#16 Staplerleitsystem (SLS) mit Christoph Altdörfer

Podcast Industrie 4.0 | Der Expertentalk für den Mittelstand

In Folge #16 unserer Videoshow sprechen wir mit Christoph Altdörfer, Sales Manager bei L-mobile, über das Staplerleitsystem.

Keine Lust mehr auf lange Suchzeiten, endlose Leerfahrten und unauffindbare Ware? Christoph Altdörfer erklärt, wie man die Probleme mit einem Staplerleitsystem lösen kann, was ein SLS überhaupt kann und für wen bzw. ab wie vielen Gabelstaplern es geeignet ist.

Außerdem sprechen wir über flexible Prozessanpassungen in der Logistik, die Datenpflege im ERP-System und darüber, wie die reibungslose Einführung eines Staplerleitsystems gelingt.

Das Transkript zur Podcast-Folge: Staplerleitsystem (SLS)

ANDREA SPIEGEL: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Industrie 4.0, der Experten-Talk für den Mittelstand. Zu viele Leerfahrten, endlose Suchzeiten und unauffindbare Ware sind Problemfelder, die viele oder vielleicht sogar jedes mittelständische Unternehmen mit eigener Logistik, mit eigenen Staplern kennt.

Wie man diese Herausforderung vielleicht mit nur einer Lösung, nämlich einem Staplerleitsystem, meistern kann, schaue ich mir heute gemeinsam mit meinem Kollegen Christoph Altdörfer an. Er ist Sales Manager hier bei L-mobile. Ich freue mich, dass du da bist, Christoph.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Sehr schön, dass ich da sein darf.

ANDREA SPIEGEL: Wie immer nochmal kurz an der Stelle der Hinweis an euch da draußen. Auch die Folge gibt es wie immer als Podcast bei Spotify, iTunes und Co. zu hören. Also schaut da gerne mal vorbei.

Ich würde sagen, Christoph, viele kennen dich vielleicht schon aus den zwei Folgen mit Sonja Klimke zum Thema MS Dynamics. Aber vielleicht stellst du dich trotzdem nochmal selber kurz vor. Wer bist du? Was machst du? Für alle, die dich nicht gesehen haben.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Alles klar, sehr gerne. Also Christoph Altdörfer, ich bin jetzt seit 2015 auch schon bei der Firma L-mobile tätig. Ich bin Sales Manager, gerade schwerpunktmäßig für den gesamten Bereich Microsoft Dynamics. Aber eben auch das ganze Thema Logistik und Staplerleitsysteme. Das ist so ein bisschen mein Steckenpferd. Genau, bin jetzt seit sechs Jahren mit dabei und mit unterschiedlichsten Kunden aus unterschiedlichsten Branchen da natürlich immer in Berührung und kriege da die Anforderungen aus dem Markt. Das ist der Bereich, in dem ich mich hier betätige.

ANDREA SPIEGEL: Wir haben schon gesagt, wir sprechen heute über das Thema Stapelleitsystem.

ANDREA SPIEGEL: Vielleicht steigen wir mal ein mit der Frage, wer braucht eigentlich ein Staplerleitsystem oder ab wann lohnt sich das überhaupt? Für wen ist das geeignet?

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Also es ist gar nicht so einfach, das jetzt an einem klaren Parameter festzumachen. Also man kann jetzt schwer sagen, so ist es genau und wenn ich fünf Stapler habe, dann lohnt sich das Ganze. Das hängt von mehreren Komponenten dann nachher tatsächlich ab. Also es ist schon so, dass man sagen muss, dass es bei einem Stapler wahrscheinlich nicht ganz den großen Effekt haben wird.

Tendenziell die Projekte, die wir machen, die gehen schon eher ab einer Größenordnung von drei, vier, fünf Stapler los. Dann ist es natürlich immer auch die Frage, wie groß ist das Betriebsgelände? Wie viele Fahrten habe ich tatsächlich? Also ist es so, dass ich ab und zu mal was raushole? Ist es so, dass ich konstant mit dem Stapler fahre? Das sind alles so Punkte, die da mitreinspielen.

Aber prinzipiell ist ein Staplerleitsystem für jeden interessant und relevant, der heute das Problem hat, dass er zu viel Zeit auf seinem Stapler verbringt, ohne was auf der Gabel zu haben und wertschöpfende Tätigkeit auszuführen.

