#112 MOBILFUNK für Maschinen mit M2M-SIM-Karten mit Roland Becker

Podcast Industrie 4.0 | Der Expertentalk für den Mittelstand

So profitieren KMU in Produktion & Service von M2M-SIM-Karten!

Im digitalen Zeitalter kommt es auf zuverlässige, flexible und sichere Datenverbindungen an – gerade in Produktion, Lagerlogistik und Field Service. Doch was tun, wenn WLAN oder LAN an ihre Grenzen stoßen? Die Antwort: M2M-SIM-Karten.

In dieser Podcast-Folge sprechen wir mit Roland Becker, verantwortlich für die Geschäftsentwicklung bei Digital SIM GmbH, über den konkreten Nutzen von M2M-SIMs für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU). Im Gespräch klären wir:

Was genau M2M-SIM-Karten sind und wie sie funktionieren

Warum sie in vielen Fällen WLAN oder LAN überlegen sind

Welche Anwendungsfälle es in Produktion, Maschinenüberwachung und Field Service gibt

Welche Datenmengen möglich sind

Wie KMU mit M2M-SIMs flexible und sichere Konnektivität erreichen – auch standortübergreifend

Ob für den Einsatz in Maschinen, mobilen Geräten, Trackern oder Servicefahrzeugen: Machine-to-Machine-Kommunikation per SIM-Karte ermöglicht eine neue Form der Vernetzung – zuverlässig, ausfallsicher und unabhängig von lokalen Netzwerken.

Jetzt reinhören und erfahren, wie dein Unternehmen mit M2M-SIM-Technologie den nächsten Schritt in Richtung Digitale Transformation machen kann!

Das Transkript zur Podcast-Folge: Mobilfunk für Maschinen mit M2M-SIM-Karten

ANDREA SPIEGEL: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Industrie 4.0 – der Experten-Talk für den Mittelstand. An manche Dinge hat man sich schon sehr gewöhnt, dass sie einfach funktionieren. Für mich gehört es inzwischen selbstverständlich dazu, überall Zugang zum Internet zu haben. Fehlt dieser einmal, fällt es sofort auf.
Tatsächlich geht ohne Internet heutzutage kaum noch etwas – nicht nur im privaten Bereich, sondern zunehmend auch in der Industrie. Dort gewinnen stabile Netzwerke eine immer größere Bedeutung, insbesondere dann, wenn ihr da draußen alles digitalisiert und automatisiert habt – was ihr natürlich alle schon habt. Für alle, die diesen Schritt noch nicht vollzogen haben, bietet dieser Podcast genau den richtigen Einstieg.
Im Mittelpunkt dieser Folge stehen M2M SIM-Karten. Wir gehen der Frage nach, ob sie möglicherweise die stillen Treiber der Industrie 4.0 sind und was sich genau dahinter verbirgt.

ANDREA SPIEGEL: Dafür habe ich mir heute einen spannenden Gast eingeladen. Bei mir ist Roland Becker, Geschäftsentwickler und Mitgründer von Digital SIM. Schön, dass du heute da bist.
ROLAND BECKER: Vielen Dank für die Einladung.
ANDREA SPIEGEL: Sehr gerne. Wie immer an dieser Stelle noch der Hinweis: Diese Folge gibt es auch als Video auf YouTube. Schaut dort also gerne vorbei, falls ihr gerade nur den Podcast hört.
Roland, erzähl doch einmal ein wenig über dich. Wer bist du, was machst du bei Digital SIM und was ist euer Auftrag?
ROLAND BECKER: Gerne. Ich bin Roland Becker und arbeite seit über 30 Jahren im Mobilfunk. Ich habe die Entwicklung also von der Stunde null an mitverfolgt – oder sogar schon von minus eins. Mein damaliger Professor im Elektrotechnikstudium in Aachen war nämlich an der Bewertung des sogenannten „Beauty Contests“ zur Vergabe der ersten privaten Mobilfunklizenz beteiligt. Noch bevor es das digitale D2-Netz gab – heute Vodafone – sagte er zu uns: „Wenn ihr einen Job sucht…“ Damals gab es nämlich zu viele Elektroingenieure, heute kaum mehr vorstellbar.
ANDREA SPIEGEL: Das Problem haben wir inzwischen definitiv nicht mehr.
ROLAND BECKER: Genau. Er meinte: „Wenn ihr einen Job sucht, digitaler Mobilfunk wird eine ganz große Sache.“ Das hat er uns 1992 gesagt.
ANDREA SPIEGEL: Visionär.
ROLAND BECKER: Ich habe diesen Rat beherzigt und zunächst in der Entwicklung von Netztechnik gearbeitet. Danach war ich 17 Jahre bei Viag Interkom bzw. O2 Telefónica und habe dort alles miterlebt: die 3G-Auktion, die Einführung des iPhones, die Fusion von E-Plus und O2 – dort war ich maßgeblich beteiligt.
Irgendwann habe ich gemerkt, dass die Kombination aus Technik, Mobilfunk und IoT genau das ist, was mir wirklich Spaß macht. Daher haben wir 2020 Digital SIM gegründet.
ANDREA SPIEGEL: Ich habe „Digital Sim“ gesagt, aber du hast gerade schon erklärt, dass beides funktioniert.
ROLAND BECKER: Genau, beides geht. Digital SIM – gerade im fränkischen Raum stolpert man manchmal darüber. Ich sage allerdings gerne „Digital SIM“, weil unsere Zielgruppe der Mittelstand ist. Dort ist eben nicht alles so denglisch wie in Konzernen. Deshalb finde ich es gut, wenn man den Namen auch ganz einfach deutsch aussprechen kann.
ANDREA SPIEGEL: Absolut. Das ist das Schöne an dem Namen: Er funktioniert auf Deutsch und Englisch, und man muss nicht einmal die Schreibweise ändern.
Sehr cool – geballte Kompetenz aus vielen Jahren Erfahrung, darauf freue ich mich schon. Ich habe es bereits angekündigt: Ich stelle immer eine kleine persönliche Frage, damit wir auch etwas über dich erfahren. Für dich habe ich mir heute überlegt: Gibt es etwas aus deiner Kindheit, das du vermisst – und wenn ja, was ist das?
ROLAND BECKER: Oh, das ist wirklich eine schwierige Frage. Gibt es etwas aus meiner Kindheit, das ich vermisse? Mir fällt tatsächlich etwas ein. Der Eiswagen, der damals regelmäßig durch unsere Siedlung gefahren ist. Sobald man die Glocke gehört hat, ist man losgerannt und hat sich ein Eis geholt – und das war zudem noch sehr günstig. Das war wirklich eine schöne Sache, und ich würde mir wünschen, dass Kinder das heute auch noch erleben.
ANDREA SPIEGEL: Sehr schön – das heißt, du vermisst den Eiswagen. Vielleicht nicht täglich, aber zumindest wöchentlich. Eine sehr schöne Erinnerung.

