ANDREA SPIEGEL: Ich würde mich jetzt freuen, wenn du zum Abschluss nochmal als kleine Zusammenfassung vielleicht für uns nochmal skizzieren könntest. Gibt es irgendwelche Unternehmen, irgendwelche Anwendungsfälle, wo du sagst, da ist es mega sinnvoll mit RFID zu arbeiten und dann gibt es aber auch den Punkt, wo du sagst, da lohnt es sich einfach nicht oder da ist das Unternehmen noch zu klein vielleicht. Also wenn ich jetzt einfach so an unsere Zuhörer denke, wie können die für sich irgendwie jetzt das Ganze einordnen? Also ab wann lohnt es sich, da reinzugehen oder würdest du sagen, lohnt es sich immer? Oder wo gibt es da so Ansatzpunkte?
THOMAS HEIJNEN: Also ich glaube, das ist eine sehr breitbandige Frage. Also ich denke mal, pauschal kann man keine Industrie wirklich selektieren. Es hängt auch nicht wirklich von der Unternehmensgröße irgendwo ab, sondern eher von dem ROI-Effekt, den ich durch den Einsatz von quasi der jeweiligen gewählten Technologie letztendlich erreiche. Wir haben in manchen Fällen die Aufgabe, mittels einer Prozessoptimierung den ROI herzustellen. In anderen Fällen haben wir aber auch die Aufgabe, einen Fehler generell zu vermeiden. Das heißt, vielleicht kostet ein Fehler auf einen Schlag eine halbe Million oder eine Million. Wir haben zum Beispiel bei einem Kunden gehabt, da, wie ich vorhin auch schon gesagt habe, wurde eine Fertigungsstufe rausgelassen. Und die Oberfläche von metallischen Objekten wurde nicht richtig gehärtet. Das Ganze ist dann zum Endkunden oder zum weiteren produzierenden Unternehmen gegangen. Und es entstanden riesige Regressforderungen. Und der ROI, wenn wir jetzt nur Richtung Prozessoptimierung gegangen wären, wäre deutlich über eineinhalb Jahre gewesen. Wir haben aber aufgrund der Fehlerwahrscheinlichkeit eine ganz andere Voraussetzung gehabt. Und da hat sich der Invest in circa eine Viertelmillion Euro RFID absolut rentiert, weil die Fehlerrate dementsprechend drastisch reduziert worden ist. Oder Wahrscheinlichkeit, muss ich sagen. Und das sind also diese Blickwinkel, die ich da einnehmen muss. Wie gesagt, das heißt, wenn ich jetzt angenommen ein Dreimannunternehmen habe und ich könnte so einen Impact aufgrund eines Fehlers haben, kann ich sagen, da macht es dann auch vielleicht wieder Sinn. Ich denke mal, die Wahl der Mittel aufgrund der Voraussetzungen ist eigentlich dahingehend das Kriterium, das ich für mich als Angelegenheit zu berücksichtigen habe. Pauschal ist, glaube ich, momentan immer so die Herausforderung, macht es im Konsumerbereich Sinn, wenn man so die Zahnpasta-Tube mal als Beispiel nimmt. Die ist jetzt mit einem ERN-Barcode gedruckt, der quasi 0,1 Cent in der Produktion kostet. Da jetzt einen Transponder dran zu pappen, um das quasi bis zum Endkunden zu verfolgen, das würde ich mal in Frage stellen in der jetzigen Zeit, weil es einfach zu teuer ist. In solche Szenarien kann man da denken. Schwer zu beantworten. Du merkst, ich bin so ein bisschen am Rudern. Aber es ist immer die Frage, welchen Effekt ich dadurch erziele.