ANDREA SPIEGEL: Und was würdest du sagen, welche Use-Cases gibt es so im Bereich Staplerleitsystem? Was optimiere ich eigentlich mit einem Staplerleitsystem? Du hast schon gesagt, die Gabel ist leer, ich sitze auf meinem Stapler und fahre trotzdem rum.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Also ganz klar ist es schon so dieses Schlagwort Wegeoptimierung, Leerfahrt minimieren und so weiter, das sind schon die ganz normalen Themen, die da immer wieder kommen. Ganz, ganz wichtiges Thema ist auch einfach solche Suchzeiten reduzieren. Also es gibt tatsächlich Fälle, wo jemand auf einem Stapler in Schrittgeschwindigkeit über irgendwelche Gelände oder in irgendwelchen Hallen rumfährt und quasi schaut, wo steht denn jetzt die Palette, die ich jetzt holen soll. Dann nimmt er die Palette, fährt die wieder irgendwo hin, ist froh, dass er den Auftrag erledigt hat und dann kriegt er den nächsten Auftrag. Den kriegt er dann immer nur zugerufen oder kriegt irgendeinen Zettel und fährt quasi gerade nochmal in eine Ecke und dann geht das ganze Spiel von vorne los.

Also das sind so diese Use-Cases, wo man einfach klar abgrenzen kann. Also zum einen, ich muss wegeoptimiert unterwegs sein können, ich muss Suchzeiten reduzieren und ich muss auch, was immer häufiger auch so ein Thema ist, ist es, ich muss gewisse Restriktionen einhalten können. Das heißt, ich habe ganz unterschiedliche Arten von Staplern, von Flurförderfahrzeugen, die haben unterschiedliche Gabellängen, die haben unterschiedliche Masthöhen und so weiter. Das ist alles so ein Ding. Ich muss ja nachher immer den richtigen Auftrag für den richtigen Stapler haben, dass ich nicht anfange und sage, ich fahre jetzt mal los, dann stehe ich vor der Palette und stelle fest, ist viel zu schwer, geht mit dem gar nicht. Ich fahre im schlimmsten Fall zurück, nehme den anderen Stapler und gehe dann hin.

Also solche Themen, die sind es eigentlich immer wieder, die mit reinspielen. Ich brauche eine klare Zuweisung, dass ich im Prinzip den richtigen und sinnvollen Auftrag, der nachher Fahrbefehl oder Fahrauftrag, Transportauftrag, innerhalb von den richtigen Staplern habe. Ich wirklich immer sagen kann, das passt einfach da dazu, das ist das richtige Werkzeug, dann auch, um das Ganze auszuführen. Dann kommen eben weitere Komponenten mit dazu, dass ich sage, der ist auch noch in der Nähe, der ist gerade frei und der Auftrag hat auch noch eine gewisse Priorität. Das sind eigentlich so die Punkte, die man damit ganz gut abdecken kann.

ANDREA SPIEGEL: Wenn ich als Unternehmer entschieden habe, das ist ein gutes Konzept für mich, ich möchte gerne so ein Staplerleitsystem einführen. Worauf muss ich denn bei einer Einführung von so einem System achten, also was gibt es da so für Herausforderungen?

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Ich glaube, grundsätzlich ist es in der Logistik ohnehin und gerade beim Staplerleitsystem unglaublich wichtig, dass man vorab ein ordentliches Konzept macht. Also man muss sich im Klaren sein, wie laufen heute die Prozesse ab und was sind die Schmerzpunkte. Was sind die Bereiche, die ich tatsächlich auch optimieren will und muss. Wo muss ich wirklich rangehen, was sind eigentlich so meine absoluten Pain-Points? Das ist erstmal so ein ganz, ganz wichtiges Thema.

Das Zweite, was dann dahintersteckt, ist, dass ich eine klare Auflistung der Funktionen habe, die für mich relevant sind. Also, es gibt unterschiedliche Arten von Staplerleitsystemen, es gibt unterschiedliche Ausprägungsstufen, es gibt unterschiedliche technologische Komponenten, die dahinten dranstecken. Die Frage ist nachher, was ist denn für mich wirklich relevant und da brauche ich erfahrungsgemäß auch jemand, der mich ein Stück weit mit an die Hand nimmt und führt, der sagt, reden wir über 15 Hektar Außenfläche. Irgendwie bei Wind und Wetter Paletten auffinden, dann brauche ich halt eine GPS-Komponente vielleicht für eine Outdoor-Ortnung. Rede ich über einen Innenbereich oder habe ich Lagerplätze, die sich dynamisch verändern? Also, dynamisch verändern heißt in dem Fall, heute ist es eine Blocklagerung drei Paletten breit, morgen ist es sechs Paletten breit. Ist das räumlich abtrennbar? Kann ich das über klare Lagerplatzdefinitionen machen? Muss ich hier auch über Ordnungskomponenten vorgehen? Also, alles solche Themen.

