Bildung im Wandel – Warum sich unsere Schule grundlegend ändern muss

Die Bildung befindet sich im digitalen Wandel – und das muss sie auch. Getrieben durch Politik und Gesellschaft ist der Druck nach einer Modernisierung unseres Schulunterrichts, unter anderem durch digitale Technologien, immens geworden. Doch was sind die Gründe hierfür? Was wird sich an unseren Schulen und der Art, wie wir unsere Kinder unterrichten ändern? Und garantieren digitale Tafeln und Tablets wirklich einen besseren Unterricht?

Um eines gleich vorweg zu nehmen: Nein, digitaler Unterricht ist nicht automatisch besser als analoger Unterricht. Doch digitale Technologien in der Schule können große Vorteile haben – für Schüler, Lehrer, Eltern und unsere Gesellschaft –, solange einige wichtige Aspekte berücksichtigt werden. Doch es gibt viel weitreichendere Gründe, warum sich unser Schulunterricht bald grundlegend ändern muss…

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Unser Schulunterricht – Status quo

L-mobile DigitalPakt Schule Moderner Unterricht

Um zu verstehen, warum eine Veränderung des Unterrichts hilfreich, wenn nicht gar notwendig ist, muss man zuerst den Status quo analysieren. Und hierbei kommt man zu erstaunlichen Ergebnissen. Also zurück an die Schulbank…

In den vergangenen Jahren wurden einerseits immer wieder kleinere oder größere Veränderungen am Schulsystem, der Unterrichtsmethodik und Didaktik vorgenommen. Die Grundzüge des Unterrichts an vielen deutschen Schulen haben sich in den letzten einhundert Jahren jedoch wenig geändert. In vielen Fächern ist zum Beispiel immer noch der Frontalunterricht die vorherrschende Unterrichtsmethode – und das hat entscheidende Nachteile.

So beruht Frontalunterricht hauptsächlich auf extrinsischer Motivation und nimmt den Schülern die Möglichkeit, selbstbestimmt und gemeinschaftlich zu lernen. Es kann hier nur wenig Rücksicht auf individuelle Lerntypen und Lerngeschwindigkeiten genommen werden. Das hat zur Folge, dass zwangsläufig einige Schüler unterfordert sind, während ein oft beachtlicher Teil überfordert resigniert. Dass dies nicht die beste Möglichkeit der Bildung unserer Kinder darstellt, ist jedem klar.

Dennoch: Wenn man Bilder aus dem Unterricht des frühen 20. Jahrhunderts mit heute vergleicht, wird man erschreckend oft ein ähnliches Bild vorfinden. Zwar wurden die Schiefertafeln durch Hefte und Bücher ausgetauscht – die Unterrichtsmethode ist jedoch oft die Gleiche geblieben. Doch unsere Welt verändert sich. Die Art, wie wir miteinander kommunizieren und arbeiten ändert sich. Warum scheint es dann, dass unsere Bildung keine großen Fortschritte macht?

Was läuft falsch an deutschen Schulen?

Fairerweise muss man an dieser Stelle hervorheben, dass es durchaus große Fortschritte gab – so wie die Abschaffung der Erniedrigung, Einschüchterung und Prügelstrafe im Unterricht. Viele Lehrkräfte achten außerdem bereits auf eine heterogene Differenzierung und kombinieren somit verschiedene Methoden in ihrem Unterricht. Und das hat zweifellos große Vorteile, da man somit verschiedene Lerntypen anspricht, den Unterricht abwechslungsreicher gestalten kann und die Aufmerksamkeitsspanne der Schüler besser nutzen kann. Doch oft wird hierbei nur auf analoge Medien zurückgegriffen. Dabei bieten digitale Medien manchmal weit bessere Möglichkeiten der Analyse, Interpretation und Zusammenarbeit.

In der Berufswelt, im sozialen Zusammenleben sowie in der politischen Meinungsbildung spielen digitale Technologien eine immer größer werdende Rolle. Die Ausbildung einer Medienkompetenz wurde jedoch bisher hauptsächlich den Eltern überlassen, die meist weder die pädagogische Ausbildung, noch das Wissen über den korrekten Umgang mit dem Internet und digitalen Medien allgemein besitzen – ein Teufelskreis.

Erschwerend hinzu kommt ein scheinbar chronisches Desinteresse an MINT-Fächern, das in den letzten Jahren immer größer wird. Das ist umso tragischer, da diese Fächer in naher Zukunft vermutlich für viele Berufe eine große Rolle spielen werden. Die Folge: immer größere Knappheit bei steigendem Bedarf. Und das ist noch nicht alles.

Denn unser Schulsystem ist in den Grundzügen darauf ausgelegt, Wissen in einzelnen Fächern zu erlernen und kurze Zeit später wiederzugeben. Das klingt zwar erst einmal nicht schlecht. Dies geschieht jedoch oft, ohne dass erkennbare Zusammenhänge zu anderen Fächern hergestellt werden – allein schon durch die strikte zeitliche und thematische Trennung der Fächer im Stundenplan. Jeder hat das schon einmal erlebt: Das Läuten der Glocke unterbricht eine konstruktive Diskussion in Gemeinschaftskunde und zwingt alle Schüler dazu, sich plötzlich auf Algebra und anschließend auf Fotosynthese zu konzentrieren. Wie kann man diese harten Brüche verhindern? Wie könnte man es schaffen, dass die Aufmerksamkeitsspanne und die Motivation der Schüler für ein Themengebiet nach dem Läuten erhalten bleibt?

Der Weg zu einem zeitgemäßen Unterricht?

Eigentlich ganz einfach: Indem man das „große Ganze“ zum Kern des Unterrichts macht. Was ist damit gemeint? Skandinavische Länder machen es teilweise bereits vor und unterrichten nicht mehr in Fächern sondern in “Phänomenen”. Klingt befremdlich? Ist es auch – aber die Schüler lernen dort, verschiedene Fachbereiche miteinander zu verknüpfen, ohne dass der Lehrplan auf der Strecke bleibt. Im Gegenteil: Die Schüler lernen sogar besser, da sie Zusammenhänge erkennen und ein tiefgehendes Verständnis aufbauen können. Um beispielsweise das „Phänomen Deutschland“ zu verstehen, lernen Schüler interdisziplinär aus den Bereichen Literatur & Sprache, Geschichte & Gesellschaftskunde, Politik, Wirtschaft, Geografie und Religion. Die enge Verknüpfung dieser Fächer unter einem großen Thema ermöglicht es den Schülern also, komplexe Zusammenhänge anhand von realen Beispielen zu verstehen. Doch ganz so einfach, wie eingehend angekündigt, ist es dann doch nicht…

Denn unser Schulsystem verändert sich nur langsam. Das bietet zwar den Vorteil der Stabilität, macht es aber auch träge, wenn es darum geht, größere Schritte in die Zukunft der Bildung zu machen. Der DigitalPakt Schule kann zu so einem Schritt werden – wenn er auch richtig umgesetzt wird. Denn er ermöglicht wichtige Investitionen in die Infrastruktur. Doch natürlich bringt es keine Vorteile mit sich, wenn man die Qualifikation der Lehrkräfte und die Umsetzung eines Medienkonzeptes unterlässt. Nimmt man jedoch beides ernst, so können durch eine digitale Bildung viele Probleme gelöst werden. Das SAMR-Modell von Dr. Puentedura verdeutlicht hierbei sehr gut, dass der Einsatz digitaler Technologien im Unterricht gemeinschaftliche, fachübergreifende Aufgabenstellungen einfacher zugänglich macht und Aufgabenstellungen ermöglicht, die ohne digitale Medien undenkbar wären. Das hat auch der Bund erkannt…

  • Interdisziplinarität

    Den Schülern Wissen und Fähigkeiten vermitteln, indem man ihnen anhand fachübergreifender Fragestellungen die Interdependenzen unterschiedlichster Fächer näherbringt.

  • IT-Infrastruktur

    Investitionen in die IT-Infrastruktur bilden die Grundlage für die Verwendung jeglicher digitaler Medien im Unterricht.

  • Technisch-pädagogisches Konzept

    Nur mit einem Medienkonzept, wo die Einsatzfelder digitaler Geräte sowie die Schulung der Lehrkräfte thematisiert wird, wird ein sinnvoller Einsatz der Digitalisierung gewährleistet.

Nicht ohne Grund zählt seit dem Jahresbericht der Bundesregierung 2009/10 die Medienkompetenz als Kulturtechnik – neben dem Lesen, Schreiben und Rechnen. Dass durch einen digital unterstützten, modernen Unterricht die Lernerfolge der Schüler ebenfalls maßgeblich verbessern können, zeigen darüber hinaus z.B. die Studien der Lancaster University sowie des Zentrums für internationale Bildungsvergleichsstudien an der Technischen Universität München im Auftrag der Kultusministerkonferenz.

Doch das sind noch nicht einmal die wichtigsten Gründe, weshalb sich unser Schulsystem ändern muss…

Die große Frage nach dem Warum?

Warum also muss sich der Unterricht ändern? Um den Unterricht didaktisch und methodisch zu bereichern? Um die Medienkompetenz der Schüler zu stärken? Oder um deren Lernfortschritte zu verbessern? Das alles sind zwar wichtige Gründe für einen Wandel in unseren Schulen – doch sie lassen einen beachtlichen Aspekt außer Acht…

L-mobile IT-Systemhaus DigitalPakt Schule

Das Schulsystem war lange Zeit darauf ausgerichtet, die Schüler so zu bilden, dass sie das nötige Wissen und die passenden Befähigungen für ihr Berufsleben haben und am gesellschaftlichen und politischen Leben teilhaben können. Das hat auch lange Zeit funktioniert, weil man wusste, für welche Berufe man die Schüler (aus)bildet und wie das gesellschaftliche Zusammenleben organisiert ist. Was wir durch die Digitalisierung jedoch beobachten können, ist ein Wandel in allen Lebenslagen. Ein Wandel, der so schnell stattfindet, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, damit Schritt zu halten. Das Kernprinzip unserer Schule wird dadurch auf eine äußerst harte Probe gestellt. Denn durch den rasanten digitalen Wandel der Berufswelt werden viele Schüler später einmal Berufen nachgehen, die es aktuell noch gar nicht gibt – Berufe, die völlig andere, vielschichtige Anforderungen hinsichtlich Kreativität oder Selbstverantwortung stellen, als viele Berufe, die wir heute kennen.

Als wäre das noch nicht drastisch genug, ändert sich durch die Digitalisierung auch die Art, wie wir miteinander kommunizieren, wie wir konsumieren, unseren Alltag verbringen und unsere Partner kennenlernen und uns politisch engagieren – kurzum, unser gesamtes Privatleben. Die Werte, die in unseren Schulen vermittelt werden und die Befähigungen, die den Schülern gelehrt werden, müssen sich diesem Wandel ein Stück weit anpassen. Denn nur so können Schüler auf ihr Leben – privat wie beruflich – auch optimal vorbereitet werden. Durch die Anpassung unserer Lehrpläne, die Schulung der Lehrkräfte und den sinnvoll dosierten Einsatz von digitalen Technologien, wie Lernplattformen und passender Hardware, kann genau das erreicht werden.

Wenn Sie mehr erfahren wollen, über die Vorteile digitaler Medien im Unterricht, lesen Sie unseren Beitrag über die 5 Gründe, wie digitale Medien Ihren Unterricht bereichern oder schreiben Sie uns direkt eine Nachricht.

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