Prozess-Know-how bedeutet kein Automatismus, sondern bekannte Lösungen neu in Frage zu stellen

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Seit Jahren geht es in den Projekten, die L-mobile betreut, immer darum ein bestehendes Problem durch den klugen Einsatz von Software zu lösen. Die Softwarelösungen der L-mobile sind leistungsfähig und extrem wandelbar. Dennoch entstehen im Grunde immer Lösungen, welche sich auf die eine oder andere Weise auf eine bereits bestehende Lösung zurückführen lassen. L-mobile stellt sich immer öfter die Frage, ob bessere Lösungen vielleicht nicht zustande kommen, weil wir durch die guten, bereits existierenden Lösungen nur in diesen Bahnen denken.

Vor einigen Wochen wurde L-mobile besonders drastisch daran erinnert, dass exzellente Lösungen nicht durch eine besonders ausgefeilte Software-Unterstützung entstehen, sondern durch das Erkennen des innersten Kerns eines bestehenden Problems. Einer unserer langjährigen Kunden verkündete, dass er uns sehr dankbar für die erbrachte Leistung ist und dass er dennoch die eingesetzte L-mobile-Lösung abschalten wird. Wir waren zunächst einmal verwirrt und gleichzeitig betroffen: Die Software unterstützte den Planungsprozess komplett und die Mitarbeiter waren sehr zufrieden damit. Die Software ist im Grunde perfekt – was war also geschehen? Warum möchte der Kunde die Lösung abschalten?

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Das vorliegende Problem beim Kunden bestand darin, dass alle Maschinen 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche ausgelastet waren. Viele Aufträge wurden trotzdem nicht termingerecht geliefert und durch den entstehenden Auftragsdruck musste die Produktion ständig neu umgeplant werden. Seit 4 Jahren lag dieser Umstand unverändert an und jeder hatte sich in die Unausweichlichkeit dieser Situation gefügt. Das L-mobile Projekt diente dazu diesen Planungs-Marathon perfekt zu unterstützen und den Mitarbeitern die Übersicht über das Ganze zu ermöglichen. Die Lösung des Problems war aber nicht eine Unterstützung der Planung, sondern definitiv weniger zu planen.

Nach der Überarbeitung der Prozesse liegt heute auf jeder Maschine genau 1 Auftrag. Gerüstet wird maximal 1 mal pro Tag und typischer Weise stehen zu jeder Zeit 1 bis 3 Maschinen still. Das alles bei unveränderter Auftragslage und bei 100 % Liefertreue. Und es ist keine Umplanung mehr notwendig, da es nur noch genau einen Auftrag pro Maschine gibt. Wie geht das?

Dazu muss man verstehen, welche Parameter an solch einem Prozess überhaupt beeinflussbar sind. Folgenden Tatsachen sind zu akzeptieren:

Wächst die Anzahl an unbearbeiteten Aufträgen, dann ist die Produktionskapazität zu klein. → Es müssen mehr Maschinen gekauft werden.

Sinkt die Anzahl an unbearbeiteten Aufträgen, dann ist die Produktionskapazität zu groß. → Es müssen mehr Aufträge gefunden werden.

Bleibt die Anzahl an unbearbeiteten Aufträgen gleichbleibend hoch und führt zu den Problemen, dass alle Maschinen voll ausgelastet sind, dennoch keine termingerechte Lieferung stattfindet, dann wird schlecht geplant.

Die Lösung zu den ersten beiden Ursachen wird jedem klar sein. Für den dritten Fall hat der Kunde eine ganz eigene Methode entwickelt, welche alle bestehenden Probleme sauber gelöst hat:

Alle Losgrößen werden so vergrößert, dass Aufträge grundsätzlich in der Nachtschicht enden. Das hat zur Folge, dass die Aufträge dann bereits seit dem Morgen laufen und die Spät- und Nachtschicht als Geisterschicht stattfinden kann. Der Personalbedarf kann auf diese Weise drastisch verringert werden.

Es wird ausschliesslich in der Frühschicht gerüstet. Dadurch wird nur noch ein Drittel der Maschineneinrichter benötigt.

Es wird ein Lager für Endprodukte eingerichtet, das die Überfertigung auffängt (über die Hälfte der Bedarfe wird heute aus diesem Lager bedient).

L-mobile besitzt viel Prozess-Know-how, doch die Eleganz dieser Lösung hat uns sprachlos gemacht. Eins steht für uns seit diesem Erlebnis fest – L-mobile will nicht der Mann mit dem Hammer sein, der überall Nägel sieht, sondern an jede Aufgabe so heran gehen als sei alles möglich. Jedes Projekt ist es wert alle bekannten Lösungen neu in Frage zu stellen.

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