Ich muss mir darüber im Klaren sein, was meine Anforderungen ganz konkret sind, was die Pain-Points sind, was ich an Infrastruktur heute zur Verfügung habe, welche unterschiedlichen Stapler ich habe. Also, ich muss auch genau diese Komponenten im Blick haben, zumindest für mich als Fragen irgendwo notiert haben, weil das sind genau die Punkte, die nachher in so einem Konzept abgebildet werden.

Plus, jetzt kommt der wichtigste Part, dann noch immer, welche anderen Bereiche haben gegebenenfalls Einfluss oder ein berechtigtes Interesse an dem, was da draußen passiert? Also, was ich meine, ist das dieses ERP-System Dreh- und Angelpunkt ist. Der Staplerfahrer erhält Aufträge aus dem ERP-System, andere Mitarbeiter aus dem Einkauf, aus der Produktion, aus dem Vertrieb. Also, wer hat noch Interesse dran und wo müssen die Informationen zusammengeführt werden? Das sollte ich mir als Punkt eigentlich immer so ein Stück weit im Hinterkopf haben, dass ich auch ein klares Zielbild habe.

Was man sich dann durchaus überlegen kann, ist, macht es Sinn in gewissen Bereichen vielleicht zu starten, weil ich da so diesen berühmten Quick-Win habe. Wo ich sage, das hilft dann auch in allen Bereichen schnell weiter und in gewissen Bereichen in so eine Pilotphase gehe. Ist es wirklich sinnvoll zu sagen, wir machen das als gesamten Rollout über die gesamte Fläche?

Auch das sind Punkte, da geben wir vor, dass wir das genau mit unseren Kunden im Rahmen von unseren L-mobile Implementation-Konzepten auch wirklich besprechen, spezifizieren und ganz klar sagen, das ist In-Scope, das ist Out-of-Scope, das sind die Bereiche und das sind die Timelines, die da hinten dranstecken.

ANDREA SPIEGEL: Was würdest du denn sagen, welche Rolle spielt das Thema Mitarbeiter bei der Einführung von so einem neuen System? Ich stelle mir da jetzt so ein Lager oder so einen Staplerfahrer vor, der das seit 50 Jahren macht, der weiß, wo sein Zeug liegt. Warum sollte ich dem jetzt das verkaufen, dass der da was Neues machen muss?

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Das ist ein ganz, ganz wichtiges Thema. Also für alle Kunden, mit denen ich heute in Kontakt bin, die sagen ganz klar, dieses Wissen, das meine Mitarbeiter in dem Bereich haben, das ist eigentlich mein größtes Kapital. Der weiß ganz genau, wo das Zeug steht. Wenn man es ganz überspitzt sagen will, fällt der morgen aus, dann rennt bei mir nicht einer rum und sucht irgendwas, sondern zehn Leute, weil keiner weiß, was der Mann oder die Frau quasi im Kopf hat. Das ist ein ganz, ganz wichtiges Thema.

Auf der anderen Seite ist es ja auch gerade so ein Treiber für die Unternehmen, dass die sagen zum einen, ich mache mich natürlich stark abhängig von den Leuten. Gute Leute können aber auch mal wechseln.

ANDREA SPIEGEL: Oder wie du sagst, einfach mal ausfallen.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Ja, der fällt vielleicht mal aus oder nehmen wir mal einen positiven Fall an, der gewinnt im Lotto und sagt, ciao, ich bin dann mal weg. All das kann ja passieren. Dann ist ja die Frage, wie kriege ich die Information, die heute in den Köpfen der Mitarbeiter ist in einem System abgebildet. Allein dafür brauche ich schon die Mitarbeiter, das ist ein ganz wichtiges Thema.

Das andere Thema ist, benutze die schönste, beste, tollste und intelligenteste Lösung, die hilft mir gar nichts, wenn die hinterher keiner benutzt. Erfahrungsgemäß ist es da eigentlich so in allen Bereichen, dass man die Leute von Anfang an mit ins Boot holt. Das heißt, ich hole mir die Leute rein und sage, wie arbeitet ihr? Ihr seid diejenigen, die da draußen im Lager, in der Produktion arbeitet. Ihr seid da unterwegs. Ihr wisst ganz genau, was da passiert. Es gibt niemand, der die Prozesse, und zwar die operativen Prozesse, besser beherrscht als ihr. Ihr wisst ganz genau und könnt sagen, was euch wichtig in der Bedienbarkeit ist. Wie groß muss ein Display sein, was ist praktikabel, was ist nicht praktikabel.

