ANDREA SPIEGEL: Was würdest du denn sagen, welche Rolle spielt das Thema Mitarbeiter bei der Einführung von so einem neuen System? Ich stelle mir da jetzt so ein Lager oder so einen Staplerfahrer vor, der das seit 50 Jahren macht, der weiß, wo sein Zeug liegt. Warum sollte ich dem jetzt das verkaufen, dass der da was Neues machen muss?
CHRISTOPH ALTDÖRFER: Das ist ein ganz, ganz wichtiges Thema. Also für alle Kunden, mit denen ich heute in Kontakt bin, die sagen ganz klar, dieses Wissen, das meine Mitarbeiter in dem Bereich haben, das ist eigentlich mein größtes Kapital. Der weiß ganz genau, wo das Zeug steht. Wenn man es ganz überspitzt sagen will, fällt der morgen aus, dann rennt bei mir nicht einer rum und sucht irgendwas, sondern zehn Leute, weil keiner weiß, was der Mann oder die Frau quasi im Kopf hat. Das ist ein ganz, ganz wichtiges Thema.
Auf der anderen Seite ist es ja auch gerade so ein Treiber für die Unternehmen, dass die sagen zum einen, ich mache mich natürlich stark abhängig von den Leuten. Gute Leute können aber auch mal wechseln.
ANDREA SPIEGEL: Oder wie du sagst, einfach mal ausfallen.
CHRISTOPH ALTDÖRFER: Ja, der fällt vielleicht mal aus oder nehmen wir mal einen positiven Fall an, der gewinnt im Lotto und sagt, ciao, ich bin dann mal weg. All das kann ja passieren. Dann ist ja die Frage, wie kriege ich die Information, die heute in den Köpfen der Mitarbeiter ist in einem System abgebildet. Allein dafür brauche ich schon die Mitarbeiter, das ist ein ganz wichtiges Thema.
Das andere Thema ist, benutze die schönste, beste, tollste und intelligenteste Lösung, die hilft mir gar nichts, wenn die hinterher keiner benutzt. Erfahrungsgemäß ist es da eigentlich so in allen Bereichen, dass man die Leute von Anfang an mit ins Boot holt. Das heißt, ich hole mir die Leute rein und sage, wie arbeitet ihr? Ihr seid diejenigen, die da draußen im Lager, in der Produktion arbeitet. Ihr seid da unterwegs. Ihr wisst ganz genau, was da passiert. Es gibt niemand, der die Prozesse, und zwar die operativen Prozesse, besser beherrscht als ihr. Ihr wisst ganz genau und könnt sagen, was euch wichtig in der Bedienbarkeit ist. Wie groß muss ein Display sein, was ist praktikabel, was ist nicht praktikabel.
Da ist eigentlich eher die Empfehlung, da wirklich die Mitarbeiter von Anfang an mit in den Prozess einzubringen. Man kann wahrscheinlich nicht alle Leute mit an einen Tisch bringen, ist dann etwas viel in der Runde, aber man kann durchaus in dem Bereich Key User definieren. Das ist auch insofern dann ganz spannend zu sehen. In allen Projekten, wo wir das so machen, haben wir wie so einen Multiplikator hinten dran. Das funktioniert extrem gut. Wie gesagt, ich brauche die Leute. Ich brauche sie auf der einen Seite vom Know-how und auf der anderen Seite brauche ich sie auch, dass sie sagen, wir stehen hinter der Lösung und setzen die mit um. Weil es ist ein riesen Unterschied, ob ich es nur im Kopf habe, wo irgendwas ist und vielleicht auch nur ich das weiß und alles auf Zuruf funktioniert oder ob mir ein System sagt, bewege dich jetzt von Feld A zu Feld B und hol folgendes dort ab und bring es dort hin, simpel ausgedrückt. Also das sind so die Punkte.
ANDREA SPIEGEL: Das nimmt dann einer vielleicht auch als Kompetenzverlust für sich selber wahr, wenn man ihm das wegnimmt.
CHRISTOPH ALTDÖRFER: Ja, also kann durchaus sein. Wobei es schon auch häufig so ist, dass die Leute natürlich auch sagen, bis zu einem gewissen Grad ist es schön das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden. Auf der anderen Seite, wenn alle die ganze Zeit nach einem rufen und man quasi nicht mehr ohne schlechtes Gewissen das Haus verlassen kann, weil man Angst hat.
Zu mir hat mal einer gesagt, er findet es immer furchtbar. Er ist in der Frühschicht, richtet das alles hin und dann kommt die Nachtschicht. Am nächsten Morgen muss er rumrennen und alles suchen, alles ist durcheinander und alle kommen zu ihm und sowas.
Also man kann die Leute da auch schon mitnehmen und man muss auch ein bisschen diese Benefits nicht nur auf der unternehmerischen Seite rausbringen, dass man sagt, es geht um Kosten, Zeitersparnis, Effizienz und so weiter. Sondern man muss auch ein bisschen identifizieren, was hat denn der einzelne Mitarbeiter da nachher davon und dann ist es eine Möglichkeit, das auch nochmal den Leuten als entsprechenden Vorteil mitzugeben.