmen bewegt, dann kann das auch mal ein Jahr sein.
Also im Grunde genommen, umso mehr Geld man haben will, das kann man fast schon auch ungefähr so ableiten, umso mehr Geduld braucht man auch. Deswegen ist tatsächlich immer wichtig, so früh wie möglich das Thema Förderung auch im Prozess irgendwo einzubinden.
ANDREA SPIEGEL: Kann ich auch für ein Projekt, das jetzt zum Beispiel einen Entwicklungs- und einen Innovations- oder andersrum, einen Investitions- und einen Innovationsteil hat, wenn es ein Projekt gibt, wo ich sage, ich habe schon einen gewissen Bestand, aber es gibt noch Aspekte, die ich neu entwickeln muss, kann ich dann auch aus zwei Töpfen schöpfen für dasselbe Projekt, auch wenn das natürlich unterschiedliche Teilprojekte sind?
SONJA STOCKHAUSEN: Ja, theoretisch geht das. In der Praxis ist das tatsächlich dann schon relativ kompliziert. Und da muss man dann wieder abwägen, Kosten, Nutzen, Aufwand. Ist das sinnvoll? Was ist, wenn das eine bei einem Antrag durchgeht und der andere nicht? Man hat ja keinen Rechtsanspruch da drauf. Die Töpfe sind unterschiedlich hoch ausgelastet.
Manchmal gibt es einen hohen Wettbewerb. Dann gibt es Förderprogramme, da kann man sich recht sicher sein, dass das gut funktioniert und man relativ schnell auch zu einer Genehmigung kommt. Dann gibt es andere, die unterliegen schon dem Unsicherheitsfaktor. Das dann zu kombinieren, wenn das intern als ein Unternehmensprojekt gehandhabt wird, das ist nicht ganz so einfach. Aber formal muss es tatsächlich immer ganz klar getrennt sein. Das ist ganz wichtig. Man muss immer formal Kosten, Ziele, die Belege dazu, das muss man formal …
ANDREA SPIEGEL: Dann kann man für jedes Teilprojekt separat aufstellen.
SONJA STOCKHAUSEN: Ja, das muss man schon nach jedem Antrag sehr genau trennen. Und auch darauf achten, dass, wenn man vielleicht in beiden Themen einen Mitarbeiter mit seinen eigenen Personalstunden irgendwo veranschlagt. Ist ja klar, der hat ja auch nur gewisse Mitarbeiterkapazitäten. Ein Geschäftsführer hat auch irgendwie noch andere Tätigkeiten als nur das Entwicklungsprojekt. Das sind alles so Sachen, die dann natürlich im Detail schnell kompliziert werden können.
ANDREA SPIEGEL: Es ist jetzt schon ein bisschen angeklungen, immer wieder zwischendrin, mit welchen Schwierigkeiten muss ich denn rechnen? Wenn ich jetzt meinen Antrag gestellt habe, was kann da noch alles schiefgehen?
SONJA STOCKHAUSEN: Also tatsächlich gibt es einfach bestimmte Bereiche, das hatte ich ja auch schon erwähnt, wo man formal wirklich sehr korrekt sein muss. Es gibt andere Bereiche, wo man Spielräume hat. Das ist dann auch ein Stück weit einfach Auslegungssache und eine Frage dessen, wie man was in einem Antrag darstellt. Da haben auch Förderstellen oft hohe Spielräume, hohe Interpretationsspielräume. Und das wird dann auch unterschiedlich in den Fördertöpfen gelebt.
Aber wie gesagt, es gibt ein paar formale Rahmenbedingungen, die muss man wirklich strikt einhalten. Oft merkt man das erst gar nicht. Die Förderstelle weiß ja vielleicht auch nicht, dass man das Projekt schon begonnen hat. Wie sollen sie es auch wissen? Ja, so und dann kommt irgendwann mal ein Prüfer vorbei und der kann auch drei Jahre nach Bewilligung noch mal vorbeikommen.
Hält das fest und dann wird es wirklich schwierig und sehr unangenehm. Also von der Seite her muss man schon vorher genau wissen, welche formalen Aspekte muss ich in jedem Fall immer auch sauber einhalten.
ANDREA SPIEGEL: Ja. Und du hast jetzt vorhin schon angesprochen, es gibt noch Töpfe, die quasi stärker frequenziert sind und stärker ausgelastet als andere. Weiß ich das vorher als Antragsteller? Also weiß ich, bei dem Topf könnte es auch schiefgehen. Ich habe noch einen Plan B oder wie geht man daran, wenn man da nicht ganz sicher ist?
SONJA STOCKHAUSEN: Das ist tatsächlich sehr viel Erfahrung. Also da wüsste ich offen gestanden nicht, wie man das jetzt, wenn man sich nicht jeden Tag mit beschäftigt, erkennen kann. Es wird nicht veröffentlicht. Das wird auch, denke, das machen die Ministerien auch bewusst so. Ja, das stimmt. Und es ändert sich auch immer mal wieder. Manchmal sind die Förderstellen selber tatsächlich völlig überrascht.
Ja, manchmal werden Töpfe aufgesetzt. Letztes Jahr gab es ein großes Förderprogramm, was aufgesetzt wurde zur Förderung von Investitionen, die die Energieeffizienz in der Produktion erhöhen. Da sollte man meinen, da stürzen sich alle Unternehmen drauf. Tatsächlich kannten die meisten Unternehmen das gar nicht, das Programm. Und es ist ganz schwer irgendwie in die Unternehmen geflossen. Und da war wirklich über Monate der Fördertopf, wie soll ich sagen, gab es wenig.
Ausgelastet war es. Genau, nicht so gut ausgelastet. Da ging ganz hervorragend mit den Anträgen. Und dann irgendwann hat sich das gedreht. Plötzlich kannten alle das Programm. Und dann war plötzlich extrem viel Wettbewerb. Also das schwankt auch immer mal. Und da, glaube ich, muss man schon sehr eng mit den Förderstellen verknüpft sein, muss die Materie sehr gut kennen, um das vorher gut bewerten zu können.