Da ist eigentlich eher die Empfehlung, da wirklich die Mitarbeiter von Anfang an mit in den Prozess einzubringen. Man kann wahrscheinlich nicht alle Leute mit an einen Tisch bringen, ist dann etwas viel in der Runde, aber man kann durchaus in dem Bereich Key User definieren. Das ist auch insofern dann ganz spannend zu sehen. In allen Projekten, wo wir das so machen, haben wir wie so einen Multiplikator hinten dran. Das funktioniert extrem gut. Wie gesagt, ich brauche die Leute. Ich brauche sie auf der einen Seite vom Know-how und auf der anderen Seite brauche ich sie auch, dass sie sagen, wir stehen hinter der Lösung und setzen die mit um. Weil es ist ein riesen Unterschied, ob ich es nur im Kopf habe, wo irgendwas ist und vielleicht auch nur ich das weiß und alles auf Zuruf funktioniert oder ob mir ein System sagt, bewege dich jetzt von Feld A zu Feld B und hol folgendes dort ab und bring es dort hin, simpel ausgedrückt. Also das sind so die Punkte.

ANDREA SPIEGEL: Das nimmt dann einer vielleicht auch als Kompetenzverlust für sich selber wahr, wenn man ihm das wegnimmt.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Ja, also kann durchaus sein. Wobei es schon auch häufig so ist, dass die Leute natürlich auch sagen, bis zu einem gewissen Grad ist es schön das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden. Auf der anderen Seite, wenn alle die ganze Zeit nach einem rufen und man quasi nicht mehr ohne schlechtes Gewissen das Haus verlassen kann, weil man Angst hat.

Zu mir hat mal einer gesagt, er findet es immer furchtbar. Er ist in der Frühschicht, richtet das alles hin und dann kommt die Nachtschicht. Am nächsten Morgen muss er rumrennen und alles suchen, alles ist durcheinander und alle kommen zu ihm und sowas.

Also man kann die Leute da auch schon mitnehmen und man muss auch ein bisschen diese Benefits nicht nur auf der unternehmerischen Seite rausbringen, dass man sagt, es geht um Kosten, Zeitersparnis, Effizienz und so weiter. Sondern man muss auch ein bisschen identifizieren, was hat denn der einzelne Mitarbeiter da nachher davon und dann ist es eine Möglichkeit, das auch nochmal den Leuten als entsprechenden Vorteil mitzugeben.

ANDREA SPIEGEL: Du hast vorhin schon ein bisschen das Thema Hardware angesprochen. Was brauche ich denn überhaupt für ein Staplerleitsystem? Also an Hardware und dann vielleicht auch an entsprechender IT-Infrastruktur dahinter? Wir haben schon GPS gehört, also was gehört alles dazu? Was brauche ich denn überhaupt?

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Also ganz, ganz wichtig ist gerade in dem Bereich Staplerleitsystem oder meiner Meinung nach in dem gesamten Logistik- und Produktionskontext. Wo ich schnell reagieren muss, brauche ich ein ordentliches WLAN oder zumindest eine ordentliche Netzabdeckung. Also da kann ich nicht irgendwie mit Edge rumhantieren, das funktioniert nicht, sondern da reden wir dann wirklich über LTE-Verbindungen. Da sprechen wir über Echtzeitverbindungen. Weil Fahrbefehle und Prioritäten können sich auch mal schnell ändern.

Wenn jemand beispielsweise auf der ERP-Seite in einem anderen Auftrag eine höhere Priorität einräumt, irgendwelche Fertigungsaufträge sich verschieben oder ähnliches, brauche ich die Information. Es wäre super, wenn dann der Staplerfahrer irgendwie gesteuert durchs Lager fährt und die Paletten einsammelt und sich freut, dass er wegeoptimiert unterwegs ist. Die Freude hält so lange an, bis ihm jemand sagt, dass er gerade für den komplett falschen Fertigungsauftrag irgendwelche Ware bereitgestellt hat, weil sich im Hintergrund Prioritäten verändert haben. Also das ist in meinen Augen ein absolutes No-Go. Das heißt, wir reden hier zwingend über Echtzeit. Das ist mal der eine Punkt.

Dann ist es tatsächlich so, dass es auch hier wieder unterschiedliche Ausprägungsstufen gibt. Wenn man ein Stück weit an mit Ortung unterstützte Technik und Hardware denkt, dann sprechen wir schon immer darüber, dass wir sagen, wir haben eigentlich ein ordentliches Stapler-Terminal, das hat eine gewisse Größe, das ist direkt am Stapler dran, direkt auch mit dem Bordnetz vom Stapler verbunden. Das ist entsprechend so angebracht, dass es auch Vibrationen aushält, dass ich damit arbeiten kann. Das muss abgestimmt sein auf die Lichtverhältnisse. Also bin ich Indoor, bin ich Outdoor, habe ich Sonneneinstrahlung, wie ist das ganze Thema.

Dann geht es eben weiter, dass ich noch eine Leseeinheit am Stapler brauche. Das kann im einfachsten Falle ein Bluetooth-Barcode-Scanner oder Ähnliches sein, mit dem ich dann einfach Paletten oder Gebinde, irgendwelche Oktabins oder Säcke, was auch immer da transportiere und dann tatsächlich abscanne. Es gibt natürlich auch festverbaute Scan-Engines an der Gabel quasi vorne dran, wenn er die aufnimmt. Ich hätte da auch die Möglichkeit, mit entsprechenden RFID-Readern direkt am Stapler zu arbeiten. Wenn es dann eben weitergeht für diesen ganzen Ortungsbereich, gerade wenn wir so an diesen Outdoor-Teil denken, dann brauche ich natürlich entsprechende Antennentechnologie, um eben zu lokalisieren.

Da kann man schon ein bisschen vorgreifen, ich lokalisiere ja nie den Bestand als solches, der vorne auf der Gabel ist, sondern eigentlich immer, wo sich der Stapler befindet. Das heißt, es ist auch fest am Stapler verbaut. Das wären so die Bereiche, über die man das Ganze abdecken kann.

Die einfachste Variante ist tatsächlich, ich habe einen ganz klassischen Barcode-Scanner, so einen Handheld-MDE, irgendwie einen Long-Range-Scanner, mit dem ich vom Stapler aus quasi Lagerplätze abschießen kann und auch wieder Bestände scannen kann. Das würde auch gehen. Das ist so dieser Hardware-Mix, der da einfach entsteht.

Auch da ist immer die Frage, was die Anforderung ist, in welchem Bereich ich mich befinde und was der Stapler tatsächlich hergibt? Wenn ich jetzt an unseren Stapler denke, mit dem wir unser Event machen und andere Stapler die Container transportieren, da liegen auch gewisse Welten dazwischen. Da muss man natürlich auch schauen, was ich daran verbauen kann und welche Informationen ich auch da nachher haben möchte.

ANDREA SPIEGEL: Du hast jetzt bereits so einzelne Dinge genannt, wie Datenpflege im ERP und Echtzeit. Kannst du das vielleicht mal an einem Prozess zeigen, wie zum Beispiel anhand eines Wareneingangs? Vielleicht hast du auch schon mal aus einem Projekt Erfahrungen gesammelt. Wie läuft das quasi ab? Sonst kriegt man ja einen Zettel in die Hand und es wird gesagt, fahre mal da hin. Aber wie funktioniert das jetzt quasi neu?

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Also, ich würde es von der anderen Seite her betrachten, das ist immer der schönere Prozess. Wareneingang ist wichtig, schön ist aber auch, wenn Ware rausgeht. Um jetzt bei einem konkreten Beispiel eines Kunden zu bleiben, dort melden sich LKWs quasi vorne an einer Art Pforte wie an einem Eingang an und sagen, ich bin der und der LKW und für folgende Tour quasi hier. Dann kriegt er dort einen entsprechenden Verladeplatz zugewiesen, an den der LKW dann quasi fährt und dort wird er beladen.

Seither war es eben so, dass der LKW-Fahrer an der Pforte einfach alle Zettel bekommen hat mit allem was da drin war und ist dann mit seiner Verladeliste dann an den Verladeplatz hingefahren. Dann ist ein Staplerfahrer vorbeigekommen, hat gesehen, da steht ein LKW, hat gefragt, muss ich dich irgendwie beladen oder kriegst du schon. Dann hat er irgendwie den Zettel bekommen und gesagt, alles klar, da stehen folgende Sachen drauf, ich gehe mal los und schaue, wo das steht. Ist es in einem Bereich, wo Ware schon bereitgestellt wird? Muss es aber auch teilweise aus den anderen Reihen geholt werden? Er hat dann geschaut, wo ist das alles. Wenn es dann schnell gehen musste, dann hat er quasi die zwei Zettel auseinandergerupft, hat dem anderen Kollegen auch noch was gegeben. Dann hat ein Kollege wieder irgendwas aufgeladen, was nicht auf den LKW musste. Das waren so Themen, die dann immer wieder passiert sind.

Heute läuft das weiterhin so. Der LKW kommt, meldet sich an und die Tourennummer ist für uns das allerwichtigste. Über diese Tour ist hinterlegt, was gehört alles zu dieser Tour und welche Paletten müssen für diese Tour in den LKW rein. Also es wird geschaut welcher Staplerfahrer ist verfügbar und noch während der LKW quasi fährt, schaut der Staplerfahrer, welche Touren anstehen und greift sich quasi genau diese Verladung, diese Tour.  Man sagt dann einfach, ich sehe jetzt schon hier auf meiner Verladeliste, welche Sachen, welche Paletten ich verladen muss. Das ist erstmal der eine Teil. Dann kommt der LKW und ich kann beginnen den zu verladen. Ich sehe darüber hinaus noch, wo sich die einzelnen Paletten anhand von entsprechenden GPS-Signalen befinden. Die sind eben lokalisiert, da befindet sich die Palette, er fährt hin, scannt die nochmal zur Sicherheit ab und macht die Verladung. Das heißt, er quittiert jedes Mal, dass er die einzelnen Transporte abgewickelt hat und verlädt die dann quasi auf den LKW.

Auch hier kann es natürlich sein, es muss mal schnell gehen und es müssen zwei oder mehrere Stapler einen LKW gleichzeitig beladen. Auch da ist es so, dass ich das auf Positionsebene teilen kann. Aber es ist natürlich klar, wenn der eine die Position holt, dann ist sie für den anderen nicht mehr sichtbar, dass nicht zwei Leute losgehen und irgendwas suchen.

Im Endeffekt ist es eben so, dass der LKW, nachdem er beladen ist, dann nochmal fährt vollends durchs Gelände durchfährt. Dann gibt es wie so ein Warenausgangshäuschen. Wenn der LKW da ankommt, dann ist der Lieferschein schon fix und fertig gedruckt mit allen Informationen, was er quasi beladen bekommen hat. Er muss es nur noch abholen und sagen, alles klar, packe ich ein und dann geht das Ganze ab. Vorher hat man diese Ladelisten gehabt, die abgehakt wurden und teilweise irgendwas handschriftlich geändert wurde. Dann ist da jemand in diesem Warenausgangshäuschen und musste das Ganze irgendwie wieder abändern, dass es passt.

Den Part, den hat man im Prinzip komplett automatisiert. Ich habe aber weiterhin noch die Tourennummer, weil das der wichtigste Part ist, an dem quasi alles dranhängt. Ich habe entsprechende Paletten-IDs, die ich quasi immer dann abscannen und gegenprüfen kann. Ich habe diese Verladung und innerhalb der Verladung an sich habe ich dann auch nochmal das ganze Thema Navigation. Ich sehe eben auf einer Karte, also man kann es sich wirklich so sinnbildlich vorstellen wie ein Navigationssystem, ich brauche die Palette und dann geht da eben das Lämpchen an und dann fahre ich da hin. Das ist eigentlich so der Hintergrund, genau.

ANDREA SPIEGEL: Ja, was würdest du denn sagen, wie anpassungsfähig ist so ein SLS? Also ich sage mal, nicht in jeder Firma ist jeder Logistikprozess genau gleich und vielleicht kannst du da mal ein Beispiel nennen.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Also es ist schon so, dass wir in vielen Kernbereichen Ware reinkommt, sich zwischendurch bewegt und hinten wieder rausgeht. Sinngemäß ist es ja schon auch ein Stück weit so. Also ich habe auf der einen Seite natürlich den Warenfluss, der ähnelt sich mehr oder weniger in allen Unternehmen. Dieses Ware rein, einmal durch und hinten wieder raus, das habe ich schon irgendwo bei allen.

Auf der anderen Seite habe ich dann in den Einzelbereichen durchaus berechtigte, spezifische Themen, die abgebildet werden müssen. Es gibt auch Dinge, die sind historisch so gewachsen, da bietet es sich auch mal an, in so einem Projekt quasi die Schere anzusetzen.

ANDREA SPIEGEL: Ein bisschen auszumisten.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Ich dünne das Ganze da auch mal ein bisschen aus, trenne mich auch von alten Prozessen, die einfach historisch gesehen so sind, wie sie sind. Auf der anderen Seite gibt es eben kundenspezifische Anforderungen, die einfach eine ganz klare Daseinsberechtigung haben. Wir haben heute das Glück oder den riesen Vorteil, dass wir zum einen den sehr, sehr guten Standard haben, das heißt mit den ganzen Transportaufträgen und allem, was da hinten dransteckt, mit der Steuerung, mit der Logik, da können wir sehr viel abdecken.

Auf der anderen Seite haben wir zwei Komponenten, die wir da auch noch mit reinbringen können. Das eine ist Parametrisierung und Konfiguration von unserer Lösung, wo man einfach gewisse Dinge ein- und ausblenden kann. Das andere Thema ist, dass wir natürlich in der Lage sind heute Anpassungen an gewissen Systemen oder auf gewisse Prozesse zu machen. Seien es so Sachen wie, wir haben in dem Projekt ein Thema, das nennt sich dann Vorkommissionierung. Das heißt, ich muss einfach aus zwei Paletten, die die Sortenreihen sind, eine Mischpalette machen. Damit entsteht wieder eine neue Palette und die muss quasi vorkommissioniert werden, bevor die in die Verladung geht.

Solche Themen, die sind natürlich genauso abbildbar, wie Identifikation im Wareneingang anhand von Bildern oder ähnliches. Auch solche Sachen, die muss man abbilden können und da sind wir heute einfach dazu in der Lage. Natürlich wäre der Tipp so nah wie möglich immer am Standard zu bleiben. Das ist so das Credo, das mittlerweile alle immer hören, so von der ganzen Software-Seite.

Man sagt dann schon, gucken wir mal, wie weit wir mit dem Standard kommen und dann legt man da tatsächlich los. Die Wahrheit ist aber in fast allen Bereichen, dass man weiterhin gewisse Anpassungen einfach haben wird und ganz einfach auch brauchen wird.

ANDREA SPIEGEL: Ich wollte gerade sagen. Das ist ja erstmal auch kein Fehler, es muss ja nur möglich sein, wenn man es braucht. Aber der Standard ist ja erstmal eine gute Basis.

ANDREA SPIEGEL: Jetzt haben wir ganz viel darüber gesprochen, wie das funktioniert und was man alles braucht. Was genau bringt mir jetzt ein SLS, mal abgesehen von den Themen, über die wir schon gesprochen haben, wie Suchzeiten reduzieren, wenn man vielleicht mal von der unternehmerischen Seite draufschaut. Also was habe ich nachher vielleicht mehr oder weniger auf dem Konto oder wie sieht es aus?

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Ja, man muss sich eins verdeutlichen. Wir haben über Suchzeit, über Leerfahrten und der Abhängigkeit von Mitarbeitern gesprochen und so weiter. Man muss das Ganze tatsächlich mal auf das Grundgerüst runterbrechen und sich mal überlegen, was bedeutet das denn, wenn jemand sucht. Also wenn jemand sucht, dann heißt es, er macht in dem Moment nichts Produktives. Die Zeit, die er sucht, er trägt überhaupt nichts zur Wertschöpfung bei. Er sucht einfach nur. Jetzt kommt bei Leerfahrten oder Suchzeiten, beim Stapler kommt noch etwas viel, viel Schlimmeres hinzu. Ich habe nicht nur den Mitarbeiter, der quasi unproduktiv ist. Wenn man es jetzt mal in Geld sieht, quasi wie viel das mich pro Stunde oder pro Zeiteinheit einfach Geld kostet. Ich habe ja auch noch einen Stapler. Den Stapler, den habe ich entweder gekauft oder ich habe ihn geleast, aber ich habe mindestens mal Betriebskosten. Also wenn man es so will, muss man sich das eigentlich einmal ausrechnen. Was kostet mich das? Also so vollkostenmäßig, was kostet mich der Stapler pro Stunde? Was kostet mich der Mitarbeiter? Dann hänge ich das mal an meinen Stapler hin und jedes Mal, wenn ich den vorbeifahren sehe, ohne irgendwas auf der Gabel, dann kann ich mir überlegen, was das tatsächlich dann euromäßig ist. Das ist auch mit einer der größten Ansätze, die man da hat.

Also natürlich ist es wichtig von den Mitarbeitern ein Stück weit unabhängig zu bleiben, um einfach darauf vorbereitet zu sein, wenn mal jemand ausfällt. Das ist ein ganz, ganz wichtiges Thema, diese Sicherheit. Auf der anderen Seite ist es sicherlich ein absolut monetäres Thema und das kann man durchaus auch über Potenzialanalyse bewerten, wie viele Leerfahrten habe ich.

Das ist so ein Thema und auf der anderen Seite kommen so diese ganz klassischen Themen, die einfach aus der Logistik rauskommen. Fehlervermeidung, Fehlverladung, also so dieses ganze Ding, dass ich zwei LKWs dastehen habe, die beladen werden müssen. Der eine fährt nach Hamburg und der andere fährt nach München. Die Palette, die nach Hamburg soll, die steht auf dem LKW nach München. Ja, herzlichen Glückwunsch, das kostet mich 700 Euro, irgendwie das Ding wieder zurückzuholen und dann muss ich es nochmal hinschicken. Das sind alles Punkte, die nachher mit reinspielen. Unterm Strich ist es so für das Unternehmen natürlich, dass ich eben diesen Dreiklang habe aus Zeitersparnis, Sicherheitszugewinn, meine Prozesse deutlich schlanker, sicherer, effizienter werden und auf der anderen Seite ist es einfach ein Thema des Geldes. Also muss man ganz klar sagen. Ich nutze meine Ressourcen optimal aus. Ich schaue, dass sie immer eine sinnvolle Beschäftigung haben und zur Wertschöpfung beitragen. Dann habe ich nicht nur, dass ich Geld einspare, sondern auch durch diese gestiegene Wertschöpfung auch Geld generiere.

ANDREA SPIEGEL: Jetzt hast du meine nächste Frage schon vorweggenommen. Wie würdest du das Staplerleitsystem in drei Worten beschreiben. Ich glaube, das hast du ganz schön abgedeckt.

ANDREA SPIEGEL: Zum Abschluss würde ich dir gerne nochmal die Chance geben, wenn jetzt noch jemand da draußen hadert und sagt, ich weiß nicht, ob das das Richtige für mich ist oder wie komme ich da am besten ran. Was wäre so dein Appell an jemanden, der jetzt immer noch überlegt, ob es doch wirklich was bringt oder doch. Was würdest du dem jetzt noch mitgeben wollen?

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Ich würde tatsächlich hergehen und dieses Potenzial einfach mal betrachten lassen. Ich meine, wir machen das ja heute in all unseren Projekten und Lösungen, dass wir über solche Potenzialanalysen rangehen. Anhand von einem Fragenkatalog fragen wir, wie viele Stapler sie denn haben, wie oft fahren die ohne irgendwas auf der Gabel rum, wie viel Zeit ihre Mitarbeiter mit Suchen verbringen und da geht es gar nicht darum, eine exakte Wissenschaft daraus zu machen. Das reicht.

Auch hier wieder, frage ich einfach meine erfahrenen Leute, wie lange fahrt ihr denn rum, wie oft kommt die Suche vor, wie oft werdet ihr angerufen, wie viel Abstimmung ist notwendig, wie oft müssen wir irgendwas korrigieren und die Sachen mal zusammenzutragen. Das ist auf der einen Seite beeindruckend, auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich für viele auch ein Stück weit erschreckend, wenn man mal dann sagt, ich kann mich an eine Aussage erinnern von einem Interessenten, der gesagt hat, ich habe über 50% Leerfahrten. Da haben wir uns das mal überlegt, okay, wie kommt das zustande?

Das kommt genau da zustande, dass er sagt, die fahren voll hin und leer zurück, dann hätten wir die 50%. Aber bei dem kommt genau dieses Suchthema noch dazu. Das heißt, wir sind am Ende draufgekommen, dass fast 70% der Stapler leer rumgefahren sind. Jetzt sind wir wieder bei diesem Beispiel. Einmal ausrechnen, als Geldschein quasi hinhängen und sagen, ist es mir das wert, dass hier diese Maschine nicht optimal genutzt durch die Gegend fährt und was das dann nachher für mich bedeutet. Das ist eigentlich so der Punkt.

Also, wenn ich mit dem Gedanken spiele und ich weiß aber noch nicht so ganz, wie ich das auch darstellen kann, auch intern. Also das ist ja auch häufig ein Thema, dass Leute aus Fachbereichen sagen, wir sehen den Bedarf, wir müssen es aber auch intern darstellen können, weil wir entsprechende Budgets brauchen. Wir müssen an die ganze Sache herankommen. Wie kann ich das intern verkaufen. Da sind solche Auswertungen Gold wert. Die veranschaulichen einfach genau die Punkte, wo man sagen kann, da dran kann man ansetzen. Das ist quasi der erste Punkt, wo man sagt, da haben wir einmal alle Schmerzpunkte aufgenommen und dann können wir auch wirklich sagen, da steigen wir drauf ein.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt, einfach mal loslegen, einfach mal bei sich selber schauen, was gibt es zu optimieren und dann mal sehen, was dabei rauskommt.

CHRISTOPH ALTDÖRFER: Ganz genau.

ANDREA SPIEGEL: Wunderbar. Christoph, ich danke dir. Ich gucke gerade auf die Uhr, wir sind schon durch. Wir haben es geschafft. Ich danke dir für deine Zeit, für deinen Input, für die Expertise und wir hoffen, wie immer, dass ihr da draußen wieder was mitnehmen konntet aus der Folge.

Wenn ihr noch Fragen an den Christoph habt zum Thema SLS oder generell dazu irgendwas wissen wollt oder auch Themenvorschläge für neue Folgen habt, dann schreibt uns das einfach wie immer gerne unten in die Kommentare. Ansonsten, wenn euch die Folge gefallen hat, lasst uns einen Daumen nach oben da oder eine Bewertung bei iTunes und dann würde ich sagen, bis zum nächsten Mal.

Welche Idee steckt hinter der Multikommissionierung in der Lagerlogistik?

„Die Idee bei der Multikommissionierung ist auch da, eben solche Leerfahrten, Leerwege, egal ob jemand läuft oder eben fährt, zu vermeiden.“

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