ANDREA SPIEGEL: Jetzt eine Frage, die mir ehrlich gesagt schon unter den Nägeln brennt, seit ich weiß, dass wir dieses Gespräch führen. Ich hätte das natürlich auch im Detail recherchieren können, aber das wäre für mich langweilig gewesen. Daher habe ich mich gefragt: Wozu brauche ich M2M SIM-Karten in Lager und Produktion, wenn ich dort im Idealfall ohnehin WLAN oder sogar LAN habe? Ist das wirklich relevant für produzierende Unternehmen, die eigentlich meist stationär arbeiten?

ROLAND BECKER: Genau. Man könnte meinen, das natürliche Einsatzgebiet für Mobilfunkverbindungen seien mobile Anwendungen, bei denen sich etwas bewegt, denn dort komme ich mit einem Kabel nun einmal schlecht hinterher.
Aber auch im stationären Bereich ist Mobilfunk wichtig. Ein großes Thema ist beispielsweise der Zugang zum jeweiligen Netz vielleicht nicht gewährleistet ist. Wenn ich als Dienstleister eine Maschine verkaufe und diese beim Kunden steht, benötige ich dort Internet, um meine Lösung zu vernetzen. Von meinen Kunden höre ich aber, dass sie teilweise neun Monate lang mit der lokalen IT-Abteilung diskutieren, bis ein passender Port freigeschaltet wird und alle Sicherheitsfragen geklärt sind, die natürlich wichtig sind.
In solchen Fällen wird dann oft entschieden, Mobilfunkrouter direkt in die Maschinen einzubauen. Damit hat man eine eigene Internetzugang und erspart sich diese ganze Abstimmung.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt, der Maschinenhersteller kann so weiterhin nachvollziehen, was die Maschine tut, ob sie läuft, ob Störungen auftreten und so weiter?

ROLAND BECKER: Genau. Er kann Predictive-Maintenance-Funktionen nutzen, Wartungsarbeiten durchführen.
Ein weiterer Punkt ist Plug and Play. Ich habe dafür ein gutes Beispiel aus dem Handel: Digital-Signage, also Werbedisplay, die überall in Deutschland verteilt sind – vor allem im Einzelhandel und nicht nur bei einer einzelnen Kette, sondern in vielen tausend verschiedenen Geschäften. Da könnte man argumentieren: „Dort gibt es doch überall WLAN.“

ANDREA SPIEGEL: Das würde man zumindest hoffen.

ROLAND BECKER: Ja, aber es ist völlig chancenlos, die WLAN-Passwörter von Dritten zu verwalten. Wenn bei mehreren tausend Standorten alle zwei Jahre das WLAN-Passwort geändert wird, kommt man nicht mehr hinterher und die Geräte sind dann offline.
Damit sind wir beim dritten Punkt: Mit Mobilfunk kann ich Lösungen so ausstatten, dass sie von Anfang an Plug and Play funktionieren. Ich habe die Kontrolle und bin auf keinen Dritten angewiesen. Das macht die Lösung äußerst attraktiv. Letztlich sind die Kosten auch nicht so hoch, wie man vielleicht befürchtet.

ANDREA SPIEGEL: Da kommen wir heute im Idealfall auch noch hin. Am Ende sprechen wir nicht von Kosten, sondern von Investitionsbudget – man hat schließlich etwas davon.

ANDREA SPIEGEL: Jetzt ist Mobilfunk zwar super, aber nicht unbedingt in Deutschland. Du hast gesagt, du hast viel Branchenerfahrung, aber es gibt hierzulande leider immer noch „blinde Flecken“ in Deutschland, in denen Mobilfunk schlicht nicht funktioniert.
Macht euch das bei euren Projekten manchmal einen Strich durch die Rechnung? Oder ist die Netzabdeckung bei den Kunden, mit denen ihr arbeitet, eher kein Thema?

ROLAND BECKER: Wir haben in diesem Bereich tatsächlich einen entscheidenden Vorteil mit unseren M2M SIM-Karten. Das ist eine gute Gelegenheit, über das Thema Multinetz zu sprechen.
Unsere M2M-SIM-Karten sind nämlich nicht an einen einzelnen Netzbetreiber gebunden. Im Idealfall können wir in Deutschland die Antennen aller drei – und demnächst vier – Mobilfunknetzbetreiber nutzen. Dadurch ist die Empfangssituation natürlich deutlich besser, als wenn man nur ein einziges Netz zur Verfügung hat.

Ein anderes Thema sind jedoch Orte wie Tiefgaragen, Kellerräume und ähnliche Bereiche. Dort sind zum Beispiel Betreiber von Ladesäulen betroffen oder der gesamte Smart-Metering-Bereich. In solchen Fällen hilft am Ende oft nur, Antennen oder Router mit LAN-Kabeln an Stellen zu platzieren, an denen überhaupt Empfang möglich ist. Die Physik setzt hier einfach Grenzen.

Aber wir sehen, dass viele Kunden, die in diesen Bereichen aktiv sind, darin routiniert sind und entsprechende Lösungen anbieten können.

ANDREA SPIEGEL: Das Problem kenne ich auch. Ich habe ebenfalls eine Tiefgarage und ein Elektroauto und es wäre schön, dort eine Ladesäule zu haben. Aber die Verbindung ist schwierig, zumindest über WLAN.

ROLAND BECKER: Genau. Man könnte es zwar umsetzen, das ist technisch keine große Kunst. Die größte Herausforderung ist meistens die Installation, insbesondere die elektrische Installation. Aber das gilt für viele Themen.

ANDREA SPIEGEL: Da bin ich bestimmt nicht die Einzige. Aber wie du sagst: Es ist machbar, nur eben nicht trivial.

ANDREA SPIEGEL: Welche Rolle spielen diese M2M SIM-Karten denn nun konkret im industriellen Kontext?
Du hast eben schon erwähnt, dass Vernetzung ein Thema ist, sowohl für Maschinenhersteller als auch für Endanwender. Vielleicht kannst du uns dazu noch einmal einen kurzen Überblick geben, bevor wir tiefer einsteigen.

ROLAND BECKER: Gerne. Der gesamte Digitalisierungstrend erfordert, dass Maschinen vor Ort vernetzt sind. Wie wir bereits besprochen haben, kann man dafür LAN, WLAN oder andere vorhandene Netzwerke nutzen und das wird auch häufig gemacht. Wenn das jedoch aus irgendeinem Grund nicht ausreicht oder nicht anwendbar ist, dann kommt die Mobilfunkvernetzung ins Spiel. Sie ermöglicht all diese Dinge wie Echtzeitprozesse, Überwachung, Wartung und so weiter.

Dabei zeigt sich, dass der Fantasie eigentlich keine Grenzen gesetzt sind. Wenn man erst einmal beginnt, Dinge zu vernetzen, ist der daraus entstehende Vorteil und Nutzen oft deutlich größer als zunächst erwartet.

ANDREA SPIEGEL: Dann schauen wir uns das heute auf jeden Fall genauer an. Ich bin jetzt schon gespannt, was du da alles zu berichten hast.

ANDREA SPIEGEL: Wir müssen, glaube ich, zunächst ein paar technische Grundlagen klären – zumindest für mich, aber wahrscheinlich auch für viele Zuhörer, die sich mit dem Thema M2M-SIM noch nicht so detailliert auskennen wie du. Fangen wir deshalb einmal ganz basic an: Worin unterscheidet sich eine M2M-SIM von einer normalen SIM-Karte und was sollte man darüber wissen?

ROLAND BECKER: Eine sehr wichtige Frage, weil das nicht weitläufig bekannt ist. Im Wesentlichen gibt es vier Punkte:
Erstens die Managebarkeit. Das bedeutet, dass ich meine gesamte SIM-Kartenflotte in einem Portal verwalten kann. Wir sprechen – unabhängig davon, ob es 50, 500, 5.000 oder sogar 50.000 Geräte sind – von einer Menge Karten, bei denen man den Überblick behalten muss. Im Portal kann ich die Verwaltung, Alarme, Zuweisungen, Aktivierungen oder Deaktivierungen steuern. Alternativ kann das Ganze auch über eine API direkt in die eigene Software eingebunden werden.

Zweitens die Multinetzfunktionalität. Eine M2M-SIM ist nicht auf einen einzelnen Netzbetreiber beschränkt. Auf die Vorteile dieser Lösung können wir später noch im Detail eingehen.

Drittens folgt darauf aufbauend die internationale Nutzbarkeit. Mit einer M2M-SIM kann ich mich auf Europa oder sogar weltweit ausrichten. Entsprechende Lösungen ermöglichen es, dass man nicht nur auf dem einen Markt aktiv sein kann.

Viertens spielen die Preis- und Tarifmodelle eine besondere Rolle. Für M2M-SIM-Karten gibt es nicht nur klassische S-, M-, L-Tarife oder Flatrates, sondern hoch spezialisierte Datenpakete für unterschiedliche Anwendungen, damit die Kosten möglichst niedrig bleiben. Hinzu kommen internationale Tarifmodelle.

Meist sind diese Lösungen als sogenannte Pooling-Tarife ausgestaltet. Das bedeutet, dass das Datenvolumen nicht pro SIM-Karte gilt, sondern für die gesamte Flotte zur Verfügung steht.

ANDREA SPIEGEL: Das klingt gut – SIM-Kartenflotten. Darüber habe ich vorher noch nie nachgedacht, aber klar, das ergibt Sinn.

ANDREA SPIEGEL: Wenn ich jetzt eine SIM-Kartenflotte brauche – was für eine Art von Unternehmen bin ich dann? In welchen Branchen bin ich unterwegs? Für wen ist das wirklich attraktiv, besonders mit Blick auf den Mittelstand?

ROLAND BECKER: Uns und mir persönlich ist wichtig, dass wir dort sehr klein anfangen. Wir haben tatsächlich Kunden, die nur eine einzige M2M SIM-Karte nutzen und davon sogar relativ viele. Diese kommen häufig aus dem Baubereich, insbesondere aus der Vermessung. Sie benötigen die SIM-Karte, um ihre sogenannten RTK-Daten aus dem Internet abzurufen, damit die Vermessung mit GPS-Systemen millimetergenau funktioniert.

Darüber hinaus geht es natürlich in die gesamte industrielle Branche – ganz unabhängig davon, ob es 10, 50, 100 oder tausende SIM-Karten sind. Alles, was wir bereits angesprochen haben, also vernetzte Maschinen, Robotik und viele weitere Anwendungen, fällt darunter. Auch der Handel, der Verkehr und die Versorgungswirtschaft gehören dazu.

Im Grunde ist es wie mit dem normalen Internet: Letztlich braucht es fast jeder für fast alles. So verhält es sich auch mit M2M-Karten.

ANDREA SPIEGEL: Sind diese M2M-Karten dann ausschließlich für industrielle Zwecke gedacht oder wäre das theoretisch auch für Privatpersonen ein interessantes Gadget?

ROLAND BECKER: Nein, M2M SIM-Karten werden ausschließlich an Geschäftskunden für geschäftliche Anwendungen verkauft. Wir bieten auch keine Sprachfunktion an. Oft kommt die Frage: „Kann ich damit nicht alle Netze nutzen und gleichzeitig telefonieren?“ Nein, das gibt es nicht und es ist regulatorisch auch nicht erlaubt.

ANDREA SPIEGEL: Sonst würde es wahrscheinlich jeder machen.

ROLAND BECKER: Im geschäftlichen Umfeld hingegen sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Es gibt beispielsweise viele Tablet-Anwendungen für Mitarbeiter, die unterwegs Daten erfassen.

ANDREA SPIEGEL: Servicetechniker zum Beispiel. Das waren direkt die ersten, an die ich gedacht habe – jemand, der etwa offshore auf einem Windrad arbeitet. Dort gibt es vermutlich kein WLAN und dann brauchen sie eine Verbindung, um ihren Servicebericht rechtzeitig übermitteln zu können.

ROLAND BECKER: Ganz genau.

ANDREA SPIEGEL: Okay.

ANDREA SPIEGEL: Ich habe vorhin schon das Thema Netzabdeckung angesprochen. Gibt es andere Störquellen oder problematische Faktoren, die eine Anwendung mit einer M2M SIM erschweren könnten? Oder kann man die SIM-Karte grundsätzlich überall nutzen, abgesehen von Tiefgaragen vielleicht?
Ich denke da gerade an Industriehallen oder ähnliche Gebäude, in denen dicke Wände, Flüssigkeiten oder andere Elemente die Übertragung stören könnten. Gibt es solche Themen?

ROLAND BECKER: Ja, natürlich gibt es Grenzen. Ein typisches Beispiel sind Kühlhallen in der Lebensmittelverarbeitung – dort funktioniert Mobilfunk praktisch nicht. In solchen Fällen muss man auf alternative Konnektivität setzen.

ANDREA SPIEGEL: Da ist das Kabel dann wieder attraktiv.

ROLAND BECKER: Oder eine Art Repeater, WLAN oder ein privates 5G-Netz nach innen legen. Letzteres ist zwar heute nicht unser Kernthema, aber ein privates Mobilfunknetz im Innenraum wäre eine Alternative.
Abgesehen davon stoßen wir vor allem dann an Grenzen, wenn Kunden nach sehr großen Datenmengen fragen.

ANDREA SPIEGEL: Was verstehst du unter „sehr große Datenmengen“?

ROLAND BECKER: Das hängt von der Zahlungsbereitschaft ab. Ab etwa 100 Gigabyte steigen die meisten Kunden aus, was unsere Preise betrifft. Ein lokaler Netzbetreiber kann in seinem eigenen Netz noch höhere Datenmengen abbilden, aber das ist außerhalb des üblichen M2M-Bereichs.
Die gute Nachricht ist, dass die Grenze mittlerweile deutlich höher liegt. Vor einigen Jahren hätte man 10 Gigabyte im M2M-Umfeld noch für unrealistisch gehalten – heute ist das völlig normal.
Wir sind stark in dem Bereich tätig, in dem 500 Megabyte bis ein Gigabyte derzeit der Sweetspot für neue Anwendungen ist. Wir bewegen uns also längst nicht mehr im Bereich von wenigen Megabyte, wie es noch vor zehn bis fünfzehn Jahren der Fall war.

ANDREA SPIEGEL: Ich wollte gerade sagen: Lass uns in zehn Jahren noch einmal darüber sprechen – dann sind 5 Terabyte wahrscheinlich auch kein Problem mehr.

ROLAND BECKER: Absolut, ja.

ANDREA SPIEGEL: Vielleicht kannst du uns einmal beispielhaft an einem klassischen Use Case eines Mittelständlers teilhaben lassen. Hast du vielleicht ein konkretes Praxisprojekt im Kopf, das du mit uns durchgehen kannst? Wie läuft das ab, mit welchen Anforderungen kommen die Kunden auf euch zu und was passiert dann?

ROLAND BECKER: Ein schönes Beispielprojekt stammt von einem Startup hier aus Baden-Württemberg, das autonome Reinigungsroboter herstellt. Bisher waren solche Geräte etwa 1,50 Meter hoch und wurden von einer Person manuell geschoben – beispielsweise auf Flughäfen.

Jetzt gibt es diese Roboter selbstfahrend und autonom. Zunächst wurden die Geräte so konzipiert, dass sie nicht auf eine Mobilfunkverbindung angewiesen sind. Das ist wichtig, damit sie grundsätzlich immer funktionieren. Im nächsten Schritt wurde jedoch für Servicezwecke entschieden, dass ein Fernzugriff sinnvoll wäre. Beispielsweise meldete ein Kunde: „In der Tiefgarage rechts in der Ecke wurde nicht sauber gemacht.“ Da wollte man prüfen, ob der Roboter dort tatsächlich hingefahren ist oder ob ein anderer Grund vorliegt.

Gemeinsam haben wir dann überlegt, welche Hardware eingebaut werden sollte. Wir nutzten kleine industrielle Gateways und Router. Am Anfang war der Einsatz relativ einfach, hauptsächlich in Deutschland und Europa. Zusätzlich wählten wir eine VPN-Lösung, um die Daten abzusichern und den Remote-Zugriff, etwa über feste IP-Adressen, zu ermöglichen. Das gesamte Konzept wurde anschließend implementiert.

Später kam es zu einer Erweiterung: Zwei dieser Maschinen liefen in einem bekannten Hotel in Singapur. Dort stellten wir die passende Asien-SIM-Karte zur Verfügung. Für den Kunden bedeutete das keinen zusätzlichen Aufwand. Zwar musste er eine andere SIM-Karte nutzen, um die Asientarife zu verwenden, aber die Verwaltung erfolgte weiterhin über dasselbe Portal, ohne dass er mit einem anderen Anbieter kommunizieren musste.

Das Projekt verlief sehr erfolgreich, und wir liefern dem Kunden weiterhin neue Geräte nach.

ANDREA SPIEGEL: Spannend.

ANDREA SPIEGEL: Du hast vorhin erwähnt, dass dafür auch eine gewisse Hardware benötigt wird. Wenn ich als Maschinenhersteller tätig bin, muss ich dann schon beim Aufbau der Maschine das Thema M2M-SIM mitdenken oder lässt sich das auch nachträglich nachrüsten?

ROLAND BECKER: Es gibt zwei Wege. Viele Gateway-Hersteller im Industriebereich haben bereits 4G integriert. Aber wenn nicht, lassen sich LTE-Router sehr einfach nachrüsten, weil sie eine Ethernet-Schnittstelle besitzen – das hat im Prinzip jeder. Alles lässt sich mehr oder weniger über Ethernet anschließen, außer es handelt sich um spezielle Schnittstellen wie Modbus. Nachrüstungen sind also in der Regel sehr leicht.

Ein schönes Beispiel ist ein Kaffeemaschinenhersteller aus der Schweiz – einer meiner Lieblingskunden. Vernetzte Kaffeemaschinen gelten oft als typische IoT-Beispiele und viele haben sich früher gefragt: „Was soll ich mit einer vernetzten Kaffeemaschine?“ Im professionellen Umfeld sieht das jedoch ganz anders aus. Diese Maschinen produzieren täglich teilweise über 500 Getränke. Die zwei umsatzstärksten Maschinen stehen in der Delta Lounge am LaGuardia Airport, und nachmittags um vier Uhr haben sie schon jeweils 700 Getränke produziert.

Der Hersteller hat früh alle relevanten Parameter in der Maschine zugänglich gemacht – Druck, Abweichungen, Vibrationen, Temperaturen und Ähnliches – noch bevor die Connectivity eingebaut wurde. Mit den Routern und den entsprechenden Tarifen lassen sich diese Maschinen nun kostengünstig online bringen, ohne dass jedes Mal Kabel verlegt werden müssen.

Inzwischen sind viele tausend Geräte mit Mobilfunk vernetzt. Bleiben wir beim Flughafen-Beispiel: Wenn etwas nicht in Ordnung ist, weiß der Servicetechniker bereits vorher genau, welche Teile er austauschen muss. Sobald er vom Parkplatz durch die Sicherheitskontrolle in die Lounge kommt, wäre es schlecht, wenn er nicht die richtigen Teile dabeihätte.

ANDREA SPIEGEL: Das ist wirklich blöd – vor allem für die Kaffee wollen.

ROLAND BECKER: Das erleichtert den Serviceeinsatz erheblich. Zudem können alle Parameter zentral überwacht werden.

ANDREA SPIEGEL: Ist der größte Mehrwert in der Industrie also tatsächlich, dass die Hersteller oder die Zentrale auf die einzelnen Geräte zugreifen können? Oder gibt es auch einen Mehrwert, wenn die Geräte miteinander kommunizieren? Kommt das auch vor oder ist das weniger ein Thema?

ROLAND BECKER: Geräte miteinander kommunizieren ist für mich derzeit kein gängiger Use Case. Der größte Nutzen liegt in der Produktverbesserung. Ich kann den Service optimieren, habe alle Informationen in Echtzeit und erkenne Muster. Mit Künstlicher Intelligenz lassen sich diese Daten noch gezielter auswerten. Ich sehe also genau, wie das Produkt genutzt wird, wo Verbesserungen möglich sind und wie Kunden es verwenden – Informationen, die ich sonst nur mühsam über Fokusgruppen oder Umfragen gewinnen könnte.

ANDREA SPIEGEL: Objektiv, weil das echte Daten sind und keine Meinungen.

ROLAND BECKER: Genau. Manchmal dient es auch dazu, Meinungsverschiedenheiten mit Nutzern anhand von Fakten zu klären.

ANDREA SPIEGEL: Absolut. Daraus lassen sich zudem neue Geschäftsmodelle entwickeln, etwa andere Service-Modelle.

ROLAND BECKER: Genau, ja.

ANDREA SPIEGEL: Gibt es noch weitere langfristige Effekte, die du in der Praxis erlebt hast – neben Themen wie Predictive Maintenance? Vielleicht ein Fall, bei dem ihr zu Beginn etwas nicht auf dem Schirm hattet und der sich später als überraschend nützlich herausgestellt hat?

ROLAND BECKER: Überraschungen gibt es eher selten. In der Regel ist schon absehbar, wo die Potenziale liegen.

ANDREA SPIEGEL: Ihr habt es auch schon ein paar Mal gemacht.

ROLAND BECKER: Genau. Trotzdem ist es so – wie ich eingangs erwähnt habe –, dass im Laufe der Zeit neue Ideen entstehen, was man alles machen kann, sobald die Maschine online ist.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt, es wirkt auch als Inspirationsquelle.

ROLAND BECKER: Genau. Wir haben inzwischen auch Kunden, die Maschinen vernetzen. Das betrifft zum Beispiel erweiterte Medizintechnik oder den Kosmetikbereich. Dort wurde eine Maschine vernetzt, für deren eigentliche Funktion die Connectivity nicht notwendig wäre. Aber durch die Vernetzung versteht man viel besser, wie intensiv die Maschine genutzt wird, wann sie ausfällt und welche Muster sich zeigen.

Im Grunde geht es darum, die Daten zu sammeln und anschließend zu schauen, welche Erkenntnisse sich daraus ergeben.

ANDREA SPIEGEL: Werdet ihr auch häufig hinzugezogen, um ein Netzwerk aufzubauen, das Redundanzen abbildet? Also für den Fall, dass bei LAN, WLAN und Co. etwas schiefläuft – seid ihr dann gewissermaßen das Backup? Oder funktioniert es auch andersherum?

ROLAND BECKER: Ja, absolut. Das kommt häufig vor und ist eine hervorragende Anwendung: Mobilfunk als Backup, idealerweise sogar mit drei Netzen. Oft ist es nämlich so, dass wenn eine Festnetzleitung durchtrennt wird, dies gleichzeitig das Backbone betrifft und dann fällt in der Region möglicherweise auch das Mobilfunknetz dieses Betreibers aus.

Deshalb ist Redundanz über mehrere Netze sehr wertvoll. Im Handel wird das häufig eingesetzt, aber auch an Unternehmensstandorten. Teilweise sogar als Active-Active-Lösung, etwa bei SD-WAN-Installationen, bei denen die Mobilfunkverbindung dauerhaft aktiv mitläuft.

ANDREA SPIEGEL: Noch.

ROLAND BECKER: Genau, noch. Für reine Backup-Szenarien ist es jedoch ideal. Ein schönes Beispiel aus der Nähe: Ein Kunde mit rund 20 Bäckereifilialen hatte immer wieder Internetausfälle und damit auch Probleme mit der Kartenzahlung. Dann ist der Chef selbst mit einer LTE-Fritzbox losgefahren und hat das provisorisch gefixt. Heute haben wir in diesen Fritzboxen LTE-Sticks integriert, die automatisch auf Mobilfunk umschalten. Seitdem gibt es keine Probleme mehr, und das Kassensystem läuft stabil.

ANDREA SPIEGEL: Für den Endkunden ist das natürlich ebenfalls ein besseres Erlebnis.

ROLAND BECKER: Genau. Kartenzahlung geht heute nicht, weil defekt sorgt sofort für Unzufriedenheit, Umsatzverluste und lange Gesichter. Wenn wir über Investitionen sprechen – von den Umsatzausfällen und den Verlusten, die ich in diesen zwei Stunden erziele, kann ich das Backup für ein paar Jahre finanzieren.

ANDREA SPIEGEL: Vor allem, wenn es in den Stoßzeiten passiert – morgens oder mittags, wenn richtig viel los ist.

ANDREA SPIEGEL: Gibt es denn auch Missverständnisse oder Unternehmen, die mit Anforderungen auf euch zukommen, bei denen ihr sagen müsst: „Moment mal, das geht überhaupt nicht“? Oder würdest du eher sagen, die meisten wissen, worauf sie sich einlassen, und ihr findet in der Regel Lösungen Dinge umzusetzen?

ROLAND BECKER: Eigentlich ist das selten ein Problem. Etwas tricky wird es nur, wenn Sprache ins Spiel kommt. Wenn also unbedingt eine Sprachübertragung erforderlich sein soll, gibt es zwar Möglichkeiten, aber nur für Maschinen. Ich darf zum Beispiel einen Aufzugnotruf oder eine Alarmanlage anbinden, aber ich darf nicht den Servicetechniker über eine Multinetzkarte anrufen, nur weil er gerade irgendwo ohne Empfang steht.

ANDREA SPIEGEL: Warum darf man das nicht?

ROLAND BECKER: Das ist regulatorisch festgelegt. Die Multinetz-Technologie ist ausschließlich für Maschinenkommunikation freigegeben.

Ein anderes Missverständnis betrifft Unternehmen, die ihre Lösungen ohne die Connectivity denken. Sie überlassen die Connectivity dem Kunden und sagen: „Bringt das irgendwie ins Netz, ist Standard.“ Oder: „Es ist zwar eine Mobilfunklösung, aber wir liefern keine SIM-Karte mit.“

Dann entsteht oft das nächste Problem. Der vorhandene Anbieter ist meist nur für Smartphones und ein paar Datenkarten zuständig. Das ist auch ein Grund, warum es uns gibt: Im Mittelstand hat der Ansprechpartner unser Produkt oder ein vergleichbares häufig nicht im Portfolio. Er verkauft dann eine einfache Datenkarte, die zwar eine Verbindung herstellt, aber weder die erweiterten Funktionen noch das Management bietet.

So wird improvisiert. Wir haben einmal einen Kunden übernommen, der tausend ungemanagte SIM-Karten im Einsatz hatte – verwaltet über Excel-Listen. Irgendwann kam er zu uns und meinte erleichtert: „Endlich gibt es jemanden, der ein Portal und eine saubere Lösung anbietet.“

Häufig werden zu Testzwecken auch Prepaid-Karten verwendet. Da sind wir wieder beim Vermessungsbeispiel: Das Gerät wird ausgeliefert und der Kunde verbringt eine Stunde damit, die SIM-Karte zum Laufen zu bringen. Vielleicht wurde sie drei Monate zuvor gekauft und nie aktiviert – oder sie ist bereits abgelaufen. Deshalb arbeiten wir heute mit Händlern und Herstellern zusammen, die die SIM-Karten direkt einbauen und sicherstellen, dass das Gerät Ende-zu-Ende funktioniert.

ANDREA SPIEGEL: Also im Grunde eine Professionalisierung des gesamten Mobilfunkthemas in der Industrie und im professionellen Umfeld.

ROLAND BECKER: Genau. An dieser Stelle möchte ich appellieren: Keine Angst vor Mobilfunk! Baut ihn direkt in eure Systeme ein. Das ist absolut handhabbar – selbst für diejenigen, die gerade erst eine Komplettlösung entwickelt haben, erschöpft durchschnaufen und denken: „Jetzt noch Mobilfunk verkaufen? Das ist bestimmt super kompliziert.“ Nein – alles ganz harmlos.

ANDREA SPIEGEL: Alles gar nicht so schwer – einfach Roland fragen. Sehr gut.

ANDREA SPIEGEL: Wie sieht es denn mit Sicherheitsthemen aus? Alles, was ins Netz geht – besonders wenn jemand Zugriff auf Maschinen oder Kundensysteme hat und möglicherweise Daten abgreifen könnte –, muss gut geschützt sein. Wie funktioniert das technisch?

ROLAND BECKER: Grundsätzlich sind Mobilfunkverbindungen bereits relativ sicher, da sie in einem geschlossenen System laufen. Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist immer möglich. Viele Kunden sagen: „Wir haben unsere eigene Verschlüsselung, da brennt nichts an.“ Alternativ setzt man zusätzlich ein VPN auf, häufig ein IPsec-VPN.

ANDREA SPIEGEL: Bei VPN bin ich noch dabei, aber danach wird’s für mich schwierig.

ROLAND BECKER: Der Vorteil eines IPsec-VPNs oder vergleichbarer Technologien ist, dass ich so auch auf die Endgeräte zugreifen kann und zwar über eine statische IP-Adresse. Im Mobilfunk gibt es grundsätzlich keine festen IP-Adressen. Stattdessen ein Sharing, bei dem sich mehrere hundert oder tausend Geräte eine Adresse teilen. Das bedeutet: Ich kann den Weg zu einem einzelnen Gerät nicht direkt adressieren.

Oft ist das kein Problem, weil sich das Gerät selbst meldet und Daten sendet. Aber wenn ich – um bei unserem Beispiel zu bleiben – bei einem Reinigungsroboter einen Servicefall habe und mich auf dessen Steuerungscomputer einloggen möchte, brauche ich eine Lösung. In diesem Fall wäre das VPN ideal. Zusätzlich bietet es auch noch die verschlüsselte Übertragung aller Daten.

ANDREA SPIEGEL: Also gibt es, wenn man so will, sogar mehrere Schutzebenen. Das ist cool.

ANDREA SPIEGEL: Wir haben schon ein paar Mal über Investitionen, Kosten und Budget gesprochen. Vielleicht kannst du uns ein Gefühl dafür geben, wie sich die Preise staffeln und worauf man achten muss. Ist zum Beispiel die Menge der SIM-Karten entscheidend oder eher das Datenvolumen? Welche Faktoren beeinflussen die Kosten und welche Investitionen würdest du für den Einstieg empfehlen?

ROLAND BECKER: Das Gute ist: Im Prinzip ist alles sehr dynamisch. Es gibt keine großen Fixkosten. Man kann bei uns wie auch bei anderen vergleichbaren Anbietern – ohne Setup-Gebühren einsteigen. Das Preismodell funktioniert so: Man kauft SIM-Karten, die kosten einen bestimmten Betrag pro Stück, um die drei Euro zum Beispiel. Danach richtet sich alles nach dem Datenpaket – kleine Pakete, große Pakete. Natürlich gibt es Rabatte, wenn man größere Mengen bestellt, also den Faktor zehn, hundert oder tausend erreicht.

Ansonsten sind die Preise europaweit einheitlich, darüber muss man sich also keine Gedanken machen. Worauf man achten sollte, ist das konkrete Tarifmodell zu prüfen, insbesondere die Folgepreise. Es gibt am Markt teilweise leider immer noch Anbieter mit sehr hohen Folgepreisen.

ANDREA SPIEGEL: Also wenn mein Volumen ausgeschöpft ist.

ROLAND BECKER: Genau. Es gibt immer Schwankungen und gerade durch das Pooling hat man die Möglichkeit, ein Datenpaket zu wählen, das zur Anwendung passt und ein bisschen Puffer hat – ohne es unnötig groß wählen zu müssen, nur um hohe Folgekosten zu vermeiden. Das sehe ich bei vielen Kunden: Sie kaufen viel zu große Pakete, nur aus Angst vor hohen Zusatzkosten.

ANDREA SPIEGEL: Gibt es da einen Prozentwert, den du empfehlen würdest? So etwas wie: immer zehn Prozent Puffer einplanen?

ROLAND BECKER: Die Kunden sind da meistens sehr konservativ und machen das gut. Wenn jemand sein Paket zu 70 oder 80 Prozent nutzt, ist er in der Regel optimal aufgestellt. Aber es gibt natürlich auch oft Momente, in denen man darüber kommt – zum Beispiel, wenn eine Software nicht das macht was sie sonst macht – sie macht ein Update und es werden auf einmal mehr Daten übertragen. Das ist aber kein Problem. Auch Mehrnutzungen sind am Ende wie zusätzliche Kilometer im Serviceauto: Das kostet etwas mehr, aber es gehört dazu.

Gerade bei unserem Produkt gilt: Wenn ich mich per Fernzugriff auf eine Maschine einlogge und dafür etwa eine Teams- oder VNC-Session nutze, brauche ich eben mehr Daten. Aber das hat einen Grund, und daher sind die Kosten meist kein Thema.

ANDREA SPIEGEL: Das beruhigt. Und gut zu wissen, dass es europaweit einheitliche Preise gibt. Also ein bisschen nach dem 80/20-Prinzip: 80 Prozent Auslastung, 20 Prozent Puffer – Plus Minus.

ROLAND BECKER: Genau. Was allerdings tricky ist: Es gibt einige Länder oder Regionen, in denen Roaming extrem teuer ist. Da muss man vorher genau hinschauen wie man das löst. Nicht spezialisierte M2M-Anbieter haben im Roaming oft sehr teuer. Was bei uns beispielsweise in den USA oder in Asien nur einen geringen Aufpreis kostet, kann bei anderen Anbietern schnell Faktor zehn sein.

ANDREA SPIEGEL: Das heißt: Wenn ich international unterwegs bin, da auch darauf achten.

ROLAND BECKER: Genau. Preise vergleichen und am besten mehrere Angebote einholen. So stellt man sicher, dass man international nicht unnötig hohe Roamingaufschläge bezahlt.

ANDREA SPIEGEL: Sehr gut.

ANDREA SPIEGEL: Wenn wir ein wenig auf die Zeit achten – wir müssen leider schon langsam zum Ende kommen, auch wenn es sicher noch viele spannende Details gäbe, über die man sprechen könnte –, gibt es denn Trends, die du bereits absehen kannst? Du sagst selbst, du bist schon sehr lange in diesem Geschäft, hast die Entwicklung von Stunde null bis minus eins miterlebt. Kannst du einschätzen, was in den nächsten Jahren noch kommt oder was sich verändern wird?

ROLAND BECKER: Ein sehr spannender Trend ist aktuell tatsächlich die eSIM. Darüber könnte man eigentlich eine eigene Folge machen. Vereinfacht gesagt: Das eSIM-Thema nimmt gerade richtig Fahrt auf, weil nun auch die passende Hardware verfügbar ist. Wir hatten im Mobilfunk lange ein Henne-Ei-Problem: Es gab mobile Daten, aber keine Handys, die sie nutzen konnten – und damit lohnte sich die Investition in die Netze nicht.

Bei der eSIM haben wir diesen Kreis jetzt durchbrochen. Wir haben Industrierouter, die eSIM-fähig sind und bei denen man Profile einfach herunterladen kann. Der gesamte Prozess vereinfacht sich enorm und Kunden können auch leichter den Anbieter wechseln. Sie sind nicht mehr dadurch „gefangen“, dass ein Stück Plastik – also die physische SIM – in der Maschine steckt. Das sehen wir bei vielen Kunden, die eigentlich gerne wechseln würden, es aber aus genau diesem Grund nicht können.

Wenn man auf eSIM setzt, hat man auch klare logistische Vorteile. Ein Beispiel: Singapur. Früher hätte man für Asien eine zusätzliche SIM-Karte hinschicken müssen. Mit eSIM kann man das Profil einfach freischalten und übertragen. Das ist eine sehr spannende Entwicklung, die gerade unglaublich an Dynamik gewinnt.

ANDREA SPIEGEL: Ich glaube, du hast schon viele Punkte angesprochen, aber zum Abschluss wäre es schön, das noch einmal zusammenzufassen. Hast du ein paar wichtige Punkte – so eine kleine Checkliste –, bei der du sagst: Das sind die Schritte, die ich bei der Auswahl eines M2M SIM-Anbieters auf jeden Fall berücksichtigen sollte? Oder Fragen, die ich mir in der Vorbereitung stellen sollte? Das wäre ein schöner Abschluss für diese Folge.

ROLAND BECKER: Ja, gerne. Die kurze Checkliste, die wir mit jedem Kunden durchgehen, umfasst im Grunde zunächst die Hardware-Seite. Also: Was brauche ich eigentlich, welchen Mobilfunkstandard möchte ich nutzen – 4G, 5G oder einen Schmalbandstandard? Dann: Wie viele Daten möchte ich übertragen? Davon hängt ab, welche Hardware geeignet ist. Brauche ich ein leistungsstarkes 5G-Modem oder reicht ein 4G-Modem, das oft stromsparender und kompakter ist?

Außerdem: In welchen Regionen werde ich unterwegs sein – Deutschland, Europa, weltweit? Auch das hat Auswirkungen auf die Hardware. Sehr wichtig ist zudem das Datenvolumen. Viele wissen das anfangs noch nicht, was völlig in Ordnung ist. Dann sollte man einfach testen: ein paar Test-SIMs einsetzen, unter realen Bedingungen ausprobieren und anschließend das tatsächliche Volumen auswerten. Das sind die wichtigsten Punkte, über die man nachdenken sollte. Natürlich, wie du auch gesagt hast, sollte man prüfen, ob es Orte gibt, an denen der Empfang schwierig ist, etwa Keller oder ähnliche Umgebungen.

ANDREA SPIEGEL: Ja, das kommt in Deutschland leider immer mal wieder vor. Sehr gut. Vielen Dank dir für deine Zeit. Es hat mir großen Spaß gemacht. Es war für mich auch ein ganz neues Thema. Ich habe mich damit bisher nie beschäftigt, weil es uns hier akut nicht betrifft – außer vielleicht das eSIM-Thema. Darüber denkt man privat auch nach, etwa bei Smartwatches und ähnlichen Geräten. Sehr spannend. Ich habe mir notiert, dass wir dazu vielleicht auch noch einmal sprechen wollen.

Ihr da draußen habt die Folge hoffentlich aufmerksam verfolgt. Wir haben uns heute das Thema M2M-SIM im industriellen Umfeld angeschaut, die technischen Grundlagen besprochen, die Relevanz für IoT und Industrie 4.0 betrachtet, Herausforderungen und Use Cases von Roland gehört und außerdem über Internationalisierung und Investitionen gesprochen. Zum Abschluss gab es eine hilfreiche Checkliste von Roland. Ich hoffe, ihr habt mitgeschrieben und wisst nun genau, wie ihr euch vorbereiten könnt.

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Welche Idee steckt hinter der Multikommissionierung in der Lagerlogistik?

„Die Idee bei der Multikommissionierung ist auch da, eben solche Leerfahrten, Leerwege, egal ob jemand läuft oder eben fährt, zu vermeiden.“

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