ANDREA SPIEGEL: Ich wollte es gerade sagen, ich fand eigentlich deine Antwort, die erste, schon super gut, weil das ist tatsächlich was, was man, glaube ich, nicht bedenkt. Auf der einen Seite sieht man natürlich das Geld und was das kostet, das Investment. Aber wie du sagst, ist es eine reine Prozessverbesserung, Prozessoptimierung, über die ich das dann irgendwie rechenbar machen muss? Oder ist es halt am Ende des Tages wirklich eine Fehlervermeidung oder eine Fehlerreduzierung, die mir einfach einen Haufen Geld auch spart?
THOMAS HEIJNEN: Wir haben tatsächlich auch Projekte, da geht es rein um Image. Es gibt ein Projekt, ich möchte ihn nicht nennen, der ist dort auch nicht unbedingt der Beste, wenn man Richtung Prozessoptimierung geht. Aber das Unternehmen möchte mit aller Gewalt sehr innovativ auch dementsprechend voranschreiten. Und ich glaube auch, dass dieses Unternehmen in der Zukunft die Früchte ernten wird, weil man schon sehr vorausschauend den Kunden relativ weit in das eigene Unternehmen reinschauen lässt, auf Basis automatisch generierter Informationen. Und da gibt es wunderbare Beispiele. Also es gibt ein Beispiel, das ist ein Farbhersteller. Da kann ich im Internet quasi meine Farbe bestellen. Und das Erste, was passiert, es wird ein Smartlabel gedruckt und auf den Eimer geklebt. Und der Eimer steuert sich quasi selber durch die Produktion an die jeweiligen Abfüllstationen und letztendlich auch bei der Verpackung. Das ist eigentlich sehr, sehr spannend und erzeugt dadurch eine sehr hohe Kundenbindung. Und wenn man jetzt die reine Prozessoptimierung sieht, hätte man das genauso gut mit Barcode machen können. Wir haben aber gewisse Prozessschritte, wo der Vorteil zum Tragen kommt, dass ich den Datenträger nicht sehen muss, sondern nur hören muss. Und da schließt sich irgendwo wieder der Kreis. Also das sind eigentlich sehr schöne Beispiele für sowas.
ANDREA SPIEGEL: Ich glaube, wir könnten noch drei Stunden über Beispiele reden. Ich sehe, du hast viel mitgebracht. Das freut mich auch immer. Ich glaube, das ist immer sehr spannend, auch das dann in so einer Praxis zu hören oder auch zu sehen, je nachdem, wo die Zuschauerinnen und Zuschauer gerade dabei sind. Ich würde trotzdem an der Stelle, glaube ich, gerne einen Punkt machen. Das war sehr viel Information. Ich glaube, wir haben viel gelernt über die RFID-Technologie, wie Auto-ID sinnvoll eingesetzt werden kann, welche Use Cases potenziell in Logistik und Produktion möglich sind. Und natürlich auch das Thema Real-Time-Location haben wir uns noch mal ein bisschen angeschaut. Auch da könnte man wahrscheinlich eine eigene Folge draußen machen. Also vielleicht machen wir irgendwann mal noch eine Fortsetzung.
Ich danke dir auf jeden Fall, Thomas, dass du da warst. Thomas Heijnen von Kathrein hat mich gefreut. Ich hoffe, ihr da draußen konntet auch einiges aus der Folge mitnehmen. Wenn es jetzt noch Fragen gibt, wie gesagt, wir haben viele Themen behandelt, dann schreibt uns einfach gerne eine Nachricht, eine E-Mail oder schreibt es in die Kommentare. Dann leiten wir das gerne auch noch mal weiter, dann zur Beantwortung, falls wir selber das nicht können.
Ansonsten, wenn euch die Folge gefallen hat, lasst uns einen Daumen nach oben da oder eine Bewertung bei Spotify, iTunes und Co. Wir freuen uns da über eure Nachrichten, über eure Bewertung. Und ansonsten würde ich sagen, vielen Dank nochmal an dich und dann bis zum nächsten Mal. Macht’s gut.
THOMAS HEIJNEN: Dankeschön.