#52 RTLS mit Peter Feldmann von Kathrein

Podcast Industrie 4.0 | Der Expertentalk für den Mittelstand

Volle Transparenz über Waren, Werkzeuge, Betriebsmittel und Co. ist möglich! In Folge #52 unseres Podcast, spricht Andrea Spiegel mit Peter Feldmann, Senior Sales & Partner Manager bei der Kathrein Solutions GmbH, über Real Time Location Systeme – kurz RTLS.

Wir klären, was ein Real Time Location System in Abgrenzung zum Asset Tracking ist, wie es funktioniert und für welche Usecases es sinnhaft eingesetzt werden kann. Wir werfen dabei natürlich auch einen Blick auf die Technologien im Hintergrund – etwa RFID, GPS oder UWB.

Außerdem klärt Peter auf, welche IT-Infrastruktur für die Umsetzung nötig ist und wie sowohl das Unternehmen, als auch Kunden und Mitarbeitende von einem RTLS profitieren können.

Das Transkript zur Podcast-Folge: RTLS

ANDREA SPIEGEL: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Industrie 4.0, der Experten-Talk für den Mittelstand. Ja, stellt euch vor, ihr wisst einfach zu jeder Zeit genau, wo eure Ware, eure Werkzeuge, eure Aufträge und so weiter sind. Das heißt, ihr habt einfach die volle Transparenz über eure Betriebsmittel und wisst genau, was, wann, wo zu finden ist. Klingt vielleicht für den einen oder anderen erstmal nach Utopie. Tatsächlich ist es aber mit einem sogenannten RTLS möglich und machbar. RTLS steht für Real-Time Location System und was das genau ist, was das eigentlich kann, wie das funktioniert und was ich dafür an grundlegenden Bedingungen in meinem Unternehmen brauche, das schauen wir uns heute an, zusammen mit meinem Gast. Bei mir ist Peter Feldmann von der Kathrein Solutions GmbH. Du bist dort Senior Sales Manager und Partner Manager.

PETER FELDMANN: Genau.

ANDREA SPIEGEL: Schön, dass du heute da bist.

PETER FELDMANN: Ja, vielen Dank, dass ich da sein darf und ein bisschen was über unsere Technologie erzählen darf.

ANDREA SPIEGEL: Da freue ich mich auch drauf. An dieser Stelle wie immer nochmal kurz der Hinweis, die Folge gibt es auch wieder bei YouTube als Video zu sehen, also schaut da gerne mal vorbei.

ANDREA SPIEGEL: Peter, bevor wir anfangen, stell dich gerne noch einmal ein bisschen genauer vor. Wer bist du und was macht Kathrein Solutions genau?

PETER FELDMANN: Ja, ich bin Peter Feldmann, 55 Jahre alt, und seit neun Monaten bei Kathrein Solutions tätig, als Sales- und Partner Manager. Das bedeutet, ich betreue Partner, die unsere Technologien einsetzen, entwickle mit ihnen Projekte, begleite sie in den Projekten und berate sie, welche Technik am besten einzusetzen ist. Außerdem bin ich für den Vertrieb in Norddeutschland zuständig. Kathrein selbst ist ein Hersteller von RFID– und RTLS-Technologie. Wir beschäftigen uns seit Anfang der 2000er Jahre mit der Identifizierung von Objekten mittels Funktechnologie und seit gut fünf Jahren auch mit dem Orten aufgrund von Funktechnologien.

ANDREA SPIEGEL: Sehr spannend.

ANDREA SPIEGEL: Genau das schauen wir uns heute mal genauer an. Ich habe schon gesagt, wir befassen uns mit dem Thema RTLS, also Real-Time Location System. Kannst du uns einmal grundlegend erklären, was das eigentlich ist und wie wir uns das vorstellen können, damit alle auf dem gleichen Stand sind?

PETER FELDMANN: Ja, ein RTLS-System ist letztlich ein Ortungssystem, das auf Funktechnologien basiert, wie ich bereits angedeutet habe. Das bedeutet, ein Objekt sendet Funkstrahlen oder Funksignale aus, und dann gibt es mehrere Empfänger, die diese Signale empfangen und durch Triangulation die exakte Position des Objekts berechnen.

ANDREA SPIEGEL: Wie genau ist das?

PETER FELDMANN: Das geht bis auf wenige Zentimeter genau, also man kann damit eine Genauigkeit von 20 bis 30 Zentimetern erreichen.

ANDREA SPIEGEL: Oh, das ist interessant. Das bedeutet, es funktioniert nicht nur in der horizontalen Ebene, sondern auch vertikal. Angenommen, ich habe eine Halle mit Regalen, könnte ich also genau verfolgen, wo sich etwas befindet?

PETER FELDMANN: Genau, ja. Zumindest die XY-Koordinate lässt sich sehr präzise erfassen. An der Z-Koordinate wird noch gearbeitet, da gibt es noch viele Einflussfaktoren. Um die Höhe zu bestimmen, werden heutzutage Softwarealgorithmen und Logiken verwendet. Wenn ein Objekt beispielsweise auf einer Ebene platziert ist und ich lege etwas darüber, dann befindet es sich auf Ebene 2, sozusagen.

ANDREA SPIEGEL: Ah, verstehe. Das ist faszinierend. Vielleicht kommen wir später noch einmal darauf zurück.

ANDREA SPIEGEL: Ich würde gerne noch einmal bei den Grundlagen bleiben. Als ich mich ein wenig über das Thema RTLS informiert habe, bin ich auch auf den Begriff Asset Tracking gestoßen. Könntest du kurz erklären, ob das dasselbe ist oder ob es Unterschiede gibt? Ist alles, was RTLS betrifft, auch Asset Tracking, oder wie passt das zusammen?

PETER FELDMANN: Ja, oft werden Begriffe und Technologien miteinander vermischt. Letztendlich kommt es darauf an, welchen Use Case man hat. Was möchte ich eigentlich erreichen? Welches Asset möchte ich verfolgen und nachverfolgen? Hier liegt der Unterschied darin, ob man beispielsweise einen Kleinladungsträger oder ein bestimmtes Produkt, sei es ein Schaltschrank oder ein markiertes Produkt, verfolgen möchte. Der Begriff Asset Tracking wird häufig verwendet, wenn es darum geht, das Produkt selbst zu verfolgen. Wenn jedoch mehrere Produkte in einem Behälter oder einer Gitterbox verfolgt werden sollen, wird dies manchmal auch als Asset Tracking bezeichnet. Letztlich bezieht sich Asset Tracking jedoch eindeutig eher auf das Produkt selbst.

ANDREA SPIEGEL: Alles klar.

ANDREA SPIEGEL: Jetzt hast du vorhin ja auch schon angedeutet, beim Asset Tracking oder eben beim RTLS geht es vor allem um das Thema Ortung. Das heißt, ich möchte wissen, wo sich etwas im Raum oder auf einer Fläche befindet, sei es in meiner Lagerhalle, in der Produktion oder wo auch immer. Welche Technologien kann ich dafür verwenden oder was genau steckt quasi hinter dem RTLS?

PETER FELDMANN: Ja, also RTLS ist letztlich ein Überbegriff, der sich über viele verschiedene Technologien erstreckt. Das bedeutet, es bezeichnet im Grunde genommen ein Verfahren, um ein Objekt an einer bestimmten Stelle zu orten und zu wissen, wo es sich befindet. Und die wohl bekannteste Ortungstechnologie ist GPS.

ANDREA SPIEGEL: Haben wir alle auf dem Handy.

PETER FELDMANN: Ja, das haben wir alle auf dem Handy, es ist weltweit verfügbar. Damit kann ich letztendlich bis auf wenige Meter genau bestimmen, wo sich ein Objekt befindet, je nachdem, wie es freigeschaltet ist. In der Regel sind es etwa 30 bis 40 Meter, kann ich also genau sagen, wo sich das Objekt befindet. Es gibt jedoch auch noch andere Ortungstechnologien. Gerade im Zuge der Digitalisierung möchte man immer mehr über die Objekte wissen und weitere Informationen ableiten. Daher entwickeln sich mehrere Technologien, wie man das erreichen kann. Zum Beispiel kann man über Bluetooth Objekte orten oder über RFID. Auch das kann man zur Ortung verwenden, denn letztlich geht es darum zu wissen, wo sich etwas befindet. Wenn also ein Objekt mit einem Transponder an einer Räderantenne vorbeikommt, weiß ich, dass es dort war. Letztendlich hängt die Wahl der Technologie davon ab, welche Objekte ich verfolgen möchte.

ANDREA SPIEGEL: Macht es auch einen Unterschied, ob ich sie drinnen oder draußen verfolgen möchte? Welche Technologien eignen sich dafür?

PETER FELDMANN: Richtig, genau. Da gibt es Unterschiede. GPS kann man drinnen nicht verwenden, auch nicht im Keller. Das sind die bekanntesten Beispiele, aber was viele auch unterschätzen, ist, dass es auch im Tunnel kein GPS gibt. Man weiß also nicht, ob man sich am Anfang, in der Mitte oder am Ende eines langen Tunnels befindet. Dort kommt zum Beispiel klassischerweise ein Indoor-Tracking-System zum Einsatz, das auf UWB basiert, Ultra Wideband-Verfahren genannt. Das wird dann im Innenbereich verwendet.

ANDREA SPIEGEL: Okay, aber das bedeutet generell, dass Tracking innerhalb eines RTLS sowohl drinnen als auch draußen möglich ist.

PETER FELDMANN: Richtig, genau.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt, ich muss nur schauen, welchen Use Case ich habe, ob

ich einen Tunnel auf meinem Gelände habe oder wie auch immer, und kann dann quasi die passende Lösung für meine Anwendung finden.

PETER FELDMANN: Ja, oder wenn ich zum Beispiel einen Zug verfolgen möchte und an bestimmten Stellen die Gleise warten muss, dann kann ich das nicht. Im freien Gelände geschieht dies häufig über GPS, aber im Tunnel selbst, wenn es beispielsweise um das Schmieren von Kurven geht, und ich die genaue Position haben möchte, dann kann man dies über ein RFID-System tun, weil das Objekt in einem relativ definierten Abstand daran vorbeifährt, oder man kann dies auch mit UWB tun.

ANDREA SPIEGEL: Okay. Vielleicht können wir noch mal kurz auf das Thema eingehen, die Genauigkeit des Trackings sozusagen. Du hast gerade schon gesagt, bei GPS habe ich irgendwie gehört, dass es zwischen 30 und 40 Metern liegt, bei UWB und RFID geht es deutlich genauer. Kannst du da vielleicht noch mal kurz, sozusagen wie eine Art Skala, erklären, was am genauesten ist und was am ungenauesten, und in welchen Abständen befinden wir uns da?

PETER FELDMANN: Also gehen wir von dem Ungenauesten zum Genaueren, ja. Also am ungenauesten ist eine GPS-Lösung. Wie gesagt, immer so zwischen 30 und 50 Metern, je nachdem, wie viele Satelliten man erreicht oder das Handy oder das Objekt eben erreichen. Danach geht es dann eben runter mit Bluetooth Low Energy zum Beispiel, wo wir schon im Meterbereich sind. Oder wenn man dann auf UWB kommt, dann kommt man schon unter einen Meter, bis zu 50 Zentimeter an Genauigkeit oder je nachdem, welches Verfahren man verwendet, sogar bis zu 30 Zentimeter Genauigkeit. Und dann kommt eben RFID, wo ich dann eigentlich mehr so eine Art stationäre Identifizierung habe, und da bin ich dann im Bereich von wenigen Metern bis hinunter in den Zentimeterbereich.

ANDREA SPIEGEL: Okay. Das heißt, auch hier geht es quasi darum, dass ich weiß, was ich von meiner Technologie erwarten kann, also ob ich wirklich nur einen groben Richtwert brauche oder ob ich es eben ganz genau wissen muss oder möchte. Schauen wir uns auf jeden Fall auch gleich nochmal einen konkreten Use Case an.

ANDREA SPIEGEL: Mich würde jetzt am Anfang noch interessieren, ich habe es schon ein bisschen herausgehört gerade bei dem Schienenthema, aber kann ich innerhalb meines Real-Time Location Systems auch verschiedene Ortungstechnologien kombinieren oder muss ich mich immer strikt bei einer halten, quasi?

PETER FELDMANN: Letztendlich, wenn wir uns verschiedene umgesetzte Lösungen anschauen, verwendet man sowohl RFID als auch RTLS, um automatisch Daten zu generieren, ohne die Mitarbeiter durch manuelles Aufschreiben oder Scannen belasten zu müssen. Bei der Auswahl der passenden Lösung für den Kunden stellt man häufig fest, dass es ein Mix aus mehreren Technologien ist. Es ist nicht nur eine einzige TechnologieKathrein hat das bereits seit langem erkannt und in einem unserer RTLS-Transponder beispielsweise mehrere Technologien integriert. In dem Transponder selbst ist eine UWB-Technologie zum Orten enthalten, auch RTLS genannt. Außerdem haben wir einen RFID-Transponder und einen NFC-Chip verbaut, sodass man das Gerät oder Objekt je nach Bedarf mit verschiedenen Technologien orten kann, abhängig von seiner Position oder dem angestrebten Ziel. Ja, über RFID kann ich auch den RTLS-Transponder aktivieren oder, wenn er die Halle verlässt, weil er an einem Container angebracht ist und auf Reisen geht, beispielsweise durch ein RFID-Kommando in den Ruhezustand versetzen, um Batterie zu sparen und Signale zu unterbrechen, wenn niemand in der Nähe ist, um sie zu empfangen. Bei der Rückkehr kann ich ihn dann wieder aktivieren. Das sind verschiedene Technologien, die miteinander kombiniert werden können.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt, sie beeinträchtigen sich nicht gegenseitig über Frequenzbänder oder ähnliches? Das ist auf jeden Fall möglich?

PETER FELDMANN: Genau, ja.

ANDREA SPIEGEL: Das ist ja schon mal gut zu wissen.

ANDREA SPIEGEL: Woher bekommt das RTLS eigentlich überhaupt seine Daten? Also, woher weiß es, was das gerade für ein Auftrag ist oder zu einer automatischen Identifizierung gehört, ja, immer auch, dass das Gerät sich irgendwie als irgendetwas identifiziert? Ist es dann ans ERP-System angebunden oder wie funktioniert das quasi?

PETER FELDMANN: Naja, letztlich ist ein RTLS-System nur eine physikalische Technologie, um auf unterster Ebene Daten zu generieren. Diese Daten allein sagen an sich noch nichts aus. Sie müssen mit Business-Prozessen verknüpft werden, mit Ereignissen beispielsweise. Das geschieht dann im nachfolgenden System. Die Aufgabe des RTLS-Systems ist es, eine Positionskoordinate und die Identifikationsnummer eines Gegenstands bereitzustellen, beispielsweise “Item Nummer 25 befindet sich jetzt genau an diesem Ort”. Mehr macht das System eigentlich nicht. Oder es liefert auch Informationen über Bereiche, die in der Halle markiert wurden, sogenannte Geofences, und sagt, “Dieses Objekt Nummer 25 ist jetzt in diesen Geofence eingetreten”. Daraufhin wird automatisch eine Nachricht generiert und an das führende System gesendet, um beispielsweise den Eintritt oder den Austritt aus dem Bereich zu melden. Dann werden die Daten vom empfangenden System aufgenommen und entweder visualisiert oder an das ERP-System gesendet, um bestimmte Zustände und Prozessschritte zu verfolgen. Wichtig ist hierbei, dass die individuelle Nummer des Objekts möglichst früh im Prozess einem Fertigungsauftrag zugeordnet wird, sodass sie quasi nur die Routing-Information für den Fertigungsauftrag darstellt, der dann im ERP-System über die Position beispielsweise aktualisiert wird.

ANDREA SPIEGEL: Okay. Sehr spannend.

ANDREA SPIEGEL: Jetzt haben wir gehört, es ist ein Haufen Technologie, die da drinsteckt. Wenn ich will, kann ich sogar verschiedene Technologien kombinieren. Was brauche ich denn überhaupt, zum einen an IT-Infrastruktur, also wirklich hardwareseitig? Was muss meine Halle bieten oder mein ganzer Produktionsprozess oder wo auch immer ich das eben integriere? Und was brauche ich vielleicht selber auch an IT-Personal, die sich dann darum kümmern, dass das alles am Laufen bleibt? Also wie muss ich mir das vorstellen? Was brauche ich an Aufwand quasi?

PETER FELDMANN: Also letztlich ist der Ablauf so, wenn man sich eine Halle anschaut und sagt, ich habe da jetzt verschiedene Maschinen beispielsweise und ich möchte automatisiert wissen, ob sich bestimmte Behälter und damit bestimmte Fertigungsaufträge im Bereich der Maschine befinden. Dann ist es in der Regel so, dass die Halle vorher ausgemessen wird, dass geguckt wird, wo die Ankerpunkte, die bei uns Nodes genannt werden, montiert werden müssen. Ein RTLS-System besteht eigentlich aus drei Komponenten. Das eine sind die Sende-Empfangseinheiten, die fest installiert werden, die sogenannten Nodes, das sind die Empfänger. Dann den Transponder, der am Objekt selber ist, RTLS-Transponder. Und dann braucht man noch ein Stück Software im Hintergrund, die die Positioning Engine beinhaltet, wo die exakte Position aus den XY-Koordinaten berechnet wird. Und die dann verarbeitet wird, angereichert wird mit DatumUhrzeit beispielsweise oder ob etwas verlassen oder betreten wurde, und diese Software schickt dann die Daten weg. Das sind die drei Komponenten, die man braucht. Und je nachdem, wie groß die Halle ist, wie viel Metalldrin ist und wie sie aufgebaut ist, braucht man eine unterschiedliche Anzahl von diesen Ankerpunkten, die fest installiert werden. Und dann hat man im Backend einen Server, und dort läuft dann quasi die Software drauf. In unserem Fall ist es Crosstalk-Software. Und von dort werden die Daten an das weitere System geschickt. Und was braucht man dann an Personal, wenn das System einmal eingerichtet ist? Dann gibt es jemanden, der letztlich, irgendwo ist immer einer, der für die Technologie verantwortlich ist und der dann dafür sorgt, dass die Transponderbatterien versorgt oder getauscht werden. Beziehungsweise, dass wenn es eine Störung gibt, so ein Anker mal getauscht wird oder so etwas. Aber in der Regel ist das ein wartungsfreies System.

ANDREA SPIEGEL: Okay, du hast jetzt gerade das Thema Batterien angesprochen. Wie lange hält so ein Transponder? Gibt es da so einen Richtwert?

PETER FELDMANN: Ja, das hängt davon ab, wie oft der Transponder sich meldet. Die Batterie ist dafür ausgelegt, dass ein Transponder fünf bis sieben Jahre arbeitet.

ANDREA SPIEGEL: Also nicht jede Woche einmal austauschen.

PETER FELDMANN: Genau, ja. Aber es gibt verschiedene Betriebsarten. Also bei Kathrein haben wir drei verschiedene Betriebsarten. Also wir haben nicht nur drei verschiedene Technologien in einem Transponder drin, sondern wir haben auch drei verschiedene Services, die wir quasi in den Knoten verankert haben, wo wir mit dem Transponder kommunizieren können. Und die Betriebsart, ich nenne sie jetzt mal ganz kurz, das eine, das wohl bekannteste ist, TDOA. Das ist quasi, dort wird das Time Difference of Arrival genannt, und das bedeutet also letztlich, dass wenn der Transponder ein Signal aussendet, dann wird das, weil die Knoten ja nicht alle gleichzeitig auf einem Punkt sind, zu unterschiedlichen Zeiten empfangen. Aus diesen Zeitdifferenzen berechnet das System die Position. Das geht bis zu einer Genauigkeit von ungefähr knapp unter einem Meter, also 0,75 Meter, 75 Zentimeter. Und verbraucht relativ wenig Energie, weil der Transponder einmal nur sagt, hallo, da bin ich, und der Rest passiert im System, das ja mit Strom fest versorgt ist. Das wird zum Beispiel eingesetzt, wenn ich so eine sogenannte Heatmap machen möchte. Also wenn ich ein Objekt verfolgen möchte, weil das relativ schnell geht und mir dort in der Regel eine Genauigkeit von unter einem Meter reicht, also knapp einen Meter reicht und ich damit zum Beispiel einen Gabelstapler verfolgen kann, um zu gucken, an welche Wege fährt er denn, beispielsweise. Das andere Verfahren, das wir haben, das nennt sich TOFTime of Flight. Da wird die Laufzeit gemessen zwischen dem Signal, was weggeschickt wird, und wo es an den Knotenankommt. Die ist dann letztlich auch zu den Knoten unterschiedlich, und daraus wird dann letztlich eben auch die exakte Position berechnet. Das geht wesentlich genauer, weil die bis zu neunmal miteinander hin und her kommunizieren, neun Telegramme austauschen sozusagen, und dann kommt man eben runter bis auf 25 Zentimeter oder sowas. Ist aber energieintensiver und damit geht die …

ANDREA SPIEGELBatterie auch schneller leer.

PETER FELDMANN: Genau, ja. Und daher verwenden wir dieses Verfahren eigentlich, wir nennen das auch dann Ranging on Stop. Wir verwenden das in der Regel, da ist also in einem Transponder ein Bewegungsmelder drin, Bewegungssensor drin, und der Transponder kann so konfiguriert werden, dass, wenn er sich nicht mehr bewegt, ja, also abgestellt worden ist das Objekt zum Beispiel, dass er sich dann meldet. So, dass wir dann quasi auch nicht so viele Frage-Antwort-Spiele haben und damit die Laufzeit dann eben auseinanderziehen können.

Und das dritte Verfahren, was wir bei uns neuerdings einsetzen, das nennt sich AOR, also Angle of Arrival. Dadurch, dass mehrere Empfangsantennen verbaut sind in den Ankern, können wir quasi genau wissen, aus welcher Richtung kommt das Signal. Und auch dort kann man dann über Triangulation quasi exakte Positionen bestimmen. Das ist auch ein Verfahren, was es uns ermöglicht, den UWB-Transponder, also diese Technologie in diesem Frequenzbereich, auch outdoor zu nutzen. Normalerweise darf man UWB-Technologie gesetzesmäßig nur im Innenbereich benutzen, weil es da noch mit militärischen Funksignalen kollidieren könnte, Richtfunkstrecken. Und daher hat der Gesetzgeber gesagt, zum Beispiel in Deutschland oder in anderen Ländern, dass man das außerhalb von Gebäuden nicht einsetzen darf. Aber wenn man einen, sagen wir, einen, also man darf quasi keine stationären Sendeeinheiten draußen anbringen. Und über dieses, wir empfangen nur, aus welcher Richtung das kommt, hören die eigentlich nur die Knoten. Das heißt, sie senden nichts, sie hören nur zu. Und das bewegte Objekt, das sendet sozusagen. Und daher können wir das auch im Außenbereich einsetzen. Und das ermöglicht eben eine ganz andere Anzahl von Use Cases, wo man das nutzen kann.

ANDREA SPIEGEL: Du hast es gerade das Thema Batterien angesprochen. Wie lange hält so ein Transponder? Gibt es da so einen Richtwert?

PETER FELDMANN: Das hängt davon ab, wie oft der Transponder sich meldet. Die Batterie ist dafür ausgelegt, dass ein Transponder fünf bis sieben Jahre letztlich arbeitet.

ANDREA SPIEGEL: Also nicht jede Woche einmal alle austauschen.

PETER FELDMANN: Genau. Aber es gibt verschiedene Betriebsarten. Also bei Kathrein haben wir drei verschiedene Betriebsarten. Also sie haben nicht nur drei verschiedene Technologien in dem Transponder drin, sondern wir haben auch drei verschiedene Services, die wir in den Knoten verankert haben, wo wir mit dem Transponder kommunizieren können. Die Betriebsart, das wohl bekannteste heißt TDOA (time difference of arrival), bedeutet also letztlich, dass wenn der Transponder ein Signal aussendet, werden die Signale zu unterschiedlichen Zeiten empfangen, da die Knoten nicht alle an einem Punkt sind. Aus diesen Zeitdifferenzen berechnet das System die Position.

Das geht bis zu einer Genauigkeit von ungefähr 75 cm bis einen Meter und verbraucht relativ wenig Energie, weil der Transponder einmal nur sagt „Hallo da bin ich“ und der Rest passiert im System, die mit Strom fest versorgt sind. Das wird zum Beispiel eingesetzt, wenn ich eine sogenannte Heatmap machen möchte, sprich wenn ich ein Objekt verfolgen möchte. Weil das relativ schnell geht und mir dort in der Regel eine Genauigkeit von unter einem Meter reicht und ich damit zum Beispiel Gabelstapler verfolgen kann, um zu schauen, welche Wege dieser fährt.

Das andere Verfahren, was wir haben, das TOF (Time of Flight). Das heißt, da wird die Laufzeit zwischen dem Signal, was weggeschickt wird, bis es an den Knoten ankommt, gemessen. Die ist dann letztlich auch zu den Knoten unterschiedlich und daraus wird dann eben auch die exakte Position berechnet. Das geht wesentlich genauer, weil die bis zu 9 Mal miteinander hin und her kommunizieren und Telegramme austauschen sozusagen, und dann kommt man eben runter bis auf 25 cm. Ist aber energieintensiver und damit geht die Batterie auch schneller leer. Wir nennen das dann „Ranging and Stop“.

Wir verwenden das in der Regel in einem Transponder mit Bewegungsmelder und der Transponder kann so konfiguriert werden, dass wenn er sich nicht mehr bewegt, also abgestellt worden ist, er sich dann meldet, so dass wir dann auch nicht so viele Fragen-Antwort-Spiele haben und damit die Laufzeit dann eben auseinanderziehen können.

Das dritte Verfahren, was wir neuerdings einsetzen, das nennt sich AOA also „Angle of Arrival“. Das heißt, wir können, da mehrere Empfangsantennen in den Ankern verbaut sind, genau wissen, aus welcher Richtung das Signal kommt. Auch dort kann man dann über Triangulation exakte Positionen bestimmen. Das ist auch ein Verfahren, das es uns ermöglicht, den UWB-Transponder, also die Technologie in diesem Frequenzbereich, auch Outdoor zu nutzen.

Normalerweise darf man UWB-Technologie gesetzesmäßig nur im Innenbereich benutzen, weil es da noch mit militärischen Funksignalen kollidieren könnte, wie Richtfunkstrecken. Von daher hat der Gesetzgeber gesagt, zum Beispiel in Deutschland und noch einigen anderen Ländern, dass man das außerhalb von Gebäuden nicht einsetzen darf. Also man darf quasi keine stationären Sendeeinheiten außen anbringen. Und über dieses Empfangen, aus welcher Richtung das kommt, hören die Knoten eigentlich nur. Das heißt, sie senden nicht, sie hören nur zu. Und das bewegte Objekt sendet sozusagen. Von daher können wir das auch im Außenbereich einsetzen und das ermöglicht eine ganze andere Anzahl von Use Cases, wo man das nutzen kann.

ANDREA SPIEGEL: Okay.

ANDREA SPIEGEL: Wenn du jetzt schon das Stichwort Use Cases anbringst an der Stelle. Vielleicht können wir mal so ein, zwei Use Cases durchspielen, wo so ein RTLS-System sinnvoll eingesetzt werden kann. Wir hatten das vorhin schon, beispielsweise schon mal das Thema KLT-Verfolgung oder so etwas gebracht. Kannst du uns da vielleicht einfach einmal vom Lager, von der Kommissionierung über die Produktion mit zum Versand nehmen oder so? Wie so etwas aussehen kann? Einfach an einem Beispiel.

PETER FELDMANN: Ja, kann man machen. Also letztlich kommt das darauf an, wie das Objekt gestaltet ist, was ich verfolgen möchte.

ANDREA SPIEGEL: Du darfst dir jetzt eins aussuchen.

PETER FELDMANN: Okay. Dann nehme ich jetzt einen Use Case, wo wir zum Beispiel eine bestimmte Kunststoffgranulatmischung in einem Container, in einem Silo-Container angeliefert wird. Und dieser Silo-Container dann letztlich, wenn er im Wareneingang reinkommt und durch die Qualitätssicherung

durchgegangen ist, dann quasi in einem Zwischenlager abgestellt wird. In der Regel werden dann diese Container übereinander gestapelt und auch hier können wir dann über das UWB-System exakt positionieren und sagen, in welcher Reihe im Lager, häufig sind es Blocklager, es dann abgestellt wird und auch in welcher Höhe es abgestellt worden ist durch die Logik, die dahinter ist. Und wenn diese Silos dann umgeladen werden beispielsweise oder wenn sie in die Produktion gehen, um dort letztlich Kunststoff zu erzeugen beispielsweise, in die Maschine eingefüllt zu werden, dann können wir auch quasi letztlich dann über den Stapler verfolgen, dass er das richtige Material aufgenommen hat, können das plausibilisieren automatisch. Und wenn es dann an die Maschine angebracht worden ist, kann man auch an der Maschine selber dann, weiß man, dass es jetzt an der richtigen Maschine, dieses Material XY, diese Charge, die zum Beispiel verwendet worden ist, dass jetzt an die richtige Maschine, an den richtigen Extruder angeschlossen worden ist. Das kann man darüber dann quasi auch weiterverfolgen. Dann ist der Behälter letztlich vielleicht nur halb gefüllt, wird wieder zurück ins Lager gebracht, an eine andere Stelle beispielsweise. Auch dort wird das dann quasi über das RTLS-System dann letztlich entsprechend positioniert und man weiß genau, wo stehen jetzt welche Chargen, welche angebrochenen Chargen beispielsweise. Und wenn man dann quasi dieses Produkt wieder braucht, hat man direkt einen Zugriff darauf. Das heißt, man erspart sich die ganzen Suchaufwände.

ANDREA SPIEGEL: Und das heißt auch im Prinzip, ist ja vielleicht auch für manche Branchen auf jeden Fall spannend, ich habe auch quasi eine Chargenrückverfolgbarkeit. Also ich weiß genau, welche Charge zu welchem Zeitpunkt in welche Maschine gefüllt wurde und welche Teile quasi mit der Charge dann produziert wurden.

PETER FELDMANN: Richtig, genau. Und das muss man sonst immer nachhalten und nachverfolgen. Und da hat man dann eben auch den Zeitversatz auch zwischen dem, ich habe es jetzt rausgenommen, ich habe es aufgeschrieben und irgendwann kommt doch der Bedarf, dass man es dann in ein System eingibt. Das heißt, man muss es dann wieder eintippen. Also man hat dann doppelte Arbeit, immer wieder doppelte Arbeit und das kann man sich eben dadurch sparen, wenn das im Hintergrund automatisch aufgenommen wird.

ANDREA SPIEGEL: Und vor allem in Echtzeit, in dem Fall, richtig?

PETER FELDMANN: Genau, und das dann mit Echtzeit. Wobei es hier in dem Fall, so wie ich das jetzt mit dem Kunststoffgranulat und dem Silo beispielsweise beschrieben habe, dort würde man hingehen und würde auch eine Kombination von Technologien machen. Weil letztlich der, so ein aktiver TransponderRTLS-Transponder ist halt deutlich teurer wie ein passiver RFID-Transponder. Und wenn ich jetzt viele Objekte habe, die ich, wo ich die Position verfolgen möchte, beispielsweise, dann kann es durchaus Sinn machen, dass man den Stapler selber über RTLS verfolgt und weiß, wo hat es jetzt exakt abgestellt. Aber was er vorhin auf der Gabel drauf hatte, das erfasse ich über RFID. So habe ich die Information, was habe ich und dann über RTLS, wo habe ich es hingestellt.

ANDREA SPIEGEL: Und habe ich es dann auch genau geparkt sozusagen.

PETER FELDMANN: Genau, also das ist das, was ich vorhin angesprochen hatte, dieser Mix aus Technologien, der dann eingesetzt wird.

ANDREA SPIEGEL: Super. Jetzt haben wir ja nicht nur ein Mix aus Technologien, sondern auch ein Mix aus, ich sag mal, wie man es so schön nennt, vielleicht Stakeholder oder Personen und Nutzergruppen oder Gruppen, die da irgendwie involviert sind in diese ganze Systematik. Also auf der einen Seite habe ich ja das Unternehmen als solches, das eben vielleicht die Technologie einführt, das irgendwie ein Interesse daran hat, da sprechen wir vielleicht gleich darüber. Dann gibt es natürlich die Mitarbeitenden, die diese Technologien anwenden, die eben getrackt werden, wenn sie in ihrem Stapler sitzen oder wie auch immer. Und dann gibt es natürlich auch noch den Kunden, der da vielleicht auch noch ein Interesse dran hat und vielleicht einer der Gründe ist, warum das Unternehmen so eine Technologie überhaupt einsetzen möchte.

Könntest du für uns einmal kurz diese drei Positionen mal einnehmen und einmal sagen, okay, was habe ich als Unternehmer? Fangen wir vielleicht mit der Seite an. Was habe ich als Unternehmer davon, wenn ich so ein System einführe?

PETER FELDMANN: Na, letztlich geht es, wie Anfangs schon gesagt, es geht ja darum, im Zuge der Digitalisierung letztlich Informationen zu generieren. Jeder kennt den Begriff vom digitalen Zwilling, aber dieser digitale Zwilling, der lebt ja nur und entsteht ja nur, wenn ich Daten in ein System eingebe. Und man hat ja früher, oder früher, man führt ja ERP-Systeme ein beispielsweise, weil man letztlich sein Unternehmen, seine Prozesse im Unternehmen kleinteilig sozusagen auffächern möchte, um zu wissen, was passiert an welcher Stelle. Denn nur wenn ich diese Informationen habe, dann kann ich auch entsprechende Entscheidungen treffen, um das Ganze zu optimieren. Und deswegen muss man das System auch mit Informationen füttern. Und das hat man klassischerweise früher darüber gemacht, dass die Mitarbeiter was aufgeschrieben haben, es dann eingetippt haben oder direkt zum Terminal hingegangen sind, es eingetippt haben. Seit vielen Jahren geht man hin und versucht, diesen Prozess zu verbessern, indem man mit dem Barcode quasi immer Barcodes einscannt an bestimmten Prozessschritten, letztlich um die Tippfehler, die ZahlendreherTippfehler zu vermeiden. Man hat aber nach wie vor letztlich den Mitarbeiter, der involviert ist, dass er immer wieder was abschießen muss. Der was tun muss, ja. Und das heißt, man bezahlt diese Genauigkeit im System dann mit Mitarbeiterzeit sozusagen. Ja, und in der letzten Zeit ist es ja deutlich geworden, dass gerade Mitarbeiterzeit eines der kostbarsten Güter ist, die wir mittlerweile haben. Das heißt, wir haben wenig FachpersonalFachkräftemangel. Und die Mitarbeiter, die im Unternehmen fachlich wirklich qualifiziert ausgebildet sind, die sollen möglichst das tun, wofür sie ausgebildet worden sind. Und wenig Zeit damit verbringen, administrative Dinge zu tun.

ANDREA SPIEGEL: Also über wertschöpfende Tätigkeiten anwenden.

PETER FELDMANN: Richtig, genau, ja. Und da hilft eben RTLS oder RFID eben die automatische Generierung von Daten im Hintergrund, während der Mitarbeiter etwas tut. Das hilft eben quasi, diese Daten zu erzeugen und den Mitarbeiter davon von diesen unproduktiven Tätigkeiten, sage ich jetzt mal, zu entlasten. Und das ist eigentlich das, was das Unternehmen letztlich damit hat. Das heißt, es erreicht das Ziel, ich weiß immer mehr, ich kann immer besser agieren und werthaltige Entscheidungen treffen. Aber es kostet nicht Mitarbeiterzeit. Das ist die Währung, sage ich jetzt einfach mal so, spaßeshalber. Und das ist das, was das Unternehmen davon hat, sozusagen, ja. Und es dient natürlich dazu, dass man eben nicht nur Informationen, ja, dass man die Informationen, das ist ja die Basis, was wir bringen, was wir liefern, dass man dann Informationen generiert. Aber letztlich, im Unternehmen gibt es dann ja noch weitere Softwarekomponenten, die eben quasi eine Verifikation machen. Ja, ist das überhaupt das richtige Material, was ich jetzt habe? Oder das auch dann plausibilisieren, darf dieser Silobehälter überhaupt jetzt an diesen Extruder da reingeschüttet werden? Gehört das überhaupt zu dem richtigen Auftrag? Ja, das dient also auch sehr stark zur Fehlervermeidung, sozusagen, ja. Also die Prozesse werden optimiert, es geht schlanker, man spart sich in Anfangstrichen Mitarbeiterzeit, es wird effektiver. Und am Ende auch sicherer.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt, das ist ja auch schon ein Punkt quasi, der für die Mitarbeiter nachher interessant ist. Also ich muss nicht mehr vielleicht die langweiligen Aufgaben machen, irgendwas irgendwo eintippen oder irgendwie noch einen Zettel mit mir rumschleppen, den ich doch irgendwie dann dauernd ausfüllen muss oder so etwas. Das ist ja schon mal ein Punkt. Ich könnte mir jetzt aber auch vorstellen, dass mancher vielleicht auch was dagegen hat, wenn irgendwie, wenn ich jetzt Staplerfahrer bin und ich weiß jetzt genau, dass der Stapler die ganze Zeit getrackt wird, dann habe ich ja vielleicht auch das Gefühl, dass ich da irgendwie kontrolliert werde. Ist das ein Thema oder kann man das?

PETER FELDMANN: Also man begegnet frühzeitig eigentlich in so einem Projekt den Bedenken, sage ich jetzt mal, dass man vielleicht dann als Mitarbeiter irgendwann mal überflüssig wird. Das ist eher das Bedenken, was man hat. Und das mag vor 10, 15 Jahren auch wirklich Ziel gewesen sein von manchen Reformen sozusagen, auf die Art und Weise Geld einzusparen, die ich eben Mitarbeiter quasi nicht mehr brauche. Heutzutage braucht man die Mitarbeiter. Man möchte sie letztlich qualitativ und effektiv besser einsetzen können. Und das ist auch letztlich das, was die Mitarbeiter auch dann, wenn man sie frühzeitig mit einbindet, durchaus auch nachvollziehend verstehen können. Und letztlich auch für sie ist ja auch dann eine anspruchsvollere Tätigkeit am Ende. Und das Tracken, dass man Mitarbeiter verfolgt, wird beispielsweise, das ist eigentlich nicht gegeben, weil wir ja nicht die Mitarbeiter verfolgen, sondern es wird ja der Stapler verfolgt sozusagen. Und auch das wird in solchen Projekten relativ frühzeitig auch mit den Mitarbeitern abgesprochen. Oftmals kommt auch von den Mitarbeitern selber der Impuls zu sagen, lass es uns doch besser machen und wir setzen eine bestimmte Technologie ein, um eben Fehler zu vermeiden und noch produktiver zu werden beispielsweise. Und wenn ich das Objekt, also den Stapler beispielsweise oder den RTLS-Transponder, der am Stapler ist, nicht mit der ID des Mitarbeiters verheirate, dann habe ich auch keinen Bezug dazu. Und ein möglicher Fall, wie man sowas lösen kann, wie wir es in der Vergangenheit schon öfters gemacht haben, ist eben, dass auch gerade im Bezug auf RFID-Tätigkeiten beispielsweise, wenn man sowas einsetzt, dass man eben letztlich die Mitarbeiter-ID völlig entkoppelt davon. Und die Zuordnung, welcher Mitarbeiter, persönlich welcher Mitarbeiter jetzt hinter einer Transponder-ID steckt, diese Verknüpfung, die gibt es nur in der Personalabteilung. Also kein Mensch weiß das. Man weiß nur, dass der Transponder 25 jetzt da 20 Mal lang gefahren ist, aber man weiß nicht, wer er.

ANDREA SPIEGEL: Welcher Mitarbeiter ist das jetzt?

PETER FELDMANN: Genau.

ANDREA SPIEGEL: Aber das klingt auf jeden Fall auch, finde ich, nachvollziehbar. Und ich finde den Punkt, den du gesagt hast, sehr wichtig, dass man die Mitarbeiter eben einfach frühzeitig in das Projekt mit einbindet, nicht von oben irgendwas oktroyiert, wie man so schön sagt, sondern dass man einfach sagt, hey, ihr seid einfach mit am Tisch

und ihr wisst genau, was hier vor sich geht, was hier passiert und warum wir das tun.

PETER FELDMANN: Genau. Ich spreche in den Projekten mit unseren Partnern und auch mit den Endkunden eigentlich immer relativ schnell über die Frage, ob wir am Ende einen positiven Nutzer haben. Sprich derjenige, der das System einsetzt, hat er ein Interesse daran, dass das eingesetzt wird. Hat er Interesse daran, dass das Objekt an dieser Stelle lokalisiert wird, beispielsweise. Und wenn das so ist, dann wird der Mitarbeiter es auch entsprechend positionieren, sodass es identifiziert wird, beispielsweise. Wenn ein Mitarbeiter, das betrifft hauptsächlich den RWD-Bereich, aber betrifft auch RTLS, kein Interesse daran hat, dann muss ich so viel Technik drumherum bauen, dass es eben letztlich machen kann, was er will und ich trotzdem meine Informationen erhalte. Es zahlt sich also letztlich für das Unternehmen und auch für den Mitarbeiter aus, wenn er ein Interesse daran hat und man das dann eben quasi einfacher auch umsetzen kann, sozusagen.

ANDREA SPIEGEL: Jetzt habe ich angeteasert, es gibt ja noch diese dritte Partei, nämlich den Kunden. Was könnte ein Kunde davon haben? Also der ist jetzt natürlich nicht der Entscheider, der sagt, ja, wir machen das jetzt, weil ich davon etwas habe, aber es ist vielleicht auch so ein Hintergedanke, den man als Unternehmer hat, dass man sagt, hey, auch die Kunden haben etwas davon, wenn ich das so einsetze.

PETER FELDMANN: Ja, wenn ich jetzt zum Beispiel das RTLS-System einsetze, weil ich ein Objekt tracke, weil ich einen Fertigungsauftrag von Anfang an darüber verfolgen kann, beispielsweise ein Kleinladungsträger, in dem bestimmte Komponenten enthalten sind, die ich zur Fertigung brauche. Wenn ich den über ein RTLS-System in meinem Unternehmen verfolgen kann, dann habe ich auch Informationen über den Fertigungszustand. Und diese Informationen könnte man auch einem Kunden des Unternehmens zur Verfügung stellen, damit er weiß, wo sich das gerade befindet.

Viel interessanter wird es, weil wir oft mitbekommen, dass im Unternehmen sehr viel Zeit darauf verwendet wird, Fertigungsaufträge zu suchen, beziehungsweise die Komponenten, die zu diesem Fertigungsauftrag gehören. Dadurch verzögern sich dann natürlich Lieferzeiten. Also es kommt zu Verwirrungen und Verzögerungen. Da wird auch sehr viel Zeit darauf verwendet, zu telefonieren. Man ruft dann von oben nach unten in der Produktion und fragt, wo das jetzt gerade ist. Oder es wird von Seiten des Vertriebs, wo der Kunde angerufen hat und gefragt hat, wie es aussieht und wann er seine Bestellung geliefert bekommen kann, nachgefragt. Dann ruft der Vertrieb in der Produktion an und fragt nach dem Stand.

Wenn ich aber letztlich über ein Ortungssystem in diesem Fall verfolgen kann, wo sich der Auftrag gerade befindet, dann habe ich viel mehr Informationen zur Verfügung und kann sehr viel direkter und schneller Antworten geben.

ANDREA SPIEGEL: Also haben am Ende des Tages alle etwas davon, wenn man es gut macht.

PETER FELDMANN: So kann man das sagen.

ANDREA SPIEGEL: Und wenn man den richtigen Use Case findet, sozusagen. Okay, super spannend.

ANDREA SPIEGEL: In Anbetracht der Zeit würde ich dich jetzt gerne noch bitten, ich weiß nicht, ob man das einen Appell nennen kann, eine Empfehlung an die Leute zu geben, die sagen, ja, okay, es klingt irgendwie spannend. Ich bin mir aber immer noch nicht so richtig sicher, ob ein RTLS jetzt das richtige System für mich ist. Was kannst du so jemandem mitgeben? Was kannst du ihm als Denkanstoß, als Hausaufgabe vielleicht mitgeben und sagen, beschäftige dich mal damit, damit du da irgendwie für dich Klarheit reinbringst?

PETER FELDMANN: Das ist eine spannende Frage. Okay. Letztlich treibt so jemanden ja die Frage um: Wie kann ich denn, also ich habe ein bestimmtes Problem, eine bestimmte Herausforderung, bei der ich besser werden möchte, beispielsweise. Und da ist ja die Frage: Wie kann ich da besser werden? Was kann ich tun? Was hilft mir letztlich? Und da stellt sich eigentlich die Frage, die man sich an dieser Stelle stellen muss: Was bereitet mir denn die Probleme? Sind es Suchzeiten?

Also verbringen meine Mitarbeiter viel Zeit damit, ein bestimmtes Objekt zu suchen, weil ich es jetzt brauche? Oder ich habe nur eine bestimmte Anzahl von bestimmten Werkzeugen, beispielsweise. Und ich muss diese auch dann auf 30 Mitarbeiter verteilen. Und jeder möchte dann eben wissen, wo es ist. Das sind solche Themen. Also man muss sich fragen: Wo sind meine Probleme? Wo ist das Problem, das ich habe? Wo kann ich besser werden? Und was kostet mich das?

Das ist immer ganz wichtig, dass man sich auch von vornherein im Klaren darüber ist, dass so ein System Geld kostet und das Geld auf der anderen Seite ja auch wieder erwirtschaftet werden muss. Und ich muss eine Verbesserung dadurch erfahren können. Und da ist eben letztlich eine entscheidende Frage: Wie viel Zeit verbringe ich mit Suchzeiten? Oder aber beispielsweise, wenn Objekte verschwinden, weil sie nicht wieder zurückkommen und ich nicht weiß, wo sie verschwunden sind. Dann muss ich einfach nachkaufen. Und auch dort stellt sich die Frage: Wie viel muss ich denn nachkaufen? Und kann mir so ein System helfen, dass ich es nicht mehr nachkaufen muss, weil ich genau weiß, wo es ist oder wo ich es gelassen habe?

Das sind also solche Themen, die einen an dieser Stelle umtreiben. Oder aber wenn ich zum Beispiel Produkte verfolgen möchte, um sicherzustellen, dass beispielsweise in der Fleischproduktion ein bestimmter Behälter bestimmte Bereiche nicht verlassen hat, um die Kühlkette nicht zu unterbrechen. Könnte man das genauso einsetzen. Oder um zu sehen, welche Wege meine Objekte zurücklegen. Oder auch, wie die Ware von Maschine zu Maschine transportiert wird.

Um daraus dann abzuleiten: Sind das die richtigen Wege? Kann ich da etwas verändern? Am Ende geht es um Prozessverbesserungen, das ist immer das, was letztlich dahintersteht. Und um dort dann entweder Kosten zu sparen oder effektiver zu werden und in der gleichen Zeit mehr zu machen. Das sind so die Treiber des Ganzen.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt, ich muss am Ende des Tages erstmal ehrlich zu mir selber sein und sagen, wo habe ich Schwierigkeiten, zum Beispiel mit Suchzeiten oder Nicht-Finden-Zeiten, wie auch immer man das nennen möchte. Und wo habe ich dann meine Schwierigkeiten, mein Problem? Erstmal ehrlich zu sich selbst sein, sich das aufschreiben oder vielleicht mal in der Produktion nachfragen: Wie sieht es bei euch aus? Wo gibt es schwierige Stellen? Wo gibt es Punkte, wo man Verbesserungen machen kann? Und dann das vielleicht mit so einem System lösen?

PETER FELDMANN: Richtig, genau.

ANDREA SPIEGEL: Okay, alles klar. Dann Peter, ich danke dir für den spannenden Einblick. Wir haben uns angeschaut, was eigentlich RTLS ist, ein Real-Time Location System. Was hat das Ganze mit Asset Tracking zu tun? Welche Ortungstechnologien stecken dahinter? Welche IT-Infrastruktur brauche ich? Wir haben uns einen Use Case angeschaut und jetzt gerade auch nochmal über den Mehrwert für UnternehmenMitarbeiter und Kunden gesprochen. Ich glaube, da ist eine Menge Informationen drin, die ihr da draußen jetzt natürlich erstmal verarbeiten müsst. Deswegen, wenn es noch Fragen zu dem Thema gibt, dann schreibt uns das gerne in die Kommentare. Oder wenn ihr noch Ideen für weitere Folgen habt, vielleicht auch mit dem Peter, dann lasst es uns wissen.

Wir geben die Fragen natürlich auch gerne weiter. Und ansonsten würde ich sagen, vielen Dank, dass ihr wieder eingeschaltet habt. Gebt uns gerne einen Daumen nach oben oder eine Bewertung bei iTunes, Spotify und Co., wenn es euch gefallen hat. Und dann würde ich sagen, vielen Dank nochmal an dich, dass du heute da warst.

PETER FELDMANN: Vielen Dank für die Möglichkeit, dass wir das darstellen konnten.

ANDREA SPIEGEL: Sehr gerne und bis zum nächsten Mal. Macht’s gut.

PETER FELDMANN: Ja, tschüss.

Welche Idee steckt hinter der Multikommissionierung in der Lagerlogistik?

„Die Idee bei der Multikommissionierung ist auch da, eben solche Leerfahrten, Leerwege, egal ob jemand läuft oder eben fährt, zu vermeiden